Sie begegnen uns überall: joggende Mütter und Väter, die mit ihrem Baby im Kinderwagen durch den Stadtwald oder Park laufen. Aber tut das auch dem Kind gut? Das kommt darauf an!

Sicher hast du auf meinem Blog schon gelesen, dass Jogging in der Schwangerschaft dem Ungeborenen nicht schadet und der werdenden Mutter nützt. Und auch über die positiven Effekte des regelmäßigen Laufens habe ich in dem Beitrag schon berichtet: Das Joggen verbessert die Herz-Kreislauf-Gesundheit, stärkt Muskulatur und Knochen, steigert die Ausdauer und Kondition, fördert die Abwehrkräfte, regt den Stoffwechsel an, hilft beim Gewichtsmanagement, hält das Denkvermögen stabil und tut insgesamt auch viel für die psychische Gesundheit.  

Wenn regelmäßiges Laufen also so viele positive Effekte hat, dann will ich davon nach der Geburt des Kindes erst recht profitieren, sagen sich da viele Mütter und Väter – und rennen los. Und zwar mit Kind!

Nicht mit Kind in der Trage joggen!

Zum Glück hat sich herumgesprochen, dass es fürs Baby gar nicht gut ist, wenn es in einer wie auch immer gearteten Trage steckt, während die Mama oder der Papa läuft. Warum das nicht ratsam ist? Ganz einfach: In einer Trage besteht für das Baby ein Sicherheitsrisiko. Die Laufbewegungen des Elternteils sorgen für erhebliche Erschütterungen, die für das Kind unangenehm und sogar gefährlich sein können. Diese Erschütterungen belasten den Kopf und die Wirbelsäule des Babys, insbesondere wenn es noch sehr jung ist und noch keine vollständig entwickelte Nackenmuskulatur besitzt. Darüber hinaus droht dem kleinen Körper Überhitzung. Denn beim Joggen erzeugt der elterliche Körper, mit dem das Kind in der Trage eng verbunden ist, so viel Wärme, dass es gerade bei warmen Wetterbedingungen für das Kleine zu Überhitzung kommen kann.

Das Kind beim Joggen in einer Trage mitzunehmen, birgt aber noch weitere Risiken. Beispielsweise verändert die Trage den Körperschwerpunkt der Mutter bzw. des Vaters, was das Gleichgewicht beeinträchtigen kann. So laufen Eltern eher Gefahr, beim Joggen zu stolpern oder hinzufallen, was sowohl für sie selbst als auch für das Baby gefährlich ist. Zudem gebe ich zu Bedenken, dass eine Babytrage auch die Bewegungsfreiheit einschränkt. Das kann das Joggen unangenehm und weniger effizient machen. Und außerdem auch auch die Atmung erschweren, was wiederum die körperliche Belastung erhöht.

Aus all diesen genannten Gründen rate ich euch dringend davon ab, euer Baby in einer Trage mit euch zu führen, wenn ihr beim Lauftraining seid. 

Deshalb müsst ihr aber nicht gleich aufs Joggen mit Kind ganz verzichten. Denn es gibt ja die wunderbare Erfindung des dreirädigen Laufkinderwagens (auch: Laufbuggy). Damit könnt ihr nach Herzenslust eure Runden drehen und zugleich Zeit mit dem Baby an der frischen Luft verbringen. Für den Transport lässt sich dieses leider nicht ganz billige Gefährt auch mit ein paar Handgriffen gut zusammenklappen.

Darauf solltet ihr beim Lauf-Buggy achten

Es gibt bestimmte Ausstattungsmerkmale beim sogenannten „Babyjogger“, auf die ich euch hier aufmerksam machen möchte. 

Die Konstruktion unterscheidet sich vom herkömmlichen Kinderwagen: Sie ist insgesamt leichter, der Radstand ist länger und die Hinterachse breiter. Dort befindet sich auch die Federung, die bei manchen Modellen individuell einstellbar ist. Ein dreirädiger Laufbuggy besitzt zwei größere Räder und ein etwas kleineres Rad –  und alle drei möglichst mit Luftbereifung, damit Unebenheiten gut überwunden werden können. Pumpt die Räder aber auf keinen Fall so stark auf wie bei einem Fahrrad!

Alle diese Merkmale sorgen dafür, dass das Gefährt stabil geradeauslaufen und dabei Erschütterungen gut abfangen kann.

Der Schiebegriff am Babyjoggersollte in der Höhe möglichst verstellbar sein. Ideal ist eine Einstellung etwa in Bauchnabelhöhe des joggenden Elternteils. Übrigens: Der Laufkinderwagen wird stets nur mit einer Hand geschoben. Achtet dabei auf eine aufrechte Oberkörperhaltung und lasst den freien Arm locker mit eurer Joggingbewegung mitschwingen. Und: Öfter mal die Schiebehand wechseln, damit einseitige Belastungen vermieden werden!

Und noch etwas: Damit der Laufbuggy nicht unbeabsichtigt plötzlich wegrollt, nutze stets die Handgelenksschlaufe. Sie ist am Schiebegriff an den meisten Laufkinderwagen angebracht.

Die Sicherheit des Babys steht auch beim Laufkinderwagen an erster Stelle. Wählt deshalb möglichst ein Modell mit größenverstellbarem 5-Punkt-Gurt, mit dem das Kind gesichert wird. Also bitte keinen einzigen Joggingmeter, ohne das Kind anzugurten.

Zudem muss das Kind gut in den Sitz passen. Für kleiner geratene Zwerglein gibt es Sitzadapter, mit denen eine Babyschale auf dem Gefährt befestigt werden kann. Außerdem sollte der Sitz nicht nur hinten, sondern auch seitlich mit Kopfpolstern ausgestattet sein.

Eine Feststellbremse ist wohl bei jedem Modell obligatorisch, damit das Ein- und Aussteigen stets gesichert sind.

Wann kann die Mutter wieder losjoggen?

Der Zeitpunkt, ab dem eine Mutter nach der Entbindung mit dem Lauftraining wieder loslegen kann, ist sehr individuell. Denn er hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art der Geburt, der Heilungsprozess, das allgemeine Wohlbefinden der Mutter und der ärztliche Rat bzw. Rat der Hebamme. In jedem Fall sollte dein Beckenboden wieder kräftig sein und die Rektusdiastase verschlossen sein. Das dauert seine Zeit. Deshalb solltest du mit dem Joggen nach der Schwangerschaft lieber später und sehr langsam beginnen.

Der Heilungsprozess nach der Geburt ist individuell unterschiedlich.

Zunächst gilt es, den Blick auf die Geburtsart zu werfen. Hast du dein Kind vaginal mit keinen auffälligen Begleiterscheinungen entbunden, so solltest du in jedem Fall etwa sechs Wochen abwarten, bevor du wieder mit moderater körperlicher Aktivität beginnst. Dies gibt dem Körper Gelegenheit, sich von der Geburt zu erholen. Nach einem Kaiserschnitt oder anderen komplizierten Geburten dauert es meist länger, bis die Geburtsverletzungen vollständig geheilt sind. Rechne in dem Fall mit mindestens acht, meist jedoch  12 Wochen.

Bevor du deinen Sport nach der Geburt wieder aufnimmst bzw. mit dem Joggen wieder beginnst, solltest du bereits im Wochenbett eine sanfte Wochenbettgymnastik betrieben haben. Sie stärkt schon mal den Beckenboden. Nach dem Wochenbett empfehle ich dir dann erstmal Rückbildungsgymnastik, um deine Bauch- und Beckenbodenmuskulatur wieder aufzubauen. Dafür solltest du dir ausreichend Zeit lassen und dieses Training auch parallel zum Joggen weiter führen. Einen intensiven Rückbildungskurs habe ich für dich als Onlinekurs konzipiert. Mit diesem kannst du zwei Jahre lang trainieren.

TIPP: Fühlst du dich nach diesen Maßnahmen wieder fit genug fürs Joggen, so hole dir dafür zuvor noch das Okay deiner Hebamme oder deiner Ärztin bzw. deines Arztes ein. Denn sie können den Heilungsfortschritt der Geburtsverletzungen und die Regeneration deines Beckenbodens und der Bauchmuskulatur am besten beurteilen und werden dich gut beraten. Zumal jeder mütterliche Körper anders ist und auch die Heilung immer individuell verläuft. Hat es bei der Entbindung Komplikationen gegeben oder hattest du dabei oder danach gesundheitliche Probleme, so ist vorab das medizinische Okay fürs Joggen doppelt wichtig.

Wenn es dann endlich wieder losgehen darf, praktizierst du am besten einen langsamen Wiedereinstieg ins Laufen. Du kannst zum Beispiel mit leichteren Aktivitäten wie Gehen beginnen und die Intensität und Dauer allmählich steigern, wenn du dich stärker fühlst.

Ansonsten gelten meine Tipps fürs Joggen in der Schwangerschaft auch für die Zeit nach der Geburt. Zusammengefasst:

• Laufe zunächst in reduziertem Jogging-Tempo und beginne mit kurzen Strecken. Sie sollten flach und ebenmäßig sein.

• Laufe immer in einem Bereich, in dem du dich wohlfühlst. Du solltest beim Laufen sprechen können, ohne außer Atem zu geraten.

• Lege beim Joggen häufigere und längere Erholungspausen ein.

 • Trinke immer genug Wasser in den Laufpausen.

• Trage beim Joggen einen gut stützenden Sport-BH. 

Und ganz wichtig: Achte auf deinen Körper und sei aufmerksam gegenüber Anzeichen von Unwohlsein oder Überanstrengung. Bei Schmerzen, Blutungen oder anderen Beschwerden sollte du das Jogging sofort abbrechen und ggf. Rat bei deiner Hebamme oder ärztlichen Rat einholen.

Wann und wie kann das Baby „mitjoggen“?

Wenn du als Mutter oder Vater dein Kind mit auf deine Jogging-Runde nehmen möchtest, solltest du einige wichtige Aspekte beachten, um die Sicherheit und das Wohlbefinden des Babys zu gewährleisten.

Alter des Babys: Nimm dein Kind erst mit auf Joggingtour, wenn es mindestens sechs Monate alt ist. Denn erst dann ist seine Nackenmuskulatur stark genug, um den Kopf sicher – und auch für eine längere Zeit – stabil halten zu können. Das ist auch deshalb notwendig, weil das Baby kleine (und manchmal auch größere) Erschütterungen abfangen muss, selbst wenn du sie vermeiden willst. Einige Expert*innen raten sogar, mit der Mitnahme des Kindes bis zu seinem 8. bis 12. Lebensmonat zu warten – oder mindestens so lange, bis es vollkommen stabil und selbstständig länger sitzen kann. Allgemein gilt: Je jünger das Kind ist, desto flacher sollte es im Babyjogger liegen.

Kinderwagen: Verwende möglichst einen speziellen Jogging-Kinderwagen, über die ich schon einiges gesagt habe. Diese Modelle wurden eigens dafür konzipiert, Stöße abzufedern und eine stabile Fahrt zu gewährleisten. 

Idealerweise hast du einen Kinderwagen, bei dem das Baby in deine Richtung blicken kann. Das ist besonders für Säuglinge wichtig. Denn einerseits benötigen sie den Blickkontakt zur Bezugsperson, um sich sicher zu fühlen, andererseits ist bei ihnen der Atemanhaltereflex noch vorhanden. Dieser führt nicht nur zum Anhalten des Atems, wenn das Baby unter Wasser kommt, sondern auch, wenn das Kind Wind in das Gesicht bekommt. Der Fahrtwind beim Joggen, kann dem Baby das Atmen massiv erschweren!

Sicherheit: Sorge stets dafür, dass dein Kind im Laufbuggy sicher angeschnallt ist, bevor du losjoggst. 

Straßenverhältnisse: Laufe möglichst auf glatten und ebenen Oberflächen, um unnötige Erschütterungen für das Baby zu vermeiden. Waldwege oder unebene Straßen solltest du unbedingt vermeiden.

Wetterbedingungen: Auch darauf kommt es an. Vermeide das Joggen mit Kind bei größerer Hitze, stärkerer Kälte oder tüchtigem Wind. Schütze das Baby auch vor direkter Sonneneinstrahlung z.B. mit einem Sonnenverdeck. Und sorge auch dafür, dass es stets angemessen für einen schnelleren „Ausritt nach draußen“ bekleidet ist. Hier gilt die Faustregel, dass das Baby stets deutlich wärmer angezogen sein sollte als der Läufer oder die Läuferin. Andernfalls kann es durch Fahrtwind und mangelnde Bewegung leicht auskühlen. Ein Mützchen, Handschuhe, eine Jacke und eine leichte Decke sind manchmal sogar im Sommer sinnvoll. 

Achte darauf, dass dein Säugling nicht durch den Fahrtwind beeinträchtigt wird.

Eingewöhnung: Mute deinem Baby nicht gleich zuviel zu. Bedenke, dass das Joggen mit Mama oder Papa für dein Kind eine neue Aktivität ist! Das bedeutet: Gewöhne es erstmal gehend an das neue Gefährt. Und steigere deine Laufzeiten, -geschwindigkeiten und -längen langsam, damit das Kind sich an diese Art Fortbewegung gewöhnen kann. 

Und ganz wichtig: Achte unbedingt darauf, wie es deinem Baby beim Joggen geht! Schon deshalb ist es bedeutsam, ein paar mehr Pausen einzulegen. Fühlt sich das Kind noch wohl? Ist es noch warm genug verpackt, schwitzt aber nicht? Sitzt es noch gut im Laufbuggy? Ist es wach oder schläft es? Hat es Sehnsucht nach einem elterlichen Gesicht? Oder  nach Körperkontakt? 

Übrigens: Den meisten Müttern und auch vielen Vätern macht das Joggen mit Baby im Laufbuggy am meisten Freude, wenn sie das in Gesellschaft anderer Eltern mit Kindern tun. Viel Spaß dabei!

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder

Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin  unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.

Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.

Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de