Immer wieder fragen mich Frauen mit wachsendem Babybauch, wie sie „richtig“ schwanger Autofahren können. Müssen sich Schwangere wirklich anschnallen? Dürfen sie sich selbst zur Geburt in die Klinik  fahren? Was gilt für längeren Autofahrten? Zu diesen und anderen Aspekten möchte ich dir hier eine Übersicht geben, damit du auch in anderen Umständen möglichst sicher ans Ziel kommst.

Autofahren in der Schwangerschaft: das musst du beachteb

Verantwortlich handeln

Rechtlich gesehen ist eine Schwangerschaft grundsätzlich kein Hinderungsgrund, sich selbst hinter das Steuer zu setzen. Das Verkehrsrecht verlangt jedoch von jedem Menschen, der ein Kraftfahrzeug führt, dass er dazu körperlich und geistig in der Lage sein muss.

Damit ist die Frage, ob du dich selbst zur Geburt in die Klinik bzw. Geburtshaus fahren kannst, schon beantwortet: Natürlich nicht! Denn möglicherweise bist du während der Fahrt damit beschäftigt, Wehen zu veratmen. In dieser Situation gilt also: Hände weg vom Steuer! Denn es steht nicht nur deine eigene Gesundheit auf dem Spiel, sondern auch die deines Babys und der andere Verkehrsteilnehmer*innen. Falls du niemanden hast, der dich in die Klinik bringen kann, dann fahre mit dem Taxi oder rufe einen Krankenwagen.

Doch es geht bei der Frage der Fahrtüchtigkeit nicht nur um den Zeitpunkt der nahenden Geburt, sondern um die gesamte Zeit der Schwangerschaft. Generell gilt: Es kommt immer darauf an, wie verantwortungsvoll es in bestimmten Situationen noch wäre, als Schwangere selbst Auto zu fahren. Hier solltest du unbedingt ehrlich zu dir selbst sein und in dich hineinhorchen, wie deine aktuelle Tagesform gerade aussieht. Schließlich ist es vollkommen normal, dass werdende Mütter weniger belastbar sind und schneller müde bzw. unkonzentriert werden. Auch wenn du dich also „nur“ schlapp fühlst oder dich gerade schlecht konzentrieren kannst: Lass dich im Zweifelsfall lieber fahren oder bleib zu Hause. Schließlich willst du ja keine unnötigen Gefahren für dich und dein Baby riskieren. Und solltest du unterwegs gerade am Steuer sitzen und bemerken, dass deine Konzentration nachlässt und/oder du gegen Müdigkeit ankämpfen musst, dann zögere nicht, sofort eine ausreichende Pause einzulegen oder gar nicht mehr weiterzufahren.

Aus vielen Gesprächen mit Schwangeren weiß ich, dass es manchen schwer fällt, zeitweise auf den mobilen Untersatz auf vier Rädern zu verzichten. Gerade wenn sie bereits Kinder haben, die hierhin oder dorthin gefahren werden müssen, denkt man schnell: „Ach, diese kleine Fahrt wird schon noch gehen.“ Bitte lieber nicht! Überlege besser, wen du bitten könntest, die Fahrt für dich zu erledigen. Oder du sagst den Termin für dein Kind ab und machst dir selbst einen schönen Nachmittag mit ihm. Wenn das Kleinkindturnen einmal ausfällt, wird niemand daran Schaden nehmen.

Auch wenn während deiner Schwangerschaft gesundheitliche Probleme oder bestimmte Erkrankungen auftreten: Besprich bitte unbedingt mit deiner Hebamme oder deiner Gynäkologin bzw. deinem Gynäkologen, ob Risiken bestehen bzw. Gründe vorliegen, die gegen das eigenständige Führen eines Autos sprechen.  

Anschnallen bitte beim Autofahren in der Schwangerschaft !

Natürlich gilt die Gurtpflicht beim Autofahren in der Schwangerschaft. Es ist also ein Irrglaube, dass sich Frauen in der Schwangerschaft nicht anschnallen müssten. Und nicht angeschnallt Auto zu fahren, ist gefährlich!

Achte beim Anschnallen mit einem normalen Dreipunktgurt darauf, dass du den Schultergurt zwischen deinen Brüsten entlanglaufen lässt. Der Beckengurt muss tief unterhalb deines Babybauches eng am Becken anliegen. Damit bist du und dein Baby bestmöglich geschützt.

Im Internet werden immer wieder auch spezielle zusätzliche Gurtführungssysteme für Schwangere angepriesen, oft in Verbindung mit speziellen Sitzkissen. Davor warnt der ADAC jedoch ausdrücklich: Diese Gurtsysteme besitzen in der Regel keine offizielle Zulassung und können die Sicherheit sogar gefährden. So kann ein Sitzkissen z.B. bei einem Aufprall wegrutschen oder zusammensinken und damit die Verletzungsgefahr erhöhen. Solltest du dich trotzdem für eines dieser Gurtsysteme entscheiden, so achte beim Kauf unbedingt auf die Zulassung und lass dich eingehend beraten.

In bestimmten Einzelfällen gewährt die Straßenverkehrsordnung eine Ausnahme von der Anschnallpflicht mit einem entsprechenden Gutachten als triftiger Begründung. „Schwanger sein“ ist jedoch grundsätzlich keine Rechtfertigung für eine Ausnahme. Schnalle dich also bei jeder Autofahrt korrekt an, um dich und dein Baby bestmöglich zu schützen. Fährst du ohne Gurt, riskierst du darüber hinaus im Falle eines Unfalls deinen Versicherungsschutz bzw. volle Schadensersatzansprüche. 

Bitte Platz nehmen beim Autofahren in der Schwangerschaft

Als werdende Mutter und eigenständige Autofahrerin solltest du den Fahrersitz so weit wie möglich zurückschieben, damit dich der Airbag nicht gefährdet. Das Lenkrad und die Pedale müssen jedoch noch gut und sicher erreicht werden können. Keinesfalls darf der Airbag deaktiviert werden! Ein Aufprall auf die Lenkradsäule birgt nämlich deutlich schlimmere Gefahren für dich und dein Kind. Die Rückenlehne stellst du am besten steil aufrecht in eine für dich passende Position.

Für schwangere Mitfahrerinnen auf dem vorderen Beisitz empfiehlt der ADAC einen Abstand von mindestens 30 cm vom Armaturenbrett.

Wenn sich längere Fahrten nicht vermeiden lassen, lege nach spätestens zwei Stunden unbedingt eine Pause ein. Denn durch langes Sitzen in abgeknickter Haltung wird das Becken schwächer durchblutet und damit auch die Sauerstoffversorgung des Babys beeinträchtigt. Außerdem steigt die Gefahr einer Thrombose, wenn eine Vene in der Kniekehle abgeknickt wird. Möglicherweise kommen für dich auch Stütz- bzw. Kompressionsstrümpfe bei längeren Fahrten in Frage.

Wenn du eine Pause einlegst: Sorge für Bewegung. Vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit für einen kleinen Spaziergang. Auch Wipp- und Dehnübungen für Füße und Beine sind jetzt hilfreich. Dafür kannst du etwa mehrmals hintereinander die Zehen und im Wechsel die Fersen hochziehen. Dabei spannst und entspannst du deine Waden (sog. Wadenpumpe). Diese Übung funktioniert auch hervorragend, wenn du im Stau stehen solltest.

Und vergiss nicht, während einer längeren Autofahrt viel zu trinken, am besten Wasser. 

Bitte beachten!

Solltest du doch einmal in einen Unfall verwickelt sein, suche bitte umgehend eine Arztpraxis auf! Lasse auf jeden Fall abklären, ob bei dir und deinem Kind alles in Ordnung ist oder ob es Unregelmäßigkeiten gibt – ganz egal, wie banal der Unfall auch gewesen sein mag.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder

Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin  unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.

Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.

Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de