Ein Babylächeln lässt Elternherzen höherschlagen. Immer wieder berichten mir Mütter und Väter begeistert, wie sie von ihrem Kind angelächelt wurden. Welch ein wunderbarer Moment, wenn das zum ersten Mal geschieht! Auch mir geht selbst nach so vielen Berufsjahren immer noch das Herz auf, wenn ich ein Baby lächeln sehe. 

Babys Lächeln macht Eltern sogar nachweislich glücklich. Die Forschung weiß seit längeren, dass bei der Mutter als Reaktion auf das Lächeln ihres Kindes Glückshormone ausgeschüttet werden und ihr Belohnungssystem im Gehirn stärker aktiviert wird als beim Lächeln fremder Kinder. Die anstrengende, weil viel zu kurze letzte Nacht ist dann oft schnell vergessen. So hat die Natur den Kleinen etwas in die Wiege gelegt, das letztlich ihr Überleben sichert, weil es die Bindung zu ihren Bezugspersonen stärkt. Denn ein Säugling ist allein vollkommen hilflos und somit auf die Fürsorge anderer Menschen angewiesen. 

Unwillkürliches Engelslächeln

Bereits im Bauch der Mutter übt das Kind verschiedene Gesichtsausdrücke. Und dazu gehört auch das Lächeln, wie eindrucksvolle Ultraschallaufnahmen belegen. Mit dieser Methode haben britische Forscher*innen von der Universität Durham nämlich die Mimik von Ungeborenen dokumentiert und dabei herausgefunden: Wenn Ungeborene im Fruchtwasser den Geschmack von Karotten wahrnehmen, lächeln sie häufig. Entdecken sie dagegen das Aroma von Kohl im Fruchtwasser, so verziehen viele Ungeborene weinerlich das Gesicht. Diese zielgerichtete Reaktion in Bezug auf Geschmackswahrnehmungen ist wirklich interessant. Wir können daraus übrigens auch ableiten, dass Kohl wohl nicht gerade zu den späteren Lieblingsspeisen junger Kinder gehören dürfte…  

Weil Kinder also schon im Mutterleib lächeln, können sie das natürlich auch, sobald sie auf der Welt sind. So ein zartes tonloses Schmunzelgesichtlein schaut wirklich allerliebst aus und bringt die elterliche Liebe und Fürsorge so richtig in Wallung. Gut so! 

Trotzdem handelt es sich bei deinem Baby ist seinen ersten Lebenstagen und Wochen noch nicht um jenes bewusste Lächeln, mit dem es etwas später auf den Kontakt mit dir reagiert. Vielmehr ist dieses allererste Lächeln als Teil seiner Mimik ein reiner Reflex, den du am besten beobachten kannst, wenn dein Kind schläft. Dabei führt eine reflexhafte Muskelanspannung dazu, dass sich die Lippen des Babys zu einem Lächeln verziehen. Diese Muskelbewegungen werden deshalb als „Reflexlächeln“ oder „Vorlächeln“ bezeichnet. Aber gerade weil das so bezaubernd aussieht, spricht man in den ersten Lebenswochen auch liebevoll vom sogenannten „Engelslächeln“. Und ich bin sicher, dass du es ganz automatisch mit einem Lächeln beantworten wirst – und dass dein Kind das unbewusst spürt, auch wenn es schläft. Du siehts: Eltern wie Neugeborene sind mit reflexhaftem Lächeln ausgestattet, das für beide Seiten ungemein wertvoll ist! 

Aber wie gesagt hat die Wissenschaft noch nicht abschließend ergründet, wodurch dieses allererste Lächeln beim Kind ausgelöst wird. Gibt es überhaupt Auslöser dafür – oder handelt es sich tatsächlich um unwillkürliche Muskelbewegungen? Oder zeigt das Baby auf diese Weise sein Wohlbefinden? Träumt es vielleicht gerade etwas „Schönes“? Diese Fragen zu beforschen, ist natürlich nicht einfach, deshalb gibt es dazu bisher nur Annahmen. Eine These geht z.B. davon aus, dass das „Engelslächeln“ dem Kind deshalb angeboren ist, weil es die Beschützerinstinkte „beim Clan“ des Babys wecken soll (also die gute Fürsorge für das Kind und die elterliche Bindung

Das alles sind bisher nur Annahmen. Es gibt dazu aber auch Erfahrungswissen. Und nach meiner Hebammenerfahrung zeigt ein Neugeborenes dieses allererste Lächeln wirklich nur bei Wohlbehagen. Jedenfalls habe ich diesen Anblick noch nie erlebt, wenn sich das Baby unglücklich auf dem Wickeltisch windet, wenn es hungrig ist, wenn es im Schlaf friert oder gar Schmerzen empfindet, beispielsweise bei der Blutentnahme. 

Was auch immer der tiefere Grund für Babys angeborenes Lächeln sein mag – es wird sich erst noch zu einem sogenannten sozialen Lächeln weiterentwickeln. Ob und wie das geschieht, hängt ganz wesentlich davon ab, wie oft und wieviel das Baby von seinen Bezugspersonen angelächelt wird.

In diesem Zusammenhang interessant: Anfangs lächeln alle Säuglinge das „Engelslächeln“, auch jene, die blind geboren wurden. Sobald sie jedoch in der Lage wären, bewusst zu lächeln, nimmt ihr Lächeln jedoch im Laufe der Zeit immer weiter ab. Warum? Weil sie nicht in ein sie anlächelndes Gesicht blicken können. Kindern mit einer starken Sehschwäche fehlt also der äußere Anreiz zum Lächeln bzw. das Lächeln ihrer Bezugsperson(en), das ihnen sagt: Ich bin da, ich habe dich lieb, es ist alles in Ordnung. Studien haben außerdem gezeigt, dass auch sehende Babys mit der Zeit aufhören zu lächeln, wenn sie regelmäßig kein Lächeln bei ihren engsten Bezugspersonen erblicken. Für manche Kinder bzw. ihre Entwicklung kann deshalb auch eine Wochenbettdepression der Mutter problematisch werden. Denn in diesem Sinne erkrankte Mütter können oft keine Kraft oder Emotion dafür aufbringen, ihr Kind anzulächeln. Das ist nicht ihre Schuld, sondern vielmehr der Krankheit geschuldet, die in vielen Fällen behandlungsbedürftig ist. Für das Kind sind dann die weiteren Bezugspersonen wie etwa der Vater oder die Großeltern, die dem Baby ihr herzliches Lächeln schenken können, besonders wichtig. 

Bewusstes soziales Lächeln

Mit etwa vier bis sechs Wochen erkennen Babys „ihre Menschen“ und freuen sich, diese zu sehen. Dann beginnen sie allmählich, bewusst zu lächeln. Dabei erreicht das Lächeln jetzt auch die Augen des Kindes, wenn es Mama oder Papa sieht. Das ganze Gesichtchen erstrahlt dann. In diesem Entwicklungsstand spricht man vom sogenannten sozialen Lächeln. Damit drücken die Kleinen ihre Freude aus, den anderen Menschen zu sehen – aber ebenso ihr Interesse daran, selbst mit anderen Kontakt aufzunehmen. Jetzt lächeln Babys bald jede Person an, die ihnen irgendwie sympathisch erscheint. So schenken sie auch fremden Menschen oder sogar einem verlockenden Spielzeug ihr Strahlen. 

Regelmäßig können gesunde Erwachsene dann gar nicht anders: Wir müssen einfach verzückt zurückstrahlen. Nochmal: Gut so! Denn das ist genau das, was das Baby in solchen Momenten braucht. Besonders wichtig ist es für das Kind, dass Mama und Papa zurücklächeln. Dann fühlt es sich bestätigt und sicher. Letztlich stärkt also euer Antwortlächeln das Urvertrauen  und Selbstvertrauen eures Kindes. 

Umgekehrt funktioniert das genauso: Dein aktives Lächeln animiert dein Kind dazu, freudig zurückzulächeln. Und du hast sicher schon erfahren, welch ein glückliches Gefühl dich bei dieser Reaktion des Babys durchflutet. Das ist bei deinem Kind nicht anders. Übrigens: Schon Säuglinge spüren ganz genau, ob das Lächeln einer Bezugsperson „echt“ ist, also ob die Emotionen zu dem passen, was sie sehen. Ist das nicht der Fall, verunsichert und verwirrt dieser Umstand das Kind. 

Mit der Zeit wird Babys zunächst tonloses Lächeln dann immer öfter von Lauten begleitet. Das Kind beginnt, dabei zu glucksen und zu gurren, zu quietschen und zu lallen. Diese wunderbaren Geräusche übt es nun mehr und mehr in verschiedenen Tonlagen – und erzählt dir damit viele Geschichten. Zugleich sind das bedeutsame Bausteine in der Sprachentwicklungdes Kindes. Aus dem Lächeln wird ein Lachen, aus dem mimischen Ausdruck wird ein sprachlicher Ausdruck der Freude und des Wohlbefindens. Auch beim Üben der Sprachlaute für das Lachen ist es goldrichtig und wichtig, dass Eltern ihrem Kind „antworten“, also Babys Lautmelodien aufnehmen, zurückspiegeln und so herrliche Zwiegespräch mit dem Kind führen. Das machen die meisten Eltern oft ganz intuitiv – und intensivieren dabei ganz nebenbei auch die  Eltern-Kind-Bindung .

Mit etwa sechs Monaten können Kinder ihnen gut vertraute Personen von weniger vertrauten oder gänzlich fremden schon unterscheiden. Jetzt schenkt das Baby sein strahlendes Lächeln nicht mehr wahllos allem und jedem her. Nein, nun differenziert es genau, wen es anlächelt. Das sind natürlich meistens seine ihm vertrauten Menschen, die sich regelmäßig mit ihm beschäftigen und es versorgen. 

Kurz vor dem ersten Geburtstag zaubert auch schon Vorfreude dann ein Lachen auf das Gesicht deines Kindes. Es hat nämlich gelernt, bestimmte Handlungen und ihre Folgen miteinander zu verknüpfen. Beispielsweise lacht das Zwerglein jetzt bereits vergnügt los, wenn sich Papas Finger lustig wackelnd den kleinen Füßchen auch nur nähern, ohne sie schon zu berühren. Denn das Kind weiß: Gleich werde ich ganz herrlich an den Füßen gekitzelt! Ein vertrauensvoll krähendes und glucksendes Kind kannst du nun auch erleben, wenn es sich hinter einem Vorhang oder unter einem Tisch vor dir versteckt. Wird es dort dann von dir gefunden (natürlich nach ganz langem Suchen!) und landet wieder sicher in deinen Armen, lacht und freut es sich. In diesem abenteuerlichen Moment ist das „Bei Mama/Papa bin ich sicher“-Gefühl einfach nicht zu toppen!   

Tipp: Es heißt, (kleine) Kinder lachen etwa 400 Mal am Tag. Erwachsene bringen das dagegen nur noch etwa 15 Mal täglich zustande. Vielleicht sollten wir uns einfach öfter mal von den Kleinen anstecken lassen und mehr lächeln und lachen – denn das tut nicht nur den Kleinen, sondern auch uns einfach gut! 

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder

Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin  unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.

Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.

Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de