Fingerspiele sind eine wundervolle Beschäftigung, die Babys und Erwachsenen Spaß macht.  Gleichzeitig sind Fingerspiele eine wunderbare Möglichkeit, die Entwicklung spielerisch zu unterstützen.

Das Baby kann noch gar nichts – außer seine Milch trinken, die Windel vollmachen, ein bisschen in der Gegend herumschauen und ansonsten schlafen, schlafen, schlafen? Weit gefehlt! Denn Babys möchten auch sehr gern unterhalten werden. Am allerliebsten mit kleinen Fingerspielen! Nichts fördert seine Entwicklung besser als das Spielen.

Fingerspiele sind ein wunderbares gemeinsames Vergnügen für Eltern und ihre Babys. Sie bereiten beiden Seiten enorme Freude und stärken auf diese Weise die gegenseitige emotionale Beziehung. Dabei wird beim Kind ein das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit prächtig wachsen.

Ein weiterer großer Pluspunkt: Fingerspiele sprechen beim Baby gleich mehrere Sinne an, etwa das Hören, das Sehen, das Fühlen und das Tasten. „Ganz nebenbei“ werden auf diese Weise die geistige wie körperliche Entwicklung des Kindes gefördert. Da kann man nur sagen: Besser als mit so viel Spaß geht das Fördern der kindlichen Entwicklung kaum!

Sobald Kinder verstanden haben, wieviel Spaß ihnen wiederkehrende Fingerspielchen machen, erkennen sie meist auch, dass das Wichtigste immer zum Schluss kommt: die „Pointe“. Denn viele beliebte Fingerspiele enden mit einer Überraschung oder einem kleinen Witz, auf den die Kinder mit gespannter Begeisterung warten. Mal verschwindet eine ganz Spielhand, mal krabbeln zwei Finger den Babyarm herauf und kitzeln das Kind unterm Ärmchen. Oooooh wie schön und lustig! Nicht wenige Eltern hören in diesem Moment ihr Kind auch das erste Mal laut lachen und glucksen vor Vergnügen.

Positive Effekte der Fingerspiele

Fingerspiele sind spielerische Aktivitäten, die durch die Verwendung von Fingern und Händen ausgeführt und von Reimen, Liedern oder Geschichten begleitet werden. Diese kleinen Spielchen sind in der Regel kurz und einfach und richten sich besonders an ganz junge Kinder. 

Fingerspiele haben eine lange kulturelle Tradition und werden in vielen Teilen der Welt praktiziert. Überall besitzen sie ähnliche Merkmale:

Die Kombination aus Bewegung und Sprache: Schaut man sich das Gehirn an, so wird man rasch entdecken, warum diese Kombination aus Bewegung und Sprache bei Fingerspielen so effektvoll ist: Das Sprachzentrum im Gehirn liegt beim Menschen direkt neben dem Zentrum für die Motorik der Hände.

Deshalb ist es ein unschätzbarer Vorteil, dass Fingerspiele rhythmische Bewegungen der Finger und Hände mit gesprochenen oder gesungenen Texten zusammenbringen. Diese Kombination hilft Kindern, eine Verbindung zwischen Worten und Handlungen herzustellen. So wird auf lustige Art nicht nur die Motorik, sondern auch die Sprachentwicklung vorangebracht: Das Kind macht Bekanntschaft mit stets wiederkehrenden Lauten, Silben, Wörtern und Satzstrukturen, die durch den rhythmisierten Vortrag schnell wiederekannt werden können. Das erweitert den Wortschatz und das Sinnverständnis der Kleinen und motiviert sie zudem zum Nachahmen. 

Einfachheit der Reime und Lieder: Die Texte der Fingerspiele sind oft kurz und leicht. Ihre Einfachheit, verbunden mit häufigen Wiederholungen, macht es den Kleinen leicht, erste Versuche der Nachahmung und des allmählichen Mitmachens zu unternehmen. 

Gutes Miteinander: Fingerspiele bedeuten schöne interaktive Momente, an denen sich das Kind mit der Zeit aktiv beteiligen kann. Umso mehr wird dadurch die Kommunikation zwischen Eltern und Baby – später oft auch zwischen Kindern untereinander – gefördert.

Stärkung verschiedener Entwicklungsbereiche: Neben der sprachlichen Förderung und der sozialen Interaktion unterstützen Fingerspiele auch die Entwicklung der Feinmotorik und der Koordination durch die Bewegung der Finger und Händchen. Zudem werden das rhythmische Empfinden und die Musikalität gestärkt, denn durch die benutzten Elemente entwickeln die Kleinen ein Gefühl für Takt und Melodie. Und schließlich profitieren auch Babys Gedächtnis, seine kognitiven Fähigkeiten, seine Fantasie und seine Konzentrationsfähigkeit vom Fingerspiel.

Fingerspiele lassen sich perfekt in den Alltag integrieren

Stillende Mütter haben es oft leichter als jene, die ihr Kind mit dem Fläschchen ernähren. Denn neben der einzigartigen Qualität von Muttermilch bietet sie einen weiteren unschätzbaren Vorteil: Mütter haben sie immer dabei und können ihr Kind ohne großes Brimborium und zusätzliches Equipment jederzeit und überall sättigen.

Ähnlich verhält es sich im „Unterhaltungsbereich“ für das Kind mit den Fingerspielen: Ihr braucht keinerlei Utensilien, keine Rassel, kein Schnuffeltuch, kein Kuscheltier, sondern einfach nur eure Finger und Hände. Und die habt ihr ja immer dabei! Ob beim Wickeln oder im Wartezimmer der kinderärztlichen Praxis, beim Kuscheln, im Urlaub oder während ihr die Oma besucht – an jedem Ort lassen sich Fingerspielchen einfach und bequem durchführen. 

Übrigens: Schon in den 1960er Jahren hatte der Prager Psychologe Jaroslav Koch erkannt, wie sehr Fingerspiele die gesunde Entwicklung von Kleinkindern fördern. Das floss dann später auch in das sogenannte Prager Eltern-Kind-Programm (PEKiP) ein. In diesem gruppenpädagogischen Konzept, entwickelt für das erste Lebensjahr des Kindes, ist das Spiel mit Fingern und Reimen ein wichtiger Bestandteil. 

Fingerspiele gibt es überall auf der Welt

Dass Fingerspiele so viel Nutzen für die Kleinen haben, hat sich auf der ganzen Welt herumgesprochen. Blickt man sich in anderen Ländern danach um, so trifft man häufig auf dargestellte Tiere. In den USA sehr beliebt ist z. B. das Spiel „The Itsy Bitsy Spider“ von der klitzekleinen Spinne, die den Rasensprenger hinaufklettert und dort Bekanntschaft mit dem Regen und der Sonne macht. In Frankreich zeigen die Hände der Erwachsenen am liebsten kleine Marionetten, die sich bei „Ainsi font, font, font“ hübsch drehen und auch verstecken können. In einem beliebten Spiel in Japan wird mit der Hand ein kleiner Hund dargestellt, und in Spanien spielen die Finger fünf kleine Wölfe. In Russland wiederum kocht Mutter Krähe per Fingerspiel einen leckeren Brei für alle ihre (Finger)Kinder, während in Indien ein munteres (Hand)Fischlein die Königin des Wassers ist.

Jedes Fingerspiel reflektiert dabei auch kulturelle Besonderheiten und Traditionen des jeweiligen Landes. Es bleibt aber eine universelle Form des Spiels, die überall verwendet wird, um Kinder zu unterhalten, zu fördern und zu bilden.

Fingerspiele gibt es für jedes Alter

Ihr könnt eure Babys schon sehr früh mit Fingerspielen bekanntmachen. Hier eine grobe Altersorientierung:

Ab 3 Monaten: Ganz einfache Fingerspiele (z.B. „Das ist der Daumen…“), bei denen ihr die Hände und Finger des Kindes sanft berührt und/oder bewegt. Jetzt können Babys ihre Umgebung nämlich schon besser wahrnehmen, außerdem reagieren sie nun wahrnehmbarer auf Stimmen und Berührungen.

Ab 6 Monaten: Das Kind erkundet bereits seine Hände und Finger. Jetzt entwickelt es auch zunehmend Feinmotorik. So wird es nun möglicherweise versuchen, auch selbst die „Zehn kleinen Zappelmänner“ zappeln zu lassen, in dem es vielleicht selbst seine Ärmchen hebt – köstlich!

Ab 9 Monaten: VieleBabys reagieren nun gezielter auf Gesten und Bewegungen und versuchen, diese nachzuahmen. Fingerspiele, die rhythmisch und wiederholend sind, unterstützen diese Entwicklungsphase. Probiert doch mal aus, wie euer Kind z.B. „Backe, backe Kuchen“ findet.

Ab 12 Monaten: Ihr werdet erleben, wie gern und aktiv euer Kind nun an Fingerspielen beteiligt sein möchte und kleine Bewegungen auch schon selbst ausführen kann. Teilweise formt es nun auch bereits Laute, Silben oder gar ganze Wörter aus den Begleitreimen nach.

Wichtig bleibt jedoch, dass ihr die Fingerspiele an das jeweilige Entwicklungsstadium und die Interessen eures Kindes anpasst. Schließlich entwickelt sich jedes Baby in seinem ganz eigenen Tempo, das man ihm auch lassen sollte. Und außerdem haben auch ganz junge Kinder schon ihre Vorlieben und Abneigungen.

Mein Tipp: Probiert verschiedene Fingerspiele aus und schaut, was euer Kind begeistert. Das lässt sich nach nur einem Versuch noch gar nicht sagen. Gebt dem Baby daher durch regelmäßige Wiederholungen sowie den Einbau der Fingerspiele in eure gemeinsame Alltagsroutine die Chance, sich mit diesem „Unterhaltungsprogramm“ vertraut zu machen und seine Favoriten zu finden. Welche das sind, werdet ihr rasch merken. 

Wichtig ist auch, die Fingerspiele in gemäßigtem Tempo sowie in positiver und entspannter Atmosphäre durchzuführen. So könnt ihr das Interesse und die Freude eures Kindes daran am besten fördern. 

Hier findest du schöne Fingerspiele, die ihr gemeinsam ausprobieren könnt.

Beispiele aus Deutschland

Das wohl bekannteste Fingerspiel in Deutschland ist wahrscheinlich die Geschichte vom Daumen, der die Pflaumen schüttelt (ab etwa drei Monate). Dabei rüttelst du mit jeder Zeile des Reims sanft am entsprechenden Finger deines Babys: 

Das ist der Daumen (Daumen)

Der schüttelt die Pflaumen (Zeigefinger)

Der hebt sie auf (Mittelfinger)

Der bringt sie nach Haus (Ringfinger)

Und der isst sie alle auf! (kleiner Finger)

Natürlich wissen die Kleinen noch nicht, was kleine „Zappelmänner“ bedeuten. Trotzdem verfolgen viele schon ganz konzentriert die „Zehn kleinen Zappelmänner“, die die Mutter oder der Vater mit allen Fingern vor Babys Augen zappeln, verschwinden und wieder auftauchen lässt (ab etwa sechs Monate):

Zehn kleine Zappelmänner zappeln hin und her.
Zehn kleinen Zappelmännern fällt das gar nicht schwer.

Zehn kleine Zappelmänner zappeln auf und nieder.
Zehn kleine Zappelmänner tun das immer wieder.

Zehn kleine Zappelmänner zappeln rundherum.
Zehn kleine Zappelmänner, die sind gar nicht stumm.

Zehn kleine Zappelmänner spielen mal Versteck.
Zehn kleine Zappelmänner sind auf einmal weg.

Zehn kleine Zappelmänner rufen laut: „Hurra!“
Zehn kleine Zappelmänner, die sind wieder da.

Beim Wickeln, nach dem Babybad oder beim Eincremen lieben die Kleinen auch diesen Reim, bei dem deine Finger erst am Babys Bein hochkrabbeln, dann das Bäuchlein sanft kitzeln und schließlich schnell wieder das Beinchen herunterlaufen:

Kommt ein Mäuschen, geht ins Häuschen. 

Holt sich Butter, holt sich Speck.

Rennt dann weg, weg, weg! 

Begeisterungsstürme kann auch die kleine Fliege auslösen, die ihr vor den Augen des Kindes summen und dann irgendwo auf Babys Körper landen lassen könnt. Am Ende landet sie auf dem Näschen:

Die kleine Fliege summ, summ, summ

Fliegt um deinen Kopf herum.

Fühlt sich so bei dir zu Haus

Ruht sich auf der Nase aus (vorher z.B. auf dem Bauch, dem Beinchen, dem Knie des Kindes etc.)

Junge Babys lieben auch das Spiel mit dem Hasen-Nasen-Kuss. Dabei wandern deine Finger über Babys Bauch bis zum Kinn und kitzeln das ganz sanft. Beim Stichwort „Hasen-Nasen-Kuss“ berührt deine Nasenspitze die deines Kindes:

Kommt ein süßes kleines Häschen

Gibt dem süßen kleinen Näschen

Mit ganz viel Liebe und Genuss

Einen Hasen-Nasen-Kuss

Etwa um das erste Lebensjahr herum fördert das folgende Vergnügen insbesondere die Sprachentwicklung des Kindes. Denn es wird jetzt ganz genau hinhören, was die fünf Gespenster (jeweils dabei einen Finger zeigen) sagen – und kann die Ausrufe schon bald mitmachen:

Fünf Gespenster hocken vor dem Fenster.

Das erste schreit: Haaaa!

Das zweite schreit: Heeee!

Das dritte schreit: Hiiii!

Das vierte schreit: Hoooo!

Das fünfte schreit: Huuuu!

Und was machst duuuu?

Fingerspiele gibt es in unendlich vielen Variationen, auch zu besonderen Anlässen oder zu verschiedenen Jahreszeiten. Ob „Himpelchen und Pimpelchen“, ein kleines Mäuschen, zehn Zappelmänner oder fünf Gespenster – ganz sicher wirst du noch viele andere Fingerspiele kennen. Oder schau einfach mal ins Internet, auch dort kannst du viele Anregungen entdecken. Viel Spaß dabei! 

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.