Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland und die Zahl der Neuerkrankungen steigt seit einigen Jahren deutlich an. Die Erkrankung tritt vor allem dann auf, wenn ein erhöhtes Erkrankungsrisiko aufgrund des Vorliegens bestimmter Gene besteht. Die Mehrzahl der Kinder, die ein erhöhtes Risiko haben und an Diabetes erkranken, haben meist keine Verwandten mit Typ-1-Diabetes. Das heißt, die Erkrankung kann jeden treffen.
Die Erkrankung entwickelt sich „lautlos“, ohne erkennbare Krankheitszeichen über Monate und Jahre hinweg. Bei Typ-1-Diabetes richtet sich das Immunsystem, das in erster Linie krankmachende Keime abwehrt, gegen körpereigene Strukturen – man spricht deshalb von einer Autoimmunerkrankung. Im Fall von Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie. Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das mit der Nahrung aufgenommenen Zucker aus dem Blut in die Zellen schleust. Kann der Körper nur noch wenig oder gar kein Insulin mehr selbst herstellen, sammelt sich der Zucker im Blut an und Symptome treten auf: häufiges Wasserlassen, starker Durst und Gewichtsverlust. Wird Typ-1-Diabetes zu spät erkannt, kann dies zu lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisungen führen. An Typ-1-Diabetes Erkrankte müssen deshalb lebenslang Insulin spritzen, um Schäden zu vermeiden.
Freder1k prüft das Risiko für Typ-1-Diabetes
In der Freder1k-Studie wird getestet, ob das Kind ein erhöhtes Risiko für Typ-1-Diabetes aufweist. Die Untersuchung kann zusammen mit dem Neugeborenen-Screening oder auch separat in den ersten 7 Tagen nach Geburt stattfinden. Sollte bei dem Neugeborenen ein erhöhtes genetisches Risiko für Typ-1-Diabetes festgestellt werden, werden die Eltern in einem persönlichen Gespräch ausführlich über das Ergebnis und dessen Bedeutung informiert.
Lässt sich die Entwicklung von Typ-1-Diabetes verhindern?
Bislang gibt es keine Heilung für diese Stoffwechselerkrankung. Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass im Säuglings- und frühen Kleinkindalter ein Zeitfenster existiert, bei dem bei Kindern mit erhöhtem genetischen Risiko die Autoimmunerkrankung am häufigsten auftritt. Und deshalb könnten Präventionsmaßnahmen in diesem Alter möglicherweise die Entstehung der Krankheit verhindern. Mit der Präventionsstudie SINT1A (Supplementation with B. INfantis for Mitigation of Type 1 Diabetes Autoimmunity) soll herausgefunden werden, ob durch die Verabreichung des Probiotikums B. infantis die Entstehung von Typ-1-Diabetes verhindert werden kann. Um an der SINT1A-Studie teilnehmen zu können, muss das Kind ein zehnprozentiges Risiko haben, an Typ-1-Diabetes zu erkranken. Ob es zu dieser Risikogruppe gehört, klärt die erwähnte Freder1k-Studie.
Das Probiotikum wird in der Studie über den Mund (oral) verabreicht. Das soll einen positiven Einfluss auf die Darmflora haben und dadurch regulierend auf das Immunsystem wirken. In der Studie möchten wir untersuchen, ob so fehlerhafte und krankmachende Immunreaktionen wie beim Typ-1-Diabetes aber auch bei anderen Erkrankungen, wie z.B. Zöliakie, verringert werden und die Erkrankung dadurch verhindert werden kann.
Wie läuft die SINT1A-Studie ab?
Die SINT1A-Studie zur Vermeidung von Typ-1-Diabetes schließt Kinder bis zu einem Alter von sechs Wochen ein. Die erste Studienvisite findet statt, bevor das Kind sechs Wochen alt ist. Hierbei wird den Eltern erstmals ein Pulver für Ihr Kind ausgehändigt, welches entweder das Probiotikum oder ein Placebo (inaktive Substanz) enthält. Die Hälfte aller teilnehmenden Kinder erhält das Probiotikum, die andere Hälfte ein Placebo. Dabei werden die Studienteilnehmenden und das Studienpersonal „verblindet“, d.h. sie wissen nicht, wer das Probiotikum bzw. das Placebo bekommt. Die Ausgabe erfolgt nach einem vorher festgelegten Zufallsprinzip. Der Vergleich mit dem Placebo ist notwendig, um die Wirkung des Probiotikums beurteilen zu können. Die Menge an Pulver für einen Tag befindet sich in einem Beutel und soll jeweils in etwas Flüssigkeit (vorzugsweise Muttermilch) aufgelöst und über eine Fütterungsspritze in den Mund verabreicht werden.
Im Alter von sechs und zwölf Monaten finden weitere Visiten statt. Die Einnahme des Pulvers endet im Alter von zwölf Monaten. Danach werden einmal im Jahr körperliche Untersuchungen sowie Bluttests von unseren Ärztinnen und Ärzten im Studienzentrum durchgeführt. Diese Nachuntersuchungen finden längstens bis zum Alter von sechseinhalb Jahren statt (abhängig vom Zeitpunkt, zu dem das Kind in die Studie aufgenommen wurde). Die jeweiligen Blutentnahmen dienen unter anderem zur Testung auf Inselautoantikörper, die anzeigen, ob bereits ein frühes Stadium von Typ-1-Diabetes vorliegt, wie auch zur Untersuchung des Blutzuckers. Dies kann dazu beitragen, dass wir ein frühes Stadium des Typ-1-Diabetes frühzeitig erkennen, genau beobachten und den Blutzucker kontrollieren können. Sollte das Kind tatsächlich Typ-1-Diabetes entwickeln, können die Studienverantwortlichen den Ausbruch der Erkrankung vor dem Auftreten von Symptomen feststellen.
Kurz zusammengefasst
Ein Kind kann in die SINT1A-Studie eingeschlossen werden, wenn …
- … es bis zu sechs Wochen alt ist
- … ein erhöhtes Risiko für Typ-1-Diabetes bei ihr oder ihm festgestellt wurde
Unter dem folgenden Link gelangen Sie auf die GPPAD-Seite und erfahren mehr zur Teilnahme an den Studien: https://www.gppad.org/de/weiterfuehrende-informationen/
Meine Tochter hat Diabetes Typ 1, was wir früh erkannt haben. Schade zu wissen, dass es bislang keine Heilung für diese Erkrankung gibt. Daher werde ich zu einer Schulung für Diabetes gehen, um mich zu informieren.