Gerade Schwangeren können davon ein Lied singen: Sodbrennen! Nach dem Essen, beim kleinen Nickerchen zwischendurch, oft in der Nacht, beim Bücken und vor allem vermehrt im letzten Schwangerschaftsdrittel taucht dieser teils unangenehme Schmerz hinter dem Brustbein auf, brennt in der Speiseröhre und steigt als saures Aufstoßen bis in die Mundhöhle hinauf. Zumindest dieser „Rülpser“ verschafft eine kleine Erleichterung, bis es wieder von vorn losgeht. Mindestens die Hälfte der Schwangeren – in anderen Quellen ist von bis zu 80 Prozent Betroffenen die Rede – ist von diesem lästigen Phänomen geplagt.

Wie entsteht Sodbrennen in der Schwangerschaft?

Jeder Bissen, den wir zu uns nehmen, zerkauen und herunterschlucken, gelangt durch unsere Speiseröhre in den Magen. In diesem beutelartigen, muskulösen Magen wird die aufgenommene Nahrung mithilfe von Bewegungen, Enzymen und sauren Magensäfte weiter zerkleinert, zu einem Speisebrei vermischt und vorverdaut. Dafür, dass nun nichts von der Magensäure in die Speiseröhre heraufrutschen kann, sorgt wiederum ein ringförmiger Schließmuskel an der Stelle, wo die Speiseröhre in den Magen mündet. Dieser sogenannte Ösophagussphinkter öffnet sich, um den Speisebrei in den Magen zu entlassen, und schließt sich anschließend wieder. Er fungiert also quasi als Sperre, damit unser Verdauungsweg eine Einbahnstraße bleibt.

Wenn dieser Muskel allerdings nicht richtig schließt oder zu „entspannt“ ist, kann säurehaltige Magenflüssigkeit doch in die Speiseröhre aufsteigen. Dieser Rückfluss wird Reflux genannt. Er erzeugt eben jenes Sodbrennen, das so unangenehm ist.

Warum leiden Schwangere so häufig unter Sodbrennen?

Während der Schwangerschaft weist der weibliche Körper wichtige Besonderheiten auf, die Sodbrennen jedoch leider begünstigen:

  • Der Hormonspiegel verändert sich, es werden mehr Hormone erzeugt, wozu auch das Progesteron gehört. Es bewirkt schon ab der Frühschwangerschaft vor allem, dass sich die glatte Muskulatur lockert und entspannt, sodass beispielsweise die Gebärmutter keine zu frühen Wehen produziert und die Geburtswege für die Passage des Kindes auf die Welt nachgeben können. Durch das Progesteron werden aber auch die Muskeln in anderen Körperregionen „schlapper“ – und das betrifft eben auch den Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen. Aus diesem Grund kann er seine Funktion jetzt nicht mehr so gut ausüben, weshalb es leichter zu Rückfluss des sauren Magensafts kommt und in der Folge zu Sodbrennen. 
  • Hinzu kommt, dass auch der Magen aufgelockert ist und langsamer arbeitet. Die Mahlzeiten bleiben deshalb in der Schwangerschaft länger im Magen. Das führt dazu, dass der Mageninhalt auch noch einige Stunden nach der letzten Mahlzeit zurück in die Speiseröhre gelangen kann. Das macht sich dann besonders deutlich bemerkbar, wenn du als Schwangere schwer verdauliche Speisen oder besonders üppige Mahlzeiten zu dir genommen hast.
  • Mit fortschreitender Schwangerschaft braucht die Gebärmutter immer mehr Platz und „bedrängt“ zunehmend auch den Magen. Dieser wachsende Druck wiederum begünstigt, dass Magensäfte in die Speiseröhre gedrückt werden. Schon wieder Sodbrennen! Insbesondere im dritten Trimester leiden viele Schwangere unter Sodbrennen. Besser wird es dann kurz vor der Geburt, wenn das Baby tiefer in Richtung Becken gerutscht ist. Dadurch wird der Druck auf den Magen weniger.
  • Welch schönes Gefühl für Schwangere, wenn sie in sich spüren, wie sich das ungeborene Kind bewegt! Aber diese Bewegungen können ebenfalls auf den Magen drücken, noch dazu, wenn es sich um kleine Tritte handelt. So kann Sodbrennen auch begünstigt werden.

Meistens kommt Sodbrennen in der Schwangerschaft durch eine Kombination mehrerer dieser Ursachen.

Sodbrennen ist jedoch weder für die Mutter noch für das Kind gefährlich. In seltenen Fällen kann es sich aber auch um eine Refluxerkrankung handeln. In dem Fall fließen saurer und nicht-saurer Mageninhalt nicht nur hin und wieder, sondern nahezu ständig in die Speiseröhre zurück. 

Welche Symptome treten bei Sodbrennen auf?

Eine häufige Begleiterscheinung von Sodbrennen ist ein brennendes oder drückendes Gefühl hinter dem Brustbein, das oft bis in den Hals aufsteigt und dort auch zu Schmerzen und morgendlichem Reizhusten führen kann.  Viele Betroffene schildern auch einen heftigen Druck im Oberbauch, einen sauren oder bitteren Geschmack im Mund, Völlegefühl und „saures“ Aufstoßen. Zuweilen kann Sodbrennen auch von Übelkeit und Erbrechen begleitet sein. 

In einigen Fällen können bei Sodbrennen auch Schmerzen auftreten, die sich ähnlich wie Herzschmerzen anfühlen. Daher ist es wichtig, bei anhaltenden Beschwerden ärztlichen Rat zu suchen, um andere mögliche Ursachen auszuschließen.

Wie lässt sich Sodbrennen vermeiden?

Klarer Fall, dass diese unangenehme Erscheinung mit der Nahrungsaufnahme zu tun hat. Deshalb kannst du sowohl durch dein Essverhalten als auch durch die richtige Ernährung einiges dazu beitragen, dass du seltener unter Sodbrennen zu leiden hast. Hier meine Tipps:

• Iss weniger, aber dafür häufiger: Du kannst dir leicht vorstellen, dass der durch das Progesteron schlaffer gewordene Ringmuskel an deinem Mageneingang es nach einer sehr üppigen Mahlzeit deutlich schwerer hat, seine Schließfunktion gut auszuüben. Denn auch ein voller Magen drückt nach oben. Und zusätzlich drückt noch die wachsende Gebärmutter auf ihn. Iss daher lieber mehrere kleine Mahlzeiten als wenige große.  Dann bleiben die Magensäfte eher dort, wo sie hingehören.  

• Kaue die Nahrung gut: Wer sich bei jeder Mahlzeit Zeit nimmt, langsam isst und jeden Bissen gründlich kaut, nimmt seinem Magen schon mal viel Arbeit ab. Denn auf diese Weise wird die Nahrung schon im Mund zu Brei zermalmt und so vorverdaut.

• Vermeide alles, was die Magensäure in Wallung bringt: Einige Lebensmittel führen zu stärkerer Produktion von Magensäure – und damit eher zu Sodbrennen. Verzichte deshalb so oft wie möglich z.B. auf

  • fettes und/oder frittiertes Essen
  • fette und rohe Wurst/fettes und rohes Fleisch 
  • scharf bzw. stark gewürzte Speisen
  • bearbeitete Lebensmittel (Fertiggerichte, Fertigprodukte)
  • Chips und bearbeitete Nüsse
  • säurereiche Lebensmittel und Getränke (z.B. Tomaten, Zitrusfrüchte, Obstsäfte) 
  • kohlensäurehaltige Getränke
  • koffeinhaltige Getränke
  • Pfefferminztee, schwarzer Tee
  • Süßigkeiten
  • und natürlich Zigaretten und Alkohol

• Iss immer im Sitzen und nicht im Liegen: Eigentlich logisch – im Sitzen landen die kleineren Mahlzeiten eher unten im Magen. Das ist schlicht der Schwerkraft geschuldet. Im Liegen dagegen verteilt sich der Nahrungsbrei im Magen horizontal und übt so mehr Druck auf den schlappen Schließmuskel zur Speiseröhre aus.

• Mache einen „Verdauungsspaziergang“: Er hilft dem Magen bei seiner Arbeit.

• Geh abends möglichst nicht mit vollem Magen ins Bett: Zum einen, weil die horizontale Lage wie im vorigen Punkt erläutert eher Sodbrennen auslösen kann. Zum anderen, weil der Magen nachts ohnehin „träger“ verdaut und dir die Speisen deshalb dort länger im wahrsten Sinne des Wortes „im Magen liegen“. Deshalb: Nimm die letzte Mahlzeit möglichst zwei bis drei Stunden vor der Nachtruhe ein.

• Falls du noch in Rückenlage schläfst, dann schlafe mit leicht erhöhtem Oberkörper: Dann hat es der Magensaft wie bereits erklärt schwerer, in die Speiseröhre aufzusteigen. Später in der Schwangerschaft solltest du aber unbedingt in der Seitenlage schlafen.

• Schlafe als Seitenschläferin möglichst auf deiner linken Seite: Aus anatomischen Gründen können die Magensäfte dann nicht so leicht in die Speiseröhre zurückfließen.

• Trage lockere Kleidung, die deinen Körper nicht einengt: Dann wird gerade auf deine Magengegend nicht noch zusätzlicher Druck ausgeübt.

Was kann akutes Sodbrennen in der Schwangerschaft lindern?

Häufiges Sodbrennen kann Schwangeren die Tage wirklich verhageln. Deshalb sind alle Betroffenen dankbar für Rezepten zur Linderung – und können dazu wirklich viele Ratschläge finden. Aber nicht jedes Hausmittel muss auch bei jeder Frau wirken, daher kann ich euch nur empfehlen: Versuch macht klug! Probiert einfach aus, was euch hilft – aber nicht gleich alles auf einmal.

Hier eine kleine Liste mit verschiedenen Möglichkeiten Sodbrennen in der Schwangerschaft zu behandeln:

Einige Mandeln oder Nüsse vor dem Essen, oder auch bei akutem Sodbrennen ausgiebig kauen.

Haferflocken direkt kauen oder als gekochten Haferschleim/Haferporridgeverspeisen.

  • (fettarme!) Milch oder fettarmen Joghurt bzw. Quark oder andere eiweißreiche (aber fettarme) Lebensmittel zu sich nehmen.

Zu Nahrungsmitteln mit hohem Stärkegehalt greifen (Zwieback, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Bananen z.B.).

Viel stilles Wasser zur Verdünnung der Magensäure zu sich nehmen, alternativ Kräutertees (Kümmel, Fenchel, Kamille aber auch Ingwer).

Einen Teelöffel Heilerde-Pulver (aus der Apotheke) in einem Glas mit stillem Wasser auflösen und jeweils vor dem Frühstück, Mittag- und Abendessen trinken.

  • Gemüsereich (z.B. Karotten, Spinat, Brokkoli, Fenchel, Zucchini, Auberginen, Kürbis), salatreich (vor allem grüne Salate) und obstreich essen (z.B. Bananen, Weintrauben, Beerensorten wegen geringem Säuregehalt).
  • Und viel Bewegung, damit das Aufstoßen erleichtert wird und der Rülpser nicht irgendwo auf dem Weg nach oben Verdrückung bereitet.
  • Manche Schwangere berichten, dass sie bei Sodbrennen in der Schwangerschaft gute Erfahrungen mit dem Trinken von Saft einer rohen Kartoffeln gemacht haben. Da rohe Kartoffeln allerdings nicht gesund und in großen Mengen giftig sind, rate ich Schwangeren nicht zu diesem Hausmittel.

Wie kann die Ärztin/der Arzt helfen?

Wenn jedoch keinerlei Hausmittel gegen Sodbrennen Linderung bringen, solltest du deine Ärztin bzw. deinen Arzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn du sehr häufig unter Sodbrennen leidest. Und das gilt vor allem, wenn zum Sodbrennen noch weitere Symptome hinzutreten. Das können starke Magenschmerzen, häufige Übelkeit und Erbrechen (auch mit Blut), ein schwarzer Stuhlgang, plötzliche Appetitlosigkeit oder unverhoffte Abneigung gegen bestimmte Speisen sein, aber auch allgemeine Abgeschlagenheit, Blässe und Unwohlsein.

In allen diesen Fällen zögere nicht, ärztlichen Rat einzuholen, denn dahinter könnten sich auch andere Erkrankungen verbergen.

Wenn ärztlich festgestellt ist, dass es sich – wie in den allermeisten Fällen – lediglich um ein schwangerschaftsbedingtes Sodbrennen handelt, so gibt es neben den bisher beschriebenen Lifestyle-Änderungen auch medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten.

H2-Blocker: Hierbei handelt es sich um verschreibungspflichtige Medikamente, die die Produktion von Magensäure reduzieren sollen. Sie können zur Behandlung von Sodbrennen bei Schwangeren eingesetzt werden, sollten jedoch nur in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin angewendet werden.

Protonenpumpenhemmer: Das sind ebenfalls verschreibungspflichtige Medikamente, die die Produktion von Magensäure blockieren sollen. Sie sind wirksamer als H2-Blocker, werden in der Regel jedoch nur bei schwerem Sodbrennen und unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt.

Möglicherweise reichen dir aber auch schon Lifestyle-Änderungen, um das Sodbrennen in den Griff zu bekommen. 

Vorsicht vor Antazida! Solche Medikamente, die die Säure im Magen neutralisieren sollen, sind meist rezeptfrei zu erhalten, teilweise sogar im Supermarkt. Es gibt sie als Tabletten, Kapseln oder flüssige Suspensionen. Schwangere sollten jedoch vor der Einnahme von Antazida immer ärztlichen Rat einholen, um sicherzustellen, dass das jeweilige Präparat für sie auch geeignet ist!

Wenn du unsicher bist, ob dein Medikament in der Schwangerschaft zugelassen ist, kannst du hier eine Antwort darauf finden.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.