Wenn das Baby nach der Geburt dein bzw. euer Leben auf den Kopf stellt, ist erstmal nichts mehr so, wie es mal war. Gerade beim ersten Kind betreten Eltern sehr viel Neuland – auch beim Thema Sicherheit fürs Baby und spätere Kleinkind. Dass Putzmittel und Medikamente immer kindersicher verwahrt sein müssen, damit die Jüngsten niemals Zugriff darauf haben, ist klar. Weitere Gefahren lauern aber oft in Bereichen, an die man nicht sofort denkt. Und einige diese Risiken beginnen auch nicht erst, wenn das Baby mobil wird.
Über 80 Prozent aller Verletzungen von Kindern unter zwei Jahren passieren zu Hause, warnt auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Doch du kannst vieles tun, um diese Gefahren zu minimieren. Hierzu möchte ich dir einige Beispiele geben:
Der Wickeltisch
Das Baby ist ja noch so klein! Es kann sich noch nicht mal selbstständig drehen geschweige denn robben oder krabbeln. Da kann ihm auf dem Wickeltisch ja wohl nichts passieren, oder? Oh doch! Selbst Winzlinge können sich dort unkontrolliert bewegen oder recken und dabei ihre Lage unerwartet verändern – und schon ist das Ende des Wickeltisches da. Stürze vom Wickeltisch stehen auf der Liste der Unfälle von Säuglingen und Kleinkindern nach wie vor weit oben, mit oft schwerwiegenden Folgen.
Deshalb lautet hier die wichtigste Regel für euch: Behaltet immer eine Hand an eurem Kind, wenn es auf dem Wickeltisch liegt!
Lasse dein Baby überhaupt niemals allein auf dem Wickeltisch liegen, auch nicht für einen noch so kurzen Moment. Es klingelt plötzlich und du musst zur Haustür? Kein Problem: Lege dein Kind einfach solange in sein Bettchen oder auf eine Decke auf den Fußboden. An beiden Orten ist es sicher.
Babywippe und Hochstuhl
Solche Liege- bzw. Sitzplätze ermöglichen dem Kind, überall dabei zu sein, wo du bist. Aber achte darauf,dass die jeweiligen Modelle standfest und kippsicher sind! Vor der Anschaffung vergleichen viele Eltern die Angebote in Testberichten. Welche Modelle haben bei der Sicherheit die Nase vorn, welche gelten zudem als schadstoffarm? Testberichte geben hier eine gute Orientierung, auch für Secondhand-Produkte. Mittlerweile sind aber auch schon neue Modelle mit anständiger Qualität für einen moderaten Preis zu haben.
Schnalle dein Kind in der Wippe jedes Mal an, wenn du es hineinsetzt. Auch für den kürzesten Augenblick! Denn es kann die Wippe durch eigene Bewegungen zum Schwingen bringen, dabei aber rasch seine Position verlieren und herausstürzen.
Wichtig ist ebenso, dass du die Wippe mit Kind nicht auf erhöhte Flächen abstellst. Steht sie beispielsweise auf einem Küchentisch, so könnte sie dort durch fröhliches Strampeln des Kindes verrutschen und samt Baby auf den Boden fallen.
Ist dein Kind alt genug für den Hochstuhl, so muss er sichere Gurte bzw. Bügel besitzen. Sie verhindern, dass kleine Weltentdecker*innen hinausklettern oder nach unten durchrutschen. Und immer daran denken: Lasse dein Kind auch im Hochstuhl niemals unbeaufsichtigt.
Heiße Sachen
Hast du dein Baby auf dem Arm oder auf dem Schoß, solltest du dabei nichts Heißes trinken. Denn das Kleine könnte sich plötzlich unerwartete Bewegungen machen oder du könntest versehentlich Kleckern – und schon hat sich dein Kind verbrüht.
Auch auf dem Ess- oder Couchtisch sollten keine heißen Getränke oder Mahlzeiten in Reichweite kleiner Kinderhände stehen. Unter Umständen kannst du nämlich gar nicht so schnell schauen, wie neugierige Babys sowas umgerissen (oder umgestrampelt) haben.
Wenn die Kleinen beginnen, sich am Mobiliar hochzuziehen, greifen sie auch gerne mal zur herabhängenden Ecke einer Tischdecke – möglicherweise mit verheerenden Folgen. Solltest du deine Tische mit hübschen Stoffen dekorieren, so steige jetzt lieber auf Tischläufer um, die nirgends herunterhängen.
Gegen die Gefahren von heißen Herdplatten und blubbernden Kochtöpfen hilft ein rasch montiertes Herdschutzgitter.
Treppen, Fenster, Balkone Kindersicher machen
Beginnt dein Kind mobil zu werden, sind Treppen eine willkommene Herausforderung. Begeistert übt es sich darin, Stufe für Stufe nach oben zu klimmen. Um dabei schlimme Stürze – insbesondere nach unten – zu vermeiden, hilft eine Treppensicherung.
Auch Fenster und Balkon besitzen zuweilen eine magische Anziehungskraft auf mobiler werdende Kleinkinder. Und die Kleinen können sehr pfiffige Ideen entwickeln, um herauszufinden, was es dort zu sehen gibt. Dafür nutzen sie alle möglichen (Einrichtungs-)Gegenstände als Hilfsmittel, die sich zum Draufklettern oder Hochziehen eignen. Behalte deinen Nachwuchs also gut im Blick. Denn Neugier in Kombination mit Kreativität ist zwar wunderbar – kann aber eben auch gefährlich werden fürs Kind.
Wasser
Ertrinken gehört zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern unter drei Jahren. Es ist ein leiser Tod. Kein Rufen, Weinen, Schreien verhindert die Tragödie, die unbemerkt ihren Lauf nimmt.
Lasse dein Kind in der Nähe von Wasser also niemals unbeaufsichtigt. Auch nicht an oder in Pfützen. Liegt ein Kleinkind mit dem Gesicht im Wasser, reicht nämlich schon eine flache Pfütze, um es ertrinken zu lassen. Denn dann setzt ein Reflex ein, der ihm das Atmen unmöglich macht. Der so entstehende Sauerstoffmangel kann binnen kürzester Zeit zum Tod führen.
Immer dicht am Kind zu bleiben, gilt für tiefere Gewässer allemal. Damit ist nicht nur das Ufer des Freizeitsees oder Meeres gemeint, sondern auch die heimische Badewanne oder das Planschbecken. Und auch der Gartenteich darf nicht vergessen werden. Falls du einen solchen besitzt: Sorge dafür, dass er kindersicher ist – also mit einer speziellen Abdeckung oder einem ausreichenden Zaun versehen wird. Oder du schüttest ihn gleich komplett zu und machst einen Sandkasten daraus!
Vergiss nicht, auch die Regentonne sicher abzudecken.
Giftiges
Es ist selbstverständlich, dass „Gefahrenklassiker“ wie Putzmittel oder Medikamente niemals in Kinderhändchen gelangen dürfen. Also immer außer Reichweite verwahren! Das gilt unbedingt auch für Tabakwaren, ihre Ersatzprodukte und Zigarrettenkippen. Weg damit vom Tisch und jedem anderen Platz, der fürs Kind irgendwie (auch mit „Kletterhilfe“) erreichbar ist. Das Nervengift Nikotin bringt die Jüngsten nämlich in Lebensgefahr, wenn sie darauf herumlutschen oder es gar verschlucken.
Wirf auch mal einen Blick in deine Fensterbank. Wenn dort giftige Pflanzen wie beispielsweise Einblatt oder Kalanchoe stehen, verschenkst oder entsorgst du diese „Grünlinge“ besser. Achte auch draußen auf Giftpflanzen, die deinem Kind gefährlich werden können. Wer sich in der Botanik nicht so gut auskennt, kann leicht im Internet herauszufinden, mit welchem Grünzeug man es zu tun hat.
Darüber hinaus empfehle ich Eltern, die Nummer des Giftnotrufs im Telefon einzuspeichern. Sie ist regional unterschiedlich.
Ersticken
Babys erforschen Gegenstände hauptsächlich mit dem Mund. Sie lecken, lutschen oder nuckeln daran – und schwupps ist ein Kleinteil gleich verschluckt oder es löst sich ab und wird verschluckt. Deshalb bist mit folgender Regel auf der sicheren Seite: Alles, was kleiner ist als ein Tischtennisball, solltest du vom Kind fernhalten. Achte dabei auch auf Gegenstände wie Spielzeug, Lichterketten etc., die Knopfzellenbatterien enthalten. Gelangt eine solche Batterie in den Kindermund, kann sie dort die Schleimhäute in kürzester Zeit schwer verätzen, selbst wenn sie nicht verschluckt wird.
Schnell können auch Bänder, Ketten, herum liegende Kabel und ähnliches deinem Kind lebensgefährlich werden: Es kann sich damit strangulieren. Das gilt auch für Ketten und Schmuck, den du vielleicht deinem Kind anziehen möchtest.
Auch Nestchen, Kuscheltiere und Decken in Babys Bett können die Sauerstoffzufuhr vereiteln. Mehr zur sicheren Schlafumgebung für dein Kind findest du hier.
Sonstiges
Der Handel bietet eine ganze Palette an Sicherungsmöglichkeiten für zu scharfe Ecken und Kanten, Schubladen, Schranktüren. Unbedingt gesichert werden sollten auch die Steckdosen.
Auch scharfe bzw. gefährliche Gegenstände wie Messer, Schere, Nadeln und Stricknadel usw. bleiben außer Reichweite von Kindern.
Regale und Schränke, die umkippen können, befestigst du jetzt am besten an der Wand, wenn das noch nicht geschehen ist. Gerade wenn die Kleinen beginnen, sich am Mobiliar hochzuziehen, ist das wichtig.
Zu guter Letzt
Freilich wirst du nicht alle Beulen, Kratzer und ähnliche kleine Verletzungen bei deinem Kind verhindern können. Es ist auch gar nicht sinnvoll, das Kleine zu sehr in Watte zu packen. Schließlich gehören „Mini-Unfälle“ zum Aufwachsen, Laufen lernen, die Welt erkunden dazu. Dann braucht dein Kind deine unaufgeregte Nähe und ein bisschen Trost. Es wird an deiner angemessenen Reaktion sofort ablesen können, wie „schlimm“ es ist und ob es bald wieder gut ist.
Aber wenn du vermeidbare und vor allem gefährliche Risiken reduzierst, ist das für euch alle ein großes Stück Sicherheit.
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Katharina Jeschke
Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder
Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.
Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.
Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de