Sie gehören zum Sommer wie die Sonne, das Eis und der Erdbeerkuchen: summende Insekten, die jedoch zu regelrechten Plagegeistern werden können. Wenn sie dann noch stechen, machen Mücken, aber auch Wespen und andere Insekten vor Babys und Kleinkindern nicht Halt.

Gerade die Kleinsten sind sogar eher Ziel von Insektenattacken. Denn Babys und Kleinkinder machen noch mehr unkontrollierte Bewegungen, von denen sich etwa Bienen oder Wespen angegriffen fühlen können und dann meinen, sich verteidigen zu müssen. Und kleine Kinder wissen auch noch nicht, dass auch am Trinkbecher oder Apfelstück eine sechsbeinige Gefahr sitzen kann. Darüber hinaus wirkt die gleiche Menge Insektengift beim Erwachsenen anders als in einem um ein Vielfaches leichteren Baby- oder Kinderkörper. Das heißt, beim (kleinen) Kind sind die Symptome etwa bei einem Wespenstich deutlich stärker ausgeprägt. 

Welche Insektenarten begegnen Säuglingen und Kleinkindern?

Bei den Insekten, von denen potenzielle Stechgefahr ausgeht, kann man grundsätzlich zwei Gruppen unterscheiden. 

Da sind einmal diejenigen mit Giftstachel: Bienen, Wespen, Hornissen und Hummeln injizieren beim Stechen einen giftigen Eiweißcocktail. Sie stechen, wenn sie sich bedroht fühlen. Hektisches Wedeln oder gar nach ihnen schlagen „provoziert“ gerade die Wespen. Anders als Bienen können sie nämlich auch mehrmals zustechen. Wenn eine Biene in Notwehr zusticht, bleibt ihr Stachel durch einen Widerhaken in der Haut eines Menschen stecken, und das Tier stirbt. 

Hornissen gehören zur Wespenfamilie. Vielleicht kennst du auch noch den alten Spruch „Sieben Hornissenstiche können ein Pferd töten und drei einen Menschen“. Das ist natürlich vollkommener Quatsch! Hornissen sind zwar respekteinflößend groß, aber grundsätzlich friedliebend. Zudem interessieren sie sich auch nicht für süße Lebensmittel. Ihr Gift ist sogar schwächer konzentriert als das von Bienen. Allerdings gibt eine Hornisse eine größere Giftmenge ab als ihre Verwandten. Letztlich ist die Wirkung eines Hornissenstichs mit der eines Bienenstiches vergleichbar. Auch Hummeln, genauer gesagt: nur weibliche Hummeln, können stechen. Dazu kommt es jedoch nur selten. 

Und dann sind da noch die Insekten, die stechen, um Blut zu saugen. Dabei sind es nur die weiblichen Tiere, die zur Fortpflanzung bestimmte Eiweiße aus dem Blut ihres Wirts benötigen. Zu den Blutsaugern, mit denen wir es am häufigsten zu tun haben, gehören natürlich die Mücken. Sie injizierten ihren Speichel in unsere Haut. So gelangen bestimmte darin enthalten Eiweiße in unseren Körper. Diese wiederum werden von den körpereigenen Immunzellen angegriffen, was die Einstichstelle anschwellen, jucken und sich röten lässt. Die nur wenige Millimeter großen Kriebelmücke kann man leicht mit einer Fliege verwechseln. Jedoch stechen Kriebelmücken nicht, sondern ritzen mit ihren Mundwerkzeugen die Haut lediglich ein bisschen auf und saugen dann Blut, das sich in der Wunde sammelt. Auch Bremsen stechen nicht, sondern sie beißen mit ihren Mundwerkzeugen, um an unser Blut zu kommen. Dieser Biss kann allerdings sehr schmerzhaft sein. 

Nicht vergessen werden dürfen die Zecken, die mit ihren Mundwerkzeugen ebenfalls die Haut ihrer Opfer anritzen, um Blut zu saugen. Sie gehören jedoch nicht zu den Insekten, sondern sind mit ihren acht Beinen Spinnentiere. Mehr über Zecken kannst du hier auf meinem Blog lesen. 

Was tun, wenn das Kind einen Insektenstich hat?

Ein Insektenstich bzw. -biss ist zu erkennen an einer rundlichen Schwellung um die Einstich- bzw. Bissstelle herum, die gerötet und/oder warm sein kann. Dazu juckt bzw. schmerzt das Ganze. 

Kühlen: Gerade die Stiche von Insekten mit Giftstachel wie Wespe, Biene und Co. können ziemlich schmerzhaft sein. Das Kühlen der Einstichstelle hilft gegen Schmerzen und Schwellung. Damit es nicht zu Kälteschäden auf der Haut kommt, nutze lieber Coolpacks aus dem Kühlschrank. Um Eiselemente aus dem Gefrierschrank wickelst du ein Tuch, bevor du sie auf die Haut legst. Das gilt übrigens nicht nur für die empfindliche Kinderhaut. 

Schwellung reduzieren: Als altes Hausmittel hat sich die rohe Zwiebel bewährt. Mit einer halben Zwiebel wird die Einstichstelle eingerieben oder für eine Weile dadurch gekühlt, dass die Zwiebel auf die Wunde gelegt wird. Nicht fehlen sollte in der Hausapotheke für Kinder ein Mückenstichgel das für Säuglinge und Kinder zugelassen ist. Als Gel, das auch für Säuglinge zugelassen ist, eignet sich Insectolin Gel. Es enthält pflanzliche Wirkstoffe und ist auch für Schwangere und Stillende geeignet, die sich Linderung bei Insektenstichen verschaffen möchten.

Anthistamin-Präparate: Zur Linderung der Symptome hilft ein entsprechendes Antihistamin-Gel aus der Apotheke, das du auf die Haut deines Kindes aufträgst. Achte jedoch darauf, dass das Gel für (kleine) Kinder geeignet ist. Im Kühlschrank gelagert, ist der lindernde Effekt des Gels noch wirksamer. Außerdem gibt es Antihistamin-Tropfen zum Einnehmen. Sie sind für Kinder ab einem Jahr zugelassen. 

Als stärkere Präparate gegen hartnäckige Entzündungen u. ä. gibt es außerdem Salben, die Cortison enthalten. Diese dürfen jedoch nicht bei Babys und Kindern angewendet werden! Deren Haut ist einfach noch zu dünn für diese „schweren Geschütze“, und man würde mehr Schaden anrichten als Nutzen erzielen. 

Elektronischer Stichheiler: Das ist eine Art batteriebetriebener Stift, dessen Ende auf die Einstichstell gehalten wird. Das Gerät erwärmt sich auf um die 50 Grad und somit auch die Haut. Auf diese Weise wird das Eiweiß, das die Mücke o. ä. injiziert hat, zerstört. Letztlich stoppt das den Juckreiz und die Schwellung, weil die Immunzellen dann nicht mehr gegen das Insektenprotein vorgehen müssen.

Dieses Gerät mag für Erwachsene und ältere Kinder effizient sein, um Entzündungen zu verhindern – doch für Babys und Kleinkinder ist es nicht geeignet, da es zu heiß für deren empfindliche Haut ist.

Dem gleichen Prinzip der Proteinzerstörung durch Hitze folgt das Hausmittel, einen erwärmten Teelöffel auf die Einstichstelle zu legen. Auch das darf nicht bei Babys und Kleinkindern angewendet werden. Beim erwärmten Teelöffel hat man die exakte Temperatur kaum unter Kontrolle. Deshalb besteht auch bei Erwachsenen die Gefahr der Verbrennung.  

Desinfizieren: Die Wunden, die der Biss von Bremsen und Kriebelmücken verursacht, sollte man möglichst zeitnah desinfizieren. Dafür eignet sich ein handelsübliches Wunddesinfektionsspray. Das sollte in deiner Hausapotheke für Kinder nicht fehlen. Wichtig ist es, auch „harmlose“ Mückenstiche nicht aufzukratzen, um Infektionen zu vermeiden. Bei Babys ist diese Gefahr eher gering, da sie sich noch nicht kratzen können. 

Stachel entfernen: Am stecken gebliebenen Stachel einer Biene befindet sich die Giftblase. Um die Gefahr zu reduzieren, dass sich diese noch (weiter) in den Körper entleert, entfernst du den Stachel mit einer geeigneten Pinzette – nicht mit den Fingern bzw. Fingernägeln. 

Grundsätzlich kann man gegen Insektengift, das bereits in den Körper gelangt ist, nicht mehr viel ausrichten, außer die Symptome zu lindern. Löst das Gift jedoch eine allergische Reaktion aus, kann es gefährlich werden und schnelle medizinische Hilfe erforderlich werden. Dazu liest im Folgenden mehr. 

Wann kann ein Insektenstich gefährlich werden?

In den meisten Fällen könnt ihr einen Insektenstich-/biss gut und erfolgreich selbst behandeln. In bestimmten Fällen solltest du jedoch eine Ärztin/einen Arzt zu Rate ziehen: 

Bei allergischer Reaktion: Eine allergische Reaktion kann nur auf das Insektengift erfolgen, das in den Körper gelangt. Also beispielsweise auf Bienen- oder Wespenstiche, jedoch nicht auf Mückenstiche. Schätzungsweise rund 3 % der Menschen hierzulande reagieren allergisch auf Insektengift. Das kann sich durch Atemnot, rasenden Puls, Übelkeit, feucht-kalte Haut, Fieber, Schüttelfrost, Heiserkeit, Schwindel oder Ausschlag am ganzen Körper bemerkbar machen. Im schlimmsten Fall kann es zum anaphylaktischen Schock kommen, der den Herz-Kreislauf zusammenbrechen lässt. Dann besteht Lebensgefahr! Das kommt jedoch glücklicherweise nur selten vor. 

Zögere jedoch nicht, den Notarzt unter 112 zu rufen, wenn du bei deinem Kind Anzeichen einer allergischen Reaktion feststellst. Eine kräftige Rötung, heftige Schwellung und starker Juckreiz sind jedoch keine allergische Reaktion auf einen Insektenstich/-biss. Dabei handelt es sich um die üblichen – wenn auch intensiven – körperlichen Reaktionen. 

Wo eine Allergie auf Insektengift bekannt ist, darf ein entsprechendes Notfallset in ständiger Reichweite nicht fehlen. Das enthält zur sofortigen Behandlung ein schnell wirkendes Antihistaminikum, ein Kortison-Präparat und eine Adrenalinspritze zur Kreislaufstabilisierung. 

Damit du in einer solchen Notfallsituation richtig und besonnen reagieren kannst, solltest du die notwendigen Hilfsmaßnahmen gelernt und geübt haben. Dieser Online-Erste-Hilfe-Kurs  zeigt dir auch, wie du Insektenstiche und allergische Reaktionen bei deinem Kind richtig einschätzen kannst.

Stich im Gesicht und Mundraum: Gerade für Babys und Kleinkinder kann ein Stich im Gesicht bzw. im Mundraum gefährlich werden. Vor allem in Mund und Rachen besteht bei einem Bienen- oder Wespenstich die Gefahr, dass durch das Anschwellen der Einstichstelle die Atemwege blockiert werden. Als Erste-Hilfe-Maßnahme kannst du deinem Kind einen Eiswürfel zum Lutschen geben. Kann das Kleine damit noch nicht umgehen, helfen auch kühle Tücher von außen gegen die Schwellung. Gib deinem Kind jedoch nichts zu trinken, daran könnte es sich jetzt nämlich verschlucken. Dabei sollte man auch hier einen Notarzt rufen. Der kann ein Medikament verabreichen, das die Schwellung rasch lindert. 

Wenn die Zunge durch einen Stich dick geworden ist, hilft auch Eis oder ein sauberer nass-kalter Waschlappen, den du auf die betroffene Stelle legen kannst – vorausgesetzt du kommst mühelos dran.

Wichtig ist auch, dass du jetzt ruhig bleibst. Spürt dein Kind deine Aufregung und Nervosität, wird es selbst unruhiger und seine Atmung wird (noch) unruhiger. Versuche es zu beruhigen, damit auch die kindliche Atmung so ruhig wie möglich bleibt. 

Wie kann man Insektenstichen und Insektenbissen vorbeugen?

Du kannst bereits einiges für dein Kind tun, wenn du auf passiven Schutz vor Insektenstichen setzt. Komplett verhindern lassen sich Begegnungen mit Mücken und Co. nicht, aber man kann es den sechsbeinigen Zeitgenossen schwerer machen. Und zwar so: 

Geeignete Kleidung: Bunte Farben und großzügige Muster locken Insekten an. Gerade Gelb ist für sie besonders attraktiv. Setze also lieber auf helle, luftige (Baumwoll)Kleidung. Umso besser, wenn diese dann auch die Ärmchen und kleinen Beine deines Kindes bedeckt, das schützt zusätzlich. Ein Sonnenhut schützt nicht nur vor UV-Strahlung, sondern auch vor Stichen zumindest oben auf dem Kopf. 

Insektenschutznetze: Damit Mücken und andere Insekten möglichst gar nicht erst in die Wohnung kommen, lassen sich vor Fenster und Balkon- bzw. Terrassentür Insektenschutznetze anbringen. Für unterwegs oder auf Reisen gibt es Moskitonetze, die sich beispielsweise am Autositz, am Kinderwagen bzw. Buggy oder auch am Reisebett anbringen lassen. 

Wespen richtig begegnen: Gerade Wespen lieben Süßes und werden von Getränken, Eis, Kuchen, Obst und ähnlichen Speisen magisch angezogen. Sorge also für entsprechenden Schutz. Das heißt: Getränkebecher mit Deckel versehen, Trinkhalme oder Trinkflasche nutzen, Speisen abdecken. Und achte genau darauf, dass kein Insekt auf Breilöffel oder dem Lebensmittel sitzt, das dein Kind gerade isst. 

Zur Wespenabwehr bitte weder wild wedeln noch das Tier anpusten! Das macht Wespen regelrecht aggressiv. Bewährt hat sich eine Blumensprüh-Flasche, mit der man einen feinen Wassernebel in Richtung Wespe versprüht. Das signalisiert ihr: Es regnet, ich fliege besser weiter.

Düfte: Man liest immer wieder den Rat, dass Wespen, Bienen u. a. den Duft von Lavendel, Nelke oder Zitronen nicht mögen. Es mag einen Versuch wert sein, aber Wunder solltet ihr davon nicht erwarten. Falls du die „Duftabwehr“ probieren möchtest, verzichte jedoch auf ätherische Öle direkt beim Kind. Denn sie können die Schleimhäute von Babys und Kleinkindern reizen oder allergische Reaktionen verursachen. 

Repellents: Schützende Sprays und Mittel zum Einreiben, die man auf der Haut aufträgt, um Mücken auf Abstand zu halten, sind meistens nicht geeignet für Kinder unter zwei Jahren! Die sogenannten Repellents enthalten aber alle chemische Inhaltstoffe, die nicht nur Schleimhäute der Kleinsten reizen können, sondern auch allergische Reaktionen auslösen können. Aus dem gleichen Grund sind auch alternative Präparate auf Basis ätherischer Öle für die Jüngsten ganz kleine Kinder nicht geeignet.. Vom Hersteller zugelassen ab 6 Monaten ist dieses Präparat. Allerdings enthält es auch ätherische Öle. Ab dem ersten Geburtstag ist das Antibrumm Kids-Insektensrpay. vom Hersteller empfohlen.Außerdem sind diese Abwehrmaßnahmen ebenso wirkungslos gegen stechende Insekten wie Mückenarmbänder. 

Auch elektronische Mückenstecker, die chemische Wirkstoffe verdampfen, um Mücken fern zu halten, können die Gesundheit schädigen. Das gilt für Erwachsene und erst recht für Kinder. Lasst mit Kindern auch lieber die Finger von den sogenannten Mückenspiralen, die im Freien abgebrannt werden. 

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.