Wenn ein Baby das Licht der Welt erblickt hat und seinen ersten Atemzug macht, ändert sich für den kleinen Menschen alles. Dazu gehört auch, von der geschützten, behaglichen Fruchthöhle in Mamas Bauch in eine Welt hineingeboren zu werden, die voller Krankheitserreger steckt. Auf den ersten Blick erscheint das gefährlich fürs Kind zu sein. Doch keine Angst: Die Natur hat clever für dein Baby vorgesorgt, denn das Neugeborene ist sozusagen „von Haus aus“ mit ersten Abwehrkräften ausgestattet – dem sogenannten Nestschutz.  

Abwehrkräfte von Mama

Während der Schwangerschaft wird das Baby über die Nabelschnur mit allem versorgt, was es benötigt. Auf diesem Wege erhält das Ungeborene bereits Antikörper aus dem Blut der Mutter, die direkt in sein Blut übergehen. Die meisten dieser „Wächter“ werden im dritten Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) übertragen. 

Was sind Antikörper? Sie bestehen aus Eiweißmolekülen und werden von weißen Blutkörperchen produziert. Antikörper sind in der Lage, Viren und Bakterien zu erkennen und entsprechend zu bekämpfen bzw. zu neutralisieren. Das Baby leiht sich also quasi die Immunität seiner Mutter gegen bestimmte Keime, bis sein eigenes Immunsystem aufgebaut ist. Daher bezeichnet man den Nestschutz in der medizinischen Fachsprache auch als Leihimmunität. 

Die Grundausstattung: Bis ein reifes Baby geboren wird, hat es bereits eine ganze Reihe an Abwehrkräften von der Mutter erhalten. Wie gut diese Grundausstattung genau ist, hängt davon ab, welche Antikörper die Mutter besitzt und an ihr Kind weitergeben kann. Grundsätzlich müssen Antikörper nämlich genau zu den eindringenden Viren oder Bakterien passen, damit diese erkannt und bekämpft werden können. Das heißt: Die Mutter kann nur jene Antikörper weitergeben, die sie selbst durch eine Impfung oder durch eine durchgemachte Infektion besitzt. War sie dagegen nicht mit einem bestimmten Erreger infiziert bzw. ist sie dagegen auch nicht geimpft, so kann sie auch keine entsprechenden Antikörper auf ihr Kind übertragen. 

Die Automatik: Beim Nestschutz handelt es sich um eine Form der passiven Immunisierung. Ganz vereinfacht gesagt erhält das Baby die Antikörper von der Mutter quasi als „Geschenk“ für die erste Lebenszeit. Das bietet ihm automatisch sofort Schutz, ohne dass der kindliche Körper irgendetwas dafür leisten muss. Im Gegensatz dazu steht die aktive Immunisierung, durch die der menschlichen Körper erst eigene Antikörper gegen bestimmte Krankheitserreger bilden muss. 

Damit du eine Idee bekommst, in welchen Dimensionen wir uns beim Thema Antikörpern bewegen, habe ich hier noch eine Zahl für dich: Unser Körper ist in der Lage, etwa 100 Millionen unterschiedliche Antikörper-Kombinationen zu produzieren. Das ist doch fantastisch, oder?!

Wieviel Nestschutz haben Frühgeborene? Wie schon erwähnt, werden die meisten Antikörper der Mutter hauptsächlich im dritten Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) auf das Ungeborene übertragen. Jetzt kommt es darauf an, in welcher Schwangerschaftswoche das Baby geboren wird. Je früher es auf die Welt kommt, umso weniger Abwehrstoffe kann es von der Mutter erhalten. Entsprechend geringer fällt dann auch der Nestschutz aus. Deshalb können kleine „Frühstarter*innen“ besonders anfällig für Infektionen sein. 

Abwehrkräfte nach der Geburt

Der Nestschutz, mit dem ein reifes Kind auf die Welt kommt, schützt das Baby etwa drei Monate lang. Dann beginnt er allmählich nachzulassen. In diesem Alter werden Kinder auch zunehmend aktiver und beginnen, ihr Umfeld stärker zu erforschen. Auf diese Weise kommen sie unweigerlich mit mehr Keimen in Kontakt. Das wiederum veranlasst den kindlichen Körper, langsam einen eigenen Immunschutz aufbauen. Dieser Prozess geschieht parallel zum schwindenden Nestschutz. Wenn das Baby circa sechs Monate alt ist, spätestens bis zu seinem 9. Lebensmonat, sind dann die mütterlichen Antikörper aus der Nabelschnur vollständig abgebaut. 

Welche Rolle spielt das Stillen? Auch nach der Geburt kann ein Baby von der Mutter noch weitere Antikörper erhalten – aber nur, wenn es gestillt wird! Diese durch das Stillen übertragenen „Wächter“ wirken jedoch nicht so umfassend wie jene, die über die Nabelschnur ins kindliche Blut übergegangen sind. Vielmehr entfalten die durch die Muttermilch aufgenommenen Antikörper ihre Kraft lediglich im Darm des Babys, sie gehen nicht ins Blut über. Entsprechend können sie auch nur jene Erreger bekämpfen, die über den Mund aufgenommen werden und in den Magen-Darm-Trakt gelangen. Die Antikörper aus der Muttermilch können deshalb nichts gegen Krankheitserreger ausrichten, die sich über den Blutkreislauf ausbreiten.

Impfungen: Ein weiterer Baustein im Aufbau von Babys Immunsystem sind Impfungen. So beginnt der Impfschutz beim Kind im Alter von sechs Wochen (Impfung gegen Rotaviren) bzw. acht Wochen (Sechsfach-Impfung). Daher ist es wichtig, dass du mit deiner Kinderärztin/deinem Kinderarzt die Immunisierung deines Babys besprichst!

Die Menge machts! Für einen wirksamen Immunschutz kommt es generell nicht nur auf die Art der Antikörper an, die ein Mensch besitzt, sondern auch auf deren Anzahl. Das heißt: Um einen bestimmten Krankheitserreger erfolgreich neutralisieren zu können, ist es nicht nur nötig, die passenden Antikörper dagegen zu besitzen, sondern sie müssen auch in ausreichender Anzahl vorhanden sein. Diese ausreichende Anzahl liefert entweder eine Impfung oder ein durchgemachter Infekt. So trainiert beispielsweise eine Erkältung die Abwehrkräfte. Der erreichte Immunschutz hält unterschiedlich lang, je nachdem, um welche Art Krankheitserreger es sich handelt. 

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.