Heutige Eltern machen sich viele Gedanken darüber, wie sie ihre Kinder gesund ernähren können. Gut so! Dazu gehört auch, schon bei Kleinkindern möglichst keine Weichen für ein späteres Übergewicht zu stellen. Das ist aber gar nicht so einfach. Ein gutes Beispiel dafür ist Fructose, also der Fruchtzucker, der in Obst, vor allem aber in vielen bearbeiteten Lebensmittelprodukten enthalten ist. Hättest du gewusst, dass dieser natürliche Bestandteil von frischen Früchtchen die Entstehung von Übergewicht begünstigen kann?  

Solange das Baby noch ausschließlich Milchmahlzeiten über die Brust der Mutter oder per Fläschchen erhält, ist die Sache geritzt: Das Stillen fördert die Gesundheit des Kindes sowieso optimal, aber auch die Flaschenmilchnahrung ist an die Bedürfnisse von Säuglingen stark angepasst. Erst mit und nach der Einführung der Beikost, wenn die Kleinen zunehmend selbständig feste Nahrung zu sich nehmen, taucht die Frage auf: Was ist das Beste für mein Kind? 

In diesem Zusammenhang würde wohl kaum jemand vermuten, dass nicht alles, was nach frischer Frucht klingt, auch automatisch immer unbedenklich ist. 

Die Wahrheit: Fruktose (Fruchtzucker) ist weder gesünder noch besser als weißer Industriezucker. Im Gegenteil – soeben hat ein 2022 veröffentlichter wissenschaftlicher Überblicksartikel über verschiedene Studien noch einmal ausdrücklich vor den gesundheitlichen Folgen gewarnt, die durch einen übermäßigen Konsum von Fruktose in der Kindheit – hauptsächlich durch den Konsum industriell verarbeiteten Lebensmitteln! – hervorgerufen werden können.

Wo steckt Fructose drin?

Bevor wir klären, was Fructose ist und alles „anrichten“ kann, schauen wir erstmal, in welchen Nahrungsmitteln natürlicher Fruchtzucker enthalten ist:

Beim Obst werden fructosereiche und fructosearme Sorten unterschieden. 

Viel natürlicher Fruchtzucker steckt z.B. in Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Marillen, Pfirsiche sowie in Dörrobst (Rosinen, Feigen, Datteln). 

Wenig natürlicher Fruchtzucker ist in Beerenfrüchten (Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren etc.) enthalten. Auch Orangen, Rhabarber, Zitronen und Limetten sind fructosearm.

Auch Gemüse weist natürliche Fructose auf. 

Reichlicher ist Fruchtzucker z.B. in Auberginen, Bohnen, Erbsen, Fenchel, Gurken, Karotten, Lauch, Rosenkohl, Kohlrabi, Tomaten, Weißkohl, Zucchini, Zuckermais und Zwiebeln zu finden.

In geringem Maße enthalten Kartoffeln, Salate, Spinat, Pilze, Brokkoli, Spargel oder Radieschen den Fruchtzucker.

In unzähligen industriell hergestellten Lebensmittelprodukten verbirgt sich besonders viel Fruchtzucker, den die Industrie meist als Fructose-Sirup zusetzt. Reich an Fruchtzucker sind z.B. Früchtejoghurt, Mayonaise und fertige Salatdressings, Marmelade, Gelee, Honig, vormarinierte Fleisch- und Fischsorten, Brot mit Zusätzen (z.B. mit Soja, Nüsse) und natürlich die Fruchtsäfte.

Welche Eigenschaften hat Fructose?

Mit Fructose wird Fruchtzucker bezeichnet, der zu den Kohlehydraten zählt. Wie Glukose (Traubenzucker) gehört auch Fructose zu den sogenannten Einfachzuckern (Monosaccharinen): Sie bestehen jeweils aus nur einer Art Zuckermolekül. 

Fructose hat viele Eigenschaften, und nicht alle sind dem Menschen immer zuträglich: 

Ist total süß! Fruchtzucker enthält in etwa gleich viele Kalorien wie reine Glukose oder normaler Haushaltszucker – schmeckt aber viel, viel süßer als diese! Kein Wunder also, dass Kinder fructosehaltige Lebensmittel wie „Quetschies“, Ketchup oder Fruchtsäfte so mögen. Und dass die Industrie zu gern auf dieses kräftige Süßungsmittel zurückgreift und diversen Lebensmitteln in der Produktion Fructose-Sirup zusetzt. Der ist nämlich prima löslich, kristallisiert nicht aus und verstärkt den Geschmack sowohl von fruchtigen als auch von würzigen Speisen.

Macht „hungrig“! Das ist zwar etwas überspitzt ausgedrückt, geht aber in die richtige Richtung. Denn das Dumme am Fruchtzucker ist, dass er ein bestimmtes Hormon namens Leptin, das unser Sättigungsgefühl mitreguliert, bei dieser wichtigen Arbeit empfindlich stört. In der Folge kann dieser Botenstoff dem Gehirn nicht wie üblich ordnungsgemäß signalisieren „Ich bin satt“, wenn ausreichend gegessen wurde. Wer sich jedoch nicht gesättigt fühlt, hat noch „Hunger“ und isst weiter und weiter…    

Kann Beschwerden bereiten! Ein ganz typisches Beispiel ist wieder das berühmte und bei Kleinkindern so beliebte „Quetschie“. Dieses Püree aus meist purem Obst, verpackt in weichen Plastikbeuteln (die viel Müll produzieren!), können die Zwerge selbst aussaugen, ohne sich zu verschlucken. So einen „gesunden“ Snack für zwischendurch hat man unterwegs oder zu Hause bequem und schnell zur Hand. Kleinkinder lieben „Quetschies“ – und Eltern haben ein gutes Gewissen, werden sie doch von Herstellern oft noch mit dem irreführenden Aufdruck „ohne Zuckerzusatz“ beruhigt. Der bezieht sich aber nur auf normalen Haushaltszucker! 

Übrigens: So ein „Quetschie“ enthält oft mehr Zucker als Limonade oder Cola, eben nur in Form von Fruchtzucker. Und ist schwuppdiwupp weggeputzt von den Kleinen, weil der Brei so gut und rasch herunterrutscht. Vom Magen geht das Quetschie-Obst dann ziemlich schnell weiter in den Darm. Darüber freuen sich dort ansässige Bakterien, die über dieses Festmahl gleich herfallen und sich flugs vermehren. Dabei produzieren sie jede Menge gärende Gase, die zu Blähungen, Bauchweh und Durchfall führen können. Der Dünndarm von Kindern kann Fruktose noch nicht so gut aufnehmen wie der von Erwachsenen, da er sich noch in der Entwicklung befindet.

Zudem besteht die Gefahr von Karies, wenn der Fruchtzucker durch häufiges Nuckeln am „Quetschie“ oder der Flasche mit Fruchtsaft permanent die Kinderzähnchen umspült.

Kann bei übermäßigem Konsum krank machen! Wie denn das?! Wir wissen doch, dass es auch und gerade für Kinder sehr gesund ist, Obst zu essen! Ja, das stimmt. Und dabei bleibt es auch – denn hier geht es ja hauptsächlich um weiterverarbeitete Lebensmittel und einen übermäßigen Konsum von Fruchtzucker.

Schauen wir uns zum besseren Verständnis nochmal den menschlichen Stoffwechsel an:

Der wichtigste Energielieferant für unsere Zellen ist die Glukose. Nach Aufnahme findet sie schnell den Weg vom Darm ins Blut („Blutzucker“) und füttert von dort aus mittels Insulin unsere Zellen. Überschüssige Glukose wird in Speichern, die sich in unserer Leber und Muskulatur befinden, für späteren Bedarf „zwischengelagert“. Erst wenn diese Speicher überlaufen, wandelt unser Körper die überschüssige Glucose in Fett um. Das lässt sich dann an Bauch und Hüften nieder und kann gesundheitliche Probleme führen.

Bei der Fructose sieht der Stoffwechsel anders aus: Erstens ist unser Körper nicht auf sie angewiesen. Und zweitens wird für ihren Transport in die Zellen auch kein Insulin gebraucht. Deshalb gelangt Fruchtzucker nach Aufnahme über andere Wege in den Blutkreislauf, das aber nur in sehr gemächlichem Tempo und in deutlich geringen Mengen. In erster Linie wird Fructose von der Leber in Fett umgewandelt und anschließend in Fettdepots gespeichert.  

Das ist bei maßvollem Fruktose-Genuss insbesondere von frischen, unverarbeiteten Produkten kein Problem. 

In der wissenschaftlichen Überblicksarbeit wird jedoch vor übermäßiger Fructose gewarnt: „Der Fruktosekonsum ist bei Kindern besonders hoch, weil (…) vor allem ihre Eltern die Gefahren, die von einer hohen Fruktoseaufnahme ausgehen, unterschätzen. Obwohl Fruchtzucker fälschlicherweise als natürlicher Nährstoff angesehen wird, kann die übermäßige Aufnahme nachteilige Veränderungen des Herz-Kreislaufsystems und des Stoffwechsels verursachen.“ Und wie gesagt: „Durch die Beeinflussung der Hunger- und Sättigungskontrolle (…) kann Fructose zu einer erhöhten Kalorienaufnahme führen.“ Insbesondere Säuglinge und Kleinkinder, die erst Lernen müssen, wie sie mit ihrem Hunger- und Sättigungsgefühl richtig umgehen, sind besonders gefährdet, wenn Nahrungsmittel dieses Gefühl beeinflussen. Langfristig drohen Kindern deshalb durch regelmäßigen und übermäßigen Fruchtzuckerkonsum insbesondere in Form industriell verarbeiteter Produkte u.a. ein erhebliches Übergewicht (Adipositas), Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Fettleber. 

Was bedeutet das für die Ernährung deines Kindes?

Es bleibt dabei: Gemüse und auch Obst sind absolut wichtige Bestandteile der Ernährung deines Kindes! Beerenfrüchte bieten sich hier wie erwähnt besonders an. Auch Obst sättigt gut, hält durch Ballaststoffe die Darmflora fit, sorgt für die Zufuhr weiterer wichtiger Nährstoffe und beugt generell vielen späteren Erkrankungen vor. Das alles ist wissenschaftlich untermauert – es kommt eben nur auf das richtige Maß und die richtige Zubereitung, bzw. Textur der fruktosehaltigen Nahrung an.

Meine Tipps:

Bietet euren Kindern Obst möglichst als Ganzes oder als Fingerfood an. Davon profitieren sie am meisten.

•  Gemüsebreie benötigen in aller Regel keine zusätzliche Süße. Wenn doch, dann kannst du den Brei auch mit sehr wenig Obst verfeinern.  Besser aber ist es, wenn sich das Kind an den Geschmack von purem Gemüse gewöhnt. Durch ausprobieren lernt dein Kind und du, welche Gemüsesorten lecker sind. Manchmal kommen Kinder erst nach mehrmaligem probieren auf den Geschmack. Gib deinem Kind deshalb die Chance, abgelehnte Gemüsesorten noch einmal zu kosten. 

Wenn die Gemüse-Mahlzeit eures Kindes z.B. aus Karotten bestand, die etwa soviel Fructose enthalten wie Himbeeren, dann sollten an diesem Tag andere „Süßigkeiten“, Süßgetränke und auch das Obst reduziert werden oder ganz ausfallen, damit die Gesamtmenge an Fructose für das Kind nicht zuviel wird. Gleiches gilt natürlich auch umgekehrt: Wenn das Kind zwischendurch Obst isst und gut verträgt, sollten seine „Hauptmahlzeiten“ aus fructosearmen oder -freien Lebensmitteln bestehen. 

Vermeidet nach Möglichkeit so oft es geht industriell verarbeitete Lebensmittel. Dazu gehören auch „Quetschies“!

Achtet darauf, wie eure Kinder auf die Aufnahme von Fructose reagieren. Wenn sich Bauchweh, Blähungen oder Durchfall einstellen, war es zuviel und hat den Darm überfordert.

Nehmt euch die Zeit beim Einkaufen, auf die Zusatzstoffe bei verarbeiteten Lebensmitteln zu achten. Wie ausgeführt verursacht vor allem der zugesetzte Zucker Probleme und stellt ein Risiko für die spätere Gesundheit eurer Kinder dar. Ist der Zucker auf dem Produkt nicht näher aufgeschlüsselt, so handelt es sich meistens um 50% Glukose und 50% Fructose. 

Bietet euren Kindern als Getränk hauptsächlich Wasser oder ungesüßten Tee an. Aus den dargelegten Gründen sollten Fruchtsäfte vermieden werden.

Weitere Tipps zur Einführung der Beikost findest du hier auf diesem Blog.

Du möchtest mehr über die Ernährung von Kleinkindern wissen, dann kannst du hier weitere Informationen finden.

Außerdem habe ich Argumente zusammengestellt, weshalb sogenannte Kinderlebensmittel völlig überflüssig sind.

Viele spannende Informationen rund um die wichtigen Nährstoffe für Kinder im Beikostalter findest du auch in dem Workshop „Beikosteinführung“.

Übrigens – der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte weist noch darauf hin: Etwa ein Kind von 20.000 ist von einer erblichen Fructoseintoleranz betroffen. „Wenn kleine Kinder Obstbreie bzw. -säfte und süße Gemüsesorten wie Karotten, die Fruchtzucker (Fructose) oder normalen Haushaltszucker (Saccharose = Fructose + Glucose) enthalten, nicht vertragen, könnte dies auf eine Fructoseintoleranz hinweisen.“ Bei möglichen Anzeichen sollte kinderärztlicher Rat eingeholt werden. Das Kind wird dann auf diese Stoffwechselstörung hin untersucht. Bei entsprechender Diagnosestellung wird dann eine spezielle Diät empfohlen. 

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder

Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin  unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.

Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.

Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de