Hafermilch im Cappuccino, Sojamilch aufs Müsli, Reismilch statt Kuhmilch in den Kuchenteig – pflanzliche Milchalternativen halten immer häufiger Einzug in Familienhaushalten. Entsprechend vergrößert sich auch das Angebot in den Supermärkten. Auch Schwangere und Eltern greifen hierzu vermehrt. Die Gründe sind unterschiedlich. Sie können gesundheitlicher Natur sein, den Umwelt- oder Tierschutz in den Blick nehmen, einer vegetarischen/veganen Lebensweise entspringen oder einfach auch nur dem Wunsch nach mehr Abwechslung in der Ernährung. Mittlerweile werde ich von Eltern auch immer öfter gefragt, ob sie auch ihrem Baby pflanzliche Milchersatzprodukte geben können. Deshalb will ich dieses Thema hier näher für euch beleuchten. 

Was ist überhaupt „Milch“?

Blöde Frage? Gar nicht! Ich möchte euch nämlich erstmal sagen, dass ich den Begriff „Milch“ im Folgenden nicht ganz korrekt verwende. Denn nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshof von 2017 darf in Handel und Werbung nur als „Milch“ gekennzeichnet werden, was tatsächlich aus dem Euter von Säugetieren stammt. Dem entspricht in Deutschland der § 2 (Begriffsbestimmung) des sogenannten Milch- und Margarinegesetzes. Danach ist Milch „das durch ein- oder mehrmaliges Melken gewonnene Erzeugnis der normalen Eutersekretion von zur Milcherzeugung gehaltenen Tierarten“. Und ein Milcherzeugnis ist „ein ausschließlich aus Milch hergestelltes Erzeugnis, auch unter Zusatz anderer Stoffe, sofern diese nicht verwendet werden, um einen Milchbestandteil vollständig oder teilweise zu ersetzen“.

Milch ist nach der Gesetzeslage also immer ein tierisches Produkt z.B. von Kühen, Ziegen, Schafen oder Stuten. Genau deshalb werdet ihr auf der Verpackung von pflanzlichen Alternativen etwa aus Hafer auch eher die Bezeichnung „Haferdrink“ finden, selbst wenn wir umgangssprachlich von „Hafermilch“ sprechen. 

Zur Vereinfachung und besseren Lesbarkeit verwende ich im Folgenden daher den nicht ganz richtigen Begriff „Pflanzenmilch“. 

Was sind pflanzliche Milchalternativen?

Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass Kuhmilch, die durch Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft gewonnen wird, nicht umweltfreundlich ist. Schon die Verdauungsvorgänge der Tiere belasten unser Klima. Negativ wirken sich zusätzlich jene Emissionen aus, die durch die Futtermittelproduktion sowie den Transport, die Verarbeitung und Lagerung der Milch entstehen. 

Deshalb suchen Verbraucher*innen zunehmend nach pflanzlichen Alternativen. Am häufigsten werden Soja, Hafer und Mandeln mit Wasser zu Pflanzenmilch verarbeitet. Es sind aber auch Produkte aus Reis, Dinkel und Kokos, aus Haselnüssen und Hanf auf dem Markt. 

Bevor ich zu ihren Inhaltsstoffen komme, hier für Interessierte noch kurze Informationen zur Ökobilanz gängiger pflanzlicher Alternativen im Vergleich zu Kuhmilch:

Die Ökobilanz pflanzlicher Milchersatzprodukte:

Sojamilch: Wir wissen, dass der industrielle Anbau von Soja, wie er in Südamerika betrieben wird, den Regenwald vernichtet sowie den Boden schädigt. Dieses auch in Europa importierte, meist gentechnisch veränderte und mit Pestiziden belastete Soja wird bei uns aber meist zu Tierfutter verarbeitet. Die Sojabohnen für hiesige Pflanzenmilchprodukte stammen dagegen überwiegend aus Kanada und Europa – und nicht selten sogar aus nachhaltigem ökologischen Anbau. In diesem Fall beanspruchen sie deutlich weniger Ressourcen als Kuhmilch.

Mandelmilch gilt ebenfalls als beliebte pflanzliche Alternative. Manche Hersteller  verwenden dafür nach eigenen Angaben Mandeln aus südeuropäischen Anbaugebieten. Der Löwenanteil der Mandeln stammt jedoch aus dem heißen, trockenen Kalifornien. Dort beanspruchen riesige Mandel-Monokulturen nicht nur viel Land, sondern vor allem enorme Mengen Wasser sowie zudem den Einsatz industrieller Bienenhaltung – was den Tieren gar nicht gut bekommt.

Hafermilch besitzt im Gesamtvergleich die beste Ökobilanz. Das Getreide wird vielfach in Europa und auch in Deutschland angebaut, hat also kurze Transportwege. Es killt auch keine Regenwälder, ist vergleichsweise bescheiden in der Landnutzung sowie im Wasseranspruch und verbraucht auch in der Weiterverarbeitung zu Pflanzenmilch deutlich weniger Energie.  

Die Inhaltsstoffe von pflanzlichen Milchersatzprodukten

Das „Original“, die Kuhmilch, enthält von Natur aus viele Nährstoffe. Dazu gehören Eiweiß, Fett, Kalzium, Flourid, Jod, Phosphor sowie Vitamin A, B und D. Bis zum Supermarktregal benötigt Kuhmilch lediglich vier Verarbeitungsschritte.

Die Rohstoffe der pflanzlichen Alternativen enthalten dafür u.a. Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, zudem sind sie laktosefrei (frei von Milchzucker) sowie teils auch glutenfrei. Damit die Milchersatzprodukte in ihren weiteren Inhaltsstoffen, ihrer Konsistenz und ihrem Aussehen möglichst dicht an das tierische Vorbild heranreichen, werden ihnen verschiedene Stoffe zugesetzt. Viele Hersteller reichern ihre Produkte insbesondere mit Öl, Salz, Zucker, Aroma, Calcium, Phosphaten, Stabilisatoren, Emulgatoren, Säureregulatoren sowie Vitamin B2, B12, D und E an. Vieles muss auch deshalb zugesetzt werden, weil Pflanzenmilch bis zum Supermarktregal 13 bis 15 Verarbeitungsschritte durchläuft. Auf diesem Weg gehen ihr viele natürliche Nährstoffe verloren, die dann künstlich wieder hinzugefügt werden müssen. Somit zählen Pflanzenmilchersatzprodukte zu den stark verarbeiteten Lebensmitteln. Die jeweils zugesetzten Mengen variieren im Einzelnen jedoch je nach Rezeptur des Produzenten. Es gibt nämlich keine gesetzlichen Vorgaben dazu, was ein Pflanzendrink enthalten darf bzw. muss. 

Dennoch hat Pflanzenmilch vor allem den Vorteil, dass sie weniger Kalorien als Kuhmilch hat, da sie insgesamt weniger Fett enthält, vor allem weniger gesättigte Fettsäuren, dafür aber mehr gesunde ungesättigte Fettsäuren sowie Ballaststoffe aufweist. Weitere Pluspunkte: Die pflanzlichen Alternativen sind immer laktosefrei, enthalten also keinen Milchzucker. Teilweise sind sie auch glutenfrei. 

Sind pflanzliche Milchersatzprodukte für Babys und Kleinkinder geeignet?

Nichts ist besser und gesünder für Babys als die Menschenmilch! Wer sein Kind stillt, kann sich immer darauf verlassen, dass die Muttermilch in jeder Entwicklungsphase des Säuglings stets optimal zusammengesetzt ist. Und außerdem noch die Bindung stärkt.  

Solange dein Kind Muttermilch zu sich nimmt, ist dein Kind gut versorgt. Gleiches gilt auch für die Pre-Nahrung.

Wichtig zu wissen für Eltern, die ihr Kind mit dem Fläschchen ernähren: 

Pflanzliche Milchalternativen können keinesfalls die Muttermilch ersetzen! 

Und auch nicht die handelsübliche Pre-Milch als spezielle Babynahrung! 

Daher sind im gesamten ersten Lebensjahr deines Kindes Hafermilch & Co. absolut tabu, weil diesen Produkten unverzichtbare Nährstoffe für die Jüngsten fehlen. Andernfalls würde es zu einer Mangelernährung kommen. Darüber hinaus sind zahlreichen Zusätze in der Pflanzenmilch, etwa Phosphate, nichts für Babys.  

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schreibt dazu unmissverständlich auf ihrer Internetseite: „Sojagetränke und andere vegane Ersatzprodukte wie Mandel-, Frischkorn- oder Reisgetränke etc. … sind nicht auf die speziellen Nährstoffbedürfnisse des Säuglings abgestimmt und daher ungeeignet. Gedeihstörungen aufgrund von Energie- und Proteinmangel und weitere Nährstoffdefizite wurden in der Vergangenheit beobachtet.“ 

Soweit, so klar. Doch womöglich fragst du dich jetzt, wie es denn nach dem ersten Geburtstag deines Kindes aussieht. Hier ist gegen den gelegentlichen Verzehr von Pflanzenmilch in kleinen Mengen meist nichts einzuwenden. Aber Wasser bleibt in jedem Fall der Durstlöscher Nummer 1. 

Wenn du Pflanzenmilch bei deinem Kleinkind einführen möchtest, taste dich langsam heran. Denn es könnte sein, dass dein Kind bestimmte Unverträglichen zeigt. Und achte auch auf die Zutatenliste auf der Produktverpackung. So sollten beispielsweise weder Zucker, Aromen, Stabilisatoren, Emulgatoren noch Carrageen (E407) im Produkt enthalten sein. Letzteres – ein Verdickungsmittel aus Rotalgen – ist beispielsweise nicht für kleine Zwerglein zugelassen, weil es gesundheitsschädlich sein könnte. 

Auch wenn Sojamilch hinsichtlich verschiedener Inhaltsstoffe wie etwa Eiweiß noch am ehesten der Kuhmilch gleicht, sind sich Fachleute nicht darüber einig, ob sie für kleine Kinder unbedenklich ist. Darin enthalten sind nämlich Isoflavone der Sojabohne. Dabei handelt es sich um pflanzliche Hormone, die ähnlich wie das weibliche körpereigene Hormon Östrogen wirken können. Isoflavone werden deshalb auch gezielt bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) rät daher davon ab, Babys und Kleinkindern Sojamilch zu geben. Auch von Reismilch für Kinder unter fünf Jahren rät das BfR ab, da Reis bzw. Reisprodukte winzige Mengen an Arsen enthalten können. 

Wenn du noch allgemein mehr zu Ernährung der jüngsten Familienmitglieder lesen möchtest, schau gerne auf meinen Blog. Hier findet du auch noch Beiträge zur Beikosteinführung(Link zum Text) fürs Baby oder zur Ernährung von Kleinkindern. Klicke also gerne mal rein. 

Und für Babys mit Kuhmilchallergie?

Pflanzliche Milchersatzprodukte eignen sich grundsätzlich für Menschen, die gegen tierische Milch, vor allem Kuhmilch, allergisch sind. In dem Fall reagieren die Betroffenen nach dem Verzehr auf das Milcheiweiß beispielsweise mit Juckreiz, Bauchschmerzen, Blähungen oder Erbrechen bis hin zum allergischen Schock. Davon können auch schon kleine Kinder betroffen sein, wenn auch selten. Fertiges Milchpulver für die Zubereitung von Säuglingsnahrung aus dem Fläschchen basiert jedoch regelmäßig auf Kuhmilch. 

Wenn du den Verdacht hast, dass dein Säugling oder Kleinkind an einer solcher Kuhmilch-Allergie leidet, zögere nicht, deine Kinderärztin/deinen Kinderarzt aufzusuchen. Vorher solltest du nicht eigenmächtig die Ernährung deines betroffenen Babys bzw. Kindes auf pflanzliche Milchprodukte umstellen.   

Nach diagnostizierter Milcheiweißallergie (nicht zu verwechseln mit Laktoseintoleranz, also Intoleranz gegen Milchzucker) empfiehlt sich eine spezielle Ernährungsberatung durch eine dafür ausgebildete Fachperson. Wichtig ist jetzt nämlich, die kindliche Ernährung so anzupassen, dass das betroffene Kind vor Allergenen geschützt wird, aber dennoch alle benötigten Nährstoffe erhält. So ist und bleibt Kuhmilch beispielsweise ein wichtiger Kalzium-Lieferant, der dann entsprechend ersetzt werden muss. 

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.