Darf`s ein bisschen mehr sein?

Wahrscheinlich wirst auch du dich ganz wunderbar fühlen, wenn sich dein Babybäuchlein zart zu wölben beginnt. Die meisten Frauen genießen es, dass ihre Schwangerschaft langsam sichtbar wird. Das bedeutet zugleich: Für dein Kind und dich beginnt jetzt eine besondere Beziehung zur Waage.

Es ist gut, dass deine Hebamme bzw. deine Ärztin/dein Arzt regelmäßig bei jedem deiner Vorsorgetermine deine Gewichtszunahme in der Schwangerschaft kontrolliert. Denn auch dadurch lassen sich Hinweise darauf gewinnen, ob deine Schwangerschaft „planmäßig“ verläuft oder sich irgendwelche Unregelmäßigkeiten ankündigen könnten.

Was bedeutet „Unregelmäßigkeit“?

Zum Beispiel können ein längerer Gewichtsstillstand oder eine nur geringe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft darauf hindeuten, dass mit deiner Ernährung irgendetwas nicht stimmt. Oder dass du krank bist. Oder dass das Wachstum deines Kindes verzögert ist. Umgekehrt legen manche Schwangere auch zu schnell an Gewicht zu. Handelt es sich dabei um ein Kilogramm und mehr pro Woche, kann sich dahinter auch eine schwangerschaftsbedingte Erkrankung wie Schwangerschaftsdiabetes oder Präeklampsie verbergen.

Was heißt planmäßige Gewichtszunahme in der Schwangerschaft?

In den ersten 12 Wochen deiner Schwangerschaft wirst du nur wenig zunehmen. Manche Frauen, die jetzt von besonders stark ausgeprägter Schwangerschaftsübelkeit geplagt sind, verlieren möglicherweise sogar etwas Gewicht. Aber spätestens im zweiten Trimester wirst du dann merklich mehr Kilos auf die Waage bringen. Im Idealfall nimmt eine Frau, die ohne nennenswertes Über- oder Untergewicht schwanger wird, bis zur Geburt zwischen 10 und 16 Kilogramm zu. Vielleicht denkst du jetzt: „Aber Moment mal – ein Baby wiegt bei der Geburt durchschnittlich doch nur 3,5 Kilo! Woher kommt dann der ganze Rest?“ Gute Frage! Weil dein Körper in der Schwangerschaft auf Hochtouren arbeitet, verteilt sich das zugenommene Gewicht bei der Geburt wie folgt:

• Deine Gebärmutter wiegt jetzt annähernd 1,3 kg.

• Die Plazenta bringt etwa 0,8 kg auf die Waage.

• Das Fruchtwasser schlägt mit etwa 1,3 kg zu Buche.

• Auf Wassereinlagerungen im Gewebe entfallen 2 bis 2,5 kg.

• Dein vergrößertes Blutvolumen nimmt rund 1,2 kg ein.

• Das Brustdrüsengewebe nimmt zu und macht ungefähr 0,8 kg aus.

• Zur Vorbereitung aufs Stillen legt der Körper bereits ein Fettdepot von circa 1,7 kg an.

Zusammen mit dem Eigengewicht des Babys ergibt sich daraus ein Mittelwert von gut 13 Kilogramm. Das sind jedoch alles nur rechnerische Durchschnittswerte für eine Schwangerschaft mit einem Kind. Sind Mehrlinge unterwegs, legt der Körper nochmals mehr Gewebe, Blut und Flüssigkeit an. Klarer Fall, dass das Gewicht mit zwei oder drei Kindern dann höher ausfällt.

Zu viel zugenommen in der Schwangerschaft? Oder zu wenig?

Ich habe nicht wenige Frauen betreut, die in der Schwangerschaft auch mehr als 20 Kilo zugenommen haben – und andere, bei denen die Waage nur acht oder neun Kilo mehr anzeigte. Wie viel eine Frau in diesen besonderen 40 Wochen zunehmen sollte, hängt auch von ihrem Ausgangsgewicht vor der Schwangerschaft ab. Sehr zierliche, eher zu Untergewicht neigende Frauen sollten eher mehr Gewicht zulegen, Schwangere mit (starkem) Übergewicht eher weniger. In beiden Fällen werden Mutter und Kind besonders sorgfältig überwacht, um mögliche gesundheitliche Auffälligkeiten ggf. frühzeitig behandeln zu können.

Mein Tipp: Wenn du dir Gedanken über deine Gewichtszunahme machst, besprich sie im Einzelnen mit deiner Hebamme oder Ärztin bzw. deinem Arzt. Gern kannst du auch mich dazu in meiner online-Beratung kontaktieren. Wichtig für dich zu wissen ist aber auch: Dein Gewicht allein sagt noch nichts darüber aus, wie schnell dein ungeborenes Kind gerade wächst und wie gut es ihm geht. Also solltest du dich nicht zu stark auf die Anzeige deiner Waage fokussieren, zumal die Bandbreite der Zunahme wirklich sehr groß ist. Und weder eine starke Zunahme noch eine deutlich geringe Zunahme müssen ein Hinweis auf ein Risiko für das Kind sein.

Das ist gesund!

Wichtig für eine gesunde Gewichtszunahme von Mutter und Kind sind eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung in der Schwangerschaft. Natürlich kannst du deiner Lust auf bestimmte Gaumenfreuden auch mal nachgeben. Aber in Maßen – denn 40 Wochen Schwangerschaft sind kein Freibrief für ungezügeltes Schlemmen. Früher dachte man noch fälschlicherweise, eine Schwangere müsse „für zwei essen“, heute wissen wir es besser: Eine Schwangere muss nicht doppelt so viel essen, sondern doppelt so verantwortungsvoll essen. Von der Menge her reichen ihr in der Schwangerschaft aber etwa 250 zusätzliche Kilokalorien pro Tag bereits. Erst ab der 28. Woche dürfen es dann nochmal 250 obendrauf sein. Welche Nährstoffe für werdende Mütter besonders wichtig sind, kannst du hier auf meinem Blog lesen. In meinen Online-Workshops über die Schwangerschaft bekommst du auch wertvolle Tipps für eine ausgewogene Ernährung in der Schwangerschaft.

In meiner Arbeit stoße ich auch immer mal wieder auf die Frage, ob eine sehr moderate Gewichtszunahme auch der Entstehung von Dehnungsstreifen entgegenwirkt. Dies lässt sich jedoch nicht klar beantworten; und es gibt dazu auch noch keine gesicherten Forschungsergebnisse, die das bestätigen bzw. widerlegen würden. Wahrscheinlich spielt dabei auch die jeweilige Beschaffenheit des Bindegewebes eine Rolle. Zumindest gibt es aber Hinweise darauf, dass starke Gewichtsschwankungen eher für Dehnungsstreifen sorgen können als eine kontinuierliche Gewichtszunahme.

Schauen wir noch kurz auf den wachsenden Bauch, der deinen Körperschwerpunkt allmählich verlagert. Viele Schwangere kennen das: Weil sich der Bauch nach vorne wölbt, gleichen sie das automatisch aus, indem sie den Po nach hinten strecken. So entsteht jedoch ein übermäßiges Hohlkreuz, das rasch zu Verspannungen und Rückenschmerzen führt. Dagegen helfen nicht nur Entspannung und Wärme, sondern vor allem eine an die Schwangerschaft angepasste Körperhaltung sowie entsprechende Bewegungsabläufe. Wie du das ausführen und dafür auch deine Bauch- und Rückenmuskulatur sowie deinen Beckenboden sanft stärken kannst, erfährst du zum Beispiel in meinen Online-Kursen.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.