Erst kürzlich erzählte mir eine Schwangere, dass sie zusammen mit ihrem Freund noch rasch einen „Babymoon“ gebucht hat, bevor das Kind kommt. Mit dieser Wortschöpfung aus „Baby“ und „Honeymoon“ (Flitterwochen) hat die Reisebranche Schwangere und ihre Partner*innen als neue Zielgruppe entdeckt. Verwöhntage zu zweit inklusive Spezialangebote wie Candlelight Dinner, Schwangeren-Yoga oder „Papa-Führerschein“ sollen unbeschwerte Urlaubstage garantieren. Noch einmal entspannen, bevor schlaflose Nächte und Babygeschrei an den Nerven zerren. Denn mit Kind kann man ja „sowieso erstmal nicht mehr viel unternehmen“, höre ich immer wieder von werdenden Eltern. Ist das wirklich so? Lies dazu auch den Beitrag Reisen mit Kind auf meinem Blog. In jedem Fall lassen sich aber auch mit Babybauch vergnügliche Urlaubstage genießen. Dazu hier ein paar Empfehlungen:
Zum Reisen in der Schwangerschaft sollte deine Schwangerschaft unauffällig verlaufen und keine Erkrankungen vorliegen. Allen werdenden Müttern würde ich empfehlen, ihre Urlaubspläne im Vorfeld mit ihrer Hebamme oder ihrer Ärztin bzw. deinem Arzt zu besprechen. Zwingend ist das für Schwangere, wenn sie folgende Auffälligkeiten aufweisen:
• zu hoher Blutdruck oder Herz-Kreislauf- oder Lungen-Erkrankungen
• diagnostizierte Präeklampsie
• Plazentainsuffizienz
• Wachstumsverzögerungen des Kindes
• erhöhtes Fehlgeburtsrisiko
• aktuelle Frühgeburtsbestrebungen oder Vorgeschichte mit wiederholten Frühgeburten
• Blutarmut
Aber auch, wenn du rundum fit und gesund bist, gibt es in der Schwangerschaft Aktivitäten bzw. Reiseziele, auf die du besser verzichtest. So ist es mit Babybauch beispielsweise nicht der richtige Zeitpunkt, um im Safari-Jeep über staubige Pisten zu holpern, entlegene Dschungelgebiete zu erwandern oder am Riff die Taucherausrüstung zu testen.
Natürlich hat wohl jede Schwangere beim Thema Reise ihre individuellen Vorstellungen, Wünsche und Vorlieben, was ihr jetzt guttun würde. Vielleicht möchtest du einfach nur entspannen und dich verwöhnen lassen. Möglicherweise schöpfst du lieber Energie, indem du aktiv bist und dich sportlich betätigst. Oder ein Mix aus beidem wäre genau das Richtige für dich. Höre jetzt auf dein Gefühl bzw. deinen Körper, das gibt dir schon mal eine gute Orientierung, wie du deinen Urlaub gestalten kannst.
Wenn du also ein paar Dinge zu beachtest, lassen sich auch mit Babybauch unbeschwerte Urlaubstage genießen. Vergiss jedoch nicht, in jedem Fall deinen Mutterpass und deine Versichertenkarte einzupacken!
Welche Schwangerschaftsphase ist am besten zum Verreisen?
Als ideale Zeitspanne bevorzugen viele werdende Mütter für einen Urlaub das zweite Schwangerschaftsdrittel. Denn in dieser Zeit fühlen sich die meisten fit und energiegeladen. Falls im ersten Trimenon Morgenübelkeit aufgetreten ist, hat diese jetzt regelmäßig nachgelassen. Die Hormone haben sich eingependelt. Und anders als im dritten Trimenon beeinträchtigt auch noch kein voluminöser Kugelbauch die Beweglichkeit. Außerdem besteht im zweiten Schwangerschaftsdrittel wenig Gefahr, dass das Baby früher als geplant am Urlaubsort zur Welt kommt.
Wohin soll es zum Reisen in der Schwangerschaft gehen?
Die Welt ist groß und schön! Dennoch gibt es Reiseziele, die werdende Mütter jetzt lieber meiden sollten. Grundsätzlich eignen sich in der Schwangerschaft Reiseziele im Inland und europäischen Ausland gut. Hier ist die Anreise meist überschaubar, und Zeitverschiebungen mit Jetlag im Gepäck fallen auch weg. Das Klima ist oft nicht so viel anders als in heimischen Regionen und die Gefahr, sich Erkrankungen zuzuziehen, ist ebenfalls geringer als in exotischen Gefilden.
Auf der Suche nach einem passenden Reiseziel empfiehlt es sich, folgende Aspekte mit zu berücksichtigen:
Klima:
Extreme Hitze und feucht-warmes Tropenklima belasten den Kreislauf – besonders jenen von Schwangeren. Schwindelattacken können dabei unangenehme Begleiterscheinungen sein. Und vergiss nicht: Auch Länder in Südeuropa können im Hochsommer Temperaturen bis zu 40 Grad erreichen.
„Ab in die Berge“, sagen sich da einige Schwangere. Gute Idee – aber möglichst kein Aufenthalt über 2.500 Meter über dem Meeresspiegel. Und bitte nicht höher wandern als auf 1.800 bis 2.000 Meter. Denn in der Höhe nimmt der Luftdruck ab. Wer hier nicht ausreichend akklimatisiert ist, japst jetzt schnell, weil er aus der Puste gerät, ringt womöglich nach Sauerstoff oder muss gar mit Schwindel kämpfen.
Gesundheitliche Risiken:
Ein besonderes Augenmerk solltest du auf die hygienischen Bedingungen und den Standard der medizinischen Versorgung am Urlaubsort legen. Dass man in vielen Ländern beispielsweise Eiswürfel aus Leitungswasser meiden sollte oder auch zum Zähneputzen besser gekauftes Wasser aus der Flasche nimmt, ist nur ein Aspekt der Hygiene vor Ort. Informiere dich also gut, was dich erwarten würde. Gleiches gilt auch für die medizinische Versorgung. Das heißt: Wie schnell ist ärztliche Betreuung oder ein Krankenhaus erreichbar – und wie ist dort die Qualität der medizinischen Versorgung? Auch die Küche in fremden Ländern kann manchmal schneller, als einem lieb ist, für Durchfallerkrankungen sorgen. So beliebt die altbewährte Reiseregel – nicht nur für Schwangere – unverändert aktuell: „Cook it, peel it or forget it!“ (Gare es, schäle es oder lass die Finger davon!)
Informiere dich auch, ob bzw. welche Reiseimpfungen ggf. erforderlich sind. Mehr zu Impfungen in der Schwangerschaft kannst du hier auf meinem Blog lesen. Länder, für die du beispielsweise eine Malaria- oder Gelbfieberprophylaxe benötigst, streichst du also am besten gleich von der Liste deiner möglichen Urlaubsziele.
Anreise:
Ein weiterer Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist, ist die Frage nach der Dauer der Anreise. Natürlich ist es ein Unterschied, ob du 10 Stunden im Auto sitzt, zwei Stunden im Flugzeug oder fünf Stunden in der Bahn. Langes Sitzen empfinden viele Schwangere als unangenehm. Es birgt außerdem die Gefahr einer Thrombose, insbesondere im Flugzeug.
Einreisebeschränkungen:
In manchen Ländern wie beispielsweise den USA gelten bestimmte Einreisebestimmungen für Schwangere. Um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, informiere dich darüber im Vorfeld.
Wie komme ich ans Reiseziel?
Bei der Wahl des Verkehrsmittels stehen Sicherheit und Komfort für werdende Mütter ganz oben. Bequeme Kleidung sorgt in jedem Fall für mehr Wohlbefinden.
Mit dem Auto:
Ob als eigenständige Fahrerin oder Mitfahrerin: Im Pkw solltest du nach spätestens zwei Stunden Fahrt eine Pause einlegen, in der du dich bewegen kannst. Natürlich gilt auch für Schwangere die Anschnallpflicht. Damit der Gurt optimal sitzt, lässt du den Schultergurt zwischen deinen Brüsten laufen. Der Beckengurt wiederum liegt tief unter deinem Bauch straff am Becken. Um etwaige Gefahren durch den Airbag zu minimieren, sollte der Sitz möglichst weit zurückgeschoben sein. Schwangeren Beifahrerinnen empfiehlt der ADAC mindestens 30 cm Abstand vom Armaturenbrett. Schwangere Fahrerinnen sollten die Pedale noch sicher und gut erreichen können. Mehr übers Autofahren in der Schwangerschaft findest du hier auf meinem Blog.
Mit der Bahn:
Auf Schienen ans Urlaubsziel zu reisen, kann sehr entspannend sein. Dafür nutzt du am besten eine Sitzplatzreservierung. In den Zügen hast du relativ viel Beinfreiheit. Du kannst auch jederzeit aufstehen, um dich etwas zu bewegen. Wer sich nicht mit schweren Koffern belasten möchte, kann auch den Gepäck-Service mit seinen unterschiedlichen Angeboten (gegen ein entsprechendes Entgelt) nutzen. Dein Gepäck kann sogar bei dir zu Hause abgeholt und direkt zu deinem Urlaubsdomizil befördert werden.
Mit dem Flugzeug:
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass werdende Mütter eine Flugreise unternehmen. Hole dir dennoch vorher „grünes Licht“ aus medizinischer Sicht ein.
Wichtig zu wissen: Fluggesellschaften befördern Schwangere ab der 36. Schwangerschaftswoche meist nicht mehr, um eine eventuelle Geburt in der Luft zu vermeiden. Diese Grenze kann bei manchen Anbietern auch bereits früher liegen. Manche Airlines verlangen auch einen Nachweis über die Schwangerschaftswoche und/oder eine ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung. Informiere dich also vorab über die aktuellen Vorgaben der von dir gewählten Fluggesellschaft.
Beim Einchecken lass dir einen Sitzplatz mit möglichst viel Beinfreiheit geben – also bevorzugt am Notausgang oder zumindest am Gang. Verbaue dir auch nicht selbst die Beinfreiheit durch Handgepäck unter dem Sitz vor dir. Den Sicherheitsgurt am Platz legst du unterhalb deines Bauches an. So wird er nicht eingeengt oder gedrückt und dein Kind nicht beeinträchtigt. Vergiss auch nicht, auch an Bord viel zu trinken. Auch in der Luft hilft regelmäßige Bewegung, die Blutzirkulation in Gang zu halten und so das Thromboserisiko zu senken. Wippe oder kreise mit deinen Füßen am Platz oder gehe ein paar Schritte durch die Gänge. Vielleicht kommen für dich auch Kompressionsstrümpfe gegen Thrombose in Frage.
Welche Versicherung(en) benötige ich beim Reisen in der Schwangerschaft?
Mach dich vorab mit den Stornierungsmöglichkeiten für deine Reise vertraut. Je nachdem, was du planst, kann sich auch eine Reiserücktrittsversicherung lohnen. Falls du dich dafür entscheidest, lies auch das berühmte Kleingedruckte. Hier sollten nämlich speziell Schwangerschaftskomplikationen mitversichert sein, damit du ggf. deine Buchung stornieren bzw. den Urlaub abbrechen kannst.
Wer eine Auslandskrankenversicherung abschließen möchte, sollte ebenfalls genau hinsehen: Gerade für Schwangere ist es wichtig, ob auch ein „medizinisch sinnvoller Rücktransport“ abgedeckt ist – oder nur der übliche „medizinisch notwendige Rücktransport“.
Angekommen am Urlaubsort
Hier plädiere ich unbedingt dafür: Lass es langsam angehen! Du muss nicht gleich am ersten Tag alle Sehenswürdigkeiten entdeckt und alle Wellness-Angebote im Hotel ausprobiert haben. Finde einfach einen guten Rhythmus zwischen Aktivitäten und Pausen – und scheue dich auch nicht, auch im Urlaub zwischendurch ein Schläfchen zu halten.
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Katharina Jeschke
Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder
Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.
Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.
Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de