Dass (werdende) Eltern allgemein nicht nur Freude, sondern auch verschiedene Ängste verspüren, ist ganz normal. Schließlich tragen sie ihren Teil der Verantwortung dafür, dass sich das noch ungeborene oder bereits geborene Kind optimal entwickeln kann. Und Babys sind tatsächlich die empfindlichsten Menschenwesen. Bei manchen Müttern und Vätern nimmt die Angst um ihr Kind jedoch überhand. Das ist weder für die Eltern noch für das Baby gut.
Eine gewisse Sorge um das Wohlergehen des Kindes ist natürlich und ein gutes Zeichen, denn sie zeugt davon, dass Eltern ihre Aufgabe ernstnehmen. Und wer sonst, wenn nicht sie, soll das Kleine beschützen? Dieser Beschützerinstinkt ist bei Müttern und auch Vätern naturgemäß umso stärker ausgeprägt, je jünger und hilfloser der Nachwuchs noch ist. Derartige Verhaltensweisen sind Eltern seit Menschengedenken quasi „angeboren“ und dienen dem Überleben des Kindes und damit vormals der Sippe.
Wenn Ängste aber überhand nehmen, sie die Eltern belasten und/oder das Kind in seiner gesunden Entwicklung hemmen, spricht man von Überängstlichkeit. Der Übergang von normaler Sorge und übertriebener Angst ist oft fließend und deshalb nicht immer leicht abzugrenzen.
Woran erkennt man als Eltern seine Überängstlichkeit?
In den meisten Fällen erkennen betroffene Mütter und Väter kaum oder gar nicht, dass sie zu Überängstlichkeit neigen. Ihnen erscheinen ihre Gefühle und ihr Verhalten im Umgang mit dem Kind ganz normal. So sind es meistens der Partner oder die Partnerin, die Großeltern und Freunde oder auch eine Fachpersonen aus der Tagespflege oder die Hebamme, die auf eine zu ausgeprägte Angst eines Elternteils aufmerksam werden.
In Jasmins Fall war es die Tagesmutter. Und das kam so:
Mila war erst wenige Wochen alt, als „es“ passierte: Eines Nachmittags schlummerte das Baby ruhig in seinem Bettchen am Fußende der elterlichen Schlafstelle, während Mutter Jasmin sich dort ebenfalls ausruhte. Als sich Mila dann meldete, stand Jasmin auf, ging zu ihrem Kind, hob es hoch und wollte es neben sich aufs Bett legen. Bei diesen wenigen Schritten verhedderten sich Jasmins weite Hosenbeine aus dünnem flattrigem Stoff jedoch, sodass die junge Mutter stolperte und schließlich unglücklich an der Bettkante stürzte. Dabei fiel ihr das Baby aus dem Arm und schlug mit dem Köpfchen auf dem Laminat-Fußboden auf.
Jasmin war sekundenlang wie gelähmt, während Mila furchtbar schrie. Dann nahm die Mutter ihr Kind so umsichtig auf, dass das Köpfchen nicht bewegt wurde, legte Mila auf das Bett und rief sofort einen Krankenwagen. So landete die Kleine im zarten Alter von vier Wochen in der Kinderklinik, wo sie sofort sorgfältig von Kopf bis Fuß untersucht wurde. Aber das Glück war auf ihrer Seite – denn außer einem schrecklichen Schrecken war dem Säugling nichts zugestoßen. Kein Knochenbruch, vor allem keine Verletzung des Schädels, nicht einmal ein blauer Fleck.
Bei dieser Nachricht fiel Jasmin natürlich erstmal ein dicker Stein vom Herzen. Doch ihre Erleichterung währte nicht lange. Denn das Geschehen ging der nun verunsicherten Mutter nicht mehr aus dem Kopf. So ängstigte sie sich in den kommenden Wochen und Monaten im sprichwörtlichen Sinne „zu Tode“, dass sich doch noch Spätfolgen des Sturzes bei Mila zeigen würden. Trotz der beruhigenden Untersuchungsergebnisse schießen Jasmin selbst heute noch, gut ein Jahr später, die Tränen in die Augen, wenn sie davon erzählt. „Ich kann mir einfach nicht verzeihen, dass mir das passiert ist“, sagt sie. „Und die Angst um Mila quält mich immer noch, sogar nachts in meinen Träumen. Dann wache ich schweißgebadet auf.“
Für Jasmin war dieser Moment an Milas Lebensanfang so traumatisch, dass er sich in ihr festgebrannt hat. Seitdem traut sie sich selbst und auch dem Kind nur noch wenig zu. Sie bewacht jede Bewegung der Kleinen überängstlich und räumt alles aus dem Weg, was ihr gefährlich werden könnte. Die Ecken und Kanten sämtlicher Schränke und Tische in der Wohnung hat Jasmin abgepolstert, die Schubladen alle verblombt. Und wenn jemand anderes Mila auf den Arm nehmen möchte, ist die Mimik der Mutter sofort von Furcht gezeichnet. Das war Milas Tagesmutter sehr bald aufgefallen.
Solche Symptome sind durchaus typisch für überängstliches Elternverhalten. Es kann sich u.a. äußern
• durch den Drang, stets alles unter Kontrolle behalten zu wollen,
• durch den Impuls, bei jeder vermeintlichen Gefahr fürs Kind sofort einzugreifen,
• durch starkes Unwohlsein, wenn sich andere um das Kind kümmern,
• durch wiederkehrende Gedanken, die unaufhaltsam kreisen und kreisen,
• durch gestörten Elternschlaf und schlimme Träume,
• und auch durch körperliche Symptome wie etwa ein flaues Gefühl im Magen, Zittern der Hände, angespannte und hochgezogene Schultern, Rückenschmerzen, trockener Mund u.a.m.
Mögliche Ursachen von Überängstlichkeit der Eltern
Nicht immer ist wie bei Jasmin ein traumatisches Erlebnis mit dem eigenen Kind Ursache einer derart ausgeprägten Ängstlichkeit. Bei manchen Eltern geht sie auch auf Erfahrungen in der eigenen Kindheit zurück, in der sie vielleicht selbst eine heikle Situation durchlebt und nie vergessen haben. So wie bei Christofer, der mit knapp zwei Jahren mal an der Hand seiner Mutter von einer Mauer gefallen ist und sich dabei eine arge Platzwunde an der Stirn zugezogen hat, die im Krankenhaus genäht werden musste. Christofer selbst erinnert sich daran nicht, aber die Situation ist ihm viele Male und höchst drastisch von seiner Mutter erzählt worden. Die Folge: Christofer lässt seinen eigenen Sohn nirgends balancieren, das höher als ein paar Handbreit ist.
Einige Eltern mit stark ausgeprägter Ängstlichkeit sind in ihren jungen Jahren auch zur Übervorsicht erzogen worden und haben möglicherweise von einem Elternteil ständige Ermahnungen gehört, etwas ja nicht zu tun, weil das „viel zu gefährlich“ sein könnte. Sozusagen als präventiver Schutz. Aber Kleinkinder, die wenig ausprobieren dürfen und in ihren Erfahrungsräumen in dieser Weise stark eingeengt und beschnitten werden, können dann oft kein Zutrauen zu sich, ihren Fähigkeiten und der Welt entwickeln: Aus ihnen werden nicht selten überängstliche Erwachsene, die die Umgebung als chronisch bedrohlich wahrnehmen, besonders für ihr Kind. Sie haben also das Ängstlichkeitsmuster ihrer Eltern übernommen und laufen Gefahr, es unhinterfragt an ihre eigenen Kinder weiterzugeben.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Überängstlichkeit manchmal auch einem gesteigerten Perfektionsanspruch entspringt. Auch von diesem Phänomen können Mütter wie Väter gleichermaßen heimgesucht werden. Im Ergebnis wünschen sie sich glückliche und erfolgreiche Kinder, durch die sie dann sich selbst als kompetent erleben können, wie der dänische Familientherapeut Jesper Juul es einmal beschrieben hat.
Zum Beispiel grübelt Aaron schon seit der ersten Schwangerschaft darüber, wie er seiner Familie ein gutes Leben und seinem Kind möglichst viel bieten kann. Natürlich wurde das Geld mit der Geburt des jetzt dreijährigen Sohnes etwas knapper, obwohl Aaron als Facharbeiter wirklich nicht schlecht verdient. Und nun kündigt sich das zweite Kind an. In Zusammenhang mit seiner Familie hat sich Aaron nächtelang schlaflos im Bett gewälzt vor lauter Sorge, das alles nicht perfekt hinzukriegen. Kann und soll ich vielleicht noch einen Zweitjob annehmen? Brauchen wir jetzt nicht eine größere Wohnung? Aber die wird dann natürlich teurer, was erschwerend hinzukäme. So ging es in seinem Kopf hin und her, denn Aaron will in jeder Weise unbedingt ein perfekter Vater sein. Seine Gedanken behält er jedoch stets für sich und teilt sie mit niemandem. Dadurch werden der Druck und seine Angst, als Vater und Haupternährer zu versagen, jedoch nur noch schlimmer.
Ein anderes Beispiel ist Diana. Sie hatte sich jahrelang ein Kind gewünscht, bis schließlich Timo geboren wurde. Der Junge ist ihr Ein und Alles – und sie will ihm die allerbeste Mutter der Welt sein. Damit begann jedoch ein Teufelskreis: Je größer Dianas Ansprüche an sich wurden, das Kind perfekt zu fördern und ihm jederzeit das Allerbeste angedeihen zu lassen, desto stärker wuchs ihre Angst zu versagen. Und je mehr sich diese Angst in ihr aufbaute, desto häufiger wurde Diana von ihren Selbstregulierungskräften im Stich gelassen. In der Folge rastete sie immer öfter aus, brach auch vor dem Kind häufiger Streitereien mit ihrem Partner und anderen vom Zaun, wirkte auf ihre Mitmenschen wie „im Tunnel“ und „auf Autopilot“, wurde rasch ungerecht gegen andere sowie immer besitzergreifender gegenüber dem Kind.
Die Auswirkungen von überängstlichen Eltern
Die größte Angst von Eltern ist, dass ihrem Kind etwas zustoßen könnte oder sie ihr Kind gar verlieren. Deshalb wird bei einigen Müttern und Vätern der diesen Ängsten entspringende Beschützerinstinkt übermäßig aktiviert. Ich verstehe das und weiß auch, dass sich solche druckvollen Gefühle kaum auf Knopfdruck regulieren lassen. Deshalb ist es für die betroffenen Eltern eine besonders große Herausforderung, ihre Kinder entwicklungsgemäß immer ein Stückchen mehr loszulassen. Und auch auszuhalten, dass sie niemals alle Gefahren absolut und immer unter Kontrolle haben können.
Gelingt ihnen das nicht, so geraten die Betroffenen aufgrund der sie überwältigenden Angst immer stärker unter Stress – und das ist gar nicht gut für sie und das Kind.
Bei den Eltern birgt großer durch Angst ausgelöster Stress ein erhöhtes Risiko für unangemessenes Verhalten. Das hätte dann auch Auswirkungen auf das Kind. Machen wir dazu nur zwei Beispiele, die heute öfter in der öffentlichen Diskussion auftauchen: die sogenannten „Helikopter-Eltern“ sowie die „Rasenmäher-Eltern“.
Helikopter-Eltern kreisen gleich einem Hubschrauber sozusagen ständig über ihren Kindern. Sie weichen ihnen nicht von der Seite, überwachen bzw. kontrollieren auf diese Weise jede Regung und später jeden (Krabbel)Schritt der Kleinen und greifen schon beim kleinsten Problemchen sofort ein. Hier werden Eltern von ihrer Angst also in die Überfürsorglichkeit getrieben.
Ist das Kind noch ein Säugling, so wird dieses elterliche Verhalten gar nicht auffallen. Denn es ist ja normal und sogar wünschenswert, so ein kleines hilfloses Wesen in jeder Form zu behüten. Stutzig könnte höchstens machen, wenn ein zum „Hubschrauber“ neigendes Elternteil offenkundig Probleme damit hat, das Baby überhaupt auf einen anderen als den eigenen Arm zu lassen.
Bald darauf kann das Kleine aber schon sitzen, krabbeln und laufen, Töne machen und erste Worte sprechen. Dann trifft es in der Babygruppe, bei der Tagesmutter oder in der Sandkiste auf dem Spielplatz wahrscheinlich auf andere Gleichaltrige. Wenn die Fürsorglichkeit der Eltern nun keine Grenzen kennt und das Kind dadurch keine und nur geringe Chancen erhält, eigene Erfahrungen mit anderen und seiner Umwelt zu machen, dann kann schützende elterliche Fürsorge zu einem Hemmschuh für die kindliche Entwicklung werden.
Fachleute haben bei davon betroffenen Kindern beobachtet, dass diese später
• eine geringere soziale Kompetenz ausbilden, weil selbständige Kontakte zu Gleichaltrigen weniger zugelassen werden.
• ihre Bedürfnisse gegenüber anderen schlechter äußern können, weil sie ja von den Eltern schon erfüllt werden, noch bevor das Kind überhaupt bemerkt, dass es ein Bedürfnis hat.
• sich seltener eigeninitiativ zeigen, weil sie ja gelernt haben, dass die Eltern für sie aktiv werden.
• ihre vorhandenen Fähigkeiten nicht immer voll entfalten können.
„Rasenmäher-Eltern“ verhalten sich nicht viel anders als „Helikopter-Eltern“ – mit ähnlichen Auswirkungen aufs Kind –, sind aber in gewisser Weise noch eine Steigerung davon. Denn „Rasenmäher-Eltern“ warten erst gar nicht ab, ob sich vielleicht eine Situation zum Eingreifen ergibt, sondern greifen quasi schon prophylaktisch ins Leben ihrer Kinder ein. Und zwar bei den kleinsten Kleinigkeiten. Ach, der Ball ist im Wohnzimmer hinten in die Ecke gerollt? Ich hol ihn dir schnell, dann musst du erst gar nicht zwischen den Stuhlbeinen dort hinkrabbeln. Wie, du möchtest auch mal mit Finis Eimerchen spielen? Warte, ich frag sie gleich, dann bekommst du ihn bestimmt.
Diese Eltern regeln einfach alles für ihr Kind. Sie handeln nach dem Motto: Wenn ich Situationen vorbeuge und jegliche Herausforderung von Anfang an gleich niedermähe, dann bewahre ich meinen Nachwuchs am besten vor jeglichen Rückschlägen, Misserfolgen, Hindernissen und Auseinandersetzungen. Dass sie damit aber das Recht des Kindes auf eigenständige Erfahrungen verletzen, es wertvoller Möglichkeiten berauben und somit seine Entwicklung hemmen, ist ihnen nicht bewusst.
Wie können Eltern übertriebene Angst besiegen?
Alle von Überängstlichkeit geplagten Eltern stehen vor der Aufgabe, ihre Ängste und Sorgen auszuhalten und vielleicht sogar auf ein angemessenes Maß zu minimieren. Aber wie gesagt: Ich weiß natürlich, dass sich so schnell kein Knopf dafür finden lässt, auf den man einfach drücken könnte – und schwupps ist die Angst weg.
Es wäre auch gar nicht wünschenswert, dass Eltern völlig angstfrei agieren und sich überhaupt nicht ums Kind sorgen. Denn nur wer sich eine realistische Gefahr vorstellen kann und davor auch Respekt hat, kann sein Kind vor Schaden bewahren.
Kristin (33) zum Beispiel ist von einer anderen Mutter aus der Krabbelgruppe vorgeworfen worden, überfürsorglich zu sein und Erfahrungsräume der Kinder einzuengen. Warum? Weil Kristin eingegriffen hat, als sich die einjährige Tochter der anderen Mutter eine Schere griff und damit unsicher auf Kristins Sohn zuwatschelte. Da hat sie der Kleinen die Schere freundlich, aber bestimmt aus der Hand genommen. Das nenne ich nicht überfürsorglich, sondern angemessen und verantwortungsvoll. Wäre die Schere dagegen ein kleiner Ball, eine Schaufel oder ein Spielauto gewesen, so hätte Kristin wie die anderen Mütter sicher gelassen zugeschaut, was die beiden Kinder damit anfangen oder miteinander aushandeln würden.
Mehr Gelassenheit ist tatsächlich das erstrebenswerte Ziel für überängstliche Eltern. Aber woher nehmen – und wie herstellen? Dabei kann es eben nicht darum gehen, keine Angst zu haben, sondern darum, die „schützenden“ Ängste zu bewahren und die „schädlichen, einengenden Ängst“ zu besiegen. Das ist eine tägliche Herausforderung für alle Eltern, die nicht immer und in jeder Situation gelingen kann und muss.
Perfekte Rezepte für den Umgang mit Überängstlichkeit gibt es nicht. Aber es gibt Erfahrungen von Eltern, die in der Angstfalle gesteckt und sich dort herausgeackert haben.
Diese können dir helfen, um deine Überängstlichkeit zu besiegen:
• Einer der wichtigsten Schritte besteht nach Ansicht betroffener Eltern zunächst darin, sich als Elternteil überhaupt einzugestehen, dass man von starken Ängsten bewegt ist. Dies für sich anzuerkennen und zu akzeptieren, wird als Anfang für den weiteren Prozess beschrieben.
Aber wie lässt sich die Angst entlarven? Hier kann helfen, zum Beispiel mehr auf seine Körperreaktionen zu achten: Ziehen sich meine Schultern hoch? Spannt sich mein Rücken an? Bekomme ich ein flaues Gefühl im Magen? Formt sich mein Mund zu einem schmalen Strich? Kreisen meine Gedanken immer wieder um eine bestimmte Frage oder Sorge? Schlafe ich noch gut? Dies und anderes mehr können Hinweise darauf sein, dass eine übermäßige Angst vorliegt.
• Im zweiten Schritt könnte dann näher betrachtet werden: In welchen Situationen passiert mir das immer wieder? Hinweise darauf könnten auch aus dem persönlichen Umfeld kommen. Das ist eine Chance, der Sache nachzugehen.
• Aus Sicht betroffener Eltern wäre es auch wichtig, die Ursache für die ausgeprägte Angst herauszufinden. Stammt sie aus deiner Kindheit, in der du vielleicht selbst etwas Beängstigendes erlebt hast? Oder bist du vielleicht selbst von überängstlichen Eltern erzogen worden? Und wie schaut es mit deinen Perfektionsansprüchen in Zusammenhang mit einem möglicherweise überfürsorglichen Verhalten gegenüber dem Kind aus? Stellst du als Mutter bzw. Vater bewusst oder unbewusst vielleicht deine eigenen Wünsche und Vorstellungen über die deines Kindes und überschätzt oftmals deine eigenen Fähigkeiten, während du die Selbständigkeit deines Kindes häufig unterschätzen?
- Wer seiner Angst ein bisschen näher auf die Spur gekommen ist, kann sich dann proaktiv möglichen Lösungsansätzen zuwenden. Denn Auswege aus der Angst mindern diese immer.
Dazu gehören folgende Vorschläge von betroffenen Eltern:
Austausch mit anderen: Du kannst dich deinem Partner/deiner Partnerin mit deinen Ängsten anvertrauen. Dann erfährst du auch, ob ihr sie teilt oder dein Gegenüber andere Sorgen plagen. Zusammen könnt ihr dann überlegen, wie ihr euch gegenseitig so unterstützen könnt, dass die jeweiligen Ängste nicht so viel Macht über euch haben.
Du kannst dich auch bei anderen Eltern umhören, von welchen Ängsten sie gequält werden und wie sie damit umgehen. Oft lohnt es sich auch, mit anderen Eltern über die eigenen Ängste zu sprechen und zu erfahren, welche jeweilige Lösung ihnen dafür einfallen.
Du kannst alte Geschichten aus deiner eigenen Kindheit mit deinen Eltern oder auch mit deinen älteren Geschwistern noch einmal besprechen: War es wirklich so schlimm, wie du es in Erinnerung hast? Oder wie es die Mutter/der Vater immer erzählt haben? Welche Botschaften deiner Eltern (z.B. „Lass das, das ist zu gefährlich!“ oder „Das schaffst du noch nicht!“ etc) siehst du rückblickend für dich als entwicklungshemmend an? Wenn in diesen Fragen mehr Klarheit eintritt, kannst du zumindest einschätzen, welche alten Familienmuster du möglicherweise bisher automatisch übernommen hast, welche du loswerden möchtest, und was du im Vergleich zu deinen Eltern in welcher Form anders mit deinem eigenen Kind handhaben willst.
Wissen macht gelassener: Viele betroffene Eltern berichten, dass eigenes Wissen dabei hilft, Gefahren realistisch einzuschätzen. Hilfreich ist deshalb Wissen um die Entwicklungsschritte der Kinder. Wer ungefähr weiß, was gerade „dran“ ist, kann sich besser darauf einstellen und damit angemessener umgehen.
Da Kinder krank werden und den ein oder anderen kleinen Unfall haben werden, hilft es Eltern auch, wenn sie sich mit der Pflege des kranken Kindes auskennen und wissen, wie gute Erste Hilfe bei Krankheiten und Unfällen geleistet werden kann.
Das gibt Ruhe und Sicherheit auch in Bezug auf die Einschätzung von möglichen Gefahren. Ein guter Erste Hilfe Kurs für Säuglinge und Kinder erklärt deshalb auch wie man ein krankes Kind von einem gesunden Kind unterscheiden kann.
Wichtig ist aber zugleich die Botschaft an alle Eltern: „Jeder einzelne Elternteil und auch jedes einzelne Kind ist einzigartig. Deshalb sollte man sich weder als Eltern untereinander noch das Kind mit anderen Kindern vergleichen, sondern immer nur mit sich selbst.“
Bewegung und Meditation: Nicht wenigen betroffenen Eltern hilft es, sich zu Bewegen und Sport zu machen, um Stress abzubauen und Ängste zu reduzieren. Auch eine bewusste Atmung bringt positive Effekte. Eine entspannende Atemtechnik führt den Luftstrom tief in den Bauch und verlängert die Ausatmungsphase so, dass wirklich alle Luft wieder aus dem Körper strömen kann. Auch Meditationen, Achtsamkeitsübungen, oder Yoga, Tai Chi bzw. Chi Gong helfen bei der Stressentlastung und dem Abbau von übertriebenen Ängsten. Alles, was zu mehr Entspannung und Gelassenheit führt, hilft.
Professionelle Unterstützung: Sie in Anspruch zu nehmen, wenn die Ängste immer wieder überborden, ist eine wichtige Unterstützung für Eltern. Um psychologische Hilfe zu finden, kannst du dich an deine Hebamme, deine hausärztliche oder gynäkologische Praxis oder an eine Beratungsstelle wenden. Insbesondere wäre das wichtig, wenn du bereits depressive Symptome entwickelt haben solltest.
Zusammenfassen möchte ich noch einmal herausstreichen: Sich um sein Kind zu sorgen, es vor tatsächlichen Gefahren zu schützen und mit ihm adäquat und entwicklungsgerecht umzugehen, ist gutes und richtiges Elternverhalten!
Übermäßige Elternangst kann jedoch dazu führen, dass die Fürsorge eben nicht mehr angemessen ausfällt. In dem Fall gilt es, sich dem Problem zu stellen, es zu bearbeiten und zu guten Lösungen zu kommen – und sei es mit professioneller Hilfe. Für diesen Entwicklungsprozess möchte ich betroffenen Eltern ausdrücklich Mut machen. Er lohnt sich für euch selbst und euer Kind!
Navigiere zum nächsten Beitrag
Autorenbox
Katharina Jeschke
Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder
Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.
Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.
Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de