Zum Nikolaustag führen viele Eltern schon für Kleinkinder die Sitte ein, das Stiefelchen mit allerlei Leckereien zu füllen. Und auch während der gesamten Adventszeit steht in vielen Haushalten ein bunter Teller mit weihnachtlichem Gebäck, Nüssen und Mandarinen bereit. Eine schöne Tradition! Nur Paranüsse sollten möglichst nicht Teil des Knabberangebots sein, warnt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) vorsorglich. Gerade Kindern können sie schaden. Deshalb sollten sie keine Paranüsse bekommen. Und auch schwangere und stillende Frauen sollten unbedingt darauf verzichten. Der Grund: Paranüsse können ungewöhnlich hohe Mengen an radioaktivem Radium enthalten.

Wie kommt das Radium in die Paranuss?

Nüsse – insbesondere auch in Deutschland bzw. Europa wachsende Arten wie Hasel- oder Walnüsse – gelten allgemein als wahre Energiebomben und Superfood. Sie enthalten reichlich mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Eiweiß, Kohlenhydrate und Ballaststoffe. Zudem stecken sie voller verschiedener Vitamine (insbesondere Vitamin-B) und Mineralstoffe (Kalium, Kalzium, Natrium, Magnesium, Eisen, Phosphor) sowie gesunden sekundären Pflanzenstoffen. 

Ein Sonderfall bildet hier die Paranuss aufgrund ihrer hohen, teils sehr hohen Anteile Radium. 

Radium gehört zu den im Boden vorkommenden, also natürlichen radioaktiven Stoffen. Pflanzen nehmen diese sogenannten Radionuklide mit ihren Wurzeln über das Wasser auf. So gelangen die „strahlenden“ Substanzen dann auch in ihre Früchte. Das ist beim Paranuss-Baum nicht anders. 

Dieser Urwaldriese wächst jedoch im südamerikanischen Regenwald – und dessen Boden ist häufig nährstoffarm, aber radiumreich. Und da Radium in seiner chemischen Zusammensetzung dem Kalzium ähnelt, gehen Forschende davon aus, dass der Paranuss-Baum das ihm zum Wachstum fehlende Kalzium einfach durch Radium „ersetzt“. Das erklärt auch den hohen Gehalt dieses radioaktiven Stoffes in den Paranüssen. 

Der Begriff „radioaktiv“ leitet sich vom lateinischen Wort „radius“ (Strahl) ab, der Zusatz „aktiv“ spricht für sich. Im Klartext: Mit der Aufnahme größerer Mengen von radioaktivem Radium über die Paranuss wird der Körper zugleich einer schädlichen Strahlung ausgesetzt. Diese entsteht durch die Energie beim aktiven Zerfall der instabilen Radium-Atomkerne. 

Was fängt der menschliche Körper mit Radium an?

Aufgrund der Ähnlichkeit zu Kalzium verwertet der menschliche Körper auch das chemische Element Radium ähnlich: Den allergrößten Teil scheiden wir rasch wieder aus. Einen kleinen Teil nimmt unser Körper über den Darm auf. Davon wiederum speichern wir eine Portion – ebenfalls ähnlich wie beim Kalzium – in unseren Knochen und Zähnen. 

Problematisch ist das „strahlende“ Radium jedoch gerade dann, wenn es sich in Knochen und Zähnen einlagert, die sich gerade im Aufbau und Wachstum befinden. Das ist bei ungeborenen und gestillten Kindern sowie bei Heranwachsenden der Fall.

Wie wird die Strahlendosis berechnet?

Das Bundesamt für Strahlenschutz weist darauf hin, dass es sich hier um „effektive Folgedosen“ handelt. Das heißt: Bei einem angenommenen Verzehr von Paranüssen wird berechnet, wie hoch die Strahlendosis lebenslänglich bleibt. 

Vorweg ist noch zu sagen: Die natürliche Strahlenbelastung einer einzelnen Person setzt sich aus der aufgenommenen Atemluft und Nahrung (innere Komponenten) sowie der kosmischen Strahlung, der Bodenstrahlung und der Strahlung durch medizinische und technische Anwendungen (äußere Komponenten) zusammen. Gemessen wird das in der Einheit „Sievert“ pro Jahr oder pro Tag bzw. Bruchteilen dieser Einheit. Ein erwachsener Mensch, der sich durchschnittlich ernährt, ist durch natürliche Radionuklide in Lebensmitteln beispielsweise einer jährlichen Strahlendosis von 300 Mikrosievert ausgesetzt. 

Diese Vorinformation ist wichtig, um die folgenden Beispiele zum Verzehr von Paranüssen richtig einordnen zu können:

  • Auf vielen Internetforen wird Leuten immer noch geraten, zwei Paranüsse pro Tag (= ca. 8 Gramm) zu verspeisen. Daraus ergibt sich für eine erwachsene Person eine Strahlenbelastung von rund 160 Mikrosievert pro Jahr. Ein zweijähriges Kind würde bei ebenfalls zwei Paranüssen pro Tag jedoch einer Strahlenbelastung von rund 1.000 Mikrosievert pro Jahr ausgesetzt bleiben. „Denn bei Kindern sind bei gleichen Verzehrmengen im Vergleich zu Erwachsenen höhere jährliche effektive Folgedosen zu erwarten“, so das BfS.
  • Würde nun eine Frau vor und während ihrer Schwangerschaft täglich zwei Paranüsse vernaschen, so bedeutet das für ihr noch ungeborenes Kind eine lebenslängliche Strahlendosis von rund 90 Mikrosievert.
  • Würde diese Frau nur während ihrer Schwangerschaft und Stillzeit täglich zwei Paranüsse essen, so wäre ihr Kind immer noch mit einer lebenslänglichen Strahlendosis von rund 88 Mikrosievert belastet.

Dazu das Bundesamt für Strahlenschutz: „Im gleichen Maß, wie sich die durchschnittlich verzehrte Tagesmenge der Mutter erhöht oder erniedrigt, erhöht oder erniedrigt sich auch die Strahlendosis Kindes. So würde zum Beispiel ein doppelt so hoher Verzehr von Paranüssen durch die Mutter eine doppelt so hohe effektive Folgedosis für das Kind nach sich ziehen.“

Es komme also auch darauf an, in welchen Mengen Paranüsse verspeist werden – und wann das geschieht, so das BfS.

Empfehlungen des BfS

  • Erwachsene können Paranüsse in Maßen unbedenklich essen. Von übermäßigem Verzehr wird jedoch abgeraten, um die Strahlendosis so gering wie möglich zu halten. 
  • Schwangere Frauen und stillende Mütter sollten vorsorglich keine Paranüsse verzehren, damit sich das Radium nicht in die kindlichen Knochen einlagert. „So schützen Sie ihr Kind vor unnötigen Strahlendosen“, sagt das Bundesamt für Strahlenschutz. Denn du weißt ja: Alles, was du in der Schwangerschaft zu dir nimmst, isst dein Kind mit. Gleiches gilt nach der Geburt in der Stillzeit. Auch dann nimmt dein Kind über deine Muttermilch auf, was du zu dir genommen hast. Das BfS weist noch darauf hin, dass es besonders ungünstig ist, wenn die stillende Mutter eine Woche nach der Geburt Paranüsse isst und so Radium aufnimmt. Denn zu diesem Zeitpunkt ändert sich die Zusammensetzung der Muttermilch. Die sogenannte „reife Milch“ bildet sich nämlich erst allmählich.
  • Kinder (und auch Jugendliche) sollten keine Paranüsse verzehren.Denn ihre Knochen (und Zähne) befinden sich noch im Wachstum und brauchen ganz bestimmt keine zusätzliche schädliche Strahlung, die noch dazu lebenslänglich bleibt. 

Quellen:

https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/natuerliche-strahlung/natuerliche-strahlung_node.html

https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/paranuesse/paranuesse_node.html

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.