Hier möchte ich euch ein altes Hausmittel vorstellen, das bereits seit der Antike Verwendung findet: die Heilwolle. Der Name verrät bereits, was das Besondere daran ist – nämlich ihre heilende Wirkung. Auch für uns Hebammen ist sie so etwas wie das „Ass im Ärmel“, wenn es etwa darum geht, Linderung für Babys roten Popo oder Mamas wunde Brustwarzen zu erzielen. So empfiehlt sich dieses Naturprodukt auch für die Hausapotheke von Familien. Du kannst Heilwolle in der Apotheke, im Reformhaus, in einigen Drogerien und natürlich auch online erwerben.

Was genau ist Heilwolle?

Hier handelt es sich um naturbelassene Schafwolle, die noch das natürliche Wollwachs enthält. Dieses wird auch Wollfett oder Lanolin genannt. Dabei handelt es sich um ein Sekret aus den Talgdrüsen in der Haut der Tiere, das die Wolle wie ein Schutzfilm umgibt und die Schafe tatsächlich vor Nässe und Kälte schützt. 

Nun solltest du dir aber nicht vorstellen, dass Heilwolle gleich nach der Schafschur quasi direkt von der Weide auf den Wickeltisch kommt. Selbstverständlich wird die Wolle zunächst schonend gereinigt, und zwar so, dass das darin enthaltene Lanolin erhalten bleibt. Danach wird sie kardiert. Das bedeutet: Die Wolle wird maschinell so bearbeitet bzw. gekämmt, dass die losen Wollfasern in die gleiche Richtung ausgerichtet werden und so eine Art Vliesstruktur entsteht. So fühlt sich die „fertige“ Heilwolle wunderbar weich an. Bei der Verarbeitung von Schafwolle für Textilien u. ä. wird das Wollfett dagegen herausgewaschen. 

Heilwolle wird von manchen auch „Fettwolle“ genannt, jedoch ist Heilwolle ein geschützter Begriff. Damit darf nämlich nur diejenige Fettwolle bezeichnet werden, die aus zertifizierter Schafzucht und Herstellung stammt. Zertifiziert wiederum heißt jedoch nicht automatisch, dass es auch den Schafen in der Produktion gutgeht. Deshalb empfehle ich dir Schau genau hin, woher das Produkt stammt. Leider gibt es auch gerade im Ausland die sprichwörtlich “schwarzen Schafe“ unter den Herstellern von Heilwolle, die das Tierwohl mit Füßen treten. Wenn du sicher sein möchtest, dass die Heilwolle für dein Baby von artgerecht gehaltenen Schafen stammt, so greife zu einer Heilwolle, die das Siegel Bioland trägt. Damit kannst du dir sicher sein, dass die Haltung der Schafe und die Wollgewinnung am Wohl des Tieres ausgerichtet sind. Ein Produkt in findest du hier.

Wie wirkt Heilwolle?

Das Besondere an der Heilwolle ist also das darin enthaltene Wollfett – ein wahres Wundermittel! Lanolin wirkt nämlich entzündungshemmend, außerdem pflegt und beruhigt es die Haut, bindet Feuchtigkeit, ist atmungsaktiv und fördert die Durchblutung. Kein Wunder also, dass dieser Wirkstoff auch in zahlreichen Kosmetik- und Pflegeprodukten enthalten ist. 

Legst du die Heilwolle beispielsweise auf eine nässende Wunde, so saugt sie die Flüssigkeit auf, ohne die Haut auszutrocknen. Zudem sorgt ihre durchblutungsfördernde Wirkung für schnellere Heilung. Hierbei ist es normal, dass sich die Haut unter der Wolle möglicherweise erwärmt und dabei etwa kribbelt oder juckt. Das liegt eben daran, dass die Durchblutung schon in Schwung kommt. 

Um ihre Wirkung voll entfalten zu können, wird Heilwolle ohne zusätzliche Wundschutzcremes verwendet. Andernfalls könnte sie die Feuchtigkeit nicht so gut aufnehmen. Benutzte Heilwolle solltest du nach einmaliger Anwendung entsorgen. Sie lässt sich auch nicht zu Hause waschen, da sie dadurch ihr Lanolin verlieren würde. Das heißt, es würde herausgewaschen werden.

Wann sollte Heilwolle nicht anwendet werden?

Bei Hautausschlag: In den meisten Fällen wird Heilwolle auch von den Kleinsten gut vertragen. Falls du dennoch eine Hautreaktion beispielsweise in Form von Ausschlag etwa bei deinem Baby feststellst, musst du die Heilwolle unverzüglich entfernen. Gegebenenfalls solltest du ärztlichen Rat einholen, wenn sich der Ausschlag nicht bessert.

Bei Neurodermitis: Leidet das Kind unter Neurodermitis, sollte man ganz auf Heilwolle verzichten. Häufig löst sie dabei nämlich eine Kontaktallergie aus. 

Bei fiebrigen Erkrankungen: Auch dann ist das Auflegen von Heilwolle tabu. 

Auf offenen Wunden: Heilwolle gehört nicht auf offene Wunden, denn sie ist nicht steril. Außerdem kann ihre beschriebene wärmende und kribbelnde Wirkung in dem Fall sehr unangenehm sein. Darüber hinaus können die feinen Härchen der Wolle in bzw. mit der offenen Wunde verkleben. Um trotzdem von der Wirkung der Heilwunde bei offenen Wunden zu profitieren, legst du einfach eine dünne Netzschicht zwischen Haut und Wolle. Das kann z. B. ein Stück sterile Kompresse sein.

Wie lässt sich Heilwolle einsetzen?

Bei wundem Baby-Popo: Weist dein Kind eine Windeldermatitis auf, so kannst du die Heilwolle einfach auf die vorher gesäuberten, geröteten bzw. wunden Hautstellen auflegen und darüber eine frische Windel anlegen. Je nach Bedarf lässt sich die Heilwolle auch – als längliche Wurst geformt – in der Popofalte oder in den Falten der Leiste platzieren. Und denke in dem Fall daran, die Wolle ohne weitere Wundschutzcreme aufzulegen. Beim nächsten Windelwechsel entfernst du die benutze Heilwolle und tauschst sie gegen neue aus. Gerade im Windelbereich solltest du Heilwolle aus hygienischen Gründen immer nur einmal benutzen.

Zur Nabelpflege: Auch die Heilung des Nabels deines Babys kannst du in den ersten Lebenstagen unterstützen, indem du Heilwolle verwenden. Lege dafür einfach ein Stück auf den Rest der Nabelschnur und fixe die Heilwolle dort mit einer Mullbinde. 

Bei wunden Brustwarzen: Sind deine Brustwarzen wund und angegriffen, hilft etwas Heilwolle im BH, um die empfindliche Haut zu beruhigen. Achte jedoch darauf, dass sich keine Wollfasern mehr auf deiner Brust befinden, wenn du dein Baby zum Stillen anlegst. 

Um die Kaiserschnittnarbe bei der Heilung zu unterstützen: Falls du einen Kaiserschnitt hattest und deine Kaiserschnittnarbe noch rot und empfindlich ist, kann ein Stück Heilwolle auch hier wirksam sein. Außerdem schützt sie die Narbe vor eventueller Reibung an der Kleidung. Lege die Wolle einfach auf die Narbe. Im speziellen Kaiserschnitthöschen findet die Heilwolle einen guten Halt.

Bei Ohrenschmerzen: Für Linderung kann ein Stück Heilwolle sorgen, wenn sie auf das schmerzende Ohr gelegt und mit einem Schal bzw. Tuch dort für einige Zeit gehalten wird. Sollte das Kind unter Ohrenschmerzen leiden, so gehört es in ärztliche Hände. Aber Heilwolle kann die Genesung unterstützen: Lege das Kind einfach mit dem schmerzenden Ohr in Seitenlage auf ein Stück Heilwolle. 

Zum Ohrenstöpsel geformt, lässt sich die Wolle auch ganz vorsichtig im vorderen Gehöreingang schieben. 

Bei Halsschmerzen: Auch wenn der Hals schmerzt, kann sich die entzündungshemmende Wirkung der Heilwolle entfalten. Dafür wird ein großzügiges Stück Wollvlies an die betroffene Stelle gelegt und mit einem Tuch oder Schal fixiert.  

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.