Früher oder später ist es soweit: Dem Baby werden das erste Mal die Fingernägel geschnitten. Was sein muss, muss sein, und das ist meistens zwischen der fünften und siebten Lebenswoche des Kindes, wenn die Nägelchen schon über die Fingerkuppe hinausragen. Die Erfahrung zeigt, dass viele Eltern schon allein bei dem Gedanken daran nervös werden. Die Fingerchen so winzig, die Nägel so zart – und das kleine Menschlein möchte vielleicht auch gerade gar nicht stillhalten. Ich empfehle allen Eltern: Entspannt euch! Mit ein paar kleinen Tipps und Tricks ist das Nägelschneiden bei Babys nämlich ein Kinderspiel.

Bei der Geburt zeigen die Fingernägel auch an, wie reif ein Baby auf die Welt kommt (sog. Reifezeichen). Sie beginnen ab der achten Schwangerschaftswoche zu wachsen und ragen bei termingerecht geborenen Kindern regelmäßig knapp über die Fingerkuppe hinweg. Noch länger sind die Nägel bei Babys, die nach der 42. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblicken. Kommt das Baby dagegen vor der 37. Woche zur Welt, reichen seine Fingernägel nur höchstens bis zur Fingerkuppe. Im Durchschnitt wächst der Fingernagel beim Kind etwa 3 Millimeter im Monat.

In den ersten vier bis sechs Lebenswochen müsst ihr euch in der Regel also noch nicht um die kleinen Fingernägel kümmern. In dieser Zeit sind die Nägel der Babys noch weich und brechen von alleine. Um der Gefahr vorzubeugen, Babys empfindliche Nagelhaut beim Schneiden zu verletzten, solltest du die Nägel des Babys noch nicht schneiden.

Ist Babys Fingernagel in den ersten Lebenswochen seitlich eingerissen, kann man ihn auch vorsichtig abziehen.

Es gibt aber auch Neugeborene mit überraschend langen Fingernägeln. Wenn sich das Baby damit durch sein Gesichtchen fährt oder beim Stillen an Mamas Brust fasst, können schnell schmerzhafte Kratzer entstehen, die manchmal sogar ein wenig bluten. Früher gab man Müttern in solchen Fällen den Rat, dem Baby kleine Söckchen oder Fäustlinge über die Hände zu ziehen, um Verletzungen vorzubeugen. Wenn dein Baby schläft, kannst du ihm in den ersten Lebenswochen die Hände in Fäustlinge einpacken. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass die Hände warm bleiben. Wenn es wach ist, solltest du darauf aber besser verzichten. Denn das Baby nimmt über das Tasten seine Umwelt wahr. Dieser Sinneseindruck ist für das Baby enorm wichtig. Er sollte möglichst direkt und ohne irritierenden Stoff möglich sein können. Das Baby erforscht mit seinen Fingerchen beim Stillen seine Mama. Der Hautkontakt – auch über die Hände und Finger – ist für das Baby elementar wichtig für die Orientierung in seiner neuen Lebenswelt außerhalb des Bauches. Mit etwas Übung wirst du eine Stillposition finden, bei der dich die weichen Fingernägel des Neugeborenen nicht stören.

Nur sehr selten kommt es vor, dass die Nägel der Babys in der Zeit des Wochenbettes geschnitten werden müssen. Denn nur bei wenigen Kindern sind sie schon in den ersten Wochen so fest, dass sie nicht mehr alleine brechen.

Womit Babys Nägel schneiden?

Zum Kürzen der zarten Fingernägel eines Babys greife bitte nicht zu Nagelfeile, Nagelknipser oder Nagelschere, die du für deine eigenen Fingernägel benutzt. Diese Instrumente sind für Erwachsene gedacht, aber für kleine Säuglingsfinger ungeeignet – weil viel zu groß, zu spitz, zu grobkörnig. Daher bergen sie ein zu hohes Verletzungsrisiko für dein Kind. 

Besser geeignet ist die speziell für Babys konzipierte Nagelschere. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie besonders feine Klingen hat und die Spitzen abgerundet sind. Das schützt dein Baby vor Verletzungen beim Nägelschneiden. Wichtig ist auch, dass sie aus rostfreiem Stahl hergestellt ist. 

Mein Hebammentipp: Achte beim Kauf einer Babynagelschere unbedingt darauf, dass die Klingen fein, also dünn sind. Ist die Schere zu dick, lassen sich die feinen Nägel der Kinder nicht gut schneiden. Steht auf der Verpackung Babynagelschere, dich erinnert diese Babynagelschere aber an eine Bastelschere, dann suche lieber ein anderes Modell aus. Denn diese Scheren sind in der Regel zu grob für die feinen Nägel der Babys. Suche dir eine Schere, die aussieht, wie die Schere für Erwachsene, aber mit einer abgerundeten Spitze.

Vielleicht hast du auch schon von der Methode gehört, dass Eltern die weichen Fingernägel ihrer Babys abkauen? Ich rate von dieser Methode ab. Es gibt Berichte, dass Eltern dabei ihr Baby in die Finger gebissen haben. In jedem Fall besteht dabei immer die Gefahr, dass das Baby eine Nagelbettentzündung bekommt. Babys Nägel benötigen saubere Instrumente für die Pflege. Der Mund ist kann kein keimarmes Schneidewerkzeug sein.

Wie schneidet man die Nägel der Babys?

Wichtig ist, dass du beim Schneiden der Nägel deines Babys, weder die Nagelhaut noch die Haut an der Fingerkuppe verletzt. Auch das Risiko einer schmerzhaften und gefährlichen Nagelbettentzündungwird so minimiert. 

Zur Prozedur kannst du dir dein Baby oder Kleinkind auf deinen Schoß setzen, sodass sein Rücken an deinem Bauch lehnt. Dann nimmst du sein Händchen in die eine Hand, während deine andere Hand die Schere führt. Nutze den Greifreflex deines Babys aus und gib ihm deinen Mittelfinger zum Festhalten. Dann kannst du den Finger, dessen Nagel du schneiden möchtest mit Daumen und Zeigefinger anheben und ganz problemlos den Nagel schneiden. Viele Eltern erledigen die Mini-Maniküre bei ihrem Baby auch als Team gern zusammen. 

Schneide die Nägel deines Babys in den ersten Wochen nicht zu kurz. Das reduziert das Verletzungsrisiko.

Sollte es doch zu einer kleinen Verletzung beim Schneiden der Babynägel gekommen sein, so stille die Blutung mit einer sauberen Kompresse, die du sanft auf die Wunde drückst. Anschließend desinfizierst du sie mit einem geeigneten (nicht brennenden!) Wundspray. Verzichte besser auf ein Pflaster. Das könnte dein Baby nämlich verschlucken, wenn es an seinen Fingerchen lutscht bzw. saugt. Größere Verletzungen oder Wunden, die sich entzünden, solltest du unbedingt vom Kinderarzt oder der Kinderklinik versorgen lassen.

Bei älteren Babys kannst du nach dem Schneiden die Fingernägel entsprechend ihrer natürlichen Rundung mit der Baby-Nagelfeile feilen, um die leicht abgerundete Form zu erhalten. Eventuelle spitze Ecken lassen sich damit auch sanft runden. Dabei führst du die Feile immer vom äußeren Rand zur Mitte des Nagels und stets nur in diese Richtung (also nicht hin- und herfeilen, damit der Nagel nicht splittert!).

Wenn das Baby seine Nägel nicht schneiden lässt?

Immer wieder fragen mich Eltern, was sie tun können, wenn ihr Kleines bei der Mini-Maniküre nicht stillhält. Dann hilft es, gut auf den Zeitpunkt zu achten, wann die Nagelpflege stattfinden soll. Plant dafür ausreichend Zeit ein, damit ihr in Ruhe „arbeiten“ könnt. Ihr wisst ja, dass sich elterliche Unruhe oder Eile rasch aufs Kind überträgt. Was außerdem zu eurer Entspannung beitragen kann: Ihr müsst nicht alle 10 Fingerchen in einem einzigen Durchgang schaffen. Wenn es heute nur drei sind, dann geht es halt morgen weiter – oder übermorgen. 

In jedem Fall ist ein zufriedener, satter Säugling „kooperativer“ als ein hungriges oder quengeliges Kind. Viele Eltern halten daher nach dem Baden für einen guten Zeitpunkt, weil das Kleine dann oft bereits etwas schläfrig ist. Und außerdem sind seine Nägelchen durch den Wasserkontakt weicher und lassen sich dadurch noch leichter kürzen. Manche Eltern nutzen zum Nägelkürzen auch die Gunst der Stunde, wenn ihr Baby schläft. Das bleibt natürlich euch überlassen. Ich persönlich finde es jedoch besser, wenn das Kind wach (und neugierig) miterleben kann, was mit ihm geschieht. Schließlich soll es ja auch lernen, euch beim Schneiden der Nägel zu vertrauen – und dass das, was ihr da gerade mit seinen Fingerchen anstellt, keineswegs weh tut!   

Wie schneidet man Babys Zehennägeln?

Die Fußnägel eines Menschen wachsen grundsätzlich deutlich langsamer als die Fingernägel. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass unsere Finger stärker durchblutet werden und als unsere Zehen. So braucht ihr euch um Babys Fußnägel anfangs nicht zu kümmern. 

Wenn die kleinen Zehen dann dran sind, weil auch dort die Nägel nun über die Zehenkuppen ragen, gilt grundsätzlich Ähnliches wie bei den vorherigen Ausführungen zu den Fingernägeln. Anders verhält es sich jedoch mit der Nagelform. Während die Fingelnägel eine leicht gerundete Form erhalten, werden die Fußnägel immer gerade geschnitten und die kleinen Ecken nicht abgerundet. So verhindert ihr, dass der Zehennagel an den Seiten ins Nagelbett einwächst. Das kann nämlich ebenfalls zur schmerzhaften Entzündung führen. Vermieden werden sollten auch zu kurze Fußnägel.    

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Katharina Jeschke

Katharina Jeschke

Gründerin von elternundbaby.com und Hebamme

Als Geburtshausleiterin, Hebamme und Mutter unterstütze ich Frauen dabei ihre Herausforderung während, vor und nach der Schwangerschaft besser zu bewältigen.

Um noch mehr Frauen zu erreichen, startete ich elternundbaby.com. Ich freue mich darauf, dich hier begrüßen zu dürfen.