Babys Immunsystem ist noch nicht ausgereift. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Erwachsene die Kleinsten vor Krankheitskeimen bewahren. Dabei kommt dem Waschen der Hände eine große Bedeutung zu. Denn das allein ist schon eine sehr effektive Schutzmaßnahme für das Baby.

Wundervoll, mit dem Neugeborenen nach Hause zu kommen! Es ein besonderer Moment, der nun ein neues Familienleben einläutet – und einen besonderen Anfang, den auch das Wochenbett markiert. Viele Eltern haben diese Zeit sorgsam vorbereitet, vielleicht ein Kinderzimmer hergerichtet, sicher einen Wickelplatz geschaffen, Babys süße Hemdchen, Shirts und Strampler sortiert, möglicherweise auch Mahlzeiten für sich vorgekocht und die Wohnung auf Vordermann gebracht. Alles ist ordentlich und sauber. Künftig muss aber noch Nr. 1 der Hygiene-Regeln im Baby-Haushalt umgesetzt werden: Regelmäßig Hände waschen! Das klingt banal, ist aber für ein einige leider noch nicht immer selbstverständlich.

Richtig Händewaschen für das Baby

Wenn du in einer Geburtsklinik entbunden hast, wirst du während deines Aufenthaltes höchstwahrscheinlich nicht nur mit Seife, sondern vor allem mit Desinfektionsmittel hantiert haben. Das ist verständlich, denn in Krankenhäusern gibt es viele Erkrankte, da ist diese Maßnahme zur Sicherheit deines Winzlings auch sinnvoll. 

Sofern ihr nicht gerade einen Infekt habt, halte ich die Handdesinfektion im Anschluss ans Händewaschen bei euch zu Hause aber nicht für notwendig. In jedem Fall sollte bei euch hauptsächlich die Seife Regie in der persönlichen Handhygiene führen. Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen wir nämlich nicht nur, wie bedeutsam diese Schutzmaßnahme ist, sondern auch, wie sie richtig funktioniert: 

• Hände unter fließendem Wasser anfeuchten, dann ausreichend einschäumen

• sorgfältig 20 bis 30 Sekunden sorgfältig waschen: die Handflächen und den Handrücken sowie jeden einzelnen Finger inkl. Daumen (Innen- und Außenseiten, Zwischenräume der Finger, Fingerspitzen und Nägel). 

• gut abspülen und mit sauberem Handtuch anschließend ordentlich abtrocknen, auch zwischen den Fingern

Es ist gut, dass diese Händehygiene für die meisten (fast) normal geworden ist, auch und gerade zum Schutz des Babys. Ein Neugeborenes kommt zwar mit einem gewissen Nestschutz zur Welt, den es von der Mutter im dritten Schwangerschaftsdrittel erhält. Aber diese Grundimmunität bezieht sich lediglich auf Erreger, gegen die die Mutter selbst Antikörper (durch eine Impfung oder durchgemachte Infektion) besitzt. Nur diese Antikörper kann sie dann auch auf das Kind übertragen. Somit bleiben noch eine ganze Reihe Keime, Viren und Bakterien, denen das Kleine schutzlos ausgeliefert wäre. Also bitte nicht einschleppen. Dagegen hilft vor allem: Hände waschen!

Und auch wenn aus dem Baby ein Kleinkind geworden ist, das schon munter herumkrabbelt oder gar auf seinen eigenen zwei Beinchen die Welt entdeckt, bleibt die Hand-Hygiene für Erwachsene wichtig.

Das zeigt sich dann auch mit Blick aufs Handwaschbecken in Badezimmer und WC: Hier spielt die Seife in vielen Haushalten mit Kindern die Hauptrolle beim Händewaschen. Wann ist das für Eltern besonders angesagt? Zum Beispiel

  • immer vor dem Stillen
  • immer vor und nach dem Zubereiten von Nahrung/Mahlzeiten 
  • immer vor und nach dem Windelwechsel
  • immer vor dem Essen
  • immer wenn ihr nach Hause kommt, ganz gleich woher
  • immer nach jedem eigenen Toilettengang
  • immer nach Kontakt mit fremden Tieren, Tierfutter oder tierischem Abfall
  • immer, nachdem ihr in die Hand gehustet/geniest oder eure Nase geschnaubt habt 
  • immer nach der Hausarbeit (Putzen/Saugen der Wohnung, auch nach Verwendung von Putz- oder Spülmitteln)
  • immer vor (und je nach Verabreichungsform auch nach) der Anwendung von Medikamenten
  • immer vor dem Baden/Eincremen/Einölen/Versorgen des Babys
  • immer nach Kontakt mit bzw. Verarztung von erkrankten Familienmitgliedern

Klarer Fall – je jünger euer Kind ist, desto wichtiger ist Hygieneregel Nr. 1. Und das gilt nicht nur für euch Eltern, sondern auch eure Gäste sollten sich daran halten. 

Mein Tipp: Traut euch also ruhig, euren Besuch gleich nach der Begrüßung zu bitten, sich die Hände zu waschen, falls er das nicht von sich aus schon automatisch tut. Damit stoßt ihr niemanden vor den Kopf, sondern macht einfach nur deutlich, wie wichtig euch der Schutz eures Kindes ist. Und achtet auch darauf, dass bei den Handwaschbecken stets frische Handtücher hängen. Jene für Gäste könnt ihr z.B. mit einem kleinen beschrifteten Klebestreifen auf den Fliesen kennzeichnen.

Welche Seife ist gut für das Händewaschen? 

Für die Reinigungsprozedur der Hände benutzt ihr bitte stets Seife. Diese gibt es in fester oder flüssiger Form, beide Arten können aus natürlichen Rohstoffen oder aber synthetisch hergestellt sein.

Feste und flüssige Seifen, die „richtige“ Seifen sind,entstehen auf Basis pflanzlicher oder tierischer Fette, haben (leider) oft starke Duftstoffe und sind in der Regel basisch mit einem pH-Wert von mindestens 8. Damit kann die Seife zwar Viren, Bakterien und Co. killen, andererseits aber auch den Säureschutzmantel der Haut angreifen. Das ist der natürliche Film aus Wasser, Lipiden, Enzymen, Hornzellen, Talg und Schweiß. Auf der Hautoberfläche besitzt er einen pH-Wert auf leicht saurem Niveau von etwa 4,5 bis 5,7.  Werden der Haut durch sehr häufiges Waschen nun wichtige Bestandteile von der Seife entzogen, kann sie für Keime und andere Schadstoffe anfälliger werden. Hier gilt: je höher der pH-Wert der Seife, desto größer das Risiko. Trotzdem können basische Seifen einer gesunden, robusten Haut kaum was anhaben, weil diese ihren pH-Wert nach dem Händewaschen in kurzer Zeit selbst wieder reguliert.

Empfindliche, trockene oder angegriffener Haut hingegen kann rascher von Identitätskrisen geschüttelt werden. Deshalb waschen sich die betroffenen Menschen die Hände lieber mit sanfteren seifenfreien und möglichst auch duftstofffreien Produkten. Dabei handelt es sich um sogenannte Syndets (zusammengesetzt aus „synthetische Detergentien“). Diese Seifen sind anders und werden meist als flüssige Emulsionen angeboten. Obwohl sie aus künstlichen waschaktiven Substanzen bestehen, also gar keine „richtige“ Seife sind, spricht der Volksmund auch hier von Flüssigseife. Solche synthetischen Hautreinigungsprodukte werden übrigens häufig mit dem Hinweis „pH-Wert 5“ oder „pH-neutral“ beworben, weil sie sich in der Tat gut an den pH-Wert der menschlichen Haut anpassen lassen. Auch sie reinigen gründlich. Aber Vorsicht: Auch sie können manchmal Substanzen enthalten, die der Haut an den Händen schaden, darauf weist das Label Öko-Test hin.

Baby- und Kinderhände richtig waschen

Was für Erwachsene gilt, gilt auch für Kleinkinder: Die Hände, die mit allem Möglichen in Berührung kommen, sind der häufigste Übertragungsweg von Krankheitserregern. Denn sie haben sowohl Kontakt z.B. mit Bakterien, die irgendwo auf Gegenständen, Türgriffen oder Flächen „herumlungern“, als auch mit den körpereigenen Schleimhäuten von Mund, Nase und Augen. Da kann es unter Umständen mit einer Schmierinfektion doch ganz schnell gehen. 

Aber natürlich sind längst nicht alle Bakterien schädlich, im Gegenteil: Viele wohnen auch im menschlichen Körper und haben dort sogar sehr wichtige Aufgaben; sie helfen uns etwa bei der Verdauung oder schützen unsere Haut oder wehren Keime auf andere Art ab. Kurz: „Guten“ Bakterien braucht jeder Mensch – schädliche Bakterien kann er durchs Händewaschen zu einem großen Teil abwehren. 

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wann und wie sollte man beim Baby bzw. Kleinkind mit dem Händewaschen beginnen? 

Beim jungen Säugling ist die Sache noch einfach: Morgens und abends sowie nach Bedarf werden auch die Händchen mit einem frischen Waschlappen und lauwarmem Wasser (ohne Seifenprodukte) vorsichtig gewaschen. Ist das Baby schon ein wenig älter, reinigt ihr seine Hände zusätzlich, bevor es zum Beispiel an einem Keks oder Brotkampen knabbern darf. Auf diese Weise gewöhnt sich das Kind schon mal langsam und ganz im Vorbeigehen an die Regel: Vor dem Essen Hände waschen nicht vergessen! Sitzt das Kind in seinem Hochstuhl bereits am Familientisch und isst mit, so gilt wie für alle, dass davor (und oft auch danach) die Hände gereinigt werden. 

Viele Eltern sind um die Hygiene besorgt, weil die Kleinen recht früh beginnen, alles zu befühlen und in den Mund zu stecken. Trotzdem solltet ihr es bei euren Zwerglein mit der Händchen-Hygiene nicht übertreiben. Und seine Angewohnheit, mit dem Mund die Welt zu erkunden, schon gar nicht unterbinden. Wie ihr es hingegen mit Gegenständen haltet, mit denen das Kind spielt, könnt ihr hier lesen.

Dann kommt das Kind ins Krabbelalter – und die Sorge vieler Eltern nimmt noch zu. Viele passen jetzt mit Argusaugen auf, dass das Baby nicht andauernd seine schmutzigen Finger zum Mund führt geschweige denn alles Mögliche in die Hand nimmt oder gar auf Geschmack und Konsistenz prüft: Mamas Handy und Papas Hausschuhe, die Schnur vom Föhn, den Kieselstein draußen, den Sand auf dem Spielplatz. 

Aber beim besten Willen: Ihr werdet das meiste davon kaum vermeiden können. Das wäre auch gar nicht empfehlenswert, denn Babys natürliche Neugier soll ja nicht gestört werden. Natürlich kann das Krabbelkind nicht alles, was ihm irgendwo über den Weg läuft, gleich „anknabbern“. Aber anfassen und befühlen sollten erlaubt sein, sofern es das Kind nicht gefährdet. Dann werden die Händchen eben öfter als vorher gereinigt. Dabei dürfen unterwegs auch ein geeignetes Feuchttuch und zu Hause eine milde Waschlotion zum Einsatz kommen – für ein Kind in der zweiten Hälfte seines ersten Lebensjahres ein spannendes Ereignis, wenn seine kleinen Händchen zwischen den großen Händen so schön schäumen.

Auf diese Weise führt ihr nach und eure persönliche Hygieneregel Nr. 1 altersgerecht auch im Leben eures Kindes ein: Hände waschen

  • immer vor dem Essen
  • immer wenn es nach Hause kommt (von einem Ausflug oder Spaziergang, von der Kita, den Tageseltern, den Großeltern, Freunden) 
  • immer bevor es Lebensmittel anfasst
  • immer nach Kontakt mit fremden Tieren
  • etc

Es wird dem Kind umso leichter fallen, wenn ihr ihm als Eltern ein gutes Vorbild seid. Dann wird es eure Gepflogenheiten rasch für selbstverständlich halten. Dem etwas älteren Nachwuchs kann man die Gründe dafür auch schon gut erklären, nämlich z.B. so: Schon die ersten Zähne werdenhübsch geputzt, um „Karius & Baktus“ zu vertreiben. Da gibt es kein Vertun. Und die Händchen werden halt gewaschen, damit „Drecki & Bazilli“ keine Chance haben. Außerdem macht Kleinkindern das Hantieren mit Wasser – und später auch mit (milder) Seife – großen Spaß. Besonders, wenn sie das Händewaschen dann irgendwann auch allein und selbständig bewältigen können! Vielleicht sogar mit einer eigenen lustig bunten Seife?  

Mein Tipp: Die 20 bis 30 Sekunden-Regel beim Händewaschen sollte auch bei eurem Kind so früh wie möglich etabliert werden. Wenn du dafür Seife benutzt, solltest du für dein Kind eine pflegende, seifenfreie Waschlotion benutzen, die ohne Parfüme auskommt. Bei der Kinderseife ist es wichtig, dass sie auch für allergiegefährdete Kinder geeignet ist.

Zur Überbrückung der Händewasch-Zeit gibt es schöne Reime, die Kindern Freude bereiten. Ein Bilderbuch  kann das Verständnis bei Kindern fördern und Anlass für kleine Gespräche bieten. Zum Beispiel das Pappbuch „Augen, Bauch und Hände: Mein erstes Körperbuch“ (ab 18 Monate) mit kurzen Reimen aus der Reihe „ministeps“ des Ravensburger Verlags. Für etwas ältere Kinder eignen sich später kleine Sanduhren, wie sie auch für die Zähne-Putzzeit verwendet werden.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.