Der Kaiserschnitt (lateinisch: Sectio caesarea oder kurz: Sectio) ist weltweit der häufigste aller operativen Eingriffe an Frauen. In Deutschland erblickt heute sogar fast jedes dritte Baby (29,7 Prozent) das Licht der Welt per Schnittentbindung. Das sind rund doppelt so viele Kaiserschnitt-Kinder wie im Jahr 1991. Damals betrug die Sectio-Quote lediglich 15,3 Prozent. 

Schon seit Längerem diskutieren Expertinnen und Experten über den enormen Anstieg dieser Entbindungsart. Sie hat nämlich die Sterblichkeitsrate der Säuglinge und Mütter in Deutschland nicht weiter gesenkt. Diese liegt im Vergleich vor noch einigen Jahrzehnten heute bei weniger als vier verstorbenen Müttern pro 100.000 Lebendgeburten – und bei etwa drei Babys von 1.000 lebend geborenen Säuglingen, die ihren ersten Geburtstag nicht erleben. In Skandinavien sind diese Zahlen noch geringer. Dort beträgt die Kaiserschnittrate nur 15 bis 20 Prozent. 

Beispielsweise sind im Vergleich der OECD-Länder in Finnland nur 17 von 100 Geburten Kaiserschnitte. Noch weniger sind es in Israel mit 15 von 100 Kindern. Dagegen kommen in der Türkei mittlerweile 54 von 100 Neugeborenen per Sectio zur Welt. Darauf folgt Polen mit 39 von 100 Kindern. 

Im nationalen Vergleich führt Schleswig-Holstein die Sectio-Rate mit 33,3 % an, dicht gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 32,2 %. Die wenigsten Kaiserschnitte verzeichnet Berlin mit einem Anteil von 25,6%. 

Geplanter oder ungeplanter Kaiserschnitt

Bei einer geplanten Sectio gibt es von vornherein Gründe, die eine Spontangeburt ausschließen. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn das Kind quer liegt, zu früh geboren wird oder eine Erkrankung der Schwangeren vorliegt. Man spricht bei dem Eingriff vor natürlichem Beginn der eigentlichen Geburt (keine Wehen etc.) auch von einem primären Kaiserschnitt. Beim geplanten Eingriff kann eine Begleitperson bei der Operation am Kopfende der Gebärenden anwesend sein.

Manche Frauen entscheiden sich auch ohne zwingenden Grund für einen geplanten Kaiserschnitt. Zwar ist der Anteil dieser sogenannten Wunschkaiserschnitte in Deutschland noch gering, die Tendenz steigt jedoch. Auch Promi-Mütter machen es häufig vor, scheinbar locker ohne Geburtsstress ein Kind zu bekommen. Mit Blick auf die generell steigende Sectio Rate befürchten Fachleute, dass Schwangere Ausmaß und Folgen eines Kaiserschnitts offenbar häufig unterschätzen. Denn auch wenn diese Operation heute sehr sicher ist, so ist sie nicht frei von Risiken. Deshalb sollen nach den neuen Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) Schwangere auch noch besser über den Eingriff aufklärt werden. 

Ein ungeplanter Kaiserschnitt liegt vor, wenn sich erst im Geburtsverlauf die Notwendigkeit ergibt, das Kind per Sectio zu holen, beispielsweise bei Komplikationen wie Geburtsstillstand oder eingeklemmter Nabelschnur. Dann spricht man vom sekundären Kaiserschnitt – das heißt, wenn die Geburt bereits begonnen hat.

Ein Notkaiserschnitt ist immer ungeplant – aber nicht jeder ungeplante Kaiserschnitt ist zugleich auch ein Notkaiserschnitt. Natürlich ist eine Gebärende, die auf eine Spontangeburt eingestellt ist, immer irritiert oder sogar verängstigt, wenn während des Geburtsgeschehens dann doch eine Sectio vorgenommen wird. Diese soll dann ihrer Sicherheit und der des Kindes dienen, ohne dass gleich eine dramatische Situation vorliegt. Von einem Notkaiserschnitt spricht man hingegen, wenn Gesundheit oder Leben der Mutter oder des Kindes akut gefährdet sind. Dann muss unverzüglich notfallmäßig gehandelt werden. 

Ablauf eines Kaiserschnitts

Im Gegensatz zur Spontangeburt passiert das Kind bei einem Kaiserschnitt nicht den mütterlichen Geburtskanal, um durch die Vagina auf die Welt zu treten, sondern es wird durch die geöffnete Bauchdecke der Mutter von einer Ärztin/einemArzt herausgehoben. Somit handelt es sich bei dem Eingriff um eine sogenannte große Bauch-Operation (Laparotomie). Diese läuft so schonend wie möglich ab. Mehr zum sogenannten „sanften Kaiserschnitt“ findest du weiter unten. 

Vor dem Kaiserschnitt wird der Intimbereich der Frau rasiert. Dann erhält sie einen Blasenkatheter und einen venösen Zugang. Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen, wird der Mutter in der Regel eine rückenmarksnahe Anästhesie in Form einer Spinal- bzw. Periduralanästhesie (PDA) angelegt. Diese hat den Vorteil, dass die Frau die Geburt ihres Kindes aktiv miterleben kann. Aber auch eine Vollnarkose ist möglich und wird von einigen Frauen gewünscht. Wenn es bei einem Notfall-Kaiserschnitt schnell gehen muss, wird immer eine Vollnarkose angewandt. Sie wirkt schneller als die Spinalanästhesie. Das Baby kann deshalb schon innerhalb weniger Minuten auf die Welt geholt werden.

Sobald die Anästhesie wirkt, setzt die Ärztin/der Arzt dann kurz über der Schamhaargrenze einen meistens horizontalen Schnitt mit dem Skalpell. Die Bauchdecke wird dann schichtweise geöffnet, das heißt Bauchfett, Bauchmuskulatur und Bauchfell werden durchtrennt. Auch die darunterliegende Gebärmutter wird quer mit einem Schnitt geöffnet. Nachdem das Fruchtwasser abgesaugt ist, drückt die Ärztin/der Arzt mit einer Hand von außen auf die Gebärmutter. So wird das Kind herausgeschoben und ärztlicherseits gleichzeitig vorsichtig durch die Öffnung herausgehoben. Dies ist der Moment der Geburt! 

Anschließend müssen sich die Geburtshelfer*innen noch um die Plazenta  kümmern. Eine Oxytocinspritze sorgt dafür, dass sich der Mutterkuchen löst und herausgehoben werden kann. Jetzt werden die Gebärmutter und Bauchgewebeschichten wieder sorgfältig zusammengenäht. Äußerlich verbleibt eine 10 bis 20 cm lange Narbe .

Was passiert nach dem Kaiserschnitt?

Sobald das Baby herausgehoben wurde, wird es der Hebamme übergeben und wie alle Neugeborenen untersucht. Falls es noch etwas Unterstützung zum Atmen benötigt, kommt es zur anwesenden Kinderärztin bzw. zum anwesenden Kinderarzt. Nicht selten müssen die Atemwege noch von etwas Fruchtwasser befreit werden. 

Wenn die Mutter nicht in Vollnarkose liegt und es ihr Gesundheitszustand sowie der des Kindes zulässt, können sich beide sofort kennenlernen und der Prozess des Bondings beginnt. Jetzt ist auch Zeit für ein erstes Stillen. Falls die Mama noch nicht in der Lage ist, mit ihrem Baby zu kuscheln, übernimmt das der anwesende Papa. 

Nach Beendigung der Operation wird die Mutter noch zwei Stunden überwacht, bevor es auf die Wöchnerinnenstation geht. Je nachdem, wie es ihr geht, kann die Frau mit ihrem Neugeborenen dann nach durchschnittlich fünf Tagen nach Hause entlassen werden. Jetzt ist es besonders wichtig, dass sie dort Unterstützung bekommt. Das fördert und verbessert auch die Wundheilung der Narbe.

Die Rückbildung der Gebärmutter vollzieht sich nach einem Kaiserschnitt etwas langsamer als nach einer Vaginalgeburt. Ebenso verzögert sich der Milcheinschuss um etwa einen Tag. 

„Sanfter Kaiserschnitt“

Die sogenannte „Misgav-Ladach Technik“ ist benannt nach einer gleichnamigen Klinik in Jerusalem, in der diese schonendere Kaiserschnitt-Methode 1994 entwickelt wurde. Sie wird heute ganz überwiegend angewendet. Das Besondere daran: Der Bauchraum der Mutter, also auch die tieferliegenden Schichten, wird nicht komplett mit Skalpell oder Schere geöffnet. Stattdessen wird das Gewebe unter den gesetzten Schnitten gedehnt, geweitet und gerissen, um es zu öffnen. 

Das klingt erstmal gar nicht „sanft“, sondern eher brutal. Doch dieses Verfahren hat entscheidende Vorteile und ist für die Frau schmerzfrei. So verkürzt die “Misgav-Ladach Methode“ z.B. die Operationszeit wesentlich. Zudem verliert die Mutter weniger Blut. Außerdem verläuft die Wundheilung von gedehnten/gerissenen Gewebeschichten deutlich besser als die von geschnittenen. Anschließend wird der Schnitt der Gebärmutter per Naht verschlossen, und auch die Fazien und die Haut werden vernäht. Das Bauchfell und die Bauchmuskulatur verheilen jedoch ohne Naht.

Letztlich hat die Wöchnerin in der Heilungsphase dadurch regelmäßig weniger Schmerzen und Beschwerden und kann das Krankenhaus auch nach kürzerer Zeit verlassen als beim „klassischen“ Kaiserschnitt. Auch wenn diese Methode schonender ist, als die herkömmliche Operationstechnik darf der Begriff „sanfter Kaiserschnitt“ nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich dennoch um eine große Bauchoperation handelt, bei der sich die Mama anschließend ausgiebig erholen und schonen muss.

Wie lange dauert ein Kaiserschnitt?

Nach den entsprechenden Vorbereitungen dauert der Eingriff selbst insgesamt rund eine Stunde. Etwa 15 Minuten benötigt das Legen der Spinalanästhesie, bzw. der PDA. Vom Setzen des ersten Schnitts bis zum Herausheben des Babys vergehen etwa vier bis fünf Minuten. Danach nimmt das Vernähen der Gewebeschichten die meiste Zeit in Anspruch.

Bei einem geplanten Kaiserschnitt kann mit den Vorbereitungen (z. B. Aufklärungsgespräch, Flüssigkeitstropf etc.) bereits am Tag vor der Operation begonnen werden. Bei ungeplanten Kaiserschnitten bleiben für die Vorbereitung maximal 30 Minuten, je nachdem, wie eilig es ist. Zählt jedoch bei einen Notfall-Kaiserschnitt jede Minute, so kann das Baby inklusive Vorbereitungszeit in fünf  bis zehn Minuten auf die Welt geholt werden. 

Es gibt auch Risiken beim Kaiserschnitt

Wie aufgeführt, gibt viele Gründe, warum ein Kind per geplanter oder ungeplanter Schnittentbindung geboren wird. Wenn eine Sectio unumgänglich ist, lässt sich das nicht ändern. Unstrittig bleibt jedoch: So es möglich ist, bleibt eine Spontangeburt immer noch die natürlichste (und gesündeste) Art der Geburt für Mutter und Kind.

Obwohl der Kaiserschnitt heute ein sicheres Operationsverfahren ist und sich die meisten Frauen im Anschluss davon gut erholen, bleiben Risiken. 

• So haben Frauen bei einer Sectio ein dreimal höheres Risiko als bei einer vaginalen Entbindung, bei der Geburt zu sterben – auch wenn diese Gefahr heute so gering ist wie nie zuvor.

• Je nach Anästhesieform kann es im Anschluss gelegentlich zu unterschiedlichen Symptomen kommen. Dazu zählen u.a. Blutdruck- und Pulsabfall, Kopfschmerzen, Brechreiz, Schwindel, Hör-und Sehstörungen.

  • Der Blutverlust ist bei einer Sectio deutlich höher als bei einer Spontangeburt.

• Der Schmerz ist während der Geburt zwar ausgeschaltet – aber der anschließende Wundschmerz im Bauchbereich kann der betroffenen Mutter durchaus länger zu schaffen machen. Immerhin war es ja eine große Bauch-OP. 

  • Wie bei allen Operationen ist das Risiko für Infektionen und Thrombosen erhöht.
  • Auch die Narbe selbst verheilt nicht immer so, wie sie sollte. Ich kenne Frauen, bei denen sich die Narbe entzündet hat, nach innen einzog oder die gar noch viele Jahre nach der Entbindung unter Narbenproblemen leiden. 

•  Nach einem Kaiserschnitt benötigt die Mutter deutlich mehr Schonung sowie länger Hilfe bei der Versorgung des Babys, weil die tiefer gehende Sectio-Wunde langsamer verheilt als Geburtsverletzungen durch eine vaginale Geburt. 

•  Gerade nach einem ungeplanten Kaiserschnitt macht es Frauen öfter zu schaffen, dass sie ihr Kind nicht auf natürlichem Wege zur Welt bringen konnten. Viele fühlen sich auch davon belastet, dass sie sich nicht sofort und umfassend selbst um ihr Baby kümmern konnten. 

•  Auch Kaiserschnittkinder kommen mit gewissen erhöhten Risiken zu Welt, beispielsweise für das spätere Auftreten von Allergien, Asthma und Zuckererkrankungen. Zudem haben diese Kinder nach der Geburt häufiger Atemprobleme, da – anders als bei ihrem Weg durch den engen Geburtskanal bei einer vaginalen Entbindung – das Fruchtwasser nicht vollständig aus den kleinen Lungen herausgepresst wird.

Spontangeburt nach Kaiserschnitt?

Viele Mütter, die eine Kaiserschnittentbindung hatten, würden ihr nächstes Kind gern auf natürlichem Wege zur Welt bringen. Man spricht dann abgekürzt von einer VBAC. Das steht für die englischen Begriffe „vaginal birth after cesarian“ und bedeutet übersetzt „vaginale Geburt nach Kaiserschnitt“. Diese Frauen sind jedoch unsicher, ob das möglich ist. Ihre Sorge gilt dabei vor allem der Gebärmutternarbe, die unter den Wehen einer Vaginalgeburt reißen könnte. Das kann für Mutter und Baby gefährlich werden. 

Moderne Nahtmethoden verringern diese Gefahr jedoch erheblich. Deshalb ist es heute kein Problem, wenn Frauen sich nach einem Kaiserschnitt beim nächsten Baby für eine vaginale Geburt entscheiden. Kliniken bieten dazu Beratungsmöglichkeit im Zusammenhang mit der Geburtsplanung an. Dabei wird auch die Gebärmutterwand und die alte Nahtstelle mit Hilfe des Ultraschalls überprüft.

Historischer Rückblick auf den Kaiserschnitt

Die Legende, dass der volle lateinische Name Sectio caesarea darauf zurückgeht, dass der römische Kaiser Julius Cäsar einst per Kaiserschnitt auf die Welt kam, ist und bleibt nur eine Legende. Sie entspricht nach heutigen Wissen nicht der Wahrheit. Wie hat man das herausgefunden? Ganz einfach: Cäsars Mutter Aurelia (120 v. Chr. bis 54 v. Chr.) erreichte das damals stattliche Alter von 66 Jahren. Wäre bei ihr ein Kaiserschnitt vorgenommen worden, so hätte das zu jener Zeit ihren sicheren frühen Tod bedeutet. 

Auch wenn die Sectio bereits seit der Antike dokumentiert ist, bezahlten die betroffenen Mütter und meist auch die Kinder den Eingriff – mangels medizinischen Wissens – lange mit ihrem Leben. Im 6. Jahrhundert erlaubte ein kaiserlicher Erlass eine Schnittgeburt nur an sterbenden bzw. verstorbenen Frauen, um Mutter und Kind dann jeweils in geweihter Erde beisetzen zu können. Diese Regel hielt sich bis ins 16. Jahrhundert.

Der erste bekannte Fall, bei dem Mutter und Baby einen Kaiserschnitt überlebten, geht auf das Jahr 1500 in der Schweiz zurück. Dabei führte erstaunlicherweise kein Arzt, sondern der verzweifelte Ehemann (von Beruf Tierkastrator) den Eingriff durch. In Deutschland hat der Arzt Jeremias Trautmann 1610 in Wittenberg den ersten historisch verbürgten und erfolgreichen Kaiserschnitt an einer lebenden Frau vorgenommen. Selbstverständlich ohne Narkose – die gab es damals nämlich noch nicht.

Stand bei einer Schwangeren eine Sectio im Raum, galt noch bis ins 19. Jahrhundert der Grundsatz, dass ihr die Möglichkeit gegeben werden musste, ein Testament zu machen. Denn die mütterliche Sterberate betrug nach Sectio damals immer noch fast 100 Prozent. Erst um 1900 herum stiegen die Überlebenschancen der Frau dann durch neue bzw. verbesserte Operationsmethoden sowie eine deutlich verbesserte Hygiene und den Einsatz von Desinfektionsmitteln merkbar an. 

Heute ist ein Kaiserschnitt tatsächlich ein sehr sicherer Eingriff, dem unzählige Frauen und Kinder bei schwierigen Geburtsvoraussetzungen und -situationen Gesundheit und Leben verdanken. Die Medizin hat sich entwickelt und damit den Kaiserschnitt zu einer sicheren Geburtsmethode gemacht.

Dennoch sieht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) so hohe Sectio-Raten, wie sie in Deutschland üblich sind, als unnötig an. Laut WHO besteht bei höchstens 10 Prozent der Geburten eine medizinische Notwendigkeit für die Schnittentbindung.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.