Die meisten Babys haben ihre erste Autofahrt bereits in ihren ersten Lebenstagen absolviert – nämlich von der Geburtsklinik nach Hause. Das war jedoch meist eine überschaubare Strecke. Anders sieht es schon aus, wenn die Großeltern ihr erstes Enkelkind kennenlernen sollen, aber 300 Kilometer entfernt wohnen. Mit folgenden Tipps kannst du dafür sorgen, dass das Autofahren mit Baby so angenehm wie möglich ist. Und vor allem sicher!
Zeitpunkt und Fahrzeit beim Autofahren mit Baby
Grundsätzlich solltest du in den ersten drei Lebensmonaten deines Kindes längere Autofahrten mit ihm vermeiden. Alle Fahrten, die über höchstens zwei Stunden hinausgehen, verschiebst du besser auf später. Denn die Wirbelsäule des Babys ist noch sehr empfindlich und wird durch die halbsitzende Position in der Autoschale belastet. Außerdem wird in dieser Position der Brustkorb des Kindes immer etwas zusammengedrückt, was sich negativ auf seine Atmung auswirken kann. (Gleiches gilt übrigens, wenn du Babys Autoschale auf ein fahrbares Gestell befestigst und dein Kind damit längere Zeit schiebst. Davon kann ich dir nur abraten.)
Relativ neu im Handel ist die sog. Babywanne fürs Auto, die für Kinder bis 10 Kilogramm geeignet ist. Sie wird quer zur Fahrtrichtung auf dem Rücksitz befestigt. Darin kann das Baby komplett waagerecht liegend im Auto mitfahren. Das entlastet seinen kleinen Rücken. Babywannen haben in Tests gut abgeschnitten – sind aber im Vergleich zu Autoschalen deutlich teurer.
Immer entgegen der Fahrtrichtung
Transportiere dein Kind im Auto ausnahmslos in einer Babyschale oder Babywanne. Diese müssen gemäß UN ECE Reg. 44 oder neu 129 zugelassen sein. Falls du von privat eine gebrauchte Autoschale bzw. später einen Autositz für das Kind anschaffen möchtest, so am besten nur von vertrauenswürdigen, dir bekannten Personen. Denn du musst sicher sein, dass die Schale bzw. der Sitz tatsächlich noch keinem Unfall ausgesetzt war.
Im Auto reisen Babys aus Sicherheitsgründen immer entgegen der Fahrtrichtung. Das hat einen guten Grund: Musst du nämlich scharf bremsen oder hast du gar einen frontalen Zusammenstoß, so würde diese Kräfte dein Kind ruckartig nach vorne schleudern, wenn es in Fahrtrichtung mitfahren würde. Der kleine Körper wäre zwar durch den Gurt gesichert – nicht aber das Köpfchen. Das fliegt in einem solchen Fall heftig nach vorne und wieder zurück, was den empfindlichen Nacken extrem belasten würde und zu lebensgefährlichen Verletzungen der Halswirbelsäule führen kann. Entgegen der Fahrtrichtung wird das Kind jedoch beim scharfen Bremsen oder bei einem Aufprall in seinen Sitz gedrückt. Seine Verletzungsgefahr sinkt. Dies haben Crashtests und Unfallauswertungen eindrucksvoll bewiesen.
Ist die Babyschale nach UN ECE Reg. 129 zugelassen, so fährt dein Kind darin entgegen der Fahrtrichtung im Auto mit, bis es 15 Monate alt ist. In Babyschalen, die gemäß UN ECE Reg. 44 zugelassen sind, sitzt dein rückwärtsgerichtet im Wagen, bis es 13 Kilo wiegt. Der ADAC rät, kleine Kinder, die aus der Babyschale herausgewachsen sind, weiterhin mindestens bis zu einem Alter von zwei Jahren im Auto entgegen der Fahrtrichtung zu transportieren. Dafür gibt es spezielle Autositze, die sogenannte Reboarder. Sie müssen im Auto aber unbedingt genau nach Anleitung befestigt werden.
Der sicherste Platz beim Autofahren mit Baby
Grundsätzlich ist die Rückbank für dein Kind sicherer als der vordere Beifahrersitz. Daher empfiehlt der ADAC, die Babyschale bzw. den Kindersitz stets auf der Rückbank zu befestigen. Hier ist der beste Platz hinten rechts zur Gehwegseite, damit du die Schale gefahrlos rein- und rausnehmen kannst. (Und auch später kann dein Kind hinten rechts am sichersten ein- und aussteigen.) Falls zwei Erwachsene im Auto mitfahren, sollte sich einer auf die Rückbank neben das Baby setzen, um zur Stelle zu sein, falls erforderlich.
Manchen Eltern erscheint es aber praktischer, die Babyschale im Auto auf dem Beifahrersitz neben sich mitzuführen. Gerade wenn sie mit dem Kind allein unterwegs sind. Dann können sie sich während der Fahrt oder vor der roten Ampel mal eben rasch mit dem Baby befassen, um es zu beruhigen oder es ein bisschen zu „bespaßen“. Doch genau damit wirst du als Fahrer*in zu sehr abgelenkt! Und ehe man sich versieht, ist es passiert und der Unfall da! Einschlägige Erhebungen belegen: Wer sich beim Autofahren auch nur für drei Sekunden von der Fahrbahn abwendet, legt viele Meter in völligem „Blindflug“ zurück.
Im Übrigen gilt: Auf dem Beifahrersitz entgegen der Fahrtrichtung dürfen Kinder nur mitgenommen werden, wenn dort der Airbag ausgeschaltet ist. Andernfalls kann der Airbag das Kind in Lebensgefahr bringen, wenn er auslöst. Lässt sich der Airbag nicht ausschalten, scheidet dieser Platz also ohnehin aus.
Wenn das Baby schreit
Wohl alle Mütter und Väter, die mit ihrem Baby alleine im Pkw unterwegs sind, kennen folgende Situation: Das Kleine ist aus irgendeinem Grund unzufrieden und schreit. Und du bekommst Schweißausbrüche und willst dich sofort um das Kind kümmern. Bitte widerstehe unbedingt diesem Drang! Egal, ob es auf dem Beifahrersitz oder auf dem Rücksitz mitfährt: Fahre konzentriert mit Blick nach vorn weiter, bis du eine sichere Gelegenheit gefunden hast, anzuhalten. Erst dann solltest du das Kind beruhigen. So wichtig es auch ist, auf das Weinen des Kindes prompt zu reagieren: Noch wichtiges ist es, dass du beim Fahren keinen Unfall baust! Im Straßenverkehr muss Sicherheit immer oberste Priorität haben. Das gilt für eure Sicherheit und letztlich auch für die anderer Verkehrteilnehmer*innen.
Von einigen Eltern weiß ich, dass sie an der Rücksitzlehne einen speziellen Autospiegel montiert haben, damit sie von vorne besser sehen können, wie es dem Baby hinten geht. Aber auch bei diesem Vorschlag ist Vorsicht geboten – denn der ständige Fahrerblick in diesen Spiegel kann auch erheblich ablenken.
Unterwegs im Auto
Für längere Fahrten hilft dir ein bisschen Planung im Vorfeld, um die Fahrt für euch angenehmer zu gestalten. So kannst du beispielsweise die Fahrzeit nach Möglichkeit in die Schlafphasen deines Babys legen. Ein müdes Kind schläft im Auto meistens schnell ein. Spätestens nach zwei Stunden ist es jedoch Zeit für eine Pause. Dann braucht Babys Rücken eine Auszeit von der gekrümmten Haltung in der Babyschale. Jetzt tut ihm Bewegung gut. Du kannst dein Baby auf einer Decke zum Strampeln animieren oder umherkrabbeln lassen. Die Pause ist auch eine gute Gelegenheit, um das Baby zu stillen bzw. ihm etwas zu essen und zu trinken anzubieten.
Aus Sicherheitsgründen möchte ich davon abraten, dem Baby während der Fahrt etwas zum Essen wie z.B. eine Reiswaffel in die Hand zu geben, gerade wenn du mit deinem Kind alleine im Auto unterwegs bist. Damit mag es zwar eine Zeit lang beschäftigt sein, aber falls es sich verschluckt, kannst du nicht schnell genug eingreifen und riskierst womöglich eure Sicherheit.
Verzichte bei längeren Fahrten auch besser auf dicke Jacken fürs Baby. Dann lässt sich das Kleine nicht nur sicherer anschnallen, sondern schwitzt auch nicht so schnell. Ich empfehle gerne eine kleine Decke zum Zudecken, wenn es dir im Wagen zu kalt erscheint. Sie lässt sich auch leichter wegnehmen, wenn es dem Kleinen zu warm wird. Das ist allemal einfacher als dein Kind aus einem wattierten Schneeanzug zu schälen.
Achte für die Fahrt auch auf einen Sonnenschutz am Fenster auf der Fahrtseite deines Kindes.
Ein kleiner Tipp: Viele Babys lieben es, unterwegs mit einem Activity Trapez oder einem ähnlichen Greifspielzeug an der Babyschale zu spielen. Das sorgt für Beschäftigung.
Niemals allein in Auto lassen
Unabhängig davon, wohin du mit deinem Baby im Auto fährt: Lasse es NIEMALS unbeaufsichtigt alleine im Auto zurück. Nicht einmal für den kürzesten Moment! Denn du weißt nie, welche unvorhersehbaren Umstände plötzlich eintreten können, die dein Kind dann möglicherweise in Gefahr bringen.
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Katharina Jeschke
Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder
Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.
Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.
Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de