Über dieses Thema sprechen viele Betroffene nicht so gern, es ist ihnen peinlich. Dabei kommen Probleme mit Hämorrhoiden oft vor – und zwar unabhängig von Schwangerschaft und Geburt. Laut Schätzung sind rund 50 Prozent aller Frauen und Männer über 30 Jahren von entsprechenden Beschwerden betroffen. Der Anteil der Männer daran beträgt sogar 70 Prozent.
Besonders häufig betroffen sind Frauen, die ein Kind erwarten bzw. zur Welt gebracht haben: Etwa jede zweite Schwangere kann ein Lied davon singen. Und rund jede dritte Mutter ist noch nach der Geburt mit Hämorrhoiden belastet.
Was sind Hämorrhoiden?
Zwischen dem Ausgang des Enddarms und dem Schließmuskel des Afters besitzt jeder Mensch das sogenannte Hämorridal-Geflecht. Diese ringförmig angeordneten Gefäßpolster bestehen aus einem Arterien- und Venengeflecht, sie werden also durchblutet. Weil die Gefäßpolster wie ein Schwellkörper arbeiten, verhindern sie im angeschwollenen Zustand im Zusammenspiel mit dem Schließmuskel den unfreiwilligen Verlust von Stuhl. Anders ausgedrückt: Sie sorgen für Darm-Kontinenz. Wenn im Gehirn das Nervensignal „Zeit für Darmentleerung“ ankommt und der Mensch auf Toilette geht, fließt das Blut aus den Hämorrhoiden. Damit schwellen sie ab und ermöglichen die Darmentleerung. Danach fließt das Blut wieder zurück, und die Gefäßpolster schwellen erneut an.
Kann das Blut in den Gefäßpolstern nicht mehr „planmäßig“ abfließen oder staut es sich, so vergrößern sich die Hämorrhoiden. Diese Vergrößerung kann krampfader-ähnlich oder auch knotenförmig sein. Die Hämorrhoiden können sich nach außen wölben und sichtbar wwerden. Auch Entzündung oder leichte Verletzungen an den Gefäßen können die Folge sein.
Um zu bestimmen, wie stark ein Hämorriden Vorfall (sog. Hämorridal-Prolaps) ist, gibt es eine Einteilung in vier Schweregrade.
Was verursacht Hämorrhoiden?
Die Hauptursache für Hämorrhoiden ist ein starkes Pressen beim Stuhlgang, was in den meisten Fällen durch (anhaltende) Verstopfung entsteht. Die Verstopfung wiederum ist oft eine Folge von mangelnder Bewegung, unausgewogener Ernährung und Übergewicht.
Auch starkes Pressen während der Geburt kann Hämorriden verursachen. So ist es möglich, dass Frauen, die ohne Probleme durch die Schwangerschaft gekommen sind, sich noch mit der Geburt Hämorridenbeschwerden „einfangen“.
Bei der Entstehung von Hämorrhoiden spielen auch schwache Gefäßwände eine entscheidende Rolle. Sehr oft sind davon Mütter betroffen, die bereits zwei oder mehr Geburten hinter sich haben.
Während einer Schwangerschaft machen die Schwangerschaftshormone Bindegewebe, Beckenboden und Gefäße als Vorbereitung auf die Geburt weicher und dehnbarer. Darüber hinaus üben das Kind und die Gebärmutter Druck auf den Beckenboden und die Blutgefäße aus und sorgen so für Stau in den Gefäßen im Analbereich.
Wie machen sich Hämorrhoiden bemerkbar?
Ein Indiz ist Blut auf dem Toilettenpapier nach dem „großen Geschäft“. Aber auch Juckreiz sowie Nässen im Analbereich deuten auf Hämorriden hin. Schmerzen beim Stuhlgang oder beim Sitzen sind ebenfalls mögliche Indikatoren. Manche Betroffenen klagen auch über das Gefühl, der Darm sei nicht richtig entleert.
Während und gerade nach der Schwangerschaft machen sich Hämorrhoiden auch durch kleine weiche Knoten bemerkbar, die am After zu sehen und zu ertasten sind. Diese können auch noch Monate nach der Geburt auftreten.
Insgesamt stehen die Chancen jedoch sehr gut, dass Hämorrhoiden sich wieder zurückbilden, wenn sie frühzeitig entsprechend gepflegt und behandelt werden. Dazu liest du im Folgenden mehr.
Wie kann man Hämorrhoiden behandeln?
Wie effektiv man Hämorrhoiden selbst therapieren kann, hängt auch von ihrem Schweregrad ab. Sollte sich nach rund zwei Behandlungswochen in Eigenregie keine Besserung der Beschwerden einstellen, suche unbedingt einen Arzt bzw. eine Ärztin auf. Die richtige Anlaufstelle dafür ist deine Frauenarztpraxis oder eine proktologische Praxis (Facharztpraxis für Enddarmerkrankungen).
Bei starken Schmerzen bzw. Beschwerden suche lieber gleich ärztlichen Rat. Möglicherweise werden die Hämorrhoiden in der Arztpraxis verödet.
Du selbst kannst Folgendes gegen Hämorrhoiden unternehmen:
Bei Beschwerden: Für Linderung kann eine entsprechende frei verkäufliche Creme sorgen, etwa mit dem Hamamelis-Wirkstoff. Alternativ sind auch Zäpfchen erhältlich. Daneben gibt es verschreibungspflichtige Salben mit Cortison.
Auch Sitzbäder mit Zusätzen wie Kamille, Arnica, Hamamelis oder Eichenrinde können Hämorrhoidenprobleme mindern.
Beim Stuhlgang: Auf der Toilette ist es ganz wichtig, beim Stuhlgang nicht zu pressen, damit zusätzlicher Druck vermieden wird. Lass dir also einfach Zeit „auf dem Thron“. Auch ein runder Rücken während des Stuhlgangs entlastet den Beckenboden und druckgeplagte Hämorrhoiden. Viele Betroffene empfinden auch einen Hocker vor dem Toilettenbecken, auf dem die Füße abgestellt werden, als hilfreich und entlastend. Das schont außerdem den Beckenboden.
Hygiene: In Ergänzung hilft sorgfältige, aber sanfte Hygiene nach dem Stuhlgang. Dazu reichen bereits lauwarmes Wasser und ein (weicher) Waschlappen. Anschließend tupfst du deinen After mit weichem Toilettenpapier trocken. Wenn du über ein Bidet verfügst, ist das natürlich bestens für die feuchte Reinigung nach dem Stuhlgang. Aber auch eine Po-Dusche leistet gute Dienste.
Verzichte in jedem Fall auf Seife oder ähnliche Reinigungszusätze, das reizt die Haut zusätzlich. Möchtest du – vielleicht für unterwegs – feuchtes Toilettenpapier benutzen, ist auch dabei Vorsicht geboten, da es die Analregion ebenfalls reizen kann. Verzichte lieber darauf oder verwende spezielle Feuchttücher, die für Hämorrhoiden entwickelt wurden.
Ernährung: Unerlässlich ist es neben allen Behandlungsmaßnahmen auch, dass du deine Essgewohnheiten und Bewegungsroutinen anpasst. Mit einer ballaststoffreichen Ernährung, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und moderater Bewegung beugst du außerdem Hämorrhoiden bereits vor.
Was kann zur Vorbeugung getan werden?
Eine Garantie, dass Hämorrhoiden vermieden werden können, gibt es nicht. Trotzdem kannst du einiges tun, um der Entstehung vorzubeugen. Wie du bereits gelesen hast, ist Pressdruck auf der Toilette ein entscheidender Faktor, der die Entstehung begünstigt. Wichtig ist es also, für geschmeidigen Stuhlgang zu sorgen, um Verstopfung bzw. einen trägen Darm zu verhindern. Dazu gehören:
Ballaststoffeiche Ernährung: Besonders in der Schwangerschaft ist eine ausgewogene Ernährung wichtig. Mehr dazu kannst du auf meinem Blog auch hier lesen. Wichtig für eine gesunde Darmflora und rege Darmtätigkeit sind viele Ballaststoffe auf dem Teller. Diese pflanzlichen Faserstoffe stecken vor allem in Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Gemüse, Obst (Ausnahme Bananen), Haferflocken, Nüssen oder Pilzen. Bei Nudeln, Reis oder Brot greife lieber zu den Vollkornvarianten.
Ausreichend Flüssigkeit: Trinke mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit über den Tag verteilt. Am besten greifst du zu Wasser. Ich empfehle für eine besseren Überblick, wieviel man getrunken hat, sich eine entsprechende Flasche oder Karaffe mit Wasser bereitzustellen. Bis zum Abend sollte sie dann leer sein.
Regelmäßige Bewegung: Mit wachsendem Babybauch wird es zunehmend beschwerlicher, sich zu bewegen oder sportlich zu betätigen. Jedoch reicht bereits moderate Bewegung, um den Darm in Schwung zu bringen bzw. zu halten. Das kann auch „nur“ ein Spaziergang sein.
Falls du beruflich viel sitzen musst: Nimm ein Hämorrhoiden-Sitzkissen zur Hilfe und nutze kleine Pausen zwischendurch für etwas Bewegung.
Beckenboden trainieren: Ein starker Beckenboden beugt ebenfalls Hämorrhoiden vor. Deine Hebamme kennt die passenden Übungen, die sie dir zeigen kann. Natürlich kannst du auch mich in meiner online-Sprechstunde kontaktieren oder an meiner Rückbildungsgymnastik teilnehmen. In diesem Kurs achten wir zentral auf den Beckenboden.
Und noch ein Wort zu Eisentabletten: Oft werden Schwangeren Eisentabletten verordnet, um den erhöhten Eisenbedarf in der Schwangerschaft zu decken. Die Eisen-Kapseln wirken sich jedoch vielfach auf die Verdauung aus: Sie fördern leider Verstopfung – was wiederum Hämorrhoiden begünstigt. Neuere Präparate, die sich erst im Zwölffingerdarm lösen, sind dagegen anders zusammengesetzt und beeinträchtigen die Darmtätigkeit nicht mehr. Bei vielen Schwangeren und Wöchnerinnen sind Eisentabletten gar nicht notwendig. Eine gesunde Ernährung und ein Eisensaft sind meist schon ausreichend, um einen guten Hb-Wert zu bekommen.
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Katharina Jeschke
Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder
Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.
Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.
Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de