Hebamme Katharina erklärt dir, was es mit dem Wochenfluss nach der Geburt auf sich hat und worauf du unbedingt achten musst.

Der Wochenfluss gehört zu jeder Geburt dazu. Ganz egal ob Spontangeburt oder Kaiserschnitt, er kommt aus der Wunde, die die Plazenta an der Gebärmutterschleimhaut hinterlassen hat. Er ist also Teil der postnatalen Heilung. Einige Mütter im Wochenbett schämen sich, dazu besteht aber kein Grund. Ja, der Wochenfluss läuft unkontrolliert aus dir heraus, wie deine Regelblutung, aber wenn du gut vorbereitet bist, kannst du auch damit ganz entspannt damit umgehen.

Was ist der Wochenfluss?

Der Wochenfluss wird in der Medizin Lochienfluss genannt. Er sorgt nach der Geburt (also postnatal) dafür, dass Blut, Schleim, Gebärmutterschleimhaut und andere Überreste der Schwangerschaft aus deiner Gebärmutter gelangen. Natürlich werden auch Reste der Käseschmiere und Eihautstücke ausgeschieden. Die Ablösung der Plazenta verursacht eine Wunde in der Gebärmutter. Aus dieser Wunde kommt das Blut des Wochenfluss.

Die Gebärmutter wurde während der Schwangerschaft mit einem Schleim ausgekleidet, der ebenfalls ausgeschieden wird. Während der verschiedenen Stadien des Wochenfluss verändern sich Farbe, Geruch und Konsistenz. Anfangs ist der Wochenfluss noch blutig-rot, gegen Ende wird er eher weiß-gelblich.

Wie lange dauert der Wochenfluss?

Grundsätzlich dauert der Wochenfluss zwischen sechs und acht Wochen. Wenn du stillst, kann er kürzer ausfallen. Das liegt daran, dass beim Stillen das Hormon Oxytocin ausgeschieden wird. Das sorgt dafür, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht. Dadurch wird die Wundfläche schneller kleiner und die Ausscheidung der Überreste wird beschleunigt. 

Stadium 1: Lochia Rubra

In den ersten Tagen nach der Geburt, ist der Wochenfluss noch rot, die Konsistenz flüssig und er ist sehr stark. Das liegt daran, dass noch viele Überreste aus der Gebärmutter ausgeschieden werden müssen: Eihautreste, Blut, Gebärmutterschleimhaut, Haarflaum vom Fötus, Käseschmiere und das Mekonium (Darmentleerung des Kindes). Er wird rasch weniger, nimmt aber häufig am zehnten Wochenbett noch einmal etwas zu.

Stadium 2: Lochia fusca

Etwa eine bis zwei Wochen nach der Geburt verändert sich die Farbe des Wochenfluss von rot zu bräunlich. Die Konsistenz wird dünnflüssig und auch die Intensität wird weniger. Das liegt auch daran, dass nur noch Blutserum, Lymphe und weiße Blutkörperchen ausgeschieden werden.

Stadium 3: Lochia flava

Nach rund drei bis vier Wochen bekommt der Wochenfluss eine gelblich-bräunliche Farbe, die Konsistenz wird eher fest-schmierig. Das führt auch dazu, dass die Intensität deutlich schwächer wird. Nun werden Bakterien, Schleim und abgestorbenes Gewebe ausgeschieden.

Stadum 4: Lochia alba

Nach ungefähr fünf bis sechs  Wochen hat der Wochenfluss eine weißliche Farbe und ist sehr wässrig. Du wirst ihn nur noch sehr schwach bemerken, denn jetzt wird nur noch Wundflüssigkeit ausgeschieden. Du siehst einfach einen vermehrten Ausfluss aus deiner Scheide.

Dieser Verlauf ist aber nicht allgemeingültig. Es ist gut möglich, dass dein Wochenfluss nach einiger Zeit wieder blutig wird oder die Farbe ändert. Auch die Intensität kann sich verändern. Bei vielen Frauen dauert er bis zu acht Wochen. Zudem kann es vorkommen, dass du nicht genau unterscheiden kannst, ob es noch der Wochenfluss ist oder ob du schon wieder deine Periode bekommen hast.

Insgesamt hat der Wochenfluss eine Menge von 200 – 500 ml. Zum Vergleich: Bei deiner Regelblutung verlierst du ungefähr 50 – 80 ml.

Die Menge ist also von Frau zu Frau unterschiedlich. Aber auch die Menge im Tagesablauf ist verschieden. Bei vielen Wöchnerinnen ist der Wochenfluss vorübergehend etwas stärker, wenn sie sich bewegen. Dafür ist er dann schwächer, wenn sie liegen. Manchmal pausiert der Wochenfluss scheinbar für ein paar Stunden. Dann ist nur wenig Wochenfluss in der Binde. Er ist also nicht ganz verschwunden. Nach wenigen Stunden ist er dann wieder in der gewöhnlichen Farbe. Wichtig ist, dass innerhalb von 24 Stunden die Menge, die Farbe und der Geruch zum Zeitpunkt des Wochenbetts passen.

Ein sehr unangenehmer Geruch oder ein klumpiger Wochenfluss können Anzeichen einer Infektion oder einer Störung bei der Heilung sein. In diesem Fall solltest du unbedingt deine Hebamme oder deinen Arzt um Rat fragen.

Erfahre im Workshop von Hebamme Katharina, warum es für junge Mütter entscheidend ist, sich nach der Geburt angemessen zu erholen. Sie teilt Einblicke darüber, was nach der Geburt mit deinem Baby geschieht, welche Entscheidungen auf dich zukommen und vor allem, wie du die kommende Wochenbettzeit in vollen Zügen genießen kannst. Diese Phase ist von großer Bedeutung, um eine innige Bindung zu deinem Baby aufzubauen.

Was muss ich bei der Hygiene beachten?

Die richtige Hygiene beim Wochenfluss ist enorm wichtig um dich vor einer Infektion zu schützen. Viele Ärzte und Hebammen raten dazu, Auf ein wohltuendes Bad zu verzichten. Auch beim Duschen solltest du auf ein paar Dinge achten.

Verzichte auf Vaginalspülungen und wasche deinen Genitalbereich nur mit lauwarmen Wasser. Seife solltest du lieber weglassen. Wenn du unbedingt Seife benötigst, dann nehme ein Produkt, das speziell für den Intimbereich konzipiert ist. Normale Seife verändert den gesunden Säurewert (ph-Wert) deines Intimbereichs. Dieser Säurewert ist dein körpereigener Schutz vor krankmachenden Keimen. Achte auch auf eine regelmäßige Reinigung deines Genitalbereichs. Das ist wichtig um einer Infektion vorzubeugen. Dazu ist es ausreichend, wenn du nach jedem Toilettengang mit warmem Wasser über den Dammbereich spülst. Auch dann, wenn nur wenig Wochenfluss in der Vorlage ist. Wenn du dir unsicher bist, dann frage deine Hebamme um Rat.

Tampons sind absolut keine Alternative um den Wochenfluss aufzufangen. Durch Tampons können Bakterien in die Gebärmutter gelangen und zu Kindbettfieber führen. Nutze dicke Binden aus Baumwolle in dieser Zeit des Wochenbetts. Wechsle diese regelmäßig und mehrmals am Tag. Gerade am Anfang solltest du die Wochenfluss-Binde sogar stündlich wechseln. Im weiteren Verlauf wird sich das natürlich legen. Lege dir am Anfang ein großes Handtuch ins Bett. Es passiert nämlich relativ häufig, dass in der Nacht etwas Wochenfluss ausläuft.

Während deinem Aufenthalt in der Klinik wirst du mit Wochenbetteinlagen versorgt. Für Zuhause brauchst du dann eigene Binden. Achte beim Kauf darauf, dass du keine normalen Binden für die Monatsperiode kaufst. Diese sind zu dünn und haben eine Plastikfolie auf der Unterseite. Wochenfluss-Binden verzichten auf diese Folie, sind dicker und sorgen dadurch für ein vermindertes Infektionsrisiko. Praktisch sind Flockenwindeln. Sie wurden eigentlich als Einlage für die Stoffwindeln für Babys entwickelt und sind deshalb besonders hautfreundlich.

Vorsicht vor Darmbakterien beim Wochenfluss

Achte beim Toilettengang auf eine gründliche Hygiene. Insbesondere bei einem Dammriss oder Dammschnitt können Darmbakterien leicht in die Scheide geraten und in der Gebärmutter eine Infektion auslösen. Diese führt zu Wochenbettfieber, welches mit Antibiotikum behandelt werden muss. Du kannst nach dem Toilettengang eine Spülung mit lauwarmen Wasser machen. Ein paar Tropfen Calendulaessenz im Wasser unterstützen die Heilung.

Geschlechtsverkehr während dem Wochenfluss

Viele Hebammen und Ärzte raten von Geschlechtsverkehr während dem Wochenfluss ab. Andere wiederum sagen, Sex sei möglich. Die unterschiedlichen Ratschläge kommen daher, dass die Einschätzung, wie verantwortungsvoll Paare mit der Hygiene umgehen, verschieden ist. Wenn du Sex haben möchtest, ist das Achten auf Sauberkeit für dich und deinen Partner wichtig. Ihr könnt mit einem Kondom zusätzlich verhindern, dass Keime beim Geschlechtsverkehr in die Gebärmutter getragen werden. Wichtig ist vor allem, dass du dir und deinem Körper ausreichend Zeit lässt. Du hast gerade ein Kind neun Monate im Bauch gehabt und eine Geburt durchgestanden. Gib dir ausreichend Zeit zur Erholung. Wenn du noch keine Lust auf körperliche Nähe mit dem Partner hast, ist das ein Zeichen, dass Sex für dich und deinen Körper einfach noch nicht das Richtige ist.

Wie kann ich den Wochenfluss anregen?

Stillen regt die Oxytocinbildung an. Dieses Hormon bringt nicht nur die Milch zum Fließen, sondern bringt auch den Wochenfluss zum Fließen. Häufiges Anlegen oder Pumpen ist die beste Möglichkeit, um die Wundheilung der Gebärmutter zu fördern. Manchmal reicht das aber nicht aus, oder du gehörst zu den Mamas, die das Baby nicht stillen wollen, oder können. Dann kannst du auch andere Dinge tun, um den Wochenfluss anzuregen. Du kannst dich jeden Tag für 20-30 Minuten auf den Bauch legen, das fördert die Rückbildung der Gebärmutter. Eine wohltuende Bauchmassage mit der flachen Hand und ganz sanftem Druck regt die Gebärmutter an. Dein Partner kann dabei im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel kreisen. Ein Sitzbad in lauwarmen Salzwasser regt die Blutung an. Wichtig ist auch, dass du alle 2 bis 4 Stunden versuchst zu pinkeln. Eine volle Harnblase verhindert nämlich die Rückbildung der Gebärmutter. Nach der Geburt hast du vielleicht gar nicht das Bedürfnis zu Pinkeln. Das Baby drückt nicht mehr auf die Harnblase. Dafür bist du mit dem Baby abgelenkt und vergisst deshalb sogar, dass du schon seit Stunden nicht mehr auf der Toilette warst. Schicke dich einfach regelmäßig selbst zur Toilette. Dann bleibt die Harnblase immer schön klein.

Wochenfluss nach Kaiserschnitt?

Natürlich hast du auch einen Wochenfluss, wenn du einen Kaiserschnitt (Sectio) hattest. In vielen Fällen ist er aber schwächer und dauert aber oftmals deutlich länger. Das liegt daran, dass ich die Gebärmutter nach einer Sectio meistens sehr viel langsamer zurückbildet. Der Grund für das schwächere Ausfallen des Wochenfluss liegt darin, dass nach einem Kaiserschnitt manchmal eine Ausschabung (Kürettage) vorgenommen wird. Hierbei werden Teile des Gewebes entfernt, die dann nicht mehr ausgeschieden werden müssen.

Was ist ein Wochenflussstau?

Wenn der Wochenfluss nicht richtig ablaufen kann, entsteht ein Wochenflussstau. Häufig kommt ein Stau parallel zum Milcheinschuss. Das dauert in der Regel aber nur ein paar Stunden. Sobald sich der Milchstau auflöst, läuft auch der Wochenfluss wieder los. In dem Fall reichen die Maßnahmen aus, um den Wochenfluss zu unterstützen. Hält der Wochenflussstau über viele Stunden an und bleibt er unbehandelt ist dieser sehr gefährlich. Er kann das Kindbettfieber auslösen. Deshalb ist es wichtig, dass der Wochenflussstau rechtzeitig erkannt wird. Denn das Kindbettfieber ist eine schwere Komplikation im Wochenbett. Sie muss im Krankenhaus mit Antibiotika behandelt werden.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.