Einige Schwangere, (werdende) Eltern oder Familien sind belastet durch ihre aktuelle Lebenssituation. Vielleicht reicht das Geld nicht, vielleicht stehen sie vor gesundheitlichen Herausforderungen. Möglicherweise fühlen sie sich auch überfordert, sehen keine Perspektiven oder haben andere Probleme. Was zu einer belastenden Lebenslage führt, ist ebenso vielfältig wie individuell und kann auch von Konflikten in der Partnerschaft oder Familie über Formen der Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zu psychischen Erkrankungen reichen. 

Vielleicht steckst du ja gerade selbst in so einer schwierigen Situation. Oder du kennst eine Mutter oder eine Familie, der der Alltag mit Baby über den Kopf wächst. Dann ist Unterstützung wichtig. Hier kommen die sogenannten Frühen Hilfen ins Spiel. Diese vielfältigen Angebote sind passgenau auf Eltern und Familien mit kleinen Kindern zugeschnitten und sorgen bei ihnen für spürbare Entlastung. 

Was sind „Frühe Hilfen“?

Die Kommunen bieten unterschiedliche kostenlose Hilfsangebote für Schwangere, Eltern und Familien mit Kindern bis drei Jahren an. Die Palette umfasst unter anderem begleitende Angebote, aufsuchende praktische Hilfen im Alltag oder auch Möglichkeiten der Beratung. Ziel ist es, allen Eltern möglichst früh die Hilfe zukommen zu lassen, die sie brauchen, um gerne Eltern zu sein.

• Schwangere Frauen und werdende Eltern können sich z.B. mit allen Fragen und Sorgen rund um das Thema Schwangerschaft an eine Beratungsstelle wenden. Diese Beratung ist wohlgemerkt „ein anderes Paar Schuhe“ als die sogenannte Schwangerenkonfliktberatung, die in Zusammenhang mit der Entscheidung über einen eventuellen Schwangerschaftsabbruch steht. 

• Mütter, Väter und Eltern mit unter einjährigen Kindern können in einer Familien- oder Erziehungsberatungsstelle Rat suchen, wenn die Erwachsenen untereinander oder mit dem Kind Probleme haben.

• Wenn das Baby pausenlos schreit, sind Eltern bald am Ende ihrer Kraft. Noch bevor das passiert, können sie sich an eine Schreiambulanz wenden.

•  Auch der regelmäßige Hausbesuch einer Familienpatin/eines Familienpaten kann ein Segen sein. Das sind ehrenamtliche, aber geschulte Personen, die an fixen Tagen in die Familie kommen und sie in Alltagssituationen entlasten. Konkret könnten sie z.B. bei der Versorgung des Babys helfen. Oder sie beschäftigen sich mit älteren Geschwistern, wozu bei Bedarf auch Hausaufgabehilfe gehört. Familienpatinnen/Familienpaten begleiten auf Wunsch auch bei Behördengängen oder Arztbesuchen. 

  • Sehr wertvoll für belastete Eltern ist auch die Unterstützung durch eine Familienhebamme. Sie kann im Rahmen der Frühen Hilfen ebenfalls in Anspruch genommen werden. Diese „besonderen“ Kolleginnen von mir stehen bereits während der Schwangerschaft in Kontakt mit der Schwangeren und helfen der Familie bis zum ersten Geburtstag des Kindes mit Tipps zum Umgang mit dem Baby und dessen Versorgung. Die Arbeit der Familienhebammen wird, anders als die der Hebammen, von den Kommunen bezahlt. Deshalb ist ihr Tätigkeitsschwerpunkt etwas anders gelagert, als der der Hebamme. Sie ergänzen also die Hebammenhilfe. 

All diese und viele weitere Angebote werden unter dem Begriff „Frühen Hilfen“ zusammengefasst. Daraus haben sich jeweils vor Ort Netzwerke gebildet, in denen verschiedene Fachkräfte zusammenarbeiten, um die individuell passgenauen Hilfen zu koordinieren. Diese Fachkräfte kommen aus dem Gesundheitsbereich, aus der Kinder- und Jugendhilfe oder gehören der Frühförderung an. 

An wen kann ich mich wenden? 

Wenn du dir Unterstützung in welcher Form auch immer wünschst, kannst du dich an verschiedene Stellen wenden, wo man dir zur Seite steht. Eine Möglichkeit ist es natürlich, deine Hebamme darauf ansprechen. Sie kann dir sicher Informationen zu den Angeboten der Frühen Hilfen vor Ort geben und ggf. auch schon konkrete Kontakte vermitteln. 

Du kannst dich aber auch an jede Schwangerschaftsberatungsstelle und Familienberatungsstelle wenden, dort ist man für dich da. Gleiches gilt für Mütter- und Familienzentren.

Andere Ansprechpartnerinnen und -partner, die dir weiterhelfen, können auch deine Frauenärztin/dein Frauenarzt sein sowie deine Geburtsklinik. Aber auch deine Kinderärztin/dein Kinderarzt gehört zum Netzwerk der Frühen Hilfen. 

In deiner Gemeinde/Kommune kannst du dich an den kommunalen Sozialdienst wenden oder die Kontaktstelle der Jugend- und Familienberatung sowie an das Jugendamt bzw. Gesundheitsamt.  

Aber auch nicht staatliche Träger der Kinder- und Jugendpflege könnten dir weiterhelfen. Konkret heißt das: Du kannst auch die Kirchen (z.B. Caritas, Diakonie) oder verschiedene Verbände (z.B. Paritätischer Wohlfahrtsverband, Kinderschutzbund, Rotes Kreuz) kontaktieren. 

Ist das wirklich was für mich?

Vielen Eltern fällt es schwer, sich einzugestehen, dass sie sich überfordert oder mit bestimmten Problemen überlastet fühlen. Und auch wenn sie sich noch so sehr Unterstützung wünschen, ist es ihnen vielleicht auch unangenehm, wenn Außenstehende Einblick in ihr Leben haben. Das bedeutet zum Beispiel: Eine Familienhebamme oder eine Familienpatin kommt zu ihnen nach Hause, sieht die vielleicht unaufgeräumte Wohnung, erlebt den mit Hindernissen behafteten Familienalltag mit oder beobachtet gar, wie übermüdeten Eltern die Nerven durchgehen, weil das Baby einfach nicht schlafen will. Diese Scham ist menschlich. Aber ich möchte euch beruhigen: Alle Personen der Frühen Hilfen, die mit Familien in Kontakt stehen, bewerten weder den Zustand einer Wohnung noch die Verfassung von Eltern und Familien. Im Gegenteil – sie sind einzig und allein dafür da, den Betroffenen zu helfen und sie so zu stärken, dass alles besser wird und besser gelingt. Das tun die Fachkräfte sehr wertschätzend und immer behutsam, darauf kannst du dich verlassen!

Wenn sich eine Familie in einer schwierigen Situation Unterstützung sucht und Hilfe annimmt, ist das ein ganz wichtiger und sehr mutiger Schritt! Davon werden alle Familienmitglieder profitieren – die Eltern, die größeren Geschwisterkinder und natürlich das Baby. Bei den Angeboten der Frühen Hilfen geht es nämlich darum, die Beziehung zwischen Eltern und Kind zu intensivieren, die elterliche Erziehungskompetenz zu fördern und alle Familienmitglieder dabei einzubinden. Das soll den Kindern ermöglichen, sich in einem geschützten und fürsorglichen Rahmen gesund zu entwickeln und gewaltfrei aufwachsen zu können. 

Übrigens: Eine repräsentative Umfrage unter Müttern, die von einer Familienhebamme oder anderen Fachkräften der Frühen Hilfen unterstützt wurden, hat gezeigt, dass fast alle (nämlich 94 Prozent) „zufrieden“ bis „sehr zufrieden“ waren.

Hier  kannst du noch mehr über Frühe Hilfen erfahren.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.