Im Rahmen meiner Arbeit habe ich wiederholt festgestellt, dass mitunter immer noch Unsicherheit bei der Frage herrscht: Was macht eine Hebamme eigentlich genau? Na klar, sie betreut Geburten. Aber in unserem Berufstand gibt es noch viel mehr zu tun. 

Hebammen sind die ausgebildeten Expert*innen für alle Fragen rund ums Kinderkriegen. Wusstest Du übrigens, dass es auch männliche Hebammen gibt? Bis zur Reform des Hebammengesetztes 2019 wurden sie als „Entbindungspfleger“ bezeichnet. Heute gilt die Bereufsbezeichnung „Hebamme“ für alle Geschlechter.

Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass Hebamme einer der ältesten Berufe der Menschheit ist. So soll sie bereits dem ägyptischen Sonnengott Re auf die Welt geholfen haben, wie eine Tempeldarstellung aus dem 3. Jahrtausend vor Christus zeigt. Mehr zur Geschichte unseres wundervollen Berufes kannst du auf meinem Blog hier lesen. 

Jahrzehnte war der Hebammenberuf ein schulischer Ausbildungsberuf, der nun akademisiert wurde. Seit Januar 2020 werden Hebammen an Hochschulen ausgebildet. Es ist ein duales Studium mit vielen Einsätzen in der Praxis. Sie schließen diese Ausbildung mit dem Bachelor of Science ab. 

Hebammen begleiten von Anfang an

Kommen wir nun zum Tätigkeitsfeld. Vom Beginn der Schwangerschaft, auch wenn diese zu einem Abort führt, während der Geburt und des Wochenbettes, bis zum Ende der Stillzeit steht dir deine Hebamme als ebenso kompetente wie verlässliche Begleiterin zur Seite. Das wissen wahrscheinlich noch viele Frauen. Dass wir Hebammen aber Frauen auch im Zusammenhang mit Kinderwunsch unterstützen, wissen wahrscheinlich nur wenige Paare. Das liegt daran, dass Krankenkassen diese Leistung in Deutschland nicht bezahlen. 

Es ist genau geregelt, welche und wie viele Leistungen der Hebamme die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen müssen. Darauf haben (werdende) Mütter Anspruch. Sie haben aber keinen gesetzlichen Anspruch darauf, Hebammenhilfe zu bekommen. Und genau das bringt viele Schwangere in die Not, keine Hebamme zu finden.

Etwas jede fünfte Mutter nach der Geburt ihres Kindes ohne Hebamme da. Viele Hebammen haben zu wenig Zeit, um (werdende) Mütter ausreichend betreuen zu können. Das gilt nicht nur für die Situation im Kreißsaal. Das gilt besonders für die Zeit der Schwangerschaft und des Wochenbettes. Dabei gehört die Geburtshilfe, wie auch die Betreuung im Wochenbett zu den gesetzlich festgelegten vorbehaltenen Tätigkeiten der Hebamme. Keine andere Berufsgruppe kann und darf Hebammenhilfe ersetzen.

Und weil Hebammen so rar geworden sind, wundert es nicht, dass eine Untersuchung ergab, dass von den Frauen, die keine Hebammenbetreuung haben, jede Dritte nicht einmal weiß, dass sie überhaupt Anspruch auf Hebammenbetreuung hat. 

Hebammen unterstützen Frauen auch im Falle einer Frühgeburt. Auch dann, wenn die Mama bereits aus der Klinik entlassen ist und das Baby noch in der Kinderklinik versorgt wird. Diese Hilfe ist besonders für das Stillen wertvoll und wichtig. Denn der Stillstart bei Frühgeborenen fällt oft nicht leicht. Die Hebammenhilfe für Mamas von Frühgeborenen ist aber auch wichtig, um die Gesundheit der Mama zu überwachen und unterstützen, deren Wochenbett in aller Regel nicht so ruhig verlaufen kann, wie es sollte.

Die Hebamme ist auch bei der Frau, während und nach einer Fehlgeburt. Auch deshalb ist es wichtig, dass sich Schwangere sehr frühzeitig um die Hilfe einer Hebamme bemühen. In Deutschland werden Schwangeren Hebammen nicht zugewiesen. Damit haben sie einerseits die Wahl, welche Hebamme sie begleiten soll, andererseits aber auch das Risiko, dass sie keine Hebamme finden, die sie zu Hause betreut.

In jedem Fall betreut dich deine Hebamme ganzheitlich. Sie begleitet dich also nicht nur medizinisch während deiner Schwangerschaft, ggf. bei der Geburt sowie im Wochenbett und der Stillzeit, sondern ihr liegt auch dein psychisches und soziales Wohlbefinden am Herzen. Deshalb hat sie immer ein offenes Ohr für all deine Fragen und Nöte. Bei Bedarf kann sie auch weitere Unterstützungsangebote vermitteln. 

Hebammenhilfe während der Schwangerschaft

Eine Hebamme kann eine Schwangerschaft „offiziell“ feststellen und auch den dazugehörigen Mutterpass ausstellen. Bis auf die Ultraschalluntersuchungen, die in Deutschland nur von ärztlicher Seite vorgenommen werden dürfen, kann die Hebamme bei komplikationsloser Schwangerschaft alle der vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen vornehmen: beispielsweise deinen Blutdruck und dein Gewicht sowie deine Blut- und Urinwerte kontrollieren. Darüber hinaus überprüft sie in regelmäßigen Abständen die Lage, Größe und Herztöne des ungeborenen Kindes, überwacht also seine Entwicklung während der Schwangerschaft. 

Und auch bei unterschiedlichen Schwangerschaftsbeschwerden – wie beispielsweise bei Müdigkeit in der Schwangerschaft, Übelkeit in der Schwangerschaft, oder Schlafproblemen in der Schwangerschaft– weiß die Hebamme oft Abhilfe. Auch bei vorzeitigen Wehen oder Blasensprung kann sie dir sofort sagen, was zu tun ist. 

Deine Hebamme ist zudem stets eine gute Ansprechpartnerin, wenn du besonderen Belastungen in der Schwangerschaft ausgesetzt bist. Das können Geldsorgen sein, Konflikte in der Partnerschaft, vorangegangenen traumatische Geburtsverläufe, Fehlgeburten oder auch besondere Unsicherheiten bzw. Ängste im Hinblick auf die Geburt oder Elternschaft. Scheue dich nicht, dich mit all deinen Sorgen, die deine Schwangerschaft beeinträchtigen könnten, an deine Hebamme oder auch an mich zu wenden!

Darüber hinaus bieten viele Kolleginnen auch verschiedene Kurse an, die Eltern Sicherheit im Umgang mit der Geburt und dem Baby geben sollen.

Allen voran steht natürlich der Geburtsvorbereitungskursund der Rückbildungskurs. Zur Vorbereitung auf das Baby gehört aber auch das Erlernen der Babypflege, die Vorbereitung auf das Stillen und die Beschäftigung mit dem kranken oder verletzten Kind im Erste Hilfe Kurs für Säuglinge und Kinder. Im Babymassage bringen wir Hebammen bei, wie die Handgriffe der Massage so eingesetzt werden, dass sich das Baby wohl fühlt, seine Bauchschmerzen verschwinden und es besser schlafen kann.

Nicht alle Leistungen der Hebammen bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen. Das liegt nicht daran, dass diese Hebammenhilfe für junge Familien unwichtig wäre, sondern daran, dass Krankenkassen nur Kosten für die Leistungen übernehmen, die sie selbst vor Jahren als ausreichend, wirtschaftlich und zweckmäßig für die Mütter und Babys definiert haben.

Das gilt nicht nur für viele Kurse und originäre Hebammenleistungen, sondern auch für lindernde Methoden wie beispielsweise Akupunktur, Taping oder auch Massagen.

Nimmst du solche Leistungen in Anspruch, musst du die Kosten dafür selbst tragen.  

Hebammenhilfe während der Geburt

Wenn das Baby zur Welt kommt, ist immer eine Hebamme an der Seite der Gebärenden – und zwar unabhängig davon, ob die Geburt im Krankenhaus, im Geburtshaus oder zu Hause stattfindet. In Deutschland ist es für Ärztinnen und Ärzte sogar verpflichtend, bei der Geburt eine Hebamme hinzuzuziehen. Eine Ausnahme dieser sogenannten Hinzuziehungspflicht gilt nur in Notfällen, in denen eine Hebamme nicht rechtzeitig zu Hilfe geholt werden kann.

Die Hebamme ist in jeder Phase der Geburt deine wichtigste Begleitung – sie hilft dir z.B. beim Veratmen der Wehen und bei der Schmerzbewältigung, sie berät dich zu verschiedenen Körperhaltungen, die du einnehmen kannst, sie leitet dich sicher durch die verschiedenen Geburtsphasen, gibt auch deiner persönlichen Geburtsbegleitung Tipps zur Unterstützung und stärkt dich/euch selbstverständlich auch mental.  In manchen Krankenhäusern gibt es auch hebammengeführte Kreißsäle. Dann leitet eine Hebamme die Geburt, und eine Ärztin/ein Arzt wird nur hinzugezogen, falls das erforderlich wird. In einigen Kliniken können die Gebärenden auch ihre Hebamme zur Geburtsbegleitung mitbringen.  

Der Idealzustand bei der Geburt ist eine 1:1-Betreuung, also eine Hebamme pro Gebärende während des kompletten Geburtsverlaufs. Im Klinikalltag ist jedoch eine statistische 1:3 Betreuung nicht selten Realität. Dann muss eine Hebamme manchmal bis zu drei Frauen bei der Geburt gleichzeitig betreuen. Schuld an diesem Zustand ist ein Mix aus fehlendem Personal, enormer Arbeitsbelastung und mehr „Papierkrieg“. Damit in einer solchen Situation werdende Eltern keine Angst bekommen, ist es wichtig, dass beide Elternteile, bzw. alle Beteiligten der Geburt, viel Wissen und Ideen aus dem Geburtsvorbereitungskurs mit in die Geburt bringen. 

Hebammenhilfe im Wochenbett

In diesen besonders sensiblen sechs bis acht Wochen nach der Geburt besucht die Hebamme dich zu Hause. Anfangs täglich, dann nach Bedarf alle paar Tage. Dabei geht es nicht allein nur um gesundheitliche Fragen bei Mutter und Kind. Natürlich hat deine „Nachsorgehebamme“ bei dir die Rückbildung deiner Gebärmutter , den Wochenflussund den Heilungsprozess etwaiger Geburtsverletzungen im Blick. Sie kontrolliert auch das Gewicht deines Babys und beobachtet, ob der Nabel ordentlich verheilt. Außerdem kennt sie viele Tipps zur Babypflege und weiß auch, wann und wie du mit der Wochenbettgymnastik beginnen kannst. 

Ganz wichtig: Darüber hinaus unterstützt dich deine Hebamme beim Stillen des Kindes, steht dir hier mit Rat und Tat ganz praktisch zur Seite und weiß auch Abhilfe bei kleinen und größeren Schwierigkeiten. Und solltest du dein Kind mit der Flasche ernähren, so ist sie auch dafür deine Ansprechpartnerin. Weil die ersten Stunden nach der Geburt einen großen Einfluss auf den Erfolg des Stillens haben, ist es so wichtig, dass du dich auch dann gut auf das Stillen vorbereitest, wenn du eine Hebamme hast, die dich zu Hause besucht. Dabei hilft dir der Stillkurs, dessen Videos du immer wieder anschauen kannst.

Hebammenhilfe heißt immer ganzheitliche Unterstützung der Familie. Wenn etwa das Bondingzwischen Mutter und Kind möglicherweise noch etwas Unterstützung benötigt, ist die Hebamme an deiner Seite. Wenn du beim Umgang mit dem Neugeborenen noch unsicher bist oder dazu Fragen hast, weiß die Hebamme die Antworten. Wenn die „Heultage“ (Babyblues) nach der Geburt kommen, weil sich dein Körper hormonell massiv umstellt, wird sie dir gut zusprechen, dich stärken und dir dieses normale Phänomen erklären. Selbst wenn sich eine Wochenbettdepression einstellen sollte, was immerhin bei 10 bis 20 Prozent der Mütter sein kann, solltest du nicht zögern, dich deiner Hebamme anzuvertrauen.

So ist sie Ansprechpartnerin für alle Fragen und Sorgen. Wie schon während der Schwangerschaft, so kann sie auch im Wochenbett bei Bedarf weiterführende Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten vermitteln. 

Erfreulicherweise nehmen Väter, bzw. das zweite Elternteil, immer häufiger nach der Geburt ihres Kindes „Babyurlaub“ und können so einen Teil des Wochenbettes mit ihrer Familie verbringen. Auch sie haben manchmal Fragen oder Unsicherheiten, mit denen sie sich an die Hebamme wenden können.  

Hebammenhilfe bis zum Ende der Stillzeit

Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten für  bis zu 20 Hebammenbesuche bzw. Hebammenberatungen in den ersten 10 Tagen nach der Geburt – und bis zum Ende der 12. Woche nach der Geburt noch bis zu 16 Konsultationen. 

Hat die Mutter nach dieser Zeit noch Probleme rund ums Stillen bzw. Abstillen oder zur Einführung von Beikost, so kann sie noch maximal acht weitere Male ihre Hebamme kontaktieren. Dafür ist keine ärztliche Verordnung erforderlich. Diese wird erst nötig, falls darüber hinaus noch mehr als diese acht Hebammenberatungen notwendig sind. 

Häufig verwechseln Mamas Fragen zur Beikosteinführung mit Problemen. Sie wundern sich dann, dass sie eine Rechnung für diese Hebammenhilfe bekommen. Wie Beikosteinführung gelingen kann ist wichtiges Wissen, gehört aber nicht in den Tätigkeitsbereich der Hebamme, den gesetzliche Krankenkassen bezahlen. Damit du die Beikosteinführung für dich und dein Baby gut gestalten kannst, findest du hier den passenden Kurs.

In jedem Fall kann sich die Mutter bis zum Ende der Stillzeit der Beratung durch ihre Hebamme sicher sein, wenn dies erforderlich ist.

Wo Hebammen arbeiten

Hebammen arbeiten in unterschiedlichen Bereichen und in unterschiedlichen Arbeitsformen. Sie arbeiten angestellt, freiberuflich oder kombinieren beide Arbeitsformen.

Die freiberufliche Hebamme: Viele meiner Kolleginnen sind freiberuflich tätig. Das bedeutet: Sie arbeiten nicht als Angestellte, sondern sind selbständig. Dabei betreuen sie Schwangere in allen zuvor aufgeführten Tätigkeitsfeldern, also während der Schwangerschaft, bei Hausgeburten sowie nach der Geburt. Die erbrachten Leistungen rechnen sie mit der Krankenkasse oder privat ab. Manche Hebammen leiten auch in selbständiger Tätigkeit ein Geburtshaus und/oder betreuen die dort stattfindenden Geburten. Auch die Online-Hebammenhilfe von notdiensthebamme.de ist eine freiberufliche Hebammentätigkeit.

Manche freiberufliche Hebamme kann „ihre“ Schwangere sogar bei der Geburt in einer Klinik betreuen. „Einfach so“ geht das natürlich nicht – dafür muss sie nämlich einen sogenannten Belegvertrag mit dem Krankenhaus abgeschlossen haben. In dem Fall spricht man dann von einer Beleghebamme. Der Gebärenden stehen darüber hinaus die Ärzteschaft und ein Stationsbett zur Verfügung. 

Die angestellte Hebamme: Viele meiner Kolleginnen arbeiten als angestellte Hebammen. Die meisten sind dabei in einer Entbindungsklinik beschäftigt, also im Kreißsaal oder auf der Wochenbettstation im Einsatz. Andere Arbeitsorte für angestellte Hebammen sind etwa Hebammenpraxen und Geburtshäuser. Manche sind auch im Bereich der Ausbildung als Wissensvermittlerin wie etwa in Hebammenschulen oder im akademischen Bereich. Darüber hinaus arbeiten manche bei Trägern der Frühen Hilfen), wo sie beispielsweise als sogenannte Familienhebamme die Familien im ersten Lebensjahr des Kindes begleiten. 

Viele Hebammen arbeiten auch freiberuflich und angestellt in Kombination: Sie sind z. B. in Teilzeit in einer Klinik beschäftigt und arbeiten daneben freiberuflich in der Vorsorge und Beratung. Die Politik hat es unserem Berufstand mittlerweile nämlich schwer gemacht. Für freiberufliche Hebammen sind die Kosten einer Berufs-Haftpflichtversicherung immens angestiegen, doch die Vergütung ihrer Leistungen bleibt mager und die Arbeitszeiten feindlich fürs Privatleben. Deshalb geben auch manche Hebammen die freiberufliche Geburtsbegleitung auf und legen ihren Schwerpunkt auf die Vor- und Nachsorge. 

Sicher hast du auch bereits gehört, dass mittlerweile leider großer Hebammenmangel herrscht. Deshalb ist es wichtig, dass du dich gleich zu Beginn deiner Schwangerschaft rechtzeitig nach einer Hebamme umschaust.

Damit du jederzeit Hebammenhilfe bekommen kannst, gibt es das Angebot von notdiensthebamme.de. Dort bekommst du nicht nur deine Beratung und Hilfe in der Schwangerschaft, dem Wochenbett und der Säuglingszeit, Workshops und Kurse, sondern kannst auch Mitglied der Elterncommunity werden und von damit viele Vorteile genießen. Hier kannst du Teil der Community werden.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.