Solange ein Baby ausschließlich gestillt wird oder seine Milchmahlzeit aus der Flasche bekommt, ist die Sache geritzt. Doch je häufiger Beikost im Bäuchlein landet und der Nachwuchs an den Familienmahlzeiten teilnimmt, desto deutlicher rückt die Frage nach dem „Salz in der Suppe“ in den Vordergrund.
Es ist unumstritten: Kochsalz ist für den menschlichen Körper unentbehrlich. Als Natriumchlorid (chemische Formel: NaCl) besteht es aus Natrium und Chlorid. Diese Mineralien sorgen im Körper u.a. dafür, den Flüssigkeitshaushalt in den Zellen aufrecht zu erhalten, Nervenreize zu übertragen oder den Blutdruck zu regulieren.
Wissenschaftler*innen und die Ärzteschaft weisen jedoch besorgt schon länger darauf hin, dass viele Menschen täglich durchweg zu viel Salz zu sich nehmen. So liegen rund 70% der Frauen und noch mehr Männer (80%) deutlich über der für Erwachsene empfohlenen Grenze von 6 Gramm Salz täglich. Dabei bedeutet „deutlich zu viel“: Die aufgenommene Menge liegt bei vielen Erwachsenen bei 10 bis 15 Gramm Salz pro Tag.
Ein Gefühl für die Menge vermittelt die Faustregel: ein gestrichener Teelöffel Salz entspricht rund 5 Gramm Salz. Das kommt rasch zusammen, denn wir salzen ja nicht nur unser Essen nach Geschmack, sondern Salz steckt bereits in vielen, vor allem verarbeiteten Lebensmitteln!
Nimmt man jedoch regelmäßig zu viel Salz zu sich, so kann das auf Dauer zu gesundheitlichen Schädigungen führen (dazu unten mehr). Das gilt für Erwachsene, besonders aber für Babys und (kleine) Kinder.
Wieviel Salz dürfen Kinder?
Bestimmte unverarbeitete Lebensmittel wie Gemüse, Fleisch oder Getreide enthalten also schon von Natur aus Salz – wenn auch so wenig, dass man es nicht herausschmeckt. Und sogar die Muttermilch enthält eine geringe Menge an Salz. Das alles reicht deinem Baby in seinem ersten Lebensjahr vollkommen aus, um damit seinen Bedarf an Kochsalz zu decken.
Im Klartext: Bis zum ersten Geburtstag deines Kindes sollte die Beikost nicht zusätzlich gesalzen werden!
Diese Regel gilt auch, wenn dir der Brei oder die ersten Gemüsestückchen für deinen Geschmack fade erscheinen mögen. Dein Kind empfindet das anders, weil seine Geschmacksnerven noch sehr viel empfindlicher sind als die der Eltern. Außerdem lernt dein Baby auf „ungesalzene Weise“ den Original-Geschmack von Lebensmitteln kennen. Salz ist nämlich ein Geschmacksträger bzw. -verstärker. Das Gleiche gilt übrigens auch für Zucker und Fett.
Nach dem ersten Geburtstag gibt es offiziell keine einheitliche Empfehlung bezüglich einer „Salz-Grenze“ für die Kleinen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder die Deutsche Gesellschaft für Ernährung machen keine gesonderten Angaben zu Salzmengen für Babys bzw. Kinder. Dahinter steckt möglicherweise die Überlegung, dass Kinder kleinere Portionen essen als Erwachsene. Ausgehend vom empfohlenen Salz-Grenzwert für Erwachsene (höchstens 6 Gramm täglich) nehmen sie also auch entsprechend weniger Salz zu sich.
Der National Health Service (Nationaler Gesundheitsdienst in Groß Britannien) hat jedoch Richtwerte herausgegeben, die auch für uns in Deutschland Orientierungswert sein können:
• für Kinder im ersten Lebensjahr: maximal 1 Gramm Salz pro Tag,
• für Kinder von 1 bis 3 Jahren: 2 Gramm,
• für Kinder von 4 bis 6 Jahren: 3 Gramm,
• für Kinder von 7 bis 10 Jahre: 5 Gramm,
• für Kinder ab 11 Jahren sowie Erwachsene 6 Gramm.
Wo versteckt sich Salz?
Wenn du also den Salzkonsum deines Kindes – und am besten deinen gleich dazu – im Auge behalten möchtest, ist es wichtig zu wissen, bei welchen Lebensmitteln man besonders aufpassen sollte.
Salz steckt vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln. Etwa 25% der täglichen Salzmenge nehmen wir aus Brot/Brötchen auf, circa 18% aus Fleisch- und Wurstwaren und rund 10% aus Käse bzw. Milchprodukten.
Auch und gerade Fertigprodukte (sogenannte Convenience-Produkte) enthalten meistens viel Salz. Wir reden hier also von solchen Produkten, die industriell (vor)verarbeitet wurden bzw. oft weitgehend verzehrfertig sind. Viele dieser Esswaren müssen nur noch erhitzt oder angerührt werden. Beispiele dafür sind Dosen- und Fertiggerichte, Tütensuppen oder -soßen, Tiefkühlkost oder Backmischungen. Dabei macht es jedoch einen Unterschied, ob du beispielsweise zu gänzlich ungewürztem Tiefkühlgemüse greifst, das du beim Anrichten selbst salzt bzw. würzt, oder ob eine fertig gewürzte Gemüsemischung etwa „italienische Art“ auf den Tisch kommt. Die Herstellerfirmen setzen dabei vielfach auf Salz als Geschmacksverstärker.
Deshalb mein Tipp: Verzichtet möglichst auf Fertigprodukte in der Beikost für die Jüngsten. Davon profitiert auch die Gesundheit der restlichen Familienmitglieder.
Lest euch also aufmerksam die Nährwertangaben auf verpackten Lebensmitteln durch. Seit 2016 muss auch ausdrücklich „Salz“ ausgewiesen sein. Gerne wurde zuvor nämlich zur Verschleierung nur „Natrium“ aufgeführt. Dieser Wert muss jedoch noch mit dem Faktor 2,54 multipliziert werden, um den tatsächlichen Salzgehalt zu ermitteln.
Auch auf dem Etikett für Mineralwasser findet ihr Angaben dazu, wie hoch der Natriumgehalt ist. Achtet hier auf die Herstellerangabe Für die Zubereitung von Babynahrung geeignet.
Welche Schäden kann Salz anrichten?
Ist die Salzkonzentration im Körper stark erhöht, wird den Zellen Wasser entzogen, um dieses Übermaß auszugleichen. Die Folgen können Durchfall und Erbrechen sein, aber auch Herz- bzw. Atemstörungen. Bereits 0,5 bis 1 Gramm Kochsalz pro Kilogramm Körpergewicht am Tag können Babys und Kleinkinder in Lebensgefahr bringen. Man spricht dann von einer Salzvergiftung – die jedoch selten vorkommt.
Dauerhaft zu viel Salz zu sich zu nehmen, kann zu Bluthochdruck führen mit der Folge, dass Organe wie das Herz und Gehirn oder die Nieren und Blutgefäße geschädigt werden. Das gilt auch bereits für (kleine) Kinder.
Wer an intensiven Salzgeschmack gewöhnt ist bzw. gewöhnt wird, wird außerdem langfristig mehr und mehr Salz verlangen und konsumieren, da die Mahlzeit andernfalls geschmacklich schnell fade erscheint. Auch diese Spirale gilt es zu durchbrechen. Sie ist nämlich nicht unumkehrbar: Jeder Mensch kann sich auch wieder umgewöhnen und auch an weniger „salzigem“ Essen Geschmack finden.
Wie geht salzarme Ernährung, die lecker schmeckt?
Am einfachsten ist es zunächst, salzreiche (und häufig teure) Fertigprodukte durch Selbstgekochtes zu ersetzen. Die Zubereitung ist dabei oft überraschend einfach und geht meist schneller, als vielleicht befürchtet. Darüber hinaus entlasten selbst hergestellte Mahlzeiten regelmäßig die Haushaltskasse. So lässt sich beispielsweise im Handumdrehen eine Sauce aus frischen Tomaten zaubern, die das Convenience-Produkt aus dem Glas ersetzen kann. Damit hast du dann nicht nur Salz, sondern auch Zucker gespart. Denn viele dieser Fertigprodukte enthalten zusätzlich Zucker. Viele Mütter und Väter legen sich auch ein entsprechendes Kochbuch zu und finden Spaß daran, Neues auszuprobieren. Ich kenne zudem viele Familien, bei denen ein „Babyrezept“ mittlerweile seit Jahren zum beliebten Familienklassiker geworden ist.
Wenn dein Kind bereits an den Familienmahlzeiten teilnimmt, so ist es einfach, vom fertigen Gericht für das Baby eine Portion abzunehmen und erst danach den Rest für „die Großen“ zu würzen. Auch sehr Scharfes ist noch nichts für die Kleinen.
Tipp: Bei einer salzreduzierten Küche für alle kannst du anstelle von mehr Kochsalz hervorragend mehr Kräuter bzw. andere Gewürze einsetzen. So sorgen etwa Petersilie, Dill, Basilikum, ein wenig Knoblauch oder mildes Curry- oder Paprikapulver für einen würzig-feinen Geschmack.
Auch Brotbeläge könnt ihr variieren. Beispielsweise lässt sich Schnittkäse wie Gouda auch gut durch salzärmeren Frischkäse mit Tomatenscheiben ersetzen. Oder anstelle von Brot gibt es mal Haferflocken zum Frühstück, eingerührt in Naturjoghurt mit etwas frischem Obst.
Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, jedes Lebensmittel, das mehr Salz als ein anderes enthält (z. B. Schnittkäse vs. Frischkäse) vom Speiseplan zu verdammen, sondern es geht darum, mit schmackhaften Variationen gesunde Abwechslung auf den Teller zu bringen. Je mehr ihr ausprobiert, desto mehr Vergnügen wird nicht nur dein Baby, sondern deine ganze Familie an einer gesunden Ernährung mit wenig(er) Salz haben.
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Katharina Jeschke
Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder
Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.
Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.
Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de