Gerade die Babyhaut gilt vielen als Abbild eines perfekten Hautbildes. Die meisten Menschen denken dabei an einen glatten, rosig weichen Teint. Kein Wunder, dass auch die Werbung für Erwachsene ihre Pflegeprodukte gern mit dem Slogan „… babyzart durch Lotion X“ bewirbt. Doch Babyhaut kann in den ersten Lebenswochen oder Monaten auch Schuppen, Stippen, Ausschlag, Rötungen und Ähnliches aufweisen, was viele Eltern verunsichert.
Tatsächlich sind zahlreiche Babys, gerade Neugeborene, in den ersten acht Wochen von Hautirritationen unterschiedlicher Art betroffen. Die allermeisten davon sind harmlos und verschwinden mit der Zeit meistens ganz von alleine. Hier möchte ich einige Schlaglichter auf häufig auftretende Veränderungen an der Haut des Kindes werfen. Vorweg dazu aber noch drei grundlegende Punkte, die sehr wichtig sind:
▶︎ Bitte versucht auf keinen Fall, Pickelchen, Pusteln u. ä. auf der Haut eures Kindes auszudrücken! Auch Schuppen, Schorf usw. bitte nicht abkratzen! Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich die empfindliche Babyhaut entzündet. Das verursacht oft mehr Probleme als die eigentliche Hautveränderung.
▶︎ Auch bei bester Babypflege kann es zu Hautproblemen beim Kind kommen. Hier besteht nicht zwingend ein Zusammenhang. Die Ursachen für auftretende Auffälligkeiten liegen meistens nicht in der Unverträglichkeit von Pflegeprodukten, sofern diese weder Konservierungsmittel und Emulgatoren noch Parfüm, Alkohol oder Harnstoff (Urea) enthalten. Vielmehr werden sie von körperlichen Prozessen wie etwa einer hormonellen Umstellung ausgelöst.
▶︎ Die folgende Übersicht zu „Unreinheiten“ der Babyhaut enthält auch so manchen Tipp für Behandlungsmaßnahmen. Sie sollen allerdings nur deiner Orientierung dienen. Verstehe die folgenden Informationen also bitte nicht als Anleitung zur Selbstdiagnose. Zumal verschiedene Hautveränderungen unterschiedliche Ursachen haben, aber durch ihr ähnliches Erscheinungsbild leicht verwechselt werden können (zum Beispiel Kopfgneis und Milchschorf). Suche also immer die fachliche Einschätzung bzw. Diagnose deiner Hebamme oder deiner Kinderärztin/deines Kinderarztes, wenn dir das Hautbild deines Kindes Sorgen macht.
Neugeborenen-Exanthem
In den ersten Lebenstagen zeigt rund jedes zweite Neugeborene diesen harmlosen Hautausschlag. Typisch dafür sind rote Flecken, zu denen sich auch kleine Pickel bzw. Pusteln gesellen können. Der Ausschlag beginnt im Gesicht und kann sich am ganzen Körper des Babys ausbreiten. Die Ursache ist nicht ganz geklärt, wird aber in der nachgeburtlichen Hormonumstellung im kleinen Körper vermutet. Außerdem ist auch nicht zu unterschätzen, dass das Immunsystem des Kindes jetzt ganze Arbeit leisten muss. Denn sobald das Kleine geboren ist, wird seine Haut auch verschiedenen Umwelteinflüssen ausgesetzt, die es zu bewältigen gilt. Auch während dieser Anpassung kann die empfindliche Haut reagieren.
Typisch für diesen Ausschlag ist, dass die einzelnen Pickelchen rasch verschwinden, dafür aber an einer anderen Stelle Pickelchen sichtbar werden. Innerhalb von einigen Tagen verschwindet der Ausschlag wieder von allein. Bis dahin bemerkt dein Baby davon nichts, da seine Haut weder brennt noch juckt. Eine Behandlung ist nicht erforderlich. Den Rat deiner Hebamme oder der Ärztin bzw. des Arztes benötigst du erst, wenn das Neugeborenen-Exanthem nicht abklingen sollte.
Neugeborenen-Akne
Während der Schwangerschaft war das Baby stets von Fruchtwasser umgeben. Damit dieses die empfindliche Babyhaut nicht angreift, wird sie von der körpereigenen talgartigen Käseschmiere geschützt. Ist das Kind auf der Welt, kann der Talgüberschuss so manches Pickelchen hervorbringen. Hormonelle Veränderungsprozesse in Babys Körper begünstigen diesen Prozess. So haben Pusteln leichtes Spiel.
Interessanterweise sind davon mehr Jungen als Mädchen betroffen. Eine ähnliche Problematik kennen auch viele Teenagern in der Pubertät. Charakteristisch tauchen in dieser Zeit „Mitesser“ im Gesicht und am Oberkörper auf, die sich entzünden und vereitern können.
Deshalb nochmal meine eindringliche Warnung an alle Eltern: Bitte beim Baby nichts ausdrücken!
Die Neugeborenen-Akne tritt typischerweise in den ersten Lebenswochen auf und klingt durchweg nach einigen Tagen oder Wochen von allein wieder ab. Sie benötigt keine spezielle Behandlung. Sollte sich nach drei Monaten noch keine Besserung eingestellt haben, so sprich noch einmal mit deiner Hebamme bzw. der Kinderärztin/dem Kinderarzt darüber.
Tipp: Wer möchte, kann die betroffenen Stellen vorsichtig mit ein wenig Muttermilch betupfen.
Kopfgneis
Weil die Talgdrüsen zu viel Talg produzieren, entsteht ein gelblich/bräunlicher, fettender und schuppiger Ausschlag auf der Kopfhaut des Kindes. Er ist jedoch harmlos und bereitet dem Baby keine Beschwerden.
Kopfgneis, auch Seborrhoisches Ekzem genannt, kann bereits in den ersten Lebenswochen auftreten und verschwindet in den allermeisten Fällen wieder von allein nach einigen Wochen oder Monaten. Viele Eltern fühlen sich vom Anblick dieser Irritation auf der Haut des Kindes trotzdem gestört. Daher geben sie auf die schuppigen Stellen Babyöl, Mandel- oder Olivenöl, lassen das Öl über Nacht einziehen und versuchen dann am nächsten Tag, die Stellen mit einer weichen Babybürste oder einem Waschlappen ganz, ganz vorsichtig abzubürsten bzw. sanft abzuwaschen.
Gegen die Einwirkung von pflegenden Ölen spricht nichts. Ich rate euch aber, die betroffenen Stellen nicht zu manipulieren, nur weil EUCH der Anblick stört. Das Baby wird von Kopfgneis nicht gestört!
Auf keinen Fall dürft ihr die Stellen jedoch abpulen, abkratzen, abrubbeln oder in anderer heftiger Weise entfernen! Das kann Babys Kopfhaut verletzen und auch zu Infektionen und Narben führen.
Der harmlose Kopfgneis wird von Laien übrigens oft mit dem meist behandlungsbedürftigen Milchschorf verwechselt.
Milchschorf beim Baby
Der Begriff „Milchschorf“ hat nichts mit der Muttermilch oder Flaschennahrung zu tun, die das Baby erhält, sondern lediglich mit dem Aussehen der betroffenen Hautstellen: Sie ähneln angetrockneter, verbrannter Milch im Topf.
Die Ursache für Milchschorf ist nicht bekannt. Er zeigt sich meistens erst ab dem dritten Lebensmonat mit weißen, trockenen Schuppen auf der geröteten und juckenden Kopfhaut. Möglicherweise bilden sich zusätzlich auch nässenden Bläschen. Diese Symptome können sich auch auf dem Gesicht und den Ärmchen ausbreiten.
Beim Milchschorf handelt es sich um ein sogenanntes atopisches Ekzem – also um eine echte Hauterkrankung. Sie ist in über 50% der Fälle die Vorstufe von Neurodermitis.
Auch hier gilt: Die Schuppen auf der Kopfhaut können mit Öl oder einer rückfettenden Creme gepflegt werden. Ansonsten: Hände weg davon von den betroffenen Stellen!
Für das Kind ist Milchschorf oft unangenehm, weil er quälend jucken kann. Deshalb hilft dem Baby jetzt alles, was eine zusätzliche Hautreizung verhindert oder minimiert. Das beginnt bei kurzen Fingernägeln und/oder kleine Baumwollfäustlingen, die verhindern, dass sich das Kind die Haut aufkratzt. Auch Waschmittelrückstände in der Kinderkleidung, Duftstoffe in Babys Pflegeprodukten oder häufiges Baden des Kindes reizen seine empfindliche Haut und sollten vermieden werden. Ebenso solltest du darauf achten, dass dein Baby nicht schwitzt – denn das würde den Juckreiz meistens noch verstärkt. Daher ist es wichtig, eine Überwärmung des Kindes zu vermeiden. Dazu gehört auch, es nicht zu warm anzuziehen. Am besten eignet sich weiche Bekleidung aus Baumwolle und/oder Seide (ohne Schurwollanteile). Eine zu trockene Haut, die auch schneller juckt, können Eltern mit einer rückfettenden Pflegecreme oder einem Pflegeöl beruhigen.
Ein betroffenes Kind sollte der Hebamme und/oder der Kinderärztin bzw. dem Kinderarzt vorgestellt werden – gerade weil es für Eltern so schwierig ist, Milchschorf von Kopfgneis zu unterscheiden. Sind großflächige Hautpartien betroffen oder kratzt sich das Kind immer wieder die Haut auf, wird in der kinderärztlichen Praxis meistens eine spezielle Salbe auf Cortisonbasis verordnen.
Neurodermitis
Nach Schätzung sind 23 Prozent aller Babys und Kleinkinder in Deutschland von Neurodermitis betroffen. Damit ist diese Hauterkrankung die häufigste, die bei Kindern unter zwei Jahren diagnostiziert wird.
Neurodermitis ist eine sogenannte atopische Erkrankung. Das heißt: Betroffene reagieren mit starken allergischen Reaktionen auf eigentlich harmlose Substanzen.
Zu den typischen Symptomen gehören trockene, entzündete Hautstellen, an denen sich stark juckende, schuppige, ggf. auch nässende Hautekzeme bilden. Bei Babys ist das insbesondere im Gesicht und am Kopf zu beobachten. Bei Kleinkindern ist die Haut oft auch an den Gelenken (Ellenbogen, Knie oder Hand) in Mitleidenschaft gezogen, manchmal sich auch die Oberschenkel, Hände und Füße mitbetroffen.
Die Symptome einer Neurodermitis treten in Schüben auf: „Hochphasen“ und beschwerdearme bzw. beschwerdefreie Phasen wechseln sich ab. Grundsätzlich ist diese Hauterkrankung nicht heilbar. Jedoch bilden sich die Symptome bei Babys oft bis zum zweiten Geburtstag zurück oder werden bis zum Schulalter bzw. zur Pubertät zumindest schwächer.
Die Ursache, warum ein Kind an Neurodermitis erkrankt, ist wie gesagt noch nicht geklärt. Es wird angenommen, dass dabei auch eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt, wenn etwa ein Elternteil davon bereits betroffen ist.
Bekannt sind dagegen einige Auslöser, die zu einem nächsten Neurodermitis-Schub führen können. Dazu gehören Reizungen der Haut durch bestimmte Faktoren wie beispielsweise Schweiß, spezielle Textilfasern, Inhaltstoffe von Pflegeprodukten oder Waschmitteln, außerdem Allergene wie etwa Tierhaare oder Pollen. Aber auch Allergene in Lebensmitteln oder Zigarettenrauch in der Nähe des Kindes können Erkrankungsschübe auslösen. Gleiches gilt, wenn das Kind Stress hat.
Tipp: Um das Risiko für eine atopische Erkrankung wie Neurodermitis beim Baby zu reduzieren, können Eltern einiges tun. Das gilt insbesondere für „Risikokinder“, also diejenigen mit einer möglichen genetischen Vorbelastung:
• Verzicht aufs Rauchen bereits in der Schwangerschaft,
• eine stets rauchfreie Umgebung fürs Baby nach der Geburt (was auch generell für alle Kinder gilt),
- mindestens vier Monate lang das Kind voll stillen,
- auch während der Einführug der Beikost weiter stillen
• eine abwechslungsreiche Ernährung (dazu gehört auch Meeresfisch) für die Mutter (bereits in der Schwangerschaft) und das Baby, sobald es nicht mehr ausschließlich mit Milch ernährt wird;
• keine Katze in den Haushalt holen
• Stress vom Kind fernhalten
Wenn du mehr über die Prävention von Allergien im Zusammenhang mit der Beikosteinführung lernen möchtest, ist der Beikostkurs perfekt für dich.
Muttermale auf der Babyhaut
Dunkle, leicht erhabene Muttermale: Manche Babys werden damit bereits geboren. Unbedingt die Finger weg davon! Bitte in keiner Weise ein solches Muttermal manipulieren oder irgendwie „behandeln“ bzw. „bearbeiten“. Wichtig ist hingegen, diese Male im Verlauf der Kindheit und Jugend zu beobachten und in Abständen regelmäßig immer wieder auch ärztlich beurteilen zu lassen.
„Mongolenflecken“: Dieses ist eine völlig unangemessene, rassistische Bezeichnung, die längst verschwunden sein müsste. Sie wird aber leider immer noch verwendet. Medizinisch korrekt heißt der sogenannte „Mongolenfleck“ kongenitale dermale Melanozytose. Bei dieser Art Muttermal zeigen sich meistens am unteren Rücken oder auf dem Popo des Babys bläulich-dunkle Flecken, die auch ins Braun schattieren können. Sie werden leicht mit „klassischen“ blauen Flecken verwechselt, sind jedoch starke Pigmentanhäufungen in tieferen Hautschichten, die beim Kind bereits im Mutterleib während der embryonalen Hautpigmentierungentstanden sind. Kinder mit sehr heller Haut sind seltener davon betroffen als Kinder mit stärkerer Pugmentierung. „Mongolenflecken“ sind harmlos, verblassen mit der Zeit und bilden sich meistens bis zum fünften Geburtstag zurück. In Ausnahmefällen bleiben sie bis zur Pubertät.
„Storchenbiss“: Neugeborene haben manchmal einen roten Fleck in der Mitte des Nackens. Dann spricht man auch vom sogenannten „Storchenbiss“. Diese Art von Feuermal kann sich auch auf der Stirn zeigen. Aber keine Sorge: Dabei handelt es sich lediglich um eine gutartige Fehlbildung der Kapillar-Blutgefäße in der Haut.
Der „Storchenbiss“ ist ungefährlich und verursacht dem Baby keinerlei Beschwerden. Eine Behandlung ist nicht erforderlich. Der Fleck verblasst mit der Zeit und ist bis zum ersten Geburtstag meistens ganz verschwunden.
Die Ernährung mit Muttermilch ist im Zusammenhang mit der Babyhaut wichtig. Ihre Zusammensetzung pflegt und schütz das Baby von innen über das Immunsystem und von außen als Pflegelotion. Dieser Stillkurs hilft dir bei der Vorbereitung, während des Stillens und auch bei Stillproblemen.
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Katharina Jeschke
Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder
Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.
Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.
Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de