In meinem Arbeitsalltag begegnen mir immer wieder Schwangere und frischgebackenen Eltern, die sich viele Sorgen um den sogenannten „Plötzlichen Kindstod“ machen. Ihre Angst wird von der schrecklichen Vorstellung gespeist, dass das Baby gesund und munter auf die Welt gekommen ist – und dann plötzlich im Schlaf unerwartet aufhört zu atmen und verstirbt. „Was können wir tun, um das zu verhindern?“ Diese Frage höre ich oft. Leider lässt sich die Gefahr nicht hundertprozentig abwenden. Aber tatsächlich können Eltern vieles dazu beitragen, das Risiko zu mindern.

Bevor ich hier näher auf den Plötzlichen Kindstod eingehe, möchte ich allen besorgten Eltern aber auch sagen: Dieses Schicksal hat im Jahr 2018 in ganz Deutschland laut Zählung des Statistischen Bundesamtes „nur noch“ 119 Babys ereilt. Natürlich ist jeder einzelne Fall für die betroffene Familie ganz entsetzlich. Und trotzdem schreibe ich hier bewusst, dass es sich „nur noch“ um 119 Kinder handelte – denn vor rund 30 Jahren (1990) waren es noch gut zehnmal so viele, nämlich 1.283 Fälle. Der Plötzliche Kindstod ist also enorm zurückgegangen. Intensive Forschung über die möglichen Ursachen haben den Eltern die Möglichkeit gegeben, die bekannten Risiken zu minimieren.

Plötzlicher Kindstod

Was bedeutet Plötzlicher Kindstod?

Der Plötzliche Kindstod wird auch SIDS genannt. Diese Abkürzung steht für den englischen Begriff Sudden Infant Death Syndrome. Diese Diagnose „SIDS“ ist letztlich eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das heißt: Ein munteres Baby hat im Schlaf einfach aufgehört zu atmen, ohne dass dafür ein Grund erkennbar ist. Und auch vorher hat nichts darauf hingedeutet, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Es lässt sich also keine konkrete Todesursache ermitteln, alle Möglichkeiten wurden ausgeschlossen. In dem Fall spricht man dann von Plötzlichem Kindstod. Er kann sich im ersten Lebensjahr des Kindes ereignen und insbesondere bei zwei bis fünf Monate alten Säuglingen.

Letztlich konnte die Wissenschaft bis heute keine genauen Ursachen dafür ermitteln. Aber sie hat bestimmte Faktoren herausgefunden, die das Risiko für den Plötzlichen Kindstod erhöhen oder im Gegenteil reduzieren. So wurden die verstorbenen Kinder beispielsweise auffällig oft in Bauchlage aufgefunden, und viele waren auch verschwitzt. Genauer untersucht wurde deshalb auch das direkte Umfeld, in dem sie lebten, z.B. ihr Bettchen und die Qualität der Luft im Zimmer.

Was können Eltern vorbeugend tun?

Mittlerweile ist gewiss, dass Eltern zumindest Einfluss nehmen bzw. vorbeugende Maßnahmen gegen den Plötzlichen Kindstod ergreifen können. Hier die wichtigsten Punkte:

Stillen stärkt das Kind: Wird ein Baby gestillt, so reduziert das nachweislich das Risiko für einen Plötzlichen Kindstod. Das belegen verschiedene Studien. Eine Erhebung aus den Vereinigten Staaten kommt z.B. zu dem Ergebnis: Das Risiko für SIDS wird sogar fast halbiert, wenn das Kind mindestens zwei Monate lang gestillt wird. Da Babys im ersten Lebensjahr gefährdet sind, am plötzlichen Säuglingstod zu versterben, ist das ausschließliche Stillen – mindestens bis zum sechsten Lebensmonat – und das weitere Stillen während der Einführung der Beikost – bis mindestens zum ersten Geburtstag – eine gute Möglichkeit, dem Kind das Risiko zu verringern, am plötzlichen Säuglingstod zu versterben.

Das Baby schläft in Rückenlage: Lege dein Baby unbedingt auf den Rücken ins Bettchen. In dieser Schlafposition kann es viel besser atmen als in Bauchlage. Das ist ein sehr wichtiger Punkt.

Ein weiteres Argument dafür: Früher hatte man noch geglaubt, dass die Bauchlage für das Kind sicherer sei, damit es nicht erstickt, wenn es sich erbrechen muss. Heute ist gesichertes Wissen, dass das Risiko für Ersticken in Rückenlage nicht größer ist als in Bauchlage.

Gute Schlafumgebung fürs Kind: Idealerweise schlafen Babys in direkter Nähe zu ihren Eltern. Ihr Bettchen steht also am besten im elterlichen Schlafzimmer. Ob „Babybalkon“, der am großen Elternbett befestigt ist, ob selbststehendes Bettchen oder Stubenwagen – Hauptsache nah bei den Eltern. Deren Atemrhythmus im Schlaf unterstützt auch die regelmäßige Atmung des Kindes.

Außerdem ist wichtig darauf zu achten, dass nichts die Atmung des Kindes behindern kann. Zudem gilt es, eine Überwärmung zu verhindern. Das bedeutet konkret: Ins Bettchen gehört nur eine luftdurchlässige Matratze und ein zur Größe des Kindes passender (!) Schlafsack, in dem das Baby schläft. Wenn du eine Decke benutzt, so achte darauf, dass sie leicht und luftdurchlässig ist und dass es dem Kind nicht möglich ist, sich diese über das Gesicht zu legen. Verzichte möglichst auf alle weiteren Utensilien wie Kissen, Kuscheltiere, Nestchen, Schmusetuch, Fell und auch Wärmflasche. Damit verhinderst du, dass dein Kind mit dem Kopf unter eine Sache gerät oder mit dem Näschen zu dicht herankommt. Andernfalls besteht nämlich die Gefahr, dass die Atmung des Babys gehemmt wird oder dass es überhitzt.

Deinem Baby soll es nicht zu warm werden. Es soll aber auch nicht frieren. Du wirst schnell herausfinden, welche Kleidung dein Baby braucht, um eine angenehme Körpertemperatur zu halten.

In den ersten Tagen und Wochen wird dein Kind eher etwas mehr Kleidung benötigen. Schon bald wird es seine Temperatur leichter regulieren können. Dann wirst du weniger Schichten benötigen.

Mein Tipp: Ziehe deinem Kind atmungsaktive Bekleidung an. Dazu gehört beispielsweise Baumwolle. Diese Materialien helfen deinem Baby, die Temperatur besser zu regulieren.

Noch mehr Informationen zu sicherem Schlaf für dein Baby findest du auf meinem Blog hier. (Link zu Text „So schläft dein Kind sicher“)

Nicht rauchen in Babys Umgebung: Wenn ein Baby passiv mitraucht, erhöht sich sein Risiko für den Plötzlichen Kindstod. Das ist ein weiterer entscheidender Faktor, den die Wissenschaft herausgefunden hat. Das Nikotin schwächt nämlich die Vitalfunktionen des Kindes. Darunter versteht man die Körperfunktionen, die es am Leben erhalten, also beispielsweise die Atmung und das Herz-Kreislaufsystem. Sorge also unbedingt für eine absolut rauchfreie Umgebung deines Kindes. Und das nicht nur an dem Platz, wo es schläft, sondern in der ganzen Wohnung sowie möglichst auch überall dort, wo sich dein Kind aufhält. Die Giftstoffe des Rauchens dringen dem Raucher förmlich aus den Poren. Auch deshalb sollten möglichst beide Elternteile auf das Rauchen verzichten.

Für frische Luft in Innenräumen sorgen: Auch in der kalten Jahreszeit! Frische Luft enthält mehr Sauerstoff, der deinem Kind zugute kommt. Besonders während der Heizperiode ist es wichtig, dass Wohnräume und Schlafzimmer drei- bis viermal am Tag gut und richtig gelüftet werden, damit ein kompletter Luftaustausch im Raum stattfinden kann. Das bedeutet: Die verbrauchte Luft muss zum Fenster heraus und die frische Luft zum Fenster herein. Mit Sauerstoff angereicherte Raumluft erwärmt sich in der Heizperiode außerdem schneller.

Für die effektive Zufuhr von Frischluft eigenen sich am besten diese Methoden:

Stoßlüften: Öffne einige Minuten lang alle Fenster im Raum komplett, statt sie lediglich auf „kipp“ zu stellen. Dabei stellst du während der Heizperiode das Thermostat deiner Heizung herunter. So vergeudest du keine Energie.

Querlüften: Öffne für einige Minuten in gegenüberliegenden Räumen alle Fenster und Türen weit. Durch den so entstehenden Durchzug wird die Raumluft besonders schnell ausgetauscht. Auch dabei gilt: Heizthermostat runterregeln.

Und denke daran: Während du lüftest, sollte sich dein Baby in einem anderen Raum aufhalten. So ist es vor Zugluft geschützt und friert auch nicht. 

Frische Luft beim täglichen Spaziergang: Dabei wird das Immunsystem deines Babys gestärkt, sein Kreislauf und Stoffwechsel angekurbelt und nicht zuletzt seine Atmung angeregt. Wissenschaftler*innen sind sich sogar einig, dass Babys, die regelmäßig auch im Herbst und Winter an der frischen Luft sind, besser schlafen. Nebenbei tut auch dir die Bewegung draußen gut. Ob du dein Baby dabei sanft im Kinderwagen schaukelst oder mit Trage(tuch) geborgen an deinem Körper trägst, bleibt dir überlassen. Achte jedoch immer darauf, direkte Sonneneinstrahlung für dein Kind zu vermeiden.

Auch der Schnuller kann helfen: Weitere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass auch der Schnuller das Risiko für den Plötzlichen Kindstod reduzieren kann. Warum? Weil das Baby durch das Saugen vermutlich seine oberen Atemwege trainiert und sie dadurch erweitert. Außerdem schlafen „schnullernde“ Säuglinge nicht ganz so tief. Wenn du deinem Baby einen Schnuller anbieten möchtest, solltest du jedoch warten, bis sich eure Stillbeziehung gefestigt hat.

Du siehst: Die Forschung hat doch eine ganze Reihe Faktoren zur Vorbeugung von SIDS entdeckt. Wenn du diese Erkenntnisse weitgehend beherzigst, musst du dir über den Plötzlichen Kindstod nicht mehr so große Sorgen machen.

Und noch etwas: Einige Zeit kursierte der Verdacht, dass die Sechsfachimpfung für Säuglinge in Zusammenhang mit SIDS stehen könnte. Das wurde dann untersucht – und hat sich wissenschaftlich nicht bestätigt. Im Gegenteil. Die Praxis zeigt sogar: Während die Impfrate der Sechsfachimmunisierung ständig steigt, sinken gleichzeitig die Fallzahlen des Plötzlichen Kindstods. 

Solltest du zu, Thema SIDS noch Fragen haben oder dir über etwas unsicher sein, kannst du mich auch jederzeit in meiner online Beratung kontaktieren.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.