Wie schwer ist das Baby? Diese Frage ist für viele Mamas während der Schwangerschaft wichtig. Besonders spannend ist diese Zahl dann nach der Geburt. Hat die Schätzung des Geburtsgewichts gestimmt? 

Das Gewicht der Babys ist unterschiedlich. Und doch gibt es dabei regionale und geschlechtliche Unterschiede. Das Geburtsgewicht ist eine Zahl, die von allen Babys erfasst wird. Es ist sogar vorgeschrieben, dass diese nur mit einer geeichten Waage ermittelt werden dürfen. Deshalb gibt es dazu auch offizielle und genaue statistische Werte.

Im statischen Durchschnitt bringen neue Erdenbürger*innen in Deutschland 3.480 Gramm auf die Waage, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2017 ermittelte. Damit sind unsere Babys im internationalen Gewichtsvergleich die zweitschwersten nach den norwegischen Neugeborenen mit durchschnittlich 3.575 Gramm. Die Studie zeigt, dass Babys in Mittel- und Nordeuropa generell die schwersten bei der Geburt sind. Entsprechend folgen an dritter Stelle die Babys in Dänemark mit 3.462 Gramm. Die „leichtesten“ Babys wiederum werden in Indien zur Welt gebracht (2.975 Gramm), gefolgt von Ägypten (3.100 Gramm) und Thailand (3.130 Gramm). Für eine möglichst objektive Vergleichbarkeit hat die WHO nur die Daten von unkomplizierten Schwangerschaften einfließen lassen sowie von Müttern in vergleichbaren wirtschaftlichen und sozialen Lebensverhältnissen. 

Was ist ein „normales“ Geburtsgewicht?

Für Deutschland zeichnet sich der Trend ab, dass die Neugeborenen insgesamt schwerer werden bzw. geworden sind als noch vor drei Jahrzehnten. Vor 30 Jahren lag das durchschnittliche Geburtsgewicht nämlich bei 3.300 Gramm. 

Geht man nun von den genannten gut 3.500 Gramm als durchschnittliches Geburtsgewicht aus, so liegen naturgemäß viele Kind darunter oder darüber. Als „normales“ Geburtsgewicht gelten Werte zwischen 2.800 und 4.200 Gramm.

Etwas anders verhält es sich mit der Körperlänge. Diese lässt sich nämlich direkt nach der Geburt nicht gut bestimmen. Das liegt daran, dass Neugeborene einen hohen Muskeltonus haben. Deshalb kann man sie nicht problemlos in eine sogenannte Meßmulde legen oder unkompliziert und genau mit dem Maßband vermessen. 

Dennoch ist die Länge wichtig. Denn gesundheitliche Risiken für die Geburt oder das Baby lassen sich nur aus der Relation aus Körpergewicht und Körperlänge vorhersagen. 

Als normale bei einer Körperlänge für Neugeborene werden  48 bis 56 Zentimeter angenommen.

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wiegen sieben von 10 Neugeborenen bei uns zwischen 3.000 und 4.000 Gramm und messen zwischen 50 und 55 Zentimetern.

Über 10% der Kinder wiegen bei der Geburt 4000 g und mehr. Diese Zahl ist über die letzten 10 Jahre relativ konstant geblieben. Doch nicht jedes Baby dieser Gewichtsklasse ist deshalb gleich ein „propperes“ Baby. Schließlich können schon wenige Zentimeter mehr Körperlänge in diesem Alter schon ein schlankes Baby machen.

Wenn also über steigende Risiken bei höherem Geburtsgewicht gesprochen wird, muss richtigerweise von den Risiken des höheren BMI bei Neugeborenen gesprochen werden. Dieser gibt die Relation aus Körpergewicht und Körperlänge an.

Ein hohes, bzw. sehr hohes Geburtsgewicht, das mit dem später erhöhten Risiko für die Entwicklung von Diabetes und Übergewicht assoziiert ist, bezieht sich einerseits auf den BMI, andererseits auch auf die Dauer der Schwangerschaft. Es ist normal, dass Babys, die nach dem Termin geboren werden, schwerer sind, als Neugeborene, die weniger Zeit zum Wachsen in Mamas Bauch hatten.

Was beeinflusst das Geburtsgewicht des Babys?

Mit welchem Gewicht dein Baby geboren wird, hängt nicht nur vom tatsächlichen Geburtstermin ab, sondern noch von weiteren Faktoren. Zunächst können wir aber sagen: Je länger das Ungeborene im Bauch der Mutter verbleibt, desto mehr wird es bei der Geburt wiegen. Deshalb gilt das Geburtsgewicht auch Indikator für den Reifegrad eines Neugeborenen. Entsprechend wird beispielsweise eine Frühgeburt definiert als Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche oder mit einem Geburtsgewicht von unter 2.500 Gramm. 

Außerdem wurde festgestellt, dass das Geburtsgewicht von Kind zu Kind, das eine Mutter zur Welt bringt, meistens zunimmt. Erst ab dem vierten Kind trifft das nicht mehr zu. Somit ist das erste Kind einer Frau oftmals leichter als die danach geborenen Geschwister. Als ein Grund dafür wird vermutet, dass sich der Körper der Frau von Schwangerschaft zu Schwangerschaft möglicherweise in der Versorgung des Ungeborenen steigert. Auch das erhöhte Platzangebot in dem Bauch, dessen Muskeln und Bindegewebe sich schon einmal für ein Baby gedehnt hat, könnte es dem nächsten Baby einfacher machen zu wachsen. Belegt sind diese Vermutungen jedoch nicht.  In jedem Fall hat die Qualität der plazentaren Versorgung Einfluss auf das Wachstum und die Entwicklung des Kindes.

Darüber hinaus spielen für das Geburtsgewicht auch die Erbanlagen der Eltern eine bedeutende Rolle. Ein eher kleines, zierliches und leichtgewichtiges Elternpaar wird also tendenziell auch eher ein kleines und leichteres Baby bekommen. Ausnahmen von dieser „Regel“ gibt es natürlich, wenn beispielsweise ein großgewachsener, kräftiger Großvater oder eine Großmutter dieses Typs beim Enkelkind „durchschlägt“. 

Auch das Geschlecht eines Kindes kann das Geburtsgewicht beeinflussen. Es zeigt sich nämlich, dass männliche und weibliche Neugeborene zwar kaum Unterschiede in der Größe aufweisen – wohl aber beim Gewicht. Konkret: Jungen wiegen bei ihrer Geburt durchschnittlich oft etwas mehr (3.550 Gramm) als Mädchen (3.450 Gramm), weil sie im Mutterleib mehr Nährstoffe aufnehmen. Warum das so ist, konnte noch nicht eindeutig geklärt werden. Eine logische Erklärung könnte im Essverhalten der Mütter liegen. Frauen, die mit einem Jungen schwanger sind, haben nämlich mehr Hunger und essen im Durchschnitt mehr als Mamas, die ein Mädchen erwarten.

Auf manche Faktoren kann die Frau selbst Einfluss nehmen. Dazu gehört etwa das mütterliche Körpergewicht zu Beginn der Schwangerschaft. Ist sie (stark) übergewichtig, erhöht sich das Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes. Diese Erkrankung wiederum führt häufig zu einem höheren Geburtsgewicht, weil das Baby mit Zucker überversorgt ist. So wurde das bisher schwerste Baby in Deutschland im Jahr 2020 mit 6.700 Gramm per Kaiserschnitt in Cottbus entbunden. Die Mutter war an einem Schwangerschaftsdiabetes erkrankt. Den gleichen Effekt hat auch eine übermäßige Gewichtszunahme in der Schwangerschaft. 

Der richtigen Ernährung vor und in der Schwangerschaft kommt also eine erhebliche Bedeutung auch in Bezug auf das Geburtsgewicht des Babys zu.

Sind Schwangere umgekehrt (stark) untergewichtig, wird das Baby oft nur mangelhaften über die Plazenta versorgt. Aber auch der Lebensstil der Schwangeren (Konsum von Alkohol, Nikotin, anderen Drogen) kann die Versorgung durch die Plazentabeeinträchtigen. Als Folge weisen Neugeborene dann oft ein geringeres Geburtsgewicht auf. Und auch die Ernährung der Schwangeren spielt eine Rolle. Wer sich regelmäßig (zu) viele Kohlenhydrate auf den Teller lädt, lässt das Kind häufig schwerer werden. Mehr über gesunde und ausgewogene Ernährung in der Schwangerschaft findest du hier.auf meinem Blog.  

Ein weiterer Einflussfaktor ist das Alter der Schwangeren. Immer mehr Frauen werden erst mit 35 und älter schwanger. Damit steigt ihr Risiko für Schwangerschaftserkrankungen wie Präeklampsie und Schwangerschaftsdiabetes ,zudem kommt es bei „späten Müttern“ auch öfter zur Übertragung. Darüber hinaus starten sie auch häufiger mit Stoffwechselerkrankungen und/oder Übergewicht in die Schwangerschaft. All dies kann sich auch entsprechend auf das Geburtsgewicht auswirken.

Wie wird das Geburtsgewicht des Ungeborenen ermittelt?

Bis zur 20. Schwangerschaftswoche sind Ungeborene etwa gleich groß und gleich schwer. Anschließend beginnen sie ganz individuell zu wachsen und zuzunehmen. Ab der 34. Schwangerschaftswoche legen die Föten dann noch einmal ordentlich an Gewicht zu durch einen echten Wachstumsschub.  

Am Ende der Schwangerschaft kann deine Hebamme das erwartete Geburtsgewicht deines Kindes ziemlich genau abschätzen, indem sie deinen Babybauch nach einem bestimmten System abmisst sowie die Konturen des Ungeborenen ertastet. Diese Prognose ist zwar keine Garantie, aber doch relativ genau: In 80 Prozent der Fälle weichen die so errechneten Werte lediglich zwischen 100 bis 200 Gramm vom dann tatsächlichen Geburtsgewicht ab. In 20% der Fälle kann die Abweichung bis 300 Gramm betragen. In jedem Fall kann die Hebamme dabei aber sehr genau sagen, ob die Größe des Babys zur Größe der Mama passt. 

Natürlich kann das voraussichtliche Geburtsgewicht deines Babys auch ärztlich ermittelt werden. Dafür wird das Kind mittels Ultraschallvermessen. Anhand der gesammelten Daten kann deine Frauenärztin/dein Frauenarzt dann nach einer bestimmten Formel per Computer das voraussichtliche Geburtsgewicht errechnen. Dabei kommt es aber schon ab der 11. Woche zu ungenauen Werten, weil sich ab da die Föten oft zu sehr bewegen, als dass eine genaue Vermessung möglich wären. Je größer das Baby wird, desto größer die Messungenauigkeit. Am Ender der Schwangerschaft sind durch diese Methode Abweichungen vom tatsächlichen Gewicht von 300 – 500 g zu erwarten. Auch der Bezug zur Körpergröße der Mutter wird nur dann hergestellt, wenn darauf im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge besonders geachtet wird.

Verhindert ein hohes Geburtsgewicht eine natürliche Geburt?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal mit ja oder nein beantworten. Grundsätzlich können wir aber festhalten, dass auch ein (sehr) schweres Baby nicht generell zwingend per Kaiserschnittgeholt werden muss.  

Dennoch sind bei (sehr) hohem voraussichtlichen Geburtsgewicht bestimmte Gefahren für Mutter und Kind erhöht, wenn das Baby vaginal entbunden wird. Man unterschiedet hier zwischen einem „leicht“ erhöhten Geburtsrisiko (ab rund 4.000 Gramm) und einem „deutlich“ erhöhten Geburtsrisiko (ab etwa 4.500 Gramm). Beispielsweise passt das Kind dann möglicherweise nicht durch das mütterliche Becken. Es kann auch sein, dass es unter der Geburt nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Und es könnte sich auf seinem Weg durch den Geburtskanal auch verletzen, indem es z.B. mit der Schulter auf dem Becken der Mutter „hängenbleibt“, wenn der Kopf schon geboren wurde.

Bei Frauen mit schweren Kindern wiederum steigt bei der Geburt das Risiko für Verletzungen wie etwa ein Dammriss oder -schnitt.

Wie hoch das Risiko für eine Geburt auf natürlichem Wege ist, wird jedoch nicht nur am Geburtsgewicht des Kindes festgemacht, sondern z.B. auch an seinem Kopfumfang. Denn das ist meist der „dickste“ Teil, der den Geburtskanal passieren muss. Im Hinblick auf das gewichtsbedingte Risiko können wir auch feststellen, dass bei einem lang gewachsenen Kind, bei dem sich ein höheres Geburtsgewicht proportional gut verteilt, ein geringeres Risiko besteht als bei einem eher kurzen, aber unproportional schweren Kind. Außerdem wird eine Mutter von eher großer Statur weniger Probleme bei der vaginalen Entbindung eines schweren Babys haben als eine kleine, zart gebaute Frau. 

Wie ein Baby schließlich durch das mütterliche Becken passt, hängt auch von dem Baby ab. Dieses beugt sich bei der Geburt, verschiebt sein Köpfchen, damit es durch die Engstelle des Beckens passt und dreht sich Stück für Stück durch den Geburtskanal. Das kann auch ein großes Baby für diese Zeit deutlich kleiner werden lassen. Und dann spielt die Geburtsposition der Mama eine entscheidende Rolle. Ist das Becken in einer aufrechten Position, befindet sich die Mama als in einer aufrechten Körperhaltung oder im Vier-Füßler-Stand, ist der Platz im Becken für das Baby deutlich erweitert. 

Mein Rat: Niemand kann also eine seriöse Aussage darüber machen, ob ein Baby zu groß für die Geburt ist. Das lässt sich schlussendlich nur im Laufe des Geburtsprozesses erkennen. Nicht jeden Einflussfaktor auf das Geburtsgewicht kannst du als Schwangere beeinflussen. Doch wenn du dich in der Schwangerschaft ausgewogen ernährst, dich ausreichend bewegst und dich intensiv auf die Geburt mit einem umfassenden Geburtsvorbereitungskurs vorbereitest, so hast du für dein Baby eine gute Grundlage für seine Entwicklung und für seine Geburt gelegt.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.