Der Weg zum hinreißenden Babylächeln, bei dem die ersten „Mäusezähnchen“ hervorblitzen, kann für einige Kinder durchaus schmerzvoll sein. Andere gehen diesen Pfad leichtfüßig und ohne große Anstrengung. Wie bei allen anderen Entwicklungsschritten verläuft auch das Zahnen (in der medizinischen Fachsprache: Dentition) ganz individuell. Deshalb kann niemand voraussagen, mit welchen „Nebenwirkungen“ dein Kind dabei zurechtkommen muss. 

Zur Unterstützung der Kinder beim Zahnen wird im Handel nicht umsonst allerlei Unterstützung für die Kleinen angeboten, beispielsweise in Form von Zahnungsgels, Beißringen, Globuli u. a. (dazu unten mehr). Ich rate Eltern stets: Bleibt vor allem gelassen beim Zahnen eures Kindes – und gebt ihm stets eure Nähe! 

Und noch etwas vorweg, weil mir diese Frage schon öfter gestellt wurde: Ja, ihr könnt auf jeden Fall weiterstillen, auch wenn euer Baby erste Zähnchen bekommen hat. Wenn du dein Kind richtig anlegst, schiebt es beim Saugen seine Zunge nämlich über seine untere Kauleiste, so dass die unteren Milchzähne mit deiner Brust gar nicht erst in Berührung kommen. Darüber hinaus machen die meisten Mütter auch keine schmerzhaften Erfahrungen, wenn auch oben im Oberkiefer die ersten Zähnchen durchbrechen. 

Wann kommen die ersten Zähne?

Schon in Mamas Bauch sind die ersten Milchzähne im Kiefer des Ungeborenen angelegt. Eines von 2.000 bis 3.000 Babys kommt bereits mit einem durchgebrochenen Mini-Zähnchen auf die Welt. Diese Laune der Natur wird manchmal auch „Hexenzahn“ genannt – aber das könnt ihr getrost gleich wieder vergessen! Ob es ggf. sinnvoll ist, den frühen Zahn zu entfernen, etwa wenn er locker oder scharfkantig ist, hängt von den individuellen Umständen ab. Hier hilft dann eine kinderzahnärztliche Beratung weiter. 

Die meisten Kinder sind zwischen fünf und sieben Monate alt, wenn sich das erste Beißerchen zeigt. Aber auch hier sind individuelle Abweichungen möglich.

Als erstes kommen in der Regel die vorderen Schneidezähne durch, und zwar meistens im Unterkiefer. Danach folgen die beiden oberen Schneidezähne, bevor anschließend die Exemplare jeweils links und rechts daneben dran sind. Diese insgesamt acht Milchzähnchen sind dann um den ersten Geburtstag herum meistens komplett vorhanden. Darauf folgen die vorderen Backenzähne und danach die Eckzähne. Als letztes komplettieren die hinteren Backenzähne das Milchgebiss. Dein Kind ist zwischen zwei und drei Jahre alt, wenn sämtliche 20 Milchzähne an ihrem Platz stehen.  

Wie macht sich das Zahnen bemerkbar?

Wenn sich die Milchzähne durchs Zahnfleisch schieben, kann das für die Kleinen schmerzhaft sein. Etwa vier Tage vor dem Durchbruch eines Zahns (und vier Tage hinterher) spannt der Kieferknochen. Das Zahnfleisch ist rot, oft auch wund und angeschwollen. An der Durchbruchstelle kündigt eine weißliche Verdickung den kommenden Zahn an. 

Äußerlich zeigen sich beim Baby vielfach rote Wangen, insbesondere auf der betroffenen Seite. Auffällig starker Speichelfluss weist ebenfalls auf den Anmarsch eines neuen Zahns hin. Einige Kinder neigen in der Zahnungsphase auch zu einem wunden Popo. 

Dem Baby sind die Spannungsgefühle und Schmerzen natürlich unangenehm. Entsprechend kann es jetzt unruhig, quengelig, weinerlich werden. Instinktiv schiebt es seine Fingerchen sowie alle möglichen Gegenstände in den Mund und kaut darauf herum. Dieser Gegendruck kompensiert bzw. lindert die Schmerzen. Vielleicht hat dein Kind jetzt auch weniger Appetit und schläft schlechter. Aber das geht vorbei.

Manche Kinder reagieren auch mit leichtem Fieber oder Durchfall aufs Zahnen. Dabei sind sich die Expert*innen nicht einig, ob das tatsächlich am Zahnungsvorgang selbst liegt oder an vermehrten Keimen, die jetzt ins Mündchen eindringen, eben weil das Baby alles in den Mund steckt. Babys Immunsystem muss jedenfalls jetzt auf Hochtouren arbeiten. 

Das alles kann, aber muss nicht zwingend so ablaufen. Bei manchen Kindern zeigt sich auch von einem auf den anderen Tag ein neuer Zahn, mit nur wenig oder gar keinen „Vorankündigungen“.  

Was hilft gegen Beschwerden beim Zahnen?

Kühle Gegenstände zum Beißen: So effektiv wie einfach ist ein Beißring oder ein Löffel, auf dem das Baby „herumkauen“ kann. Der schmerzlindernde Effekt verstärkt sich, wenn das Objekt gekühlt ist. Aber Vorsicht: Bitte die Gegenstände auf keinen Fall vorher ins Eisfach legen, sonst drohen dem Kind sogar Erfrierungsschäden! Kühlt Beißringe oder Löffel einfach nur eine kurze Zeit im Kühlschrank.

Viel Nähe: Besonders wichtig in dieser sensiblen Phase ist für eure Kinder: noch mehr Kuscheln mit Mama und Papa, ihr Verständnis fürs Jammern, Weinen und Quengeln sowie ihre tröstliche Gegenwart! Zusätzlich hilft ein wenig Ablenkung durch Spielen oder auch ein häufigerer Spaziergang an der frischen Luft. 

Homöopathie: Die Wirksamkeit homöopathischer Mittel steht zwar immer wieder in der Diskussion – aber viele Eltern berichten von guten Erfahrungen Kügelchen (Globoli) bei den Beschwerden eines zahnenden Kindes. Es gibt verschiedene homöopathische Wirkstoffe, die man beim Zahnen einsetzen kann, etwa Chamomilla, Calcium phosphoricum, Belladonna oder Magnesium phosphoricum. Zur genauen Dosierung und Verabreichung lässt du dich aber am besten von deiner Hebamme oder in deiner Kinderarztpraxis beraten. Achte in jedem Fall darauf, die tägliche Höchstdosis nicht überschritten wird.

Auf welche Mittel sollte man besser verzichten?

Veilchenwurzel: Weil es dem Kind guttut, auf etwas herumzukauen, wird dafür mitunter auch Veilchenwurzel empfohlen. Ihre Inhaltsstoffe sollen schmerzlindernd und betäubend wirken. Fachleute raten jedoch davon ab, weil die große Gefahr besteht, dass die Wurzeln mit Keimen belastet sind. Diese Keime würde das Kind dann über die Mundschleimhaut aufnehmen. Und auch das Auskochen der Veilchenwurzel ist kein Garant für hygienische Sauberkeit. 

Zahnungsgel: Bei den sogenannten Zahnungsgels, die im Handel erhältlich sind, ist ebenfalls Vorsicht geboten. So hat eine aktuelle Studie gezeigt, dass viele Gels schädliche Inhaltsstoffe enthalten. Beispielsweise wurden darin Alkohol, Zucker und Lidocain (ein Betäubungsmittel!) gefunden. Außerdem wirken manche Gels nur kurzzeitig an der Oberfläche.  

Bernsteinketten: Manche Eltern schwören auch auf spezielle Bernsteinketten für ihr zahnendes Kind. Unter der Kleidung getragen, wird diesen Ketten eine schmerzlindernde Wirkung nachgesagt. Diese Wirkung ist jedoch weder wissenschaftlich noch durch Erfahrungswerte belegt. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sich Babys oder Kleinkinder daran Verletzungen am Mund zuziehen, sich Infektionen einfangen oder Perlen verschlucken – mit möglichen verheerenden Folgen wie Ersticken. Außerdem kann sich ein Kind an der Kette strangulieren. Wenn du dennoch eine Bernsteinkette ausprobieren möchtest, solltest du unbedingt zu einer Kette greifen, bei der die Steinchen einzeln verknotet sind und die einen Verschluss hat, der sich automatisch öffnet, wenn daran gezogen wird. Sobald du dein Kind nicht mehr beaufsichtigst, bspw. wenn es schlafen geht, solltest du ihm Kette unbedingt ausziehen.  

Zeit für die Zahnpflege!

Manche Eltern gewöhnen ihr Kind bereits an die Zahnpflege, noch bevor sich das erste Zähnchen überhaupt ankündigt. Spätestens aber, wenn sich der erste Milchzahn zeigt, wird es Zeit für Babys Zahnpflege. Mit einer speziellen weichen Kinderzahnbürste, einer Fingerzahnbürste, einem Tuch oder Wattestäbchen reinigst du sanft die ersten Mäusezähnchen. So gewöhnt sich dein Kind nicht nur ans tägliche Zähneputzen, sondern Kariesbakterien wird von Anfang an der Kampf angesagt. Auch wenn die Milchzähne später wieder ausfallen, sind sie doch Platzhalter für die bleibenden Zähne. Und sind die ersten Zähnchen erst einmal von Karies befallen, macht das auch die nachkommenden bleibenden Zähne anfälliger für Schäden.   

Zeit für den Besuch beim Zahnarzt

Wenn der erste Zahn durchgebrochen ist, ist ein guter Zeitpunkt gekommen, um mit dem Kind den ersten Besuch beim Zahnarzt zu machen. Das hilft dem Kind, sich an diese Besuche zu gewöhnen.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.