Im dritten Trimester der Schwangerschaft ist der mütterliche Bauch schon schön gerundet. Jetzt geht es mit großen Schritten auf die Geburt zu. Etwa ab der 30. Schwangerschaftswoche machen viele Schwangere bei den Vorsorge-Untersuchungen nun auch Bekanntschaft mit dem sogenannte CTG – also dem Wehenschreiber. Die meisten freuen sich darüber, weil sie so dem Herzschlag ihres ungeborenen Kindes nachlauschen können.
Die Abkürzung CTG steht für Cardiotokographie. Der Begriff ist eine Kombination aus den Begriffen „cardio“ für Herz, „toko“ für Wehe sowie „graphie“ für Aufzeichnung und verrät bereits die Funktion des Geräts. Als sogenannter Herzton-Wehen-Schreiber oder auch Kardiotokograph macht das Gerät die Herztöne deines ungeborenen Babys hörbar und zeichnet sie auf. Und zugleich stellt es auch deine Wehentätigkeit dar. Sämtliche Werte hält es dann als Kurven auf einem Papierstreifen fest, den das Gerät fortlaufend „ausspuckt“. Mittlerweile speichern manche Geräte die Ergebnisse auch rein digital. Übrigens: Auch deine Hebamme kann ein CTG im Rahmen der Schwangerschafts-Vorsorgeuntersuchungen durchführen.
Erfunden hat dieses nicht invasive diagnostische Verfahren der deutsche Frauenarzt und Geburtshelfer Konrad Hammacher (1928 bis 2001) im Jahr 1964. Dafür erhielt der technikinteressierte Mediziner sogar das Bundesverdienstkreuz. Sein damals neuartiges Verfahren konnte nämlich die Sterblichkeitsrate für Babys während der Schwangerschaft und unter der Geburt bedeutend senken. Sinn und Zweck ist es somit, die Sauerstoffversorgung deines Babys zu kontrollieren sowie zu registrieren, ob Veränderungen in seiner Herzfrequenz im Zusammenhang mit den Wehen stehen. Kurz: Es wird also per CTG danach geschaut, ob es deinem Baby gut geht.
Bis zur Erfindung dieser Methode wurden die Herztöne des ungeborenen Kindes allein mit dem hölzernen Pinard-Stethoskop, dem bekannten „Hebammen-Höhrrohr“, kontrolliert. Auch daraus lässt sich ableiten, wie es dem Ungeborenen geht. Neben aller modernen Technik ist dieser „Klassiker“ im Hebammen-Alltag der Schwangerenvorsorge auch heute noch bei vielen Kolleginnen im verlässlichen Einsatz.
Wann wird ein CTG geschrieben?
Ein CTG kann während der Schwangerschaft und unter der Geburt geschrieben werden. Die Mutterschaftsrichtlinien für die Schwangerenvorsorge sehen diese Kontrolle jedoch nur bei bestimmten Indikationen vor. Dazu zählen zum Beispiel eine vorzeitige Wehentätigkeit, eine Plazentainsuffizienz oder ein Schwangerschaftsdiabetes und auch Mehrlingsschwangerschaften. Auch bei den Kontrollterminen bei der Terminüberschreitung wird jedes mal ein CTG geschrieben.
Grund für diese Einschränkung ist, dass Studien zeigen, dass es bei einer gesunden Schwangeren keinen positiven Nutzen bringt, ein CTG zu schreiben. Vielmehr haben die letzten Jahre gezeigt, dass das Schreiben eines CTGs zu unzähligen unnötigen Eingriffen führt. Der Nutzen dieser Messmethode war – das weiß man inzwischen – über viele Jahre stark überbewertet.
Die Praxis sieht aber anders aus: In den meisten gynäkologischen Praxen wird jedoch trotzdem routinemäßig rund um die 30. Schwangerschaftswoche ein CTG beim Vorsorgetermin geschrieben. Dafür wirst du dann für circa 20 – 30 Minuten an das Gerät angeschlossen.
Auch während der Geburt werden die Herztöne des Babys regelmäßig kontrolliert. Aber auch da konnten Studien beweisen, dass der routinemäßige Einsatz des Wehenschreibers bei gesunden Schwangeren keinen positiven Nutzen hat. Auch bei der Geburt hat sich gezeigt, dass dieser Einsatz zu mehr Interventionen in den Geburtsverlauf führt und bei gesunden Schwangeren (low risk) keineswegs eine sicherere Geburt für Mutter und Kind zur Folge hat.
Während der Geburt sollte also nur dann ein CTG geschrieben werden, wenn es dazu einen medizinischen Grund gibt. Das kann sein, dass Mutter und Baby besondere medizinische Befunde aufweisen, die Gesundheitsparameter also ganz besonders intensiv überwacht werden müssen. Grundsätzlich wird das CTG aber auch dann eingesetzt, wenn medizinische Interventionen, wie beispielsweise eine Geburtseinleitung oder eine Periduralanästhesie (PDA), eine intensive medizinische Überwachung nötig machen.
In vielen Kliniken wird dennoch bei allen Frauen ein CTG während der Geburt geschrieben. Grund dafür ist oft der Personalmangel, der es den Hebammen nicht erlaubt, andere Methoden einzusetzen. Häufig wird dann während der Geburt in der Entbindungsklinik bei regelmäßiger Wehentätigkeit etwa einmal pro Stunde für 10 bis 20 Minuten das CTG-Gerät angeschlossen. Während der letzten Geburtsphase, der Austrittsphase, kann es auch sein, dass du dauerhaft angeschlossen bleibst. Jetzt befindet sich dein Baby ja in der stressigsten Phase seiner Geburt.
Moderne Kardiotokographen arbeiten auch kabellos, sodass sich die Gebärende frei bewegen kann.
Egal zu welchem Zeitpunkt – scheue dich nicht und frage ruhig nach, wenn dir etwas beim CTG unklar sein sollte oder du beunruhigt über etwas bist. Auch falls sich die Ärztin/der Arzt besorgt zeigt: Hake immer nach und lass dir erklären, was los ist.
Wie funktioniert das CTG?
Vereinfacht gesagt, wandelt der Herz-Wehen-Schreiber Ultraschallsignale in sichtbare Kurven um. Dafür gibt es einen Ultraschallkopf, der gemeinsam mit einem Wehendruckmesser mittels eines elastischen Gurtes auf dem Bauch der Schwangeren befestigt wird. Der Ultraschallkopf sendet fortlaufend Ultraschallwellen, die von Babys Herz reflektiert werden. So wird der zeitliche Abstand zwischen zwei Herzschlägen des Kindes gemessen. Die „Antwort-Signale“ werden an ein Analysegerät weitergeleitet. Das errechnet dann, wie oft das kleine Herz pro Minute schlägt, und gibt das Ergebnis als Kurve aus.
Der Wehendruckmesser wiederum ermittelt die Länge und Häufigkeit der Wehen, die sich bei jedem Zusammenziehen der Gebärmutter aufbaut. Die Werte erscheinen als zweite Kurve unter der ersten auf dem ausgeduckten Papierstreifen. Aus dem Zusammenwirken beider Kurven lassen sich dann Rückschlüsse darüber ziehen, wie sich die kindliche Herzfrequenz in Relation zu den mütterlichen Wehen verhält. Der Rückschluss darauf, wie es dem Kind tatsächlich geht, ist allerdings nicht immer einfach zu ziehen. Dafür reicht jedoch kein kurzer Ausschnitt der Ergebnisse, sondern es wird immer der gesamte Kurvenverlauf ausgewertet. Dazu werden andere Parameter hinzugenommen. Dazu gehört beispielsweise das Bewegungsmuster des Babys im Bauch.
Nicht verlässlich objektiv bestimmen lässt sich mit dem CTG hingegen, wie stark die Wehen sind. Das liegt daran, dass die Druckableitung abhängig von der genauen Lage des Wehenschreibers und von der dicke der Bauchdecke abhängt, die ja über der Gebärmutter liegt und die Druckableitung von der Gebärmutter mindert.
Mein Tipp: orientiere dich an deinem Empfinden der Wehentätigkeit und lasse dich nicht von der Höhe der Wehenkurve auf dem Papierstreifen verunsichern.
Übrigens: Manche modernen CTG Geräte zeichnen darüber hinaus auch Bewegungen des Babys im Bauch der Mutter auf. Dann spricht man vom Kineto-Kardiotokographen, abgekürzt K-CTG.
Was verraten die Kurven des CTG?
Die beiden Kurven, die das Analysegerät aufzeichnet, sind ungleichmäßig nach oben und unten gezackt. Eine Mutter – von Beruf Wirtschaftsprüferin – sagte darüber einmal augenzwinkernd zu mir: „Weißt du, Katharina, das erinnert mich irgendwie an die Verläufe von Aktienkursen.“ Das ist zwar ein lustiger Vergleich – aber immerhin: Genau wie an der Börse bedeuten kleinere Unregelmäßigkeit auch beim CTG nicht automatisch sofort, dass Grund zur Sorge besteht.
Wie erwähnt gibt es in den Kurven des CTG zum einen die sogenannte Grundfrequenz für den kindlichen Herzschlag. Dieser sollte im Durchschnitt bei 110 bis 160 Schlägen pro Minute liegen. Diese Grundfrequenz entsteht aber nicht durch eine gleiche Anzahl an Herzschlägen/pro Minute, sondern sie haben eine Schwankungsbreite von über 5 bis 25 Schlägen/Minute. Wenn das Baby gerade aktiv träumt, oder sich im Bauch bewegt, kann sein Herz dabei auch schneller schlagen.
Im Zusammenhang mit der Wehentätigkeit der Austrittsphase, in der dich das Baby durch das enge Becken winden muss, kann es auch vorkommen, dass die Herztöne kurzzeitig unter die Grundfrequenz sinken.
Wenn sich die Gebärmutter bei einer Wehe zusammenzieht, gelangt nämlich für diesen Moment weniger Blut (und somit auch weniger Sauerstoff) von der Plazenta zum Kind. Gleichzeitig wirkt der Wehendruck auf den Kopf des Babys. Dann schlägt Babys Herz für einen Moment langsamer, normalisiert sich aber wieder, sobald die Wehe abebbt.
Normalisiert sich der Herzschlag dagegen nicht wieder, so wird die Hebamme bzw. die Ärztin/der Arzt noch einmal genauer hinschauen. Während der Geburt kann ein plötzlicher oder anhaltender Abfall der Herzfrequenz des Kindes darauf hinweisen, dass die Geburt für dein Baby zu anstrengend ist.
Man spricht von sogenannter Dezeleration, wenn die Herzfrequenz des Babys um mindestens 15 Schläge pro Minute für 10 Sekunden bis zu drei Minuten reduziert ist. Erhöht sich dagegen Babys Herzfrequenz für 15 Sekunden bis zu 10 Minuten um 10 bis 15 Schläge pro Minute, so liegt eine sogenannte Akzeleration vor. Um zu beurteilen, wie es dem Baby wirklich geht, kommt es aber auch auf die Häufigkeit dieser „Ausreißer nach oben“, wie auch die „Ausreißer nach unten“ an.
Jede erfahrene Hebamme und auch die Frauenärzt*innen sind in der Lage, ein CTG auszuwerten. Dazu wird es nach einem bestimmten Schema analysiert – einem sogenannten Score (Fischer-Score oder FIGO-Score). Auf diese Weise lassen sich die Werte einordnen. Bei ihrer Bewertung spielen manchmal auch bestimmte Umstände wie das Alter der Mutter oder von ihr eingenommene Medikamente eine Rolle. Bei einem auffälligen Ergebnis werden dann entsprechend bestimmte weitere Untersuchungen veranlasst.
Mein Tipp: Gerade wer einen CTG-Termin bei der Hebamme oder in der frauenärztlichen Praxis hat, sollte vorher wirklich ausreichend getrunken haben. Die Flüssigkeit stabilisiert den Kreislauf der Schwangeren und regt die Nieren und allgemein den Stoffwechsel an. Das sind gute Voraussetzungen für unverfälschte CTG-Ergebnisse.
Das CTG: Ungefährlich für Mutter und Kind?
Schon einige Mütter haben mich gefragt, ob sich eine Kardiotokographie negativ auf ihr ungeborenes Kind auswirken könnte. Medizinisch richtig eingesetzt, musst du dir keine Sorgen machen. Wichtig ist, dass das CTG nur dann eingesetzt wird, wenn es einen medizinischen Zweck erfüllt. Damit kannst du sicher sein, dass weder die Ultraschallwellen, noch Interpretationsfehler deinem Baby schaden können. Denn letztlich gehört diese Ultraschallbelastung des Herz-Wehen-Schreibers, so wie auch bei den Ultraschalluntersuchungen während deiner Vorsorgetermine, zu einer Schallbelastung, für die keine Schädigungen nachgewiesen ist und die nicht vom Verbot des Einsatzes von Ultraschallwellen in der Schwangerschaft durch das Bundesamt für Strahlenschutz betroffen sind (Verordnung zum Schutz vor schädlichen Wirkungen nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung am Menschen).
Noch ein Wort zu Fetaldopplern für den privaten Gebrauch
Inzwischen bietet der Handel jede Menge Geräte für Eltern zur Miete oder zum Kauf an, mit denen die Herzfrequenz des Ungeborenen zu Hause hörbar und messbar ist. Das sind sogenannte Fetal Doppler. Auch sie senden Ultraschallwellen aus und analysieren die zurückkommenden Schallwellen. Diese sind allerdings anders einzuschätzen. Denn sie werden nicht von medizinisch geschulten Menschen eingesetzt und nicht zum Zwecke einer notwendigen medizinischen Untersuchung. Sie fallen dadurch unter das Einsatzverbot der Strahlenschutzverordnung. Denn diese stellt auch klar, dass die Auswirkungen von Ultraschall nicht endgültig bestimmt werden können. Das betrifft besonders Diagnosemethoden, deren Auswirkungen nicht untersucht werden können, weil jeder sie nach seinem eigenen Bedarf einsetzen kann.
Viele werdende Mütter und Väter lieben es, den Herztönen ihres Kindes zu lauschen, und finden diese Technik so wunderbar, dass die Verwendung der „Heimgeräte“ richtig in Mode gekommen ist. Mit manchen Modellen soll der Herzschlag des Fötus angeblich schon etwa ab der 10. Schwangerschaftswoche hörbar sein. Das verleihe den Eltern gerade im ersten Trimester, wenn noch Unsicherheit besteht, ob die Schwangerschaft bestehen bleibt, ein gutes Sicherheitsgefühl, versprechen die Hersteller.
So sehr ich als Hebamme den Reiz der Schwangeren verstehe, diese Geräte zum Einsatz zu bringen, so dringlich rate ich dennoch davor ab.
Wo liegt das Problem beim Fetaldoppler für den Hausgebrauch?
• Ersten kann es sein, dass Eltern den Herzschlag des Fötus gar nicht finden – oder aus Versehen den falschen Puls, nämlich den niedrigeren der Mutter, hören. In beiden Fällen folgt als Reaktion dann oft die Panik. Und das ist gar nicht gut für eine schwangere Frau und auch nicht für ihr Kind!
• Zweitens gibt manchmal technische Gründe, warum diese Heimgeräte den Herzschlag deines Babys nicht zuverlässig anzeigen. Auch das sorgt bei Eltern für mehr Stress als Nutzen.
• Drittens müssen die medizinisch nicht ausgebildeten Eltern nach der Gebrauchsanweisung selbst interpretieren, ob die Ergebnisse in Ordnung sind. Nicht selten führt das zu falschen Schlussfolgerungen und in der Folge entweder zu starker Verunsicherung oder aber zu vermeintlicher Sicherheit und zu geringerer Wachsamkeit.
• Und viertens kann eine wie oben beschriebene Abhängigkeit von den Geräten entstehen, die Eltern in chronische Anspannung versetzt und sie für die Rückversicherung zu immer neuen Einsätzen des Gerätes zwingt.
Das sind schon mal vier gute Gründe, die Verwendung der Heimgeräte kritisch zu sehen.
Mein Tipp: Vertraut in der Schwangerschaft lieber eurem Körper, der für eine gute Entwicklung des Kindes sorgt. Wenn ihr unsicher seid, ob es dem Baby im Bauch gut geht, dann zögert nicht und holt den Rat der Hebamme oder des Arztes/der Ärztin ein. Dann seid ihr immer in kompetenten Händen und auf der sicheren Seite!
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Katharina Jeschke
Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme, zertifizierte Erste Hilfe Trainerin, zertifizierte Schlafcaochin für Babys und Kinder
Als Hebamme, Schlafcoachin für Babys und Kinder, sowie als Erste Hilfe Trainerin unterstütze ich Frauen und Eltern dabei Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Eltern gut und entspannt zu gestalten. Ich bin selbst Mama von zwei bezaubernden Kindern.
Kinder sollen sicher und geborgen wachsen können. Dafür brauchen sie starke Eltern, die mit Wissen und Intuition die Entwicklung ihrer Kinder begleiten. Meine Hebammenhilfe soll Eltern das Wissen und Vertrauen geben, das sie ihren individuellen Weg finden und gehen können.
Dieser Blog elternundbaby.com ergänzt meine online Hebammensprechstunde und meine online Kurse von notdiensthebamme.de