Wie praktisch, wenn du den Kopfumfang deines Babys kennst – dann kannst du immer die passenden Mützchen oder Sonnenhütchen finden. Der Kopfumfang ist aber in anderer Hinsicht noch viel bedeutsamer: Er lässt vor allem erkennen, wie sich dein Kind entwickelt! 

Ist das Köpfchen im Verhältnis zum Körper deutlich zu klein oder zu groß, kann das auf eine Fehlbildung bzw. Erkrankung des Kindes hindeuten. Deshalb wird auch bereits während der Schwangerschaft in der Frauenarztpraxis per Ultraschall u.a. die Kopfgröße des ungeborenen Kindes gemessen. 

Wenn das Baby dann das Licht der Welt erblickt hat, ermittelt die Hebamme bzw. die Kinderärztin/der Kinderarzt bei der U1 direkt nach der Geburt neben Gewicht und Größe des Kindes auch den Kopfumfang des Neugeborenen. Dafür wird einfach ein flexibles Maßband über den Ohren um den Kinderkopf gelegt, so dass man an der Stirnseite das Messergebnis ablesen kann. Beispielsweise liegt der durchschnittliche Kopfumfang bei neugeborenen Mädchen zwischen 32,2 und 37,2 Zentimetern, bei Jungen zwischen 32,9 und 37,9 Zentimetern. 

Weil direkt nach der Geburt der Kopfumfang noch durch die verschobenen Platten oder Beulen verändert sein kann, wird der Kopfumfang wenige Tage nach der Geburt zur U2 noch einmal kontrolliert. Dann hat sich das Köpfchen wieder zurecht geschoben und die Beulen sind weitgehend verschwunden.

Die Messung des Kopfumfangs gehört auch bei den weiteren U-Untersuchungen in den ersten beiden Lebensjahren des Kindes zum „Pflichtprogramm“. In diesem Zeitraum wächst der kindliche Kopf nämlich rasant, weil das Gehirn ordentlich an Größe zulegt und Platz braucht. So nimmt Babys Kopfumfang bis zum ersten Geburtstag pro Monat um ein bis zwei Zentimeter zu. Im zweiten Lebensjahr sind es dann monatlich immerhin auch noch ein halber bis ein Zentimeter. Entsprechend hat das Gehirn deines Kindes im Alter von 12 Monaten bereits 75 Prozent der Größe des Gehirns einer erwachsenen Person erreicht – und mit 24 Monaten sind es dann schon 80 Prozent! 

Laut der „Langzeitstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts liegt der Kopfumfang eines sechs Monate alten Mädchens durchschnittlich bei 40,3 bis 44,8 Zentimetern, der eines gleichaltrigen Jungen bei 41,7 bis 46 Zentimetern. Mit 12 Monaten sind es dann beim Mädchen durchschnittlich 43,2 bis 47,9 Zentimeter und bei Jungen 44,5 bis 49,2 Zentimeter. 

Dabei möchte ich noch einmal betonen, dass es sich hier um Durchschnittswerte handelt. Liegt ein Kind nicht genau in diesen angegebenen Bereichen, so ist das nicht automatisch ein Grund zur Sorge. Wie in allen anderen Bereichen entwickelt sich jedes Baby auch hier in seinem eigenen Tempo. Es hat eben „seinen eigenen Kopf“ – im wahrsten Sinne des Wortes! Deshalb wird bei der Beurteilung immer auch die allgemeine Entwicklung eines Kindes mit einbezogen. Ist es unabhängig vom Kopfumfang fit, agil und gesund? Was ist mit seinen Eltern – hat Mama oder Papa dem Nachwuchs vielleicht einen rechten „Dickschädel“ vererbt? 

Ich erinnere mich noch gut an eine Schwangerschaft, die ich begleitet habe. Die Mutter war sehr aufgeregt, als sie erfuhr, dass ihr ungeborenes Kind einen so großen Kopfumfang aufwies, dass die Kinderärztin eine Fehlbildung befürchtete. Das hat sich durch weitere Untersuchungen jedoch nicht bestätigt – und der Junge wurde dann auch gesund und munter geboren. Er hatte einfach nur einen großen Kopfumfang von gut 39 Zentimetern! Kein Wunder, denn mit großen Köpfen waren auch beide Eltern ausgestattet. 

Damit hier erst gar keine Irrtümer auftreten, möchte ich unbedingt gleich noch ergänzen: Weder verweist ein großer Kopf(umfang) auf „viel Gehirn“ und überdurchschnittliche Intelligenz, noch fehlt es in einem kleinen Kopf(umfang) an Klugheit! 

Nach dem zweiten Geburtstag wächst das kindliche Gehirn dann deutlich langsamer weiter. Erst wenn das Kind sieben Jahre alt ist, hat sein Gehirn 90 Prozent der Erwachsenengröße erreicht.     

Im Alter von zwei Jahren hat sich auch der kindliche Schädelknochen verfestigt, und die noch offenen Fontanellen schließen sich. Das sind die Bindegewebs-Spalten, die die Schädelplatten miteinander verbinden. Die Natur hat es so clever eingerichtet, dass Babys Schädel zur Geburt aus fünf Schädelplatten besteht, die noch nicht fest verbunden, sondern flexibel sind. Auf diese Weise kann das Baby den Geburtskanal besser passieren.

Die Gesundheit deines Babys ist das Wichtigste. Und du kannst dich mit deinem/r Partner/in sehr gut darauf vorbereiten. Der Online-Kurs gibt dir alle Tipps und Tricks Anleitungen zur Säuglingspflege. Der Kurs ist für junge/werdende Mütter und Väter und alle, die ihr Baby führsorglich pflegen und gesundheitlich unterstützen wollen.

Was bedeuten die Perzentilkurven?

Die ärztlich ermittelten Messwerte für den Kopfumfang deines Kindes werden regelmäßig im Gelben Untersuchungsheft ganz hinten in ein entsprechendes Diagramm eingetragen  und zwar getrennt nach Geschlecht. In diesem Diagramm findest du bereits Mädchen (gestrichelte Linie) jeweils Jungen (durchgezogene Linie) drei bogenartig ansteigende Kurven vorgezeichnet. Sie stellen im Hinblick auf den Kopfumfang den für die jeweiligen Altersstufen (bis 48 Monate) geltenden Normalbereich dar, der mit Prozentangaben gekennzeichnet ist: 3 % als Untergrenze (3%), 50 % für den Durchschnitt und 97 % für die Obergrenze des Normbereichs. Die Prozentangaben spielen bei der Einordnung der Werte eine große Rolle, wie ich unter „Beispiele für Kopfumfang-Kurven“ gleich erklären werde. 

Vorher will ich aber noch erwähnen, wie dieser Normbereich für die kindliche Entwicklung nicht nur für den Kopfumfang, sondern auch für Größe und Gewicht des Kindes sowie seinen Body-Maß-Index (BMI) bestimmt wurde. Auch das geht auf Langzeitstudien zurück, in denen alle wichtigen Werte über einen sehr langen Zeitraum an sehr vielen Kindern erforscht wurden. Diese dann bekannten Durchschnitts-, Norm- und Grenzwerte bilden sich in den Diagrammen des gelben Kinderuntersuchungsheftes als Wachstumskurven (Perzentilkurven) ab. Das gilt auch für den Kopfumfang.

Auch in dieser Hinsicht entsteht durch die Messungen bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen für dein Kind eine ganz eigene Perzentilkurve beim Kopfumfang. Immer vorausgesetzt, dass du mit deinem Kind an allen Vorsorgeuntersuchungen teilnimmt – und das solltest du unbedingt! Dann kann die individuelle Wachstumskurve deines Babys beim Kopfumfang mit den vorgegebenen Perzentilkurven abgeglichen werden, denn sie dienen als Richtschnur und zum Vergleich. Insbesondere der Vergleich bietet dem Arzt/der Ärztin aussagekräftige Informationen über die Entwicklung deines Kindes. So ist rasch erkennbar, ob sich alles im „im grünen Bereich“ bewegt. 

Beispiele für Babys Kopfumfang-Kurven

Die drei wichtigsten vorgezeichneten Perzentilkurven werden mit dem Buchstaben P (für Perzentile) und einer Prozentzahl gekennzeichnet. Für den Normbereich sind P3, P50  und P97 ausschlaggebend:

Die P3-Kurve markiert die unterste Grenze des Normbereichs. Würde der Kopfumfang auf dem 3. Perzentil (P3) liegen, so hieße das: Nur 3 Prozent der gleichaltrigen Kinder (also 3 von 100 Kindern) haben einen noch geringeren Kopfumfang als dein Kind – und 97 Prozent einen größen. 

Die P50-Kurve bildet den exakten Mittelwert (Median) im Normbereich ab. Liegt der Kopfumfang deines Kindes auf dem 50. Perzentil, so weißt du: Genau die Hälfte (nämlich 50 Prozent) aller gleichaltrigen Kinder hat einen geringeren Kopfumfang als dein Baby – und die andere Hälfte einen größen. Mit P50 trifft dein Kind also genau die Mitte des Normbereiches. 

Die P97-Kurve wiederum zeigt die oberste Grenze im Normbereich an. Diese Kurve ist das Gegenstück zu P3. Würde sich der Kopfumfang deines Kindes auf dem 97. Perzentil befinden, kannst du daraus ablesen: Bei der großen Mehrheit aller gleichaltrigen Kinder – nämlich bei 97 Prozent –  ist der Kopfumfang kleiner als bei deinem Kind, und nur bei drei Prozent ist er größer.

Die allermeisten Kinder bewegen sich beim Kopfumfang also irgendwo zwischen der 3 Prozent- und 97 Prozent-Kurve (P3 – P97). Das kann auch P60 sein (= 60 Prozent der Kinder haben einen kleinen Kopfumfang als das Kind und 40 Prozent einen größeren) oder P25 (= 25 Prozent der Kinder haben einen kleineren Kopfumfang und 75 Prozent einen größer) oder P40 usw. 

Jedes Kind hat wie gesagt seine ganz „eigene“ Perzentilkurve, denn seine Entwicklung hängt ja eben auch von seiner genetischen Ausstattung ab. Haben beide Eltern eines Kindes z.B. einen eher geringen Kopfumfang, so wird ihr Baby möglicherweise kein „Dickschädel werden“ – es sei denn, es kommt nach der einen Großmutter, deren Kopfumfang ziemlich üppig ist … 

Wie bei den Werten der Perzentilenkurven für Größe und Gewicht kommt es auch beim Kopfumfang auf den längerfristigen Kurvenverlauf an. Aus ihm lässt sich auch ablesen, ob das Köpfchen eines Kindes schneller oder langsamer wächst und größer oder kleiner als der Durchschnitt bei Gleichaltrigen ist – oder eben genau im Mittelmaß liegt. 

Wichtig ist vor allem: Die individuelle Wachstumskurve eines Kindes sollte sich beim Kopfumfang stets zwischen P3 und P97 bewegen und zudem parallel zur vorgezeichneten P50-Kurve verlaufen – egal, ob darunter oder darüber. Durch diesen Vergleich lassen sich auch Schwankungen im Wachstum des Köpfchens gut feststellen.

Mögliche Auffälligkeiten bei Babys Kopfumfang

Liegt der Kopfumfang eines Kindes unter P3 oder über P97, so gilt das als Auffälligkeit. 

Der Kopf eines Neugeborenen ist im Vergleich zu Gleichaltrigen zu klein: Das kann ein Hinweis auf eine Mikrozephalie sein. Bei dieser – sehr seltenen – Fehlbildung hat sich das kindliche Gehirn in der vorgesehen Zeit nicht ausreichend entwickelt. Je nachdem, wie schwer diese Erkrankung ausgeprägt ist, geht sie häufig mit einer geistigen Behinderung des Babys einher. Die Ursache dafür kann u. a. als genetischer Defekt oder Stoffwechselstörung vererbt werden. Die Erkrankung kann aber auch durch eine Infektion während der Schwangerschaft ausgelöst werden (etwa mit Röteln, Windpocken oder Toxoplasmose, die das Gehirn des Ungeborenen schädigt.  

Der Kopf eines Kindes ist im Vergleich zu Gleichaltrigen zu groß: In der medizinischen Fachsprache wird das Makrozephalie (großer Kopf) genannt. Das kann völlig normal sein, wie beschrieben werden „Dickschädel“ auch vererbt. 

Die Ursache kann aber auch in genetischen Störungen oder anderen Erkrankungen liegen, weshalb meist weitere Untersuchungen vorgenommen werden. Dabei lassen sich z.B. ein vergrößertes Gehirn (Makrozephalie) oder ein übermäßiges Wachstum der Schädelknochen (Makrozephalie) feststellen. Möglicherweise hat sich auch zu viel Nervenwasser im Gehirn des Kindes gebildet. Dann liegt – ebenfalls sehr selten – ein Hydrozephalus vor (umgangssprachlich: „Wasserkopf“). In diesem Fall kann eine Behandlung, einschließlich operativer Eingriff, notwendig sein. Die Auswirkungen und damit einhergehenden Beeinträchtigungen eines Kindes mit Hydrozephalus sind immer sehr individuell.

Mit der regelmäßigen Messung des Kopfumfanges kann die Kinderärztin/der Kinderarzt auch eine Verformung von Babys Kopf schneller diagnostizieren. In dem Fall werden die Eltern ärztlich beraten, ob und wie sie dem entgegensteuern können. Das kann beispielsweise durch eine bestimmte Lagerung des Kindes erfolgen (z. B. tagsüber häufigere Bauchlage oder Tragen im Tragetuch) oder durch eine Therapie mit einem speziellen Helm für das Kind.  Einen abgeflachten Schädel erkennst du aber auch selbst. Vorbeugend schützt ein Lagerungskissen vor einer Verformung des Schädels nach der Geburt.

Autorenbox

Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.