Flaschenkinder haben keine Bindung zu ihrer Mutter. Flaschenkinder haben schlechte Zähne. Flaschenkinder haben mehr Allergien. Wenn es um die Flaschennahrung von Babys geht, jagt ein Mythos den nächsten. Heute möchte ich damit aufräumen. Denn ich bin Julia, Mutter eines heute 2-jährigen Sohnes und eines kann ich gleich sagen: er hat sich ganz normal entwickelt. 

Als ich 2017 schwanger geworden bin, habe ich mich von Anfang an und ganz bewusst gegen das Stillen entschieden. Und ich habe mich auch niemals dafür gerechtfertigt. Natürlich wurde mir häufig die Frage gestellt, warum ich nicht stillen möchte? Meine Antwort: “Ich möchte nicht stillen”. Mein Körper, meine Entscheidung. Ja, stillen ist das beste für das Baby, aber das beste für das Baby muss nicht immer das beste für die Mutter sein.

Nicht stillen: Du musst Dich nicht rechtfertigen

Aber mal davon abgesehen, dass ich diese Entscheidung für mich getroffen habe, gibt es auch unzählige Frauen, die nicht stillen können, weil es einfach nicht klappt, weil keine Milch kommt oder weil gesundheitliche Probleme auftreten. Ich möchte an dieser Stelle gerne mal etwas loswerden:

Keine Mutter muss sich rechtfertigen, wenn sie nicht stillen will. Der Grund, warum ein Baby die Flasche bekommt, ist so privat wie die Zeugung selbst. Es geht niemanden etwas an. Und keine Mutter muss ein schlechtes Gewissen haben. 

Ganz egal, ob Dich Deine Schwiegermutter nervt, ob Du im Café schräg angeschaut wirst, oder ob sogar Deine beste Freundin versucht Dich zu bekehren. Schalte auf Durchzug, ignoriere es. Und wenn Dich jemand fragt, warum Du nicht nicht stillst, darfst Du gerne darauf hinweisen, dass es niemanden etwas angeht. 

“Das ist eine sehr private Angelegenheit, die ich nicht mit Dir besprechen möchte”

Deine Antwort auf nervige Fragen

Sei’ selbstbewusst. Du bist eine wundervolle Mutter, ganz egal, ob Dein Kind gestillt wird oder ob Du die Flasche gibst. Mein Sohn und ich haben eine innige Beziehung und er hat von mir nur die Vormilch im Kreißsaal bekommen. 

Ein weiterer Mythos, der gern verbreitet wird: Flaschenkinder haben nicht genügend Hautkontakt zur Mutter; das stört das Bonding. Auch hier kann ich sagen: totaler Quatsch! Wenn wir unseren Sohn gefüttert haben, dann haben wir ihn genauso im Arm gehalten, wie ein Kind, das gestillt wird. Die Frage muss ja sein: führt das Bisschen mehr an Hautkontakt, den ein Stillkind bekommt (das berühren der Brust mit Lippen und Händen) zu einer besseren Bindung? Ich glaube nicht. An dieser Stelle möchte ich gern auf einen Vorteil der Flaschennahrung hinweisen: Stillen kann nur die Mama. Nur die Mama kann den Säugling beruhigen, nur die Mama kann das Baby in den Schlaf stillen. Die Flasche kann aber jeder geben; ganz besonders der Papa. Für uns war es absolut kein Problem, als ich das erste Mal nach der Geburt mit Freundinnen unterwegs war, den unser Sohn war es gewöhnt, von uns beiden gefüttert zu werden.

Das richtige Milchpulver für die Flaschennahrung

Wenn Du Dich – wie ich auch – komplett gegen das Stillen entschieden hast, dann wirst Du Deinem Kind Milchpulver anrühren. Achte bitte darauf, dass Du ausschließlich Pre-Milch oder HA (also hypoallergene) Pre-Milch gibst. Es gibt keinen Grund, Dein Kind mit Pre-Milch auf Basis von Ziegenmilch zu füttern. Warum?

Unser Sohn war ein ganz heftiges Spuckkind. Er hat nicht einfach nach dem Fläschchen ein Bäuerchen gemacht, er hat einen ganzen Meter weit gespuckt und zwar richtig viel. Eher durch einen Zufall haben wir herausgefunden, dass er eine Allergie gegen Kuhmilcheiweiß hat. Die Anweisung vom Kinderarzt war dann: keine Kuhmilch im ersten Jahr. Wir haben also Pre-Milch auf Sojabasis gefüttert. Die Kinderärztin wies uns übrigens darauf hin, dass Ziegenmilch-Eiweiß dem der Kuh sehr ähnlich ist und wir deshalb auch keine Ziegenmilch füttern sollen. Wenn Du also eine Kuhmilcheiweiß-Unverträglichkeit vermeiden möchtest, empfehle ich Dir, Pre-Milch auf Sojamilch-Basis. 

Muttermilch abpumpen für Flaschennahrung

Wenn Du genug Milch hast, aber Dein Kind nicht stillen willst oder es einfach nicht klappen möchte, kannst Du die Milch auch einfach abpumpen. Hierzu gibt es verschiedene Milchpumpen. Wenn bei Dir ein medizinischer Grund vorliegt und Du deshalb nicht stillst, wende Dich bitte an den Kinderarzt oder Deinen Frauenarzt. Du hast die Möglichkeit, Dir eine Milchpumpe aus der Apotheke zu leihen; die Kosten dafür übernimmt meistens die Krankenkasse. 


Wenn Du aus eigenem Antrieb heraus nicht stillen möchtest, Deine Muttermilch aber abpumpen willst, dann würde ich Dir eine elektrische Milchpumpe empfehlen. Da Du am Anfang sehr große Mengen abpumpen wirst, kommst Du mit einer manuellen Milchpumpe schnell an Deine Grenzen.

Die elektrische Milchpumpe

Eine gute elektrische Milchpumpe kostet etwa 180 Euro, zum Beispiel diese hier. Achte beim Kauf darauf, dass die Milchpumpe mit einem Bustier kompatibel ist, so hast Du während dem Abpumpen beide Hände frei. Die abgepumpte Muttermilch kannst Du entweder bei Zimmertemperatur (bei 16 bis 25 Grad etwa 6 Stunden haltbar), im Kühlschrank (bei 4 Grad max. 5 Tage haltbar) oder im Gefrierschrank (bei -18 Grad max 9 Monate haltbar) lagern. Notiere Dir stets das Abfülldatum, so kannst Du sicher sein, dass Deine Muttermilch nicht schlecht geworden ist

Achte beim Abfüllen der Milch auf ausreichende Hygiene und koche die Aufbewahrungsbeutel vorher in heißem Wasser aus. Du musst Dir übrigens keine Sorgen wegen der Nährstoffe machen; einfrieren und langsames auftauen zerstören die Nährstoffe der Milch nicht. Lediglich die antibakterielle Wirkung der Muttermilch geht nach drei Wochen einfrieren verloren. Eingefrorene Muttermilch kannst Du im Kühlschrank langsam auftauen oder im Wasserbad bei max. 37 Grad. Am besten stellst Du die benötigte Menge Milch bereits am Vorabend in den Kühlschrank. 

Hochwertige Pre-Milch für die Flaschennahrung 

Wenn Dein Baby keine Muttermilch, sondern Milchpulver bekommt, dann achte beim Kauf darauf, ein hochwertiges Produkt zu kaufen. Einige Hersteller schummeln schon in Pre-Nahrung Zuckerstoffe, die nicht nötig sind. An dieser Stelle möchte ich noch einen persönlichen Hinweis einbringen:

Unser Sohn hat kurz nach seinem zweiten Geburtstag seine letzte Flasche bekommen. Irgendwann mochte er sie einfach nicht mehr. Wir haben nahezu über zwei Jahre ausschließlich Pre-Milch auf Sojabasis gegeben. Warum? Es gibt keinen ernährungsphysiologischen Grund, warum ein Kind Folgemilch bekommen sollte. Für eine gesunde Entwicklung reicht es völlig aus, dem Kind – solange es die Flasche bekommt – Pre-Milch zu geben. Ich kann aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, dass auch ein Kind, dass 1er, 2er oder sogar 3er Milch bekommt, nicht besser oder sogar durchschlafen wird. Auch der Beikoststart ist kein Grund, auf Folgemilch umzustellen. Leider enthalten diese Milchsorten oft versteckte Zuckerstoffe und sehr viel Stärke. Dein Kind hat also keinen gesundheitlichen Vorteil, wenn Du von Pre-Milch auf Folgemilch umsteigst. 

Leider war auch unsere Kinderärztin keine besonders große Hilfe bei der ersten Auswahl des Milchpulvers, denn die wissen auch oft nicht gut Bescheid, was in Pre-Milch enthalten ist. Eines konnte sie mir aber versichern: Babys, die Pre-Milch erhalten, werden mit allen nötigen Nährstoffen versorgt, es mangelt ihnen an nichts. 

Organisation ist alles

Mütter, die ihre Kinder mit der Flasche ernähren, stehen aber nicht nur vor der Herausforderung, sich rechtfertigen zu müssen. Sie müssen sich gut organisieren. Ich hatte zwei Jahre Zeit, die Flaschennahrung für Kinder zu perfektionieren und kann sagen: die richtige Organisation schont Deine Nerven.

Damit Du die Flasche für Dein Baby schnell zubereiten kannst (denn ein hungriges Baby ist ein lautes Baby), solltest Du Wasser immer in der richtigen Temperatur parat haben. Unsere Hebamme hat uns damals gesagt, die richtige Trinktemperatur beträgt 37 Grad, so empfehlen es auch die Hersteller von Milchpulver. 

Um Zuhause immer Wasser in Trinktemperatur parat zu haben, empfehle ich Dir, abgekochtes Wasser in der benötigten Menge (je nach Alter des Kindes) in Flaschen abzufüllen und immer eine Flasche im Flaschenwärmer aufzubewahren. Nach Rücksprache mit unserer Kinderärztin führt das nicht zu einer erhöhten Keimbelastung, denn das Wasser steht – gerade bei Säuglingen – nur kurze Zeit im Wärmer. Hierzu benötigst Du einen Flaschenwärmer, der sich nicht automatisch ausschaltet. Ich kann Dir diesen hier empfehlen. Wir hatten ihn ein Jahr lang wirklich 24 Stunden pro Tag an und er hat es problemlos ausgehalten. Die Wassertemperatur bleibt konstant bei 37 Grad und er kann natürlich auch Gläschen aufwärmen und auftauen. 

Flaschennahrung unterwegs

Für längere Ausflüge oder als Alternative zu einem Flaschenwärmer kannst Du das Wasser auch abkochen, auf Trinktemperatur abkühlen und dann in eine Thermoskanne füllen. Hier brauchst Du ein Modell, dass wirklich über viele Stunden zuverlässig warm hält. Ich habe mehrere Modelle ausprobiert und mich hat nur diese Thermoskanne überzeugt. Ein Bratenthermometer hilft Dir, die Temperatur zu prüfen. Wenn Dir eine 1-Liter-Flasche zu groß ist, dann empfehle ich Dir eine 0,5 Flasche

Ist das Wasser endlich mit der richtigen Temperatur in der Flasche, muss noch das Milchpulver dazu. Hier empfehle ich Dir, die benötigte Menge morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Schlafengehen, in Pulverspender zu füllen. Denn mit einem schreienden Baby auf dem Arm ist es echt schwierig, mit dem kleinen Portionslöffel zu arbeiten. Ich habe einige Modelle durchprobiert und war mit diesem Pulverspender sehr zufrieden. Die Öffnung hat genau die richtige Größe und nichts geht daneben.

Sauger gegen Koliken

Bei der Auswahl der Flaschen und Sauger solltest Du mit Deiner Hebamme sprechen. Hebamme Katharina empfiehlt den Sauger von Chicco. Ich kenne Babys, deren Eltern nahezu alle Sauger durchprobiert haben, bis endlich ein passender gefunden war. Grundsätzlich würde ich aber immer darauf achten, dass die Flaschen und Sauger ein Anti-Kolik-System haben, so wie diese hier.

Nach dem Gebrauch solltest Du die Flaschen sofort mit warmen Wasser und Spülmittel reinigen. Unser Sohn hatte nie Probleme mit herkömmlichen Spülmittel. Wir haben lediglich darauf geachtet, eine “sensitive”-Variante zu kaufen, die möglichst wenig Eigengeruch hat. Einige Firmen bieten spezielle Spülmittel für Babys an, diese sind aber nicht nötig. Eine Flaschenbürste hilft Dir, die Milchreste gründlich zu entfernen. Diese solltest Du regelmäßig austauschen. 

Nach dem Reinigen mit Spülmittel solltest Du die Flaschen in den ersten Monaten noch sterilisieren. Du kannst sie in einem Topf auskochen (ich mochte das nicht, weil wir sehr kalkhaltiges Wasser haben) oder Du verwendest einen Dampfsterilisator. Nach dem Sterilisieren solltest Du die Flaschen gut austrocknen lassen. Dazu fand ich einen Trockenständer für Flaschen ziemlich praktisch. 

Unkomplizierte Flaschennahrung

Wir waren sehr froh, dass wir diese Ausstattung hatten, denn so konnten wir auch unterwegs recht unkompliziert eine Flasche zubereiten. Ich weiß gar nicht mehr, wann unser Sohn aufgehört hat tagsüber eine Flasche zu trinken. Ich glaube, so etwa mit 18 Monaten. Die Nachtflasche gab es mit etwa 20 Monaten nicht mehr. 

Wenn Du vom Stillen mit Muttermilch auf Flaschennahrung umzustellen möchtest, solltest Du folgendes wissen:

Auch hier gibt es keinen Grund, sich zu rechtfertigen. Du entscheidest selbst, wie lange Du stillen möchtest. 

Auf den ersten Blick scheint die einfachste Methode die klassische Abstilltablette zu sein. Da ich gleich von Beginn an nicht stillen wollte, habe ich die kleine Tablette schon im Krankenhaus bekommen. Um ehrlich zu sein, habe ich nichts negatives bemerkt. Das lag aber sicher daran, dass ich noch keinen richtigen Milcheinschuss hatte. Mit der Abstilltablette führst Du Deinem Körper den Wirkstoff Bromocriptin zu, dass die Milchproduktion stoppt. Allerdings gibt es hier auch einige Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Schwindel, Kopfschmerzen, Ohnmacht oder depressive Verstimmung. 

Alternative Abstillmethoden

Eine bessere Alternative ist das sanfte Abstillen. Dabei entwöhnst Du Dein Baby Schritt für Schritt von der Brust. Das geht natürlich nur, wenn Du nicht sofort abstillen willst oder musst. Eine natürliche Hilfe dabei ist Salbei- oder Pfefferminztee. Beide Teesorten hemmen die Ausschüttung des Hormons Prolaktin, das für die Milchbildung verantwortlich ist. Zudem wirken beide entzündungshemmend. Du kannst zwei bis vier Tassen pro Tag davon trinken. Du kannst Dir auch Deinen eigenen Abstilltee zubereiten, dazu benötigst Du Salbeiblätter, Walnussblätter und Hopfenzapfen.

Wenn Du merkst, dass Deine Brust schmerzt und sehr fest wird, kann Dir ein Quarkwickel helfen. Viele Hebammen empfehlen bei einer Brustentzündung homöopathische Mittel Phytolacca. Bitte verzichte erst einmal auf weitere Behandlungen und frage Deine Hebamme um Rat. 

Ob Du Dein Baby stillt oder ihm die Flasche gibst, ist Deine eigene Entscheidung. Du bist eine wundervolle Mutter, ganz egal, wofür Du Dich entscheidest.