Die statistische Chance, innerhalb eines Jahres bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr ohne Verhütung schwanger zu werden, liegt bei 80 Prozent. Erweitert man die Zeitspanne auf zwei Jahren, so erhöht sich die Chance auf etwa 90 Prozent. Das klingt zwar recht positiv – aber in jeder 6. bis 7. Partnerschaft stellt sich trotzdem die Frage: Warum bleibt unser Kinderwunsche unerfüllt?“

Die Ursachen dafür können eindeutig sein. Nicht selten steckt auch eine Mischung aus unterschiedlichen Faktoren dahinter. Manchmal bleiben die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch aber auch dauerhaft im Dunkeln. In Zahlen ausgedrückt: Die Gründe liegt in etwa 30 Prozent der Fälle bei der Frau, in ebenfalls 30 Prozent der Fälle beim Mann und in nochmals 30 Prozent der Fälle bei beiden in einer Partnerschaft. In 10 Prozent der Fälle kann jedoch keine Ursache festgestellt werden.

Auch wenn die Gründe für eine ausbleibende Schwangerschaft individuell sind, gibt es dennoch bestimmte Ursachen, die häufig eine Rolle spielen. Die folgende Übersicht zeigt dir, was häufiger Einfluss hat auf einen unerfüllten Kinderwunsch.

Das Alter von Frau und Mann

Das Alter der Frau ist ein wesentlicher Faktor für Kinderlosigkeit. Das heißt: Je älter sie ist, umso kleiner wird die Chance, schwanger zu werden. Das kannst du an folgenden Zahlen erkennen: Die statistische Wahrscheinlichkeit liegt bei 25 bis 30 Prozent, dass eine 25-jährige Frau, die an ihren fruchtbaren Tagen ungeschützten Geschlechtsverkehr hat, schwanger wird. Für eine 30-jährige Frau liegt diese Wahrscheinlichkeit nur noch bei 15 Prozent – und für eine 40-Jährige bei 10 Prozent.

Auch im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung sinkt die Chance auf ein Kind drastisch mit zunehmendem Alter der Patientinnen. So ermittelte das Deutsche IVF-Register (die Abkürzung IVF steht für In-vitro-Fertilisation) bei den 35-jährigen Patientinnen eine Schwangerschaftsrate von 38,8 Prozent und eine Geburtenrate von 30 Prozent. Die 40-jährigen Frauen kamen nur noch auf eine Schwangerschaftsrate von 18,9 Prozent und eine Geburtenrate von 10,6 Prozent.  

Warum ist das so? Ganz einfach: Der weibliche Körper produziert keine neuen Eizellen nach, sondern muss mit dem „Vorrat“ auskommen, den er bei der Geburt mitbringt. Wir Frauen werden nämlich bereits mit einem lebenslangen Eizellenvorrat geboren, genauer gesagt mit etwa einer Million Eizellen. Mit Beginn unserer Pubertät ist diese Anzahl bereits auf 300.000 bis 400.000 Eizellen gesunken. Zum Eisprung kommen davon lediglich 300 bis 500, Eizellen, die überschüssigen verkümmern bzw. sterben einfach ab. Darüber hinaus verschlechtert sich mit unserem zunehmenden Alter auch die Qualität der noch vorhandenen Eizellen.

Diesem biologischen Prozess steht jedoch der anhaltende Trend entgegen, dass Frauen heute immer später zum ersten Mal Mutter werden, aktuell durchschnittlich mit 30,2 Jahren. Nach Erkenntnissen des Deutschen IVF-Registers sind die meisten Patientinnen, die sich derzeit einer Kinderwunschbehandlung unterziehen, in der Altersgruppe zwischen 35 und 39 Jahren – bei stetig steigendem Anteil der 40plus-Jährigen.

Aber auch das Alter des Mannes spielt eine Rolle. Zwar produziert der männliche Körper lebenslang Spermien nach – doch Quantität ist nicht Qualität. Es kommt nämlich auf den Anteil der gut beweglichen Samenzellen an. Dieser Anteil reduziert sich jedoch mit zunehmendem Alter um jährlich knapp ein Prozent. Übrigens: Es wird heute für möglich gehalten, dass auch einen Zusammenhang zwischen dem Alter des Vaters und dem Risiko einer Fehlgeburt besteht.

Immunologische Gründe

Hier geht es um die Reaktion des jeweiligen Immunsystems der Frau bzw. des Mannes. Normalerweise soll das Immunsystem alles abwehren, was dem Körper schadet. Dafür bildet es extra eine körpereigene „Polizei“ aus – nämlich jeweils passende Antikörper gegen böse Eindringlinge. 

Manchmal „täuscht“ sich ein Immunsystem jedoch – und verhindert durch seinen Irrtum eine erfolgreiche Schwangerschaft. Dann spricht man von immunologischer Sterilität.

Bei der Frau: Das Immunsystem der Frau kann gegen die Spermien des Mannes intolerant sein, sie also als „feindliche“ Eindringlinge wahrnehmen, entsprechend bekämpfen und so eine Befruchtung verhindern.

Es kann auch passieren, dass selbst ein bereits entstandener Embryo noch von Antikörpern der Frau bekämpft wird, denn er besteht ja zur Hälfte aus väterlichen Genen. Durch diese Reaktion werden die Einnistung des Embryos sowie die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft verhindert.

In seltenen Fällen richtet sich das Immunsystem der Frau auch gegen körpereigene (Ei)Zellen und bildet dagegen Autoantikörper aus. Dann findet erst gar kein Eisprung statt. 

Beim Mann: Bei etwa drei Prozent aller Männer erkennt das Immunsystem den eigenen Samen nicht als körpereigene Substanz – und wendet sich dagegen. Dadurch verklumpen die Spermien, werden unbeweglicher und sind kaum mehr fähig, eine weibliche Eizelle zu befruchten. 

Die häufigsten Ursachen bei der Frau für einen Unerfüllter Kinderwunsch

Hormonelle Abweichungen gehören zu den verbreitetsten Gründen für ungewollte Kinderlosigkeit. Das kann unter anderem bedeuten, dass der weibliche Körper zu wenig von jenen Hormonen produziert wird, die für die Heranreifung der Eizellen und den Eisprung verantwortlich sind. Ein Mangel des Hormons Progesteron verhindert bzw. erschwert die Einnistung der befruchteten Eizelle und begünstigt Fehlgeburten.

Andererseits kann auch eine Überproduktion des Milchbildungshormons Prolaktin den Eisprung verhindern. Auch zu viele männliche Hormone im Körper der Frau wirken sich negativ auf die weibliche Fruchtbarkeit aus.

Ein typisches Anzeichen für Hormonstörungen ist eine ausbleibende oder unregelmäßige Periodenblutung. Ein hormonelles Ungleichgewicht kann genetisch bedingt sein, tritt aber auch häufig bei (Hoch-)Leistungssportlerinnen und stark über- bzw. untergewichtigen Frauen auf. Die Untersuchung einer Blutprobe gibt dir Auskunft darüber, wie es um deinen Hormonstatus bestellt ist. 

Verklebte Eileiter: Sind die Eileiter nicht durchgängig, kann die befruchtete Eizelle gar nicht erst in die Gebärmutter wandern. Der Weg dorthin ist ihr schlicht versperrt. Allerdings bereitet das der Frau keine Beschwerden, deshalb bemerkt sie davon normalerweise nichts. Verklebte Eileiter können z.B. die Folge einer unbemerkten Unterleibsentzündung oder von Geschlechtskrankheiten sein.

Als nicht-invasive Methode kann mittlerweile durch eine zwei- oder dreidimensionale Ultraschalluntersuchung kontrolliert werden, wie durchlässig die Eileiter sind. 

Endometriose: Bei diesem häufigen Krankheitsbild bildet sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Das kann beispielsweise in den Eileitern, in den Eierstöcken oder auch an der Harnblase sein. Als Folge sind Zysten, Verwachsungen oder Entzündungen möglich, die wiederum den Transport der Eizelle behindern.

Eine Endometriose macht sich durch intensive Schmerzen oder Krämpfe während der Periode bemerkbar. Umgekehrt leidet jedoch längst nicht jede Frau mit starken Regelschmerzen gleich an einer Endometriose.

Der Lebenswandel: Sowohl Übergewicht, wie auch Untergewicht haben einen negativen Einfluss auf die Fertilität. Auch deshalb ist eine gesunde, umfassende Ernährung wichtig, wenn ein bei Paaren Kinderwunsch besteht.

Die häufigsten Ursachen beim Mann für einen Unerfüllter Kinderwunsch

Unzureichende Spermienbildung: Die Samenzellen werden unter maßgeblicher Beteiligung von zwei bestimmten Hormonen in den männlichen Hoden gebildet. Dabei kommt es auf die Anzahl der Spermien, ihre Beweglichkeit sowie ihre „korrekte“ Form an.

Für die volle Zeugungsfähigkeit eines Mannes sollte folgender Wert erreicht werden: In einem Milliliter Sperma befinden sich mindestens 20 Millionen Spermien. Die Hälfte dieser Spermien ist gut beweglich und ein Drittel ist richtig geformt. Werden diese Werte nicht erreicht, spricht man von eingeschränkter Zeugungsfähigkeit.

Mittels eines sogenannten Spermiogramms kann die Qualität der Samenzellen medizinisch beurteilt werden. Das bedeutet: Das durch Masturbation gewonnene Ejakulat wird unter einem speziellen Mikroskop auf Anzahl, Beweglichkeit und Form untersucht.

Die Ursachen für eine gestörte Spermienbildung können beispielsweise eine hormonelle Störung, eine Mumps Erkrankung im Kindesalter, eine Chemotherapie, Krampfadern am Hoden oder auch ein Hodenhochstand sein. 

Gestörter Transport der Spermien: Sind die Samenleiter blockiert, können die Spermien nicht aus dem männlichen Körper austreten. Der Grund dafür kann etwa in einer anatomischen Fehlbildung liegen, es kann sich aber auch um verklebte Nebenhodengänge in Folge einer Entzündung handeln.

Der Lebenswandel

Neben organischen Ursachen kann sich auch die Lebensweise eines Paares und seine Gewohnheiten oder Routinen auf die Umsetzung des Kinderwunsches auswirken.

Rauchen: Zahlreiche Studien haben mittlerweile belegt, dass Rauchen die Fruchtbarkeit deutlich reduziert. Bei rauchenden Frauen entwickeln sich nämlich weniger Eizellen. Außerdem sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Eizellen befruchtet werden und sich dann „korrekt“ in der Gebärmutterschleimhaut einnisten. Darüber hinaus verkürzt sich die fruchtbare Lebensphase bei Raucherinnen um zwei bis drei Jahre – sie kommen also meist früher in die Wechseljahre. Wichtig dabei ist zu wissen, dass auch Passivrauchen die Fruchtbarkeit der Frau deutlich beeinträchtigen kann.

Der Körper rauchender Männer wiederum produziert weniger Spermien. Außerdem sind die Spermien auch noch weniger beweglich als jene von Nichtrauchern.

Entsprechend diesen Erkenntnissen verringert das Rauchen auch die Erfolgsquote bei einer reproduktionsmedizinischen Behandlung deutlich – und zwar auch dann, wenn in der Partnerschaft nur eine Personvon beiden raucht. Deshalb beginnen manche Kinderwunschzentren nur mit einer Behandlung, wenn beide Partner das Rauchen eingestellt haben.

Alkoholkonsum: Auch er schmälert die Chance, schwanger zu werden. Laut Forschungsergebnissen kommt es auch nicht darauf an, um welche Art Alkohol es sich handelt. Ähnlich wie beim Rauchen gilt auch hier: Je mehr und häufiger Alkohol in welcher Form auch immer getrunken wird, desto schlechter stehen die Chancen auf ein Baby. Und das gilt für die Frau und den Mann! Der „Genuss“ von (hoch)prozentigen Getränken beeinträchtigt stets die Qualität sowohl der Eizellen als auch der Samenzellen. Außerdem sinkt die Chance auf eine erfolgreiche Einnistung einer befruchteten Eizelle. Chronisch trinkende Männer, die täglich etwa 40 Gramm Alkohol zu sich nehmen (z. B. drei Bier à 0,33 l trinken), können damit sogar ihr Hodengewebe schädigen.

Drogen: Dass ein Paar mit Kinderwunsch auf Drogen verzichten sollte, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Andernfalls wird der weibliche Zyklus gestört, das heißt, der Eisprung findet nur sehr unregelmäßig oder gar nicht statt. Beim Mann wiederum wirken Drogen direkt auf seine Testosteronproduktion. Das ist das männliche Geschlechtshormon, welches in den Hoden gebildet wird und unter anderem für die Samenproduktion verantwortlich ist.

Auch wenn es mittlerweile quasi jede Frau weiß, ist es mir an dieser Stelle noch einmal wichtig zu erwähnen: Während der Schwangerschaft sind Rauchen, Alkohol und Drogen zum Schutz des ungeborenen Kindes absolut tabu! Kinderwunsch bedeutet, dass die Verantwortung für den Schutz des Kindes schon in der Zeit der Bildung der Ei-und Samenzellen besteht. Denn sie bilden die genetische Grundlage für das erhoffte

Leistungssport: Wer seinen Körper regelmäßig an die Grenzen der sportlichen Leistungsfähigkeit bringt, muss mit negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit rechnen. Denn beim Leistungssport werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, außerdem kann der gesamte Hormonhauhalt aus dem Gleichgewicht geraten. Das beantwortet der weibliche Körper häufig mit Zyklusstörungen, das heißt, es findet kein regelmäßiger Eisprung mehr statt. Der männlichen Körper produziert weniger eines bestimmten Hormons und reduziert so die Spermienqualität.

Stress: Andauernder Stress im Alltag belastet Körper und Seele. Kommt dir Folgendes vielleicht bekannt vor? Du gibst im Job alles und selbstverständlich noch mehr; du hetzt in der Freizeit jedem Termin nach; du machst viel Sport für die Fitness und schläfst ständig zu wenig. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Stress-Programm vieler Frauen. Studien deuten darauf hin, dass ein Zusammenhang bestehen kann zwischen Stress und ungewollter Kinderlosigkeit. Von den beforschten Frauen waren viele auch nach 12 Monaten noch nicht schwanger bzw. es dauerte 30 Prozent länger, bis die Frauen schwanger wurden. Eine konkrete Ursache dafür konnte nicht eindeutig ausgemacht werden. Unabhängig vom Kinderwunsch ist jedoch wissenschaftlich belegt, dass Stress im Gehirn verschiedene biochemische Vorgänge auslöst, die sich ganzheitlich (und negativ) auf den Körper auswirken. So kann Stress z. B. auch unregelmäßigen Eisprung verursachen.

Nun, möglicherweise haben wir es hier aber auch mit einer Art evolutionärem Schutzmechanismus zu tun: Ein Körper, der durch ständigen Stress stark gefordert ist, wäre ja noch stärker beansprucht, wenn er zusätzlich auch noch eine Schwangerschaft „verkraften“ müsste.

Und welchen Einfluss hat nun psychischer Stress auf den unerfüllten Kinderwunsch? Hier diskutiert die Wissenschaft noch kontrovers. Es gibt Studien, die einen Zusammenhang zwischen unerfülltem Kinderwunsch und Stress nachweisen konnten. Dass dem so ist, ist einleuchtend. Schließlich hat Stress einen Einfluss auf die Durchblutung der Organe, den Blutdruck und den Hormonhaushalt. Eine gestörte hormonelle Situation ist, wie oben beschrieben, die häufigste Ursache für unerfüllten Kinderwunsch.

Hinzu kommt die Belastung, durch das Warten auf die Schwangerschaft.  Auch die Tatsache, dass sich trotz allem Bemühen keine Schwangerschaft einstellt, verursacht bei den betroffenen Paaren enormen psychischen Stress. Sie fühlen sich unter Dauerdruck, die Psyche ist belastet, das Selbstvertrauen leidet. Mehr dazu kannst du in meinem Blog hier lesen.

Unabhängig von wissenschaftlichen Erkenntnissen und nachgewiesenen biologischen Zusammenhängen kann es nicht schaden, wenn du deinen Alltag daraufhin überprüfst, an welchen Stellen du für mehr Entschleunigung und größere Entspannung sorgen kannst. In meinem Blog kannst du hier auch lesen, was ihr selbst tun könnt, um der Erfüllung eures Kinderwunsches näher zu kommen.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.