Nach der Geburt muss sich die Darmflora des Babys erst entwickeln. Ist sie gesund, hat dies einen großen Einfluss auf die Gesundheit, aber auch auf die Schlafentwicklung des Babys. Zu diesem sogenannten Mikrobiom gehört eine ganze Gesellschaft „guter“ Bakterien, die ab der Geburt den kindlichen Darm nach und nach besiedeln und dort wichtige Aufgaben übernehmen. Zum Beispiel

• unterstützen sie die Verdauung sowie die Beweglichkeit des Darms,

• produzieren sie verschiedene Vitamine,

• neutralisieren sie Giftstoffe,

• wehren sie Infektionen durch krankmachende Keime ab und

• trainieren sie das Immunsystem

Darin sind sich alle Wissenschaftler*innen dieser Welt einig: Muttermilch ist und bleibt das Beste für die gesunde Ernährung eines Säuglings. Ihre ideale und immer zum Baby und seiner Entwicklung passende Zusammensetzung sorgt u.a. auch dafür, dass sich die Darmflora des Kindes optimal aufbauen kann. Sie enthält Bifidobakterienstämme und bietet diesen „guten Keimen“ einen perfekten Nährboden im Babydarm.

Ein wissenschaftliches Team vom Lehrstuhl für Ernährung und Immunologie der Technischen Universität München (TUM) hat untersucht, wie sich verschiedene Rezepturen von Babyersatznahrung auf die Entwicklung der Darmflora von Säuglingen auswirken.

Es gibt gute und schlechte Darmbakterien bei Babys

In der sich entwickelnden, gesunden Darmflora des Kindes bilden die sogenannten Bifidobakterien einen unverzichtbaren Teil. Diese kleinen unsichtbaren Helden sind natürliche Milchsäurekulturen, die mit ihren Fähigkeiten für ein saures Milieu im Darm sorgen. Das klingt ungemütlich und das ist es auch – zumindest für schädliche Bakterien und Krankheitserreger. Diese mögen ein saures Darmmilieu nämlich gar nicht! In einem solchen „Klima“ gelingt es ihnen kaum, sich festzusetzen, zu überleben oder sich gar krankmachend zu vermehren. Denn die guten Bifidobakterien verhindern das und halten die „bösen Verwandten“ prima in Schach. 

Man weiß auch längst, dass Bifidobakterienstämme mit der Muttermilch an den Säugling übertragen werden. Gestillte Babys erhalten auf diese Weise einen natürlichen Schutz vor Krankheitserregern und leiden so nachgewiesenermaßen auch deutlich seltener an Infektionen als Säuglinge, die ausschließlich industriell hergestellte Babynahrung bekommen. 

Entsprechend haben sich Forscher*innen der Technischen Universität München beispielsweise gefragt: Erzielt Babyersatznahrung, die direkt mit Bifidobakterien angereichert wird, den gleichen Schutzeffekt? Untersucht wurde u.a. diese Frage mit unterschiedlichen Rezepturen von Muttermilchersatzprodukten an 223 Kindern. Ergebnis: In jedem Fall wirken sich alle Rezepturen auf die kindliche Darmflora aus – fragt sich nur wie. 

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Der „bifidogene Effekt“ in der Säuglingsnahrung

Die Unterschiede in den Auswirkungen der Rezepturen auf die Darmflora von Säuglingen wurden insbesondere zwischen ihrem dritten und siebten Lebensmonat deutlich. 

Erkenntniss 1: Auch wenn der künstlichen Babynahrung direkt Bifidobakterien zugesetzt sind, steigt die Anzahl dieser guten Bakterien im kindlichen Darm trotzdem nicht

Erkenntniss 2: Anders sieht es aus, wenn die Babyersatznahrung mit Galacto-Oligosacchariden (GOS) angereichert ist, die auch in der Muttermilch enthalten sind. Diese präbiotischen Substanzen sind aus Mehrfachzucker bestehende Ballaststoffe. Gelangen sie in den kindlichen Darm, so können schädliche Keime und Bakterien dort gar nichts damit anfangen. Für die so wertvollen Bifidobakterien ist GOS jedoch außerordentlich nützlich: Sie profitieren davon und reagieren darauf mit vermehrtem Wachstum! Hier spricht man vom „bifidogenen Effekt“ durch GOS auch bei mit der Flasche gefütterten Säuglingen. Dieser Effekt ist fast so groß wie bei voll gestillten Babys.

Übrigens: Auch wenn ein Baby „gemischt“ ernährt wird – also sowohl Muttermilch als auch künstliche, mit GOS versetzte Babyersatznahrung erhält –, stellt sich ein positiver bifidogener Effekt ein.  

Konsequenz: Wer sein Kind – aus welchen Gründen auch immer – mit Babyersatzmilch füttert, sollte darauf achten, dass ihr GOS zugesetzt ist.

Wie hat man den Effekt von Bifidobakterien für den Säugling erforscht?

Die Erkenntnisse wurden durch molekulare Untersuchungen sowohl der Babyersatznahrung als auch des Stuhls der teilnehmenden Babys in ihrem ersten Lebensjahr gewonnen. Dabei kamen die Stuhlproben im Verlauf dieser 12 Monate jeweils fünfmal unters Mikroskop. Insbesondere ging es hier um die Zusammensetzung des kindlichen Stuhls bzw. die darin enthaltene Bakterienvielfalt. 

Zur Durchführung der Studie haben die Forschenden vier Vergleichsreihen (Forschungsarme) mit handelsüblicher Säuglingsnahrung (zum Zufüttern, falls die Muttermilch nicht ausreichte, bei Nicht-Stillen oder nach dem Abstillen) aufgestellt:

• Im ersten Arm erhielten die kleinen Teilnehmer*innen eine handelsübliche Säuglingsnahrung (Anfangs- und Folgemilch) ohne jeden Zusatz (Placebo).

• Im zweiten Arm bestand die Gabe in handelsüblicher Säuglingsnahrung, die zusätzlich mit zwei Stämmen Bifidobakterien (Probiotika) versetzt war.

• Im dritten Arm war handelsüblicher Säuglingsnahrung zusätzlich Galactooligosacchariden (Präbiotika) zugegeben worden.

• Und im vierten Arm bekamen die teilnehmenden Babys schließlich handelsübliche Säuglingsnahrung, die zusätzlich zwei Bifidobakterienstämme (Probiotika) sowie gleichzeitig Galactooligosacchariden (Präbiotika) enthielt.

Wenn du mehr über Babys Verdauungstrakt und damit zusammenhängenden möglichen Beschwerden erfahren möchtest, kannst du gleich hier weiterlesen. Wie du die Verdauung bei deinem Kind mit einer sanften Bauchmassage unterstützen kannst, erfährst du hier.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.