Es gibt einige schwangerschaftsbedingte Erkrankungen, die mit einem erhöhten Blutdruck einhergehen. Zu diesen sogenannten „hypertensiven“ Schwangerschaftserkrankungen gehören z.B. ein in der Schwangerschaft entwickelter erhöhter oder hoher Blutdruck (Gestationshypertonie) sowie die Präeklampsie. Auch das gefürchtete HELLP-Syndrom gilt als hypertensive Schwangerschaftserkrankung. Dabei reißt der Blutdruck nicht bei allen betroffenen Frauen nach oben aus – aber doch bei bis zu 88 Prozent der Schwangeren mit HELLP-Syndrom. Blutdruckwerte von bzw. über 190/110 mmHg sind nicht selten.

Hellp Syndrom erkennen

Was ist das HELLP-Syndrom?

Das HELLP-Syndrom ist eine seltene, jedoch sehr ernste Komplikation in der Schwangerschaft. Sie gefährdet das Kind, aber auch die Mama und ist auch deshalb tückisch, weil die Symptome, die du bemerken kannst, oftmals schwer von anderen Erkrankungen abzugrenzen sind. Die Diagnose kann durch die veränderten Blutwerte gestellt werden, die dieser Erkrankung den Namen gegeben haben.

Der Begriff HELLP setzt sich aus den Anfangsbuchstaben folgender englischsprachiger Begriffe zusammen, die eine reine Labordiagnose nach Blutuntersuchung beschreiben:

H steht für „Hemolysis“ (deutsch: Hämolyse). Das bedeutet einen zu geringen Hämoglobinwert (Hb-Wert). Hämoglobin besteht zum großen Teil aus Eisen, färbt das Blut rot und wird daher auch als roter Blutfarbstoff bezeichnet. Er ist gleich in doppeltem Sinne wichtig: zum einen für die Blutbildung, zum anderen für den Sauerstofftransport durch den Körper. Bei zu niedrigem Hämoglobinwert können sich jedoch nicht mehr genug neue rote Blutkörperchen (Erythrozyten) bilden – und außerdem ist die Versorgung des ungeborenen Kindes mit Sauerstoff gefährdet.

E + L stehen für„Elevated Liver Enzymes“. Übersetzt heißt das: Die Schwangere hat erhöhte Leberwerte – was ein Hinweis darauf ist, dass die Leber nicht mehr richtig arbeitet. In der Folge kann der Körper der Mutter nicht mehr ausreichend „entgiftet“ werden, was auch das Leben des Kindes bedroht.

L + P sind die Anfangsbuchstabenvon Low Platelets und zeigen an, dass die Zahl der Thrombozyten zu niedrig ist. Diese Blutplättchen spielen für die Blutgerinnung eine wesentliche Rolle. Sind sie nicht in ausreichendem Maße vorhanden, ist die Blutgerinnung gestört. Das kann sogar zu Ausfällen verschiedener Organe führen.

Zusammengenommen führen diese Befunde zur Diagnose HELLP-Syndrom mit oft schubartigem Verlauf. Er kann für Mutter und Kind in kürzester Zeit lebensgefährlich werden und bedarf als medizinischer Notfall der sofortigen Behandlung im Krankenhaus

Leitsymptom ist neben dem Schmerz im rechten Oberbauch, plötzliche starke, oder auch ungewohnte Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen. Dieser Schmerz im rechten Oberbauch wird durch eine Dehnung der Leberkapsel verursacht. Hinzu kommt häufig auch eine Empfindlichkeit gegen Licht.

Woran bemerkst du die Gefahr?

Ein hoher Blutdruck kann aus medizinischer Sicht ein erster Verdachtsmoment sein, allein begründet er aber noch kein HELLP-Syndrom. Solltest du jedoch Schmerzen im Oberbauch verspüren, so ist das ein Alarmzeichen. Schmerzen rechts im Bereich zwischen dem Bauchnabel und den Rippenbögen gelten als charakteristisches Leitsymptom für das HELLP-Syndrom. Sie werden durch die Dehnung der Leberkapsel verursacht. Sie sind häufig recht heftig und lassen sich deutlich von den üblichen Tritten des Babys unterscheiden.  Hinzutreten können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie Sehstörungen (z.B. Doppelbilder, Augenflimmern). Auch vermehrte Wassereinlagerungen können zusätzlich auftreten. Diese kannst du an Schwellungen im Bereich der Arme bzw. Beine oder auch im Gesicht erkennen.

Solltest du also insbesondere im letzten Schwangerschaftsdrittel Schmerzen im Oberbauch haben, zögere nicht und fahre sofort in deine Geburtsklinik. Am besten geeignet ist ein Kreißsaal der Level-Stufe 1. Dort ist das Team auf die Behandlung dieses Notfalls am besten vorbereitet.

Wie sieht die Behandlung aus?

Liegt ein voll ausgeprägtes HELLP-Syndrom vor, wird das Baby unverzüglich per Kaiserschnitt auf die Welt geholt und die Mutter intensiv-medizinisch behandelt. Wenige Tage nach der Geburt werden sich die Blutwerte wieder normalisieren und sich die betroffenen Organe in der Regel wieder vollständig erholen.

Hat sich das HELLP-Syndroms noch nicht voll entfaltet und schreitet nur sehr langsam voran oder ist das Baby noch sehr unreif, so kann es in bestimmten Ausnahmefällen gelingen, den Verlauf durch eine Blutplasmabehandlung aufzuhalten.

Wie häufig tritt das HELLP-Syndrom auf?

Aus meinem Beitrag über Präeklampsie weißt du schon, dass daran lediglich 2 bis 5 Prozent Schwangere erkranken. Von diesen Schwangeren mit Präeklampsie wiederum entwickeln etwa 10 bis 20 Prozent das HELLP-Syndrom. Um das auszuschließen, wird eine Schwangere mit Symptomen von Präeklampsie immer zugleich auch auf das HELLP-Syndrom untersucht.

In sehr seltenen Fällen kann das HELLP-Syndrom in der Schwangerschaft auch ohne Präeklampsie auftreten. Das betrifft aber nur 0,1 bis 0,2 Prozent der Schwangeren. 

Auch nach der Geburt kann sich das HELLP-Syndrom noch entfalten. Es tritt in etwa 30 Prozent der Fälle postpartal auf. Die Ursachen dafür konnten bis heute nicht genau geklärt werden. Weil das HELLP-Syndrom aber auch im Wochenbett auftreten kann, solltest du die typischen Symptome auch in dieser Zeit nicht auf die leichte Schulter nehmen und lieber einmal zu oft als zu spät ins Krankenhaus fahren.

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.